Viermal Gehirnwäsche, fünfmal Arbeitslager – Ein persönlicher Bericht über die Gründe für ihre Strafanzeige

(Minghui.org) Am 25. August 2015 erstattete eine 55-jährige Frau Strafanzeige gegen Jiang Zemin, den früheren Staatschef Chinas, weil sie seit dem Beginn der Verfolgung von Falun Gong im Juli 1999 verfolgt wird.

Frau Chen Qinfang, eine Falun Gong-Praktizierende aus dem Bezirk Jiading, wurde neunmal verhaftet und ihr Zuhause achtmal geplündert. Viermal wurde sie in einer Gehirnwäsche-Einrichtung festgehalten, fünfmal in einem Zwangsarbeitslager inhaftiert und zur medizinischen Behandlung auf Kaution freigelassen. Insgesamt verbrachte sie sechseinhalb Jahre unter Zwangsarbeit.

Ich konnte nicht tatenlos zusehen, als Falun Gong verleumdet wurde

Als junge 36-jährige Frau mit vielen Krankheiten begann ich Falun Gong zu praktizieren, in der Hoffnung, dadurch gesund zu werden. Und tatsächlich, nachdem ich nur kurze Zeit praktiziert hatte, erholte ich mich von meinen Leiden.

Weil ich so sehr von Falun Gong profitiert hatte, konnte ich vor 16 Jahren, als diese Praktik im Jahr 1999 verfolgt wurde, nicht tatenlos zusehen.

Am 5. Juli 2000 ging ich deshalb nach Peking, um friedlich für das Recht zu appellieren, Falun Gong praktizieren zu dürfen. Damals wurden die Chinesen von Chinas staatseigenen Medien mit verleumderischen Informationen bombardiert.

Laut chinesischer Verfassung haben Chinesen das Recht, bei den Behörden zu appellieren, wenn sie unfair behandelt werden. Aber bei meiner Rückkehr nach Hause wartete eine Serie von Inhaftierungen, erzwungener Gehirnwäsche und Druck von meiner Familie auf mich.

Gehirnwäsche während der ersten zwei Jahre der Verfolgung

Als ich nach Hause zurückkehrte, wiesen mich die Polizeistation und Komitee Mitglieder an, meine Bücher über Falun Gong abzugeben, was ich verweigerte. Daraufhin gingen sie zu meiner Arbeitsstelle, bei der zu dieser Zeit Entlassungen an der Tagesordnung waren. Sie nutzten meine Situation aus und entließen mich. Als meine ältere Schwester und meine Mutter davon erfuhren, schimpften sie mit mir und schlugen mich.

Während des Chinesischen Neujahrfestes 2001 wurde ich für acht Tage in eine Gehirnwäsche-Einrichtung gebracht. Ich musste mir dort unter Zwang Berichte anhören, die den Meister, den Gründer von Falun Gong, verleumdeten. Ebenso verlangten sie, dass ich mir ein Video über die „Selbstverbrennung auf dem Platz des Himmlischen Friedens“ anschauen sollte. Diese sogenannte „Selbstverbrennung“ war eine gestellte Inszenierung, wie damals schon längst bewiesen worden war. Das alles belastete mich sehr und bereitete auch meiner Familie Sorgen.

Dann wurde ich ab 18. Mai 2001 wieder tageweise mit meiner vierjährigen Tochter in eine Gehirnwäsche-Einrichtung gebracht. Als sie sah, wie der Direktor der Polizeistation mir auf die Füße trat, versuchte sie, mich zu beschützen.

Als ich mich zum Ende der Haftzeit am 11. Juni 2001 weigerte, mich 'umerziehen' zu lassen, wurde ich in die Gehirnwäsche-Einrichtung von Qingpu gebracht. Sie plünderten meine Wohnung und beschlagnahmten meine Bücher von Falun Gong.

Mir wurde eine Zwangsjacke angelegt, weil ich nachts die Übungen praktizierte, und morgens wurde sie mir wieder abgenommen. Später legten sie mir die Hände hinter dem Rücken in Handschellen und hängten mich. Nur meine Zehen berührten den Boden.

Als ich mich weigerte, eine Erklärung zu unterschreiben, dass ich Falun Gong aufgeben würde, rief die Einrichtung meinen Mann, meine Tochter, meine Mutter und die Mutter meines zuvor verstorbenen Mannes an. Man wies sie an, mich 'umzuerziehen'. Weil ich entschlossen blieb, mich weiter zu kultivieren, wurde ich am 1. August 2001 freigelassen.

Haft im Zwangsarbeitslager

Fünfmal wurde ich zu Zwangsarbeit verurteilt, insgesamt für sechseinhalb Jahre. Als erstes wurde ich am 23. August 2001 für drei Tage und drei Nächte im Gefängnis festgehalten, wo ich mit Handschellen an Metalltüren gefesselt wurde. Zuvor hatte die Polizei herausgefunden, dass ich 100 Flyer hergestellt hatte, die die Vorteile des Praktizierens von Falun Gong beschrieben.

August 2001: Zwei Jahre Zwangsarbeit

Die Behörden verhängten zwei Jahre Zwangsarbeit über mich und brachten mich zwei Monate meiner Haftzeit in das Arbeitslager für Frauen von Qingpu. Eine Insassin meldete mich bei den Wärtern, weil ich mich weigerte, mich 'umerziehen' zu lassen und weil ich die Artikel des Meisters rezitierte.

Dafür wurde mir mein Essen rationiert und mir wurde das billigste Gemüse gegeben. Aus Hunger erbrach ich Gallenflüssigkeit; das tritt normalerweise auf, wenn man längere Zeiten hungern muss.

Sie zwangen mich zur Arbeit und wenn ich mein Pensum nicht erfüllte, musste ich bis zu einem halben Monat lang stehen.

Vom 3. Juli bis 1. August 2003 steckten die Wärter mich in Einzelhaft. Den ganzen Tag strahlte eine Wärmelampe auf mich, wodurch ich stark schwitzte.

Oktober 2004: Ein Jahr Zwangsarbeit

Am 16. Oktober 2004 plünderten Polizei und Mitglieder des Parteikomitees meine Wohnung. Sie nahmen mich fest und brachten mich in eine Haftanstalt. Ich wurde zu einem Jahr Zwangsarbeit verurteilt. Im Dezember 2004 brachten die Behörden mich dann in das Arbeitslager für Frauen von Qingpu.

Meine Mahlzeiten bestanden lediglich aus Auberginen, weil ich eines der Gedichte des Meisters rezitiert hatte. Nach einer Weile konnte ich keine Auberginen mehr sehen.

Januar 2008: Ein Jahr Zwangsarbeit

Als ich an einem verschneiten 30. Januar 2008 Lebensmittel einkaufte, wurde ich von der Polizei belästigt. Sie beschlagnahmten meine Tasche und brachten mich zur Polizeistation. In der Tasche befanden sich 900 Yuan (ca. 125,- €) [1] in einzelnen Scheinen, auf denen die Worte 'Falun Gong ist gut' aufgedruckt waren. Ebenso beschlagnahmten sie 100 Yuan, die für die alltäglichen Einkäufe gebraucht wurden.

Im März 2008 bekam ich ein Jahr Zwangsarbeit und wurde in das Arbeitslager für Frauen von Jiangsu gebracht.

Dem Teamleiter wurde gesagt, dass man mich nicht habe 'umerziehen' können. Deshalb wies er Insassen an, mich zu belästigen. Wenn sie erfolgreich wären, dann würden ihre Strafsätze reduziert werden, so wurde ihnen gesagt. Deswegen versuchten sie, mich auf verschiedene Arten zu foltern.

Da ich mich weigerte, eine Garantieerklärung zu unterschreiben, mit der ich versprechen sollte, Falun Gong aufzugeben, schlugen sie mir ins Gesicht. Dann rann mir das Blut über das Gesicht und es sah völlig zerschrammt aus.

Weil ich eine andere Praktizierende grüßte, die sich ebenfalls weigerte, sich umerziehen zu lassen, musste ich zwischen dem 1. November 2008 und dem 1. Januar 2009 an kalten Wintertagen auf dem Feld arbeiten. Die Haut an meinen Händen und Füßen sprang auf und blutete. Auch ließen sie mich nicht so lange wie gewöhnlich schlafen.

November 2009: Ein Jahr Zwangsarbeit

Im November 2009 bekam ich meinen vierten Strafsatz für Zwangsarbeit.(http://en.minghui.org/html/articles/2010/2/5/114440.html)

Als ich einkaufen war, verhaftete mich die Polizei. Sie nahmen vier Ein-Yuan-Scheine mit den Worten 'Falun Gong ist gut' darauf von woanders her und behaupteten, dass diese Geldscheine von mir wären. Auch meine Wohnung wurde geplündert.

Mai 2011: Eineinhalb Jahre Zwangsarbeitslager

Polizisten von der Polizeistation Anting nahmen mich am 26. Mai 2011 fest, während ich Lebensmittel einkaufte. Sie führten eine Leibesvisitation bei mir durch und meine Wohnung wurde geplündert. Sie nahmen persönliche Gegenstände mit, einschließlich Geldscheinen, auf denen Informationen über Falun Gong aufgedruckt waren. Dieses Mal bekam ich eineinhalb Jahre Zwangsarbeit.

Im Arbeitslager wiesen die Wärter die Insassen dazu an, mich von morgens bis spät abends auf einem kleinen Hocker sitzen zu lassen. Sobald ich mich bewegte, wurde ich mit Schimpfworten beleidigt. Ebenso stupsten sie mir in den Rücken und fassten mir ständig an meine Oberschenkel.

Als ich eines Abends einen plötzlichen Schmerz verspürte und weder sitzen noch stehen konnte, wurde ich ins Krankenhaus gebracht, wo bei mir Gallensteine diagnostiziert wurden. Ich bekam einen Tropf, hatte aber jede Nacht extreme Schmerzen. Dann wurde ich auf Kaution zur medizinischen Behandlung freigelassen.

Weil ich die Übungen von Falun Gong praktizieren und die Bücher lesen konnte, wurde ich schnell wieder gesund. Als die Behörden von meiner Genesung erfuhren, zogen sie die Freilassung zur medizinischen Behandlung wieder zurück.

So wurde ich am 23. Januar 2012 erneut festgenommen und ins Arbeitslager gebracht. Drei Tage und Nächte lang war ich ans Bett gefesselt und wurde erst wieder am ersten Tag des Chinesischen Neujahr freigelassen.

Die Wärter taten mir unbekannte Substanzen ins Essen, was zu Magenverstimmungen führte. Damit hörten sie aber wieder auf, als ich ihnen sagte, dass sie mir keine unbekannten Medikamente verabreichen sollten.

Februar 2009: Gehirnwäsche-Einrichtung und Belästigung

Im Februar 2009 kümmerte ich mich im Krankenhaus um meine frühere Schwiegermutter, als Polizisten des Büros 610 und Komitee Mitglieder mich festnahmen und mich in eine Gehirnwäsche-Einrichtung brachten. Daraufhin ging ich für drei Tage und Nächte in einen Hungerstreik. Das Gehirnwäsche-Programm endete im Mai 2009. Als meine frühere Schwiegermutter einen Monat nach meiner Verhaftung verstarb, konnte ich meine Fürsorgepflicht nicht erfüllen.

Im ersten Jahr nach meiner Freilassung aus dem Arbeitslager belästigte ein pensionierter Polizist mich jede Woche einmal. Der 'Besuch' reduzierte sich im zweiten Jahr auf alle zwei Wochen einmal.

Zusätzlich zu dem 'Hausbesuch' wies auch das Büro 610 jemanden an, mich und jeden, der mich aus meinem Nachbarhaus besuchte, zu beobachten.

Am 8. Juli 2015 wurde meine Wohnung geplündert. Ich wurde verhaftet und auf Kaution freigelassen. Daraufhin wurde meine Wohnung am 7. August 2015 erneut geplündert, und meine Strafanzeige gegen Jiang Zemin wurde beschlagnahmt. Ich wurde zur Polizeistation gebracht und noch am selben Tag wieder freigelassen.

All diese Festnahmen und Inhaftierungen haben mir und meiner Familie erheblich geschadet. Wir leben in ständiger Angst. Diese Angst verursachte bei meinen Eltern und bei den Eltern meines früheren Mannes großen Stress, bis sie schließlich starben.

Hintergrund

Jiang Zemin begann im Alleingang die Verfolgung von Falun Gong im Jahr 1999. Trotz Widerspruch der übrigen Mitglieder des Ständigen Komitees des Politbüros nutzte er seine damalige Position als Chef der Kommunistischen Partei Chinas und zwang ihnen seinen Willen auf, um die Verfolgung zu beginnen.

Die Verfolgung hat in den vergangenen 16 Jahren zum Tod vieler Falun Gong-Praktizierender geführt. Viele wurden gefoltert und sogar wegen ihrer Organe getötet. Jiang Zemin und seine Gefolgschaft sind direkt für den Beginn, die Weiterführung und Aufrechterhaltung der Verfolgung verantwortlich.

Unter Jiangs persönlicher Anleitung gründete die Kommunistische Partei Chinas am 10. Juni 1999 ein illegales Sicherheitsorgan auf Parteibasis, das Büro 610 genannt wird. Es agiert außerhalb des chinesischen Gesetzes und führt die Verfolgungspolitik direkt durch. Mit dem Aufruf: „Zerstört ihren Ruf, ruiniert sie finanziell und vernichtet sie physisch!“ wies der damalige Präsident Chinas, Jiang Zemin, die Handlanger der Verfolgung an, vor keiner Grausamkeit zurückzuschrecken.

Das chinesische Gesetz erlaubt seinen Bürgern, Strafanzeigen zu erstatten. Viele Falun Gong-Praktizierende üben nun dieses ihnen zustehende Recht aus und zeigen das frühere Staatsoberhaupt an.

[1] Das durchschnittliche Einkommen eines chinesischen Arbeiters beträgt monatlich umgerechnet etwa 300,- €.