Aus dem Ego herauskommen

(Minghui.org) Im Jahr 1998 begann ich mit der Kultivierung im Falun Dafa. Vor einigen Tagen machte ich eine Erfahrung, durch die ich zum ersten Mal verstand, was Egoismus bedeutet.

Ich habe nie eine Schule besucht. Aber meine Mutter brachte mir Güte, Loyalität, Höflichkeit, Weisheit und Zuverlässigkeit bei. Sie lehrte mich auch Bescheidenheit, Toleranz und Geduld, und dass ich bei allem zuerst an andere denken sollte. Ich ertrage lieber Nachteile, als anderen zu schaden.

Als ich das Dafa lernte, lächelte ich noch mehr. Egal welche Xinxing ein Mensch zeigte, ich behandelte ihn gut. Dinge, die von anderen als Pass bezeichnet wurden, waren für mich nur Kleinigkeiten, die ich mit einem Lächeln beantwortete. Manchmal kam es auch vor, dass wesentlich jüngere Mitpraktizierende mit dem Finger auf mich zeigten und mich kritisierten, sodass ich das Gefühl hatte, ich hätte mein Gesicht verloren. Ich weinte dann im Stillen, dachte aber nie daran, den Mitpraktizierenden zu schaden. Warum? Weil ich ein Dafa-Jünger bin, dem der Meister das Zaubermittel „nach innen schauen“ gegeben hat. In den vielen Jahren meiner Kultivierung sprachen die Mitpraktizierenden beim Austausch oft über das Ego. Ich dachte immer, dass ich außer dem Dafa und den drei Dingen, die der Meister von uns fordert, alles loslassen könnte. Deshalb verstand ich die ganze Zeit nicht, was das „Ego“ war.

Vor ein paar Tagen kaufte ich eine Telefonkarte von einer jungen Mitpraktizierenden in unserer Gruppe. Ich erinnerte mich genau daran, dass ich ihr 100 Yuan gegeben hatte. Aber weil sie zu beschäftigt war, erhielt ich von ihr keine Karte.

Ich hatte schon öfter erlebt, dass diese Praktizierende kein gutes Gedächtnis hatte und oft etwas vergaß. Bei mir war es anders, ich ging achtsam mit Geld um. Ich weiß jeden Tag genau, wie viel Geld in meiner Tasche ist und wie viel ich ausgegeben habe.

Deshalb schaute ich nochmals in meiner Tasche nach und stellte fest, dass zwar 100 Yuan fehlten, aber keine Telefonkarte vorhanden war. Ich war mir sicher, dass diese Praktizierende mir keine Karte gegeben hatte. Im Beisein anderer Mitpraktizierender verlangte ich von der jungen Praktizierenden die Telefonkarte. Sie meinte dann: „Das stimmt nicht. Wenn ich dir keine Karte gegeben hätte, warum hättest du mir dann das Geld gegeben?“

Ich antwortete selbstsicher: „Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis und irre mich nicht. Du hingegen kannst dich oft nicht mehr erinnern und liegst oft falsch.“ Ich wiederholte den Satz mehrmals. Als diese Praktizierende hinausging, um zu telefonieren, stimmten mir zwei Praktizierende zu, sodass ich noch selbstsicherer wurde. Nur ein langjähriger Praktizierender sagte nichts. Als die junge Praktizierende wieder hereinkam, verhielt sie sich plötzlich anders. Sie weinte und stritt mit mir, weil sie sich ungerecht behandelt fühlte. Außerdem sagte sie etwas, das nicht dem Fa entsprach und zählte verschiedene Begebenheiten auf, bei denen ich mich früher getäuscht hatte.

Ich bin über 60 Jahre alt und war noch nie in einen so heftigen Streit verwickelt gewesen. Doch ich wurde weder laut, noch sagte ich etwas Unhöfliches. Die junge Praktizierende kritisierte mich immer weiter und wurde schon rot im Gesicht. Ich versuchte sie zu beruhigen und meinte: „Lass es sein. Es war mein Fehler. Ich möchte die Karte nicht mehr. Lass es gut sein.“ Doch je mehr ich versuchte, die Diskussion zu beenden, umso heftiger wurden ihre Vorwürfe. Irgendetwas erregte dann meine Unvernunft. Ich beharrte auch auf meiner Meinung und diskutierte mit ihr.

Der langjährige Praktizierende sah, dass ich die Sache nicht richtig behandeln konnte und sagte: „Du hast einen Fehler gemacht. Dein Ego ist zu stark und du beharrst zu sehr auf deiner Meinung.“ Als ich das hörte, erinnerte ich mich, dass ich der jungen Praktizierenden normalerweise relativ nah stand und wir uns gut kannten. Wir waren gefühlsmäßig stärker miteinander verbunden.

Einige Praktizierende meinten, dass wir alle nach innen schauen und aufrichtige Gedanken aussenden sollten. Darauf stritt sich die junge Praktizierende mit ihnen. Unter diesen Umständen konnten wir weder das Fa lernen noch aufrichtige Gedanken aussenden. Zum Schluss ging ich mit einem Praktizierenden weg.

Unterwegs sprach der Praktizierende mit mir über das Beharren auf meiner eigenen Meinung, aber ich verstand es immer noch nicht. Der langjährige Praktizierende meinte auch, dass mein Ego zu stark sei. Ich dachte dann: „Wieso ist mein Ego zu stark? Ich habe doch keinen Fehler gemacht.“ Meiner Meinung nach hatte sich die Angelegenheit mit der Karte so zugetragen. Deshalb fragte ich mich, warum er meinte, dass mein Ego zu stark sei. In diesem Moment erinnerte ich mich an das Fa des Meisters und plötzlich verstand ich, dass ich falsch lag. Ich erkannte, dass ich nicht auf einer Sache beharren sollte und dass wir uns durch hartnäckige Diskussion nicht erhöhen können. Aber bedingt durch die gewohnheitsmäßigen Gedanken und menschlichen Gesinnungen fühlte ich mich traurig und spürte, dass ich mein Gesicht verloren hatte.

Als ich mich nach einiger Zeit beruhigt hatte, konnte ich nach innen schauen und verstand, dass ich wirklich einen Fehler gemacht hatte. Ich war die ganze Zeit dabei, der jungen Praktizierenden aufzuzeigen, dass sie Unrecht und ich Recht hatte. Wir stritten uns und konnten nicht in Ruhe nach innen schauen und unsere menschlichen Gesinnungen finden. Je mehr ich auf meiner Meinung beharrte, desto weniger konnte es die junge Praktizierende akzeptieren und desto mehr verlor ich mein Gesicht. Der Meister gab uns die Gelegenheit, unsere Xinxing zu erhöhen und unseren Kampfgeist zu beseitigen. Nicht nur, dass ich den Pass nicht überwunden hatte, ich machte es der Mitpraktizierenden auch noch schwer, sodass die ganze Gruppe das Fa nicht lernen konnte.

Als ich das verstanden hatte, fand ich plötzlich die Telefonkarte in meiner Tasche. Ich schämte mich sehr und wollte nicht, dass es die Mitpraktizierenden erfuhren. Ich erkannte dann, dass es immer noch darum ging, mein Gesicht zu bewahren.

Durch diese Angelegenheit wurde mir bewusst, wie sich der Egoismus zeigt und welchen Schaden er verursacht: Man beharrt darauf, Recht zu haben und will dem anderen beweisen, dass sie Unrecht haben. Das Ego verursacht doppelten Schaden. Man schadet sich selbst und auch den anderen.

Meine obige Erfahrung habe ich aufgeschrieben, um den Eigensinn, auf seiner eigenen Meinung zu bestehen, und die Angst vor Kritik ans Licht zu bringen. Sie müssen aufgelöst und vernichtet werden. Denn nur so können die Praktizierenden besser zusammenarbeiten und die Verantwortung, dem Meister bei der Fa-Berichtung zu helfen, erfüllen.

Für Anregung und Kritik der Mitpraktizierenden bin ich dankbar.