Arzt im Untersuchungsgefängnis: „Wir warten, bis Sie sterben“

(Minghui.org) Als ich am 23. November 2015 von der Arbeit nach Hause ging, stellten sich mir mehrere Polizisten in den Weg und nahmen mich fest. Sie führten eine regelrechte Razzia in meinem Haus durch und nahmen Bücher über Falun Dafa, mein Mobiltelefon und meinen Laptop mit. Als sie mich wegzerrten, rief ich laut: „Falun Dafa ist gut! Die Polizei begeht ein Verbrechen!“ Die Polizisten kamen von der Polizeiwache Wenhualu.

Als ich in die Polizeiwache Xinjianglu gebracht wurde, konnte ich hören, dass in den anderen Räumen Falun Gong-Praktizierende verhört wurden. Tian Yu und ein anderer Polizist befragten mich. Ich weigerte mich, mich auf einen Metallstuhl zu setzen. Stattdessen nahm ich mir einen anderen Stuhl, denn ich war keine Kriminelle.

Es ging um die Strafanzeige gegen Jiang Zemin

Alle trugen an ihrer Brust Videokameras. Sie befragten mich zu der Strafanzeige, die ich gegen Jiang Zemin erstattet hatte.

Ich sagte zu ihnen: „Ich habe mich an die rechtliche Vorgehensweise bei der Strafanzeige gegen Jiang Zemin gehalten. Das ist mein Recht und ich stehe unter dem Schutz des Gesetzes. Es gibt für Sie überhaupt keinen rechtlichen Grund, mich zu befragen.“

In jener Nacht wurde ich in das Untersuchungsgefängnis gebracht. Um mich dazu zu bringen, die Häftlingsuniform zu tragen, nahmen zwei Wärterinnen Scheren und schnitten mir meinen Mantel und meine Hose auf. Dann warfen sie die Kleidungsstücke weg. Sie steckten mich in eine Häftlingsuniform und brachten mich in Zelle Nr. 7.

Ich wurde gefoltert. 

Im Oktober 2001 war ich schon einmal gefoltert worden, damals von Hu Bin und Gao Weixing in der Polizeiwache Wenhualu. Bei der Folter damals wurde meine Wirbelsäule angebrochen. Um einer weiteren  Misshandlung zu entgehen, war ich aus dem Gebäude gesprungen. Meine damalige Verletzung entwickelte sich zu einer Lendenwirbelhyperplasie. Dieses Mal zwangen mich die Häftlinge im Untersuchungsgefängnis, mich flach auf ein Bett – ein kaltes, hartes Brett – zu legen. Wenn ich mich bewegte, schlugen sie mir ins Gesicht und drückten mich auf das Brett. Der Knochen, der gegen das Brett rieb, verursachte äußerst starke Schmerzen. Ich bekam zwei Tage lang keine Decke oder Bettzeug und fror.

"Zwangsernährung" (2004) Gemälde aus der internationalen Kunstausstellung "Die Kunst von Zhen Shan Ren"

Ich trat in einen Hungerstreik, um gegen die rechtswidrige Haft zu protestieren. Nach vier Tagen begannen sie, mich durch einen Schlauch in der Nase zu ernähren. Li, der Gefängnisarzt, sagte stolz: „Weißt du, warum sie mich den ‚Zehn-Nadel-Li‘ nennen? Weil ich erst nach zehn Versuchen eine Vene finde.“

Sie klebten mir den Schlauch fest an die Nase, das Gesicht und den Kopf. Der Rand des Klebebandes schnitt in meine Nase. Das schmerzte so sehr, dass ich nicht schlafen konnte. Sie fesselten meine Hände mit Handschellen auf den Rücken und banden mich mit Fixierbändern fest. Dann zwangen sie mich, einen schweren Helm zu tragen.

Am nächsten Tag war mein ganzer Körper angeschwollen und ich konnte kaum meine Augen öffnen. Meine Hände waren wie Dampfbrötchen aufgedunsen. Li sagte den Häftlingen, dass ich Durst haben würde, weil er mich mit Salz zwangsernährt habe. Doch niemand dürfe mir Wasser geben. 

Ich hatte sehr viel Durst und unerträgliche Schmerzen.

Krampfanfälle, Halluzinationen, Panikattacken

Einige Tage später ketteten sie meine Handschellen und Fußfesseln aneinander. Doch ich blieb weiter standhaft und gab nicht auf. Mehr als 20 Tage lang verboten sie mir das Haarewaschen und das Zähneputzen. Ich wurde ständig angeschrien. Ich forderte bedingungslose Freilassung, doch die Polizisten im Untersuchungsgefängnis lehnten es ab. Sie behaupteten, dass sie dazu gar keine Berechtigung hätten. Ich bat um Papier, damit ich ein Beschwerdeschreiben verfassen könne. Doch Wärter Li Shiqiu weigerte sich, mir Papier zu geben.

Folterillustration: Mit Handschellen und Fußfesseln am Boden angekettet

Am 15. Dezember 2015 hatte ich Kopfschmerzen und Krampfanfälle und mein Körper war taub. Ich fing an zu halluzinieren und bekam Panikattacken. Der Gefängnisarzt und der Leiter des Untersuchungsgefängnisses kamen und verabreichten mir Infusionen. Ich konnte nichts spüren, als die kalte Flüssigkeit in meinen bewusstlosen Körper drang. Als die Häftlinge mich fragten, ob ich den Hungerstreik beenden würde, sagte ich zu ihnen, dass ich das nur tun würde, wenn sie mich bedingungslos freilassen würden. Schließlich hätte ich kein einziges Verbrechen begangen.

„Wir warten, bis Sie sterben“

Am Morgen des 16. Dezember kamen zwei Ärzte. Als ich mich weigerte, den Hungerstreik aufzugeben, wiesen sie die Häftlinge an, den blutigen Nasenschlauch herauszuziehen und durch einen neuen zu ersetzen. Die Schmerzen verursachten einen Krampf bei mir und ich erbrach dunkelbraune Gallenflüssigkeit.

Einer der Ärzte starrte mich an und drohte mir, dass er jeden Tag den Schlauch wechseln werde, wenn ich nicht aufgeben würde. Am Mittag kam Doktor Li. Als er erfuhr, dass ich immer noch im Hungerstreik war, wurde er wütend. „Sie nehmen doch wohl nicht an, dass Sie hier weggehen können!“, rief er. „Wir warten, bis Sie sterben, und dann bringen wir Sie hier raus.“

Gegen 16:00 Uhr an jenem Nachmittag trug mich meine Familie aus dem Untersuchungsgefängnis. Ich war in einem äußerst erbärmlichen Zustand, dürr und schwindelig. In meinem verletzten Rücken pochte der Schmerz und ich litt an schwerer Schlaflosigkeit. Ich bin immer noch nicht ganz wiederhergestellt. Die Verletzung, die das Klebeband an meiner Nase verursacht hat, ist immer noch sichtbar.

Im chinesischen Recht heißt es: „Alle sind vor dem Gesetz gleich“ und das Gesetz verspricht „Redefreiheit“. Bei der Erstattung der Strafanzeige beim Obersten Gericht gegen Jiang Zemin, den Initiator und Überwacher der Verfolgung von Falun Gong-Praktizierenden, habe ich mich an die rechtliche Vorgehensweise gehalten.

Ich sollte als chinesische Bürgerin und Anklägerin vom Gesetz geschützt sein, doch die Polizisten nahmen mich fest und sperrten mich ein. Ich frage: „Wurden denn da nicht meine Menschenrechte und gesetzlich verankerten Rechte verletzt?“