Bei der Medienarbeit die Eigensinne loslassen

Vorgetragen auf der deutschen Fa-Konferenz 2018

(Minghui.org) Vor etwas mehr als einem Jahr hatte ich durch eine berufliche Veränderung die Möglichkeit, probeweise für ein Medienprojekt zu arbeiten. Ich hatte zuvor oft den starken Wunsch gehabt, für dieses Medium zu arbeiten, aber als ich endlich die Gelegenheit hatte, war ich plötzlich in vielen Punkten unsicher und hatte etliche Fragen im Kopf. In welchem Bereich sollte ich arbeiten? Ich hatte kaum Erfahrung mit Schreiben und fand mich auch nicht sonderlich gut darin. „Wird das Geld zum Leben reichen? Wie wird es in meinem Lebenslauf aussehen, wenn ich plötzlich eine ganz andere Tätigkeit aufnehme als das, was ich studiert habe und wo ich bisher Arbeitserfahrung gesammelt habe. Viele meiner Freunde arbeiten als Ärzte, Anwälte oder haben gute Jobs in großen Unternehmen – was werden sie über meinen neuen Job denken?“ Im Nachhinein merke ich, dass viele dieser Unsicherheiten durch mein Streben nach Ruhm, Reichtum und Ansehen in der Gesellschaft entstanden waren. Zu der Zeit konnte ich diese Eigensinne noch nicht klar sehen.

Die vielen Fragen in meinem Kopf führten zu einer Arbeitseinstellung, die nicht sehr aufrichtig war. Ich beschloss, es mal einige Wochen zu probieren, bei der Zeitung zu arbeiten, gleichzeitig wollte ich mich umschauen, was es noch so auf dem Arbeitsmarkt gibt, falls es bei der Zeitung nicht klappen würde. Obwohl ich es nicht klar ausgesprochen habe, konnte die Chefin scheinbar meine Gedanken spüren und sagte an einem Tag sehr energisch und deutlich: „Was ich am wenigsten gebrauchen kann sind Leute, die nicht mit dem Herzen dabei sind und ständig schwanken.“ Dieser Satz erschütterte mich stark, aber ich brauchte noch sehr lange, bis ich meine Eigensinne klar erkennen und sie ablegen konnte.

Da ich nicht besonders gut im Schreiben von Artikeln war, gab es am Anfang keine klare Aufgabe für mich. Zu der Zeit hatte ein Fernsehmedium in New York allerdings einen starken Aufschwung und sie suchten Unterstützung aus der ganzen Welt. So wurde ich an das englische Fernseh-Team ausgeliehen und bekam eine Einarbeitung ins Video-Editing. Die Video-Bearbeitung wurde zu der Zeit bereits von vietnamesischen Praktizierenden gemacht – der Sender hatte damals auch schon ein kleines Büro in Vietnam aufgebaut. Die Zusammenarbeit mit den vietnamesischen Praktizierenden stellte sich als äußert schwierig heraus, da die meisten von ihnen nicht besonders gut Englisch sprechen konnten. Die Kommunikation lief ausschließlich über Chat ab. Dazu waren die Vietnamesen sehr beschäftigt und antworteten mir teilweise über mehrere Tage nicht, so dass ich bei meiner Arbeit nicht weiterkam. Das war alles sehr frustrierend und so zweifelte ich immer mehr, ob das der richtige Weg war oder ob ich mir etwas anderes suchen sollte. Aber die sehr hohen Zugriffszahlen auf die Videos, die wir produzierten, waren eine Motivation für mich weiterzumachen und die Schwierigkeiten zu überwinden. Ich wusste, dass es nur sehr wenige Projekte wie die Medien gibt, mit denen man so viele Menschen auf einmal über die wahren Umstände informieren konnte.

Nach einer Weile merkten wir, dass die Zusammenarbeit wegen der sprachlichen Barriere nicht effektiv genug war. Zu dieser Zeit bildete sich aber gerade ein kleines Video-Team in New York und ich sollte dann mit diesem Team zusammenarbeiten. In diesem Team sprachen alle sehr gut Englisch und ich dachte, dass jetzt alles gut laufen würde, weil die Sprachbarriere nicht mehr existierte. Aber bei der Kultivierung läuft selten alles reibungslos. Wenn eine Schwierigkeit wegfällt, kommt oft eine andere. Die Koordinatorin in dem Team war sehr streng und kontrollierte meine Arbeit haargenau. Wenn ich nur ein bisschen zu langsam war, gab es sofort Ärger. Zusätzlich hatte ich zu der Zeit auch das Shen-Yun-Ticketing für Berlin übernommen und bekam oft Anrufe, die meine Arbeit unterbrachen. Da die Koordinatorin vom News-Team in USA saß, konnte sie die Anrufe nicht sehen und ich bekam dann oft Ärger, weil sich die Videos verzögerten. Durch die starke Kontrolle war die Arbeit sehr stressig und ich kam jeden Abend erschöpft und ausgelaugt nach Hause. Ich nutzte die Möglichkeit, um nach innen zu schauen und sah, dass ich noch eigensinnig an meinem Wunsch nach Gemütlichkeit festhielt. Ich wollte mich bei der Arbeit nicht anstrengen und Aufgaben bekommen, die ich entspannt abarbeiten konnte. Durch den Konflikt war ich gezwungen, das Streben nach Gemütlichkeit aufzugeben und bei der Arbeit Vollgas zu geben.

Als die Shen-Yun-Aufführung näher kam und die Aufgaben beim Ticketing mehr wurden, ließen sich die Ticketing-Aufgaben und der Zeitdruck im Video-Team nicht mehr miteinander vereinen und so wurde ich vorübergehend in das Übersetzungsteam abgeordnet, bei dem nicht so ein großer Zeitdruck herrschte. Doch jetzt kam ein anderer Eigensinn von mir an die Oberfläche. Ich fühlte mich für die Arbeit überqualifiziert und war deshalb nicht mit vollem Herzen dabei. Ich dachte, dass ich fünf Jahre lang an der Uni die verschiedensten Aspekte von Betriebswirtschaft studiert hatte und jetzt sollte ich Artikel über süße Hunde und Katzen übersetzen. Wenn mich Freunde und Verwandte fragten, was ich bei der Arbeit machen würde, wurde ich verlegen. Ich zweifelte wieder, ob ich mit der Zeitung den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Ich tauschte mich daraufhin mit einem Arbeitskollegen aus, der in einer ähnlichen Situation wie ich war. Er hat ein ähnliches Fach wie ich studiert und arbeitete damals auch mit mir zusammen im Übersetzungsteam. Aber seine Gedanken waren viel einfacher als meine. Er machte sich gar keine Gedanken, ob das was er machte, in seinen Lebenslauf passte oder was seine Freunde und Verwandten darüber denken würden. Er hatte auch gar nicht den Gedanken, dass er für die Aufgabe überqualifiziert sei. Er machte einfach genau das, was von ihm verlangt wurde, ohne das groß zu hinterfragen.

Seine Herangehensweise erinnerte mich an eine Stelle im Zhuan Falun. Der Meister sagt dort:

„Nachdem diese Mitarbeiter euren Falun Dafa gelernt haben, kommen sie früh und gehen spät, sie arbeiten gewissenhaft und fleißig; wenn die Leitung die Arbeit an sie verteilt, sind sie gar nicht wählerisch, sie kämpfen auch nicht mehr um eigene Vorteile. Seitdem sie so handeln, hat sich das geistige Antlitz der ganzen Fabrik verbessert, die wirtschaftliche Lage der Fabrik hat sich auch verbessert.“ (Li Hongzhi, Zhuan Falun 2012, Lektion 4, S. 246).

Interessanterweise hatten die meisten seiner Freunde und Verwandten einen guten Eindruck, als er ihnen über seine Arbeit erzählte und fast niemand fragte ihn, warum er nicht das machte was er studiert hatte oder nicht in einem anderen Unternehmen arbeitete, wo er mehr Geld verdienen könnte. Ich sah sofort den Abstand und begann, meine Eigensinne abzuschleifen.

Im Juni sollte dann ein Video-Team für die deutsche Ausgabe aufgebaut werden. Wir hatten zu der Zeit jedoch außer mir keine anderen Video-Editoren für das deutsche Team. Der Aufbau eines Video-Teams für Nachrichten war mit vielen Herausforderungen verbunden. Ich brauchte ungefähr einen Monat, um das Erstellen von Nachrichten-Videos mit Narration richtig zu lernen, da es ganz anders war als die Unterhaltungsvideos, die ich bei dem Fernsehsender gemacht hatte. In dem Prozess kam ein anderer Eigensinn von mir an die Oberfläche. Ich trachtete nach schnellem Erfolg. Der Aufbau eines Video-Teams benötigte Zeit. Ich war aber sehr unruhig und ungeduldig. Wir hatten anfangs keine Werbeverträge und so brachten die Videos auch keine Werbeeinnahmen ein. Ich war nicht sicher, ob wir mit den Videos in der Zukunft finanziell erfolgreich sein würden und befürchtete, viel Zeit umsonst zu investieren.

Der Meister sagte auf der Fa-Konferenz in New York 2016: „Ihr wollt alle einen schnellen Erfolg haben, stimmt´s? Ihr seid auf schnellen Gewinn aus. Diese Denkweise stammt von der Parteikultur, die die häretische Partei euch eingetrichtert hat. Was man auch macht, man soll es gut machen. In diesem Prozess wird auf dein Herz geschaut, nicht auf deinen Erfolg. Schon während dieses Prozesses errettest du Menschen! Wenn du es machst, kultivierst und erhöhst du dich. Dabei werden Lebewesen errettet! Es ist nicht so, dass die Lebewesen erst dann errettet werden, nachdem du es erfolgreich erledigt hast.“ (Li Hongzhi, Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in New York 2016, 15. Mai 2016)

In diesem Prozess wurden meine Eigensinne gründlich zum Vorschein gebracht. Normalerweise schaute ich immer auf das Resultat, wenn ich etwas machte. Wenn ich zum Beispiel für Shen Yun Flyer verteilte, schaute ich oft, wie viele Flyer ich verteilt hatte und konnte das Resultat sofort sehen. Wenn ich ein Plakat oder eine Broschüre gestaltete, konnte ich das Resultat auch sofort sehen. Bei diesem neuen Projekt konnte ich aber über mehrere Monate kein greifbares Resultat sehen und musste auf das Konzept von unserem Management vertrauen. So fing ich innerlich an zu zweifeln, ob das mit den Videos jemals erfolgreich sein würde.

Der Meister sagte auf der Fa-Konferenz in New York 2015:

„Ja. Das ist eine schlechte Angewohnheit der Chinesen in der gegenwärtigen Zeit. Manche sagen, dass die Chinesen nicht in der Lage sind, große Geschäfte zu machen. Ich sage euch, wie die innere Haltung eines Menschen in der internationalen Gemeinschaft bei Geschäften aussieht. Egal, ob es um ein großes oder um ein kleines Geschäft geht, er betrachtet es als einen Teil seines alltäglichen Lebens. Er tut es mit ganzem Herzen und ganzer Kraft, um es gut zu machen. Er hat ein langfristiges Ziel im Auge. Diese Haltung führt zu sehr gutem Verhalten bei der Arbeit und zu guter Qualität der Produkte. Viele Menschen aus Festlandchina wollen schon über Nacht reich werden und haben dabei keinen langfristig angelegten Plan. Die Menschen in anderen Ländern denken nicht so. Sie machen ihre Arbeit und führen ihr Leben, wobei sie nur ein normales Entgelt bekommen wollen. So denken sie.“ (Li Hongzhi, Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in New York 2015, 14. Mai, 2015)

Obwohl ich spürte, dass ich nach Erfolg trachtete und mich selbst bestätigen wollte, fiel es mir schwer, meine Gedanken in diesem Punkt zu ändern und ich fühlte mich innerlich oft unausgeglichen. Zu diesem Zeitpunkt bekam ich ein gutes Jobangebot von einer anderen Firma und war ernsthaft am Überlegen, es anzunehmen, da ich die Perspektive mit den News-Videos nicht richtig einschätzen konnte.

Als ich so hin- und herüberlegte, geschahen interessante Dinge. Obwohl ich niemandem von dem Jobangebot erzählt hatte, sagte ein Kollege eines Tages plötzlich zu mir völlig zusammenhangslos: „Du willst uns doch verlassen, stimmt’s?“ Kurze Zeit später las eine andere Kollegin etwas in ihrem Computer und rief dann ganz empört in den Raum hinein: „Am schlimmsten sind die Leute, die nicht loyal sind und jeden Moment abspringen können.“ Obwohl sie das nicht auf mich bezogen hatte, fühlte ich mich innerlich erschüttert und hatte das Gefühl, dass mir der Meister einen Hinweis geben wollte. Ein paar Tage später sagte die Chefin zu mir plötzlich: „Ich habe bei dir immer das Gefühl, dass du so opportunistisch und auf deine eigenen Vorteile aus bist“. Ich merkte, dass bei mir etwas nicht stimmte.

Ich tauschte mich mit einer Praktizierenden aus dem vietnamesischen Fernseh-Team über die Situation aus. Sie erzählte mir, mit welchen Schwierigkeiten sie bei dem Sender in Vietnam konfrontiert sind und sagte, dass sie auch oft überlegt hatte aufzuhören. Doch dann hatte sie immer das Gefühl, dass die Arbeit bei dem Sender auch ein Teil von ihrem Gelübde an den Meister sei und dass sie ihr Versprechen nicht erfüllen würde, wenn sie aufhörte. Sie sagte, dass sie sich jetzt wirklich traurig fühlen würde, wenn sie aufgehört hätte. Ihre Worte inspirierten mich und so lehnte ich das Jobangebot ab.

Der Meister sagt: „Den Gipfel erreicht die Wende folgt!“ (Zhuan Falun, Lektion 3, S. 136). Nachdem ich den anderen Job abgelehnt hatte, merkte ich, dass sich mein Trachten nach Erfolg auch Schritt für Schritt reduzierte. Parallel zu diesem Prozess geschahen einige faszinierende Dinge. In kurzer Zeit bekamen wir drei neue Mitarbeiter, die sich dem Video-Team anschlossen. Auch unsere Kollegin aus dem Marketing zog von Österreich nach Berlin um und schloss einige gute Werbeverträge für Videowerbung ab. Mit Unterstützung des Fernseh-Teams in New York konnten wir unsere Ergebnisse messbar machen und es zeichnete sich schnell ab, dass der Video-Bereich profitabel ist und eine gute Perspektive hatte.

Mit der Zeit konnte ich meinen Eigensinn loslassen, dass ich nicht genau das machte, was ich vorher studiert hatte. In dem Moment geschah auch eine interessante Veränderung: Ich bekam mehr Koordinationsaufgaben im Team, die sehr ähnlich waren wie die Aufgaben, die ich fast fünf Jahre lang in meiner vorherigen Firma gemacht hatte und konnte so meine Berufserfahrung einbringen.

Kultivierung ist so ein wundersamer Prozess. Wenn man an seinen Eigensinnen festhält, scheint alles schwer und aussichtslos, aber sobald man sie loslässt, harmonisiert sich die gesamte Situation. Es ist genau wie der Meister sagt:

„Eigensinn ablegen, das leichte Boot geschwindMenschenherz gewöhnlich und schwer, schwierig das Meer überquert“(Li Hongzhi, Selbst klar im Herzen, 12.10.1999, in: Hong Yin 2)

Auch in meinem Umfeld gab es einige Veränderungen. Als ich innerlich hin und her schwankte, fragten mich Verwandte und Freunde oft, ob ich vorhätte, noch lange bei der Zeitung zu bleiben und wann ich mir einen neuen Job suchen würde. Als ich aufhörte zu zweifeln, stellten sie mir diese Fragen auch nicht mehr und waren eher daran interessiert, ob mir der Job Freude machte. Ich merkte, dass unser Umfeld uns oft einfach unsere Eigensinne wiederspiegelt. Wenn die Eigensinne nicht mehr da sind, verändern sich die Menschen um uns herum automatisch.

Ich habe die Umgebung bei den Medien bisher als eine sehr intensive Kultivierungsumgebung erlebt, bei der viele Eigensinne, auch wenn sie tief versteckt sind, an die Oberfläche kommen und sichtbar werden. Nach meinem Verständnis wissen die alten Mächte, dass durch die Medien viele Menschen die wahren Umstände erfahren können und so haben sie Schwierigkeiten geschaffen und nutzen unsere Eigensinne, um uns von den Medienprojekten wegzuziehen. Wenn man wirklich nach innen schaut und die Eigensinne beseitigt, kann man durchkommen.

Ich danke dem Meister für diese wertvolle Kultivierungsgelegenheit!Ich danke allen meinen Mitpraktizierenden!

Rubrik: Fa-Konferenzen