Meine Anhaftung an Ansehen beseitigt

(Minghui.org) Nach fast zwei Jahrzehnten der Kultivierung fand ich den Ursprung einer Anhaftung, die mich viele Jahre lang geplagt hatte. Ich möchte meine Erkenntnisse meinen Mitkultivierenden mitteilen, falls einer von ihnen ebenfalls in dieser Schwierigkeit feststeckt.

Als Dafa-Jünger habe ich mir angewöhnt, freundlich, hilfsbereit und großzügig zu sein. Wenn andere mich kritisierten, mir Schaden zufügten oder mich ausnutzten, übte ich keine Vergeltung und bemühte mich, nach meinen eigenen Anhaftungen zu suchen. Natürlich sollen wir als Dafa-Kultivierende so handeln. 

Jedoch tat ich mich schwer, zwischen Freundlichkeit und Selbstlosigkeit zu unterscheiden. Ich bemühte mich um Freundlichkeit aus Angst, andere könnten verärgert, wütend oder von mir enttäuscht sein. Ich fürchtete auch, sie könnten auf mich herabsehen oder mich demütigen. Ich war davon abhängig, was die Leute über mich dachten. Aus diesem Grund hielt ich an meinem Ego fest und sorgte mich um meinen Ruf.

Diese Ängste verbarg ich vor mir selbst und anderen, zeigte nach außen ein freundliches und ruhiges Verhalten, als könnte mich nichts stören. Als mich jedoch immer mehr Leute ausnutzten, wuchs mein Ärger schließlich und ich konnte mich nur noch mühsam beherrschen.

Ich besaß mehrere Jahre lang ein Unternehmen und erlaubte meinen Mitarbeitern und Kunden, mich so weit auszunutzen, dass mein eigenes Leben sehr schwierig wurde. Das Geschäft scheiterte. Ich zog die Leute nicht für ihr Arbeitsweise zur Verantwortung, und als Chef und Vorgesetzter übernahm ich nicht die Verantwortung. Nichts war schwieriger, als jemanden feuern zu müssen. Das schob ich wochenlang vor mir her und verbrachte Tage damit, mich darüber aufzuregen.

Der Meister schrieb:

„Um seinen eigenen Ruf zu wahren, denkt mancher bei der Behandlung eines Kranken sogar: ‚Lass ihn geheilt werden und lieber mich selbst diese Krankheit bekommen.‘ Das entsteht nicht aus Barmherzigkeit. Sein Trachten nach Ruhm und Reichtum ist gar nicht beseitigt worden, daher kann bei ihm überhaupt keine Barmherzigkeit entstehen. Aus lauter Angst vor dem Verlust seines Rufs will er lieber selbst die Krankheit bekommen, damit er diesen nur nicht verliert.“ (Zhuan Falun, Online-Version 2019, Seite 105)

Obwohl ich nach innen schaute und einige meiner offensichtlichen Anhaftungen entdeckte, wirkten verschiedene Anschauungen als Formen der Selbsttäuschung, die mich davon abhielten, die wahre Natur der Situation zu erkennen. Ich redete mir Dinge ein, die mich davon abhielten, meine tief verborgenen Ängste anzuschauen. Zum Beispiel sagte ich mir, dass ich andere nicht kontrollieren wolle und kein Interesse daran hätte, Macht auszuüben. Ich sagte mir, die Konfrontation mit Menschen oder sie zur Verantwortung zu ziehen, würde ihre Leistung sowieso nicht verbessern. Die Wahrheit war, ich befürchtete, sie würden sich über mich aufregen oder von mir enttäuscht sein. Deshalb versuchte ich, jeden als Freund zu behandeln. Auf diese Weise veranschaulichte ich jedoch weder die Prinzipien von Falun Dafa noch korrigierte ich verzerrte Vorstellungen auf der menschlichen Ebene.

Ich betrog mich selbst, indem ich mir sagte, sie alle wüssten, dass ich Dafa praktizieren würde. Und so muss ich ihnen doch das Verhalten eines Dafa-Jüngers zeigen. Die Wahrheit war: Hätte ich wirklich meine Anhaftungen losgelassen und meine Pflichten erfüllt, hätte ich auch gleichzeitig das Verhalten eines Dafa-Jüngers zeigen können.

Meister Li schrieb:

„Für Dafa-Jünger ist es bei der Fa-Berichtigung anders als bei der früheren individuellen Kultivierung. Angesichts der grundlosen Verletzung, angesichts der Verfolgung von Dafa und angesichts der Ungerechtigkeit, die uns aufgezwungen wird, soll man sich nicht wie bei der früheren individuellen Kultivierung verhalten und ausnahmslos alles akzeptieren, denn die Dafa-Jünger befinden sich zur Zeit in der Periode der Fa-Berichtigung. Wenn die Probleme nicht durch unsere eigenen Eigensinne und Fehler verursacht worden sind, dann handelt es sich mit Sicherheit um das Böse, das stört und Schlechtes tut.“ (Fa-Berichtigung und Kultivierung, 08.07.2001, in: Essentielles für weitere Fortschritte II)

Selbst nachdem ich in meiner Arbeitssituation einige Fortschritte in diesen Bereichen erzielt hatte, blieb ich zu Hause an meinen Anhaftungen hängen. Diese Situation war noch schwieriger zu bewältigen. Meine Frau praktiziert auch Falun Dafa. Dessen ungeachtet steckte ich mit ihr in lang anhaltenden Schwierigkeiten fest. Wir verschwendeten viele Stunden und Tage, in denen wir die wahren Umstände von Falun Dafa hätten erklären und das Fa hätten bestätigen können. Stattdessen steckten wir in endlosen, widersinnigen Auseinandersetzungen fest. Ich versuchte, aufmerksam zuzuhören und die Sichtweise meiner Frau zu verstehen, freundlich, verzeihend und mitfühlend zu sein, während ich nach innen schaute.

Keine meiner Bemühungen führte jedoch zu bedeutsamen Ergebnissen. Das verwirrte mich, denn als ich in der Vergangenheit meine Anhaftungen entdeckte, änderte sich meine Umgebung sofort, genau wie es der Meister beschrieben hatte. Ich konnte sehen, dass meine Handlungen nicht perfekt waren, aber ich fühlte mich äußerst freundlich und großzügig und gab alles, was ich zu geben wusste, um ein guter Ehemann und Vater zu sein.

In Wirklichkeit hatte ich aber Angst, meine Frau würde wütend auf mich sein und mich als egoistisch oder grausam ansehen. Doch genau diese Vorwürfe waren es, die mich zum Streiten und Verteidigen veranlassten. Die tieferen und stärkeren Anhaftungen betrafen die Sorge um meinen eigenen Ruf! Ich täuschte mich selbst über das, was ich zu sehen bekam, wenn ich nach innen schaute. So konnten meine Bemühungen nicht wirken.

Ich hatte die freundliche und mitfühlende Rücksichtnahme eines Praktizierenden mit der menschlichen Angst verwechselt, andere Leute könnten schlecht über mich denken. Es war mir auch peinlich, dass ich wirklich so unterwürfig sein konnte, wenn andere mich ausnutzten. Ich sah mich selbst ja nicht so. Erst als ich meine Anhaftungen wirklich so sah, wie sie waren, und ich mich entschieden weigerte, an weiteren „Diskussionen“ teilzunehmen, änderte sich die Situation schließlich. Ich hatte den Eindruck, ich sei ein neuer Mensch geworden und dass eine riesige Last von meinen Schultern genommen worden sei. Auch meine Frau änderte ihre Haltung mir gegenüber völlig, ohne diskutieren, streiten oder „etwas herausfinden“ zu müssen.

Mir wurde klar, dass anderen gegenüber nachzugeben nicht gleichbedeutend mit Selbstlosigkeit ist. Und nach innen zu schauen, bedeutet nicht, dass wir keine angemessenen Maßnahmen ergreifen sollten, uns schädigende Handlungen von anderen Einhalt zu gebieten. Freundlich zu sein, bedeutet nicht, anderen zu erlauben, unsere Freundlichkeit auszunutzen, um schlechte Taten zu begehen. Nur weil jemand vielleicht nicht mag, was wir tun, oder wenn es ihre Gefühle verletzt, heißt das nicht, dass wir falsch gehandelt haben. Natürlich dürfen wir das nicht als Ausrede benutzen, um ins andere Extrem zu gehen. Wir müssen aufrichtigen Gedanken bewahren und unsere Handlungen und Worte mit dem Fa beurteilen!

Der Meister schrieb:

„Wenn manch einer sagt, dass du gut bist, bist du nicht unbedingt wirklich gut; wenn manch einer sagt, dass du schlecht bist, bist du auch nicht unbedingt schlecht. Denn die Maßstäbe, um gut und schlecht zu beurteilen, sind schon verdreht.“ (Zhuan Falun, Online-Version 2019, Seite 208)

Künftig muss ich diese Prinzipien im Gedächtnis behalten und sicherstellen, dass ich mich nicht wieder in eine solche Bedrängnis bringe. Ich muss bereit sein, aufrichtig zu denken und zu handeln und mich nicht von irgendwelchen Ängsten oder von Trägheit abhalten zu lassen.

Mitpraktizierende, bitte weist mich alles Unangemessene oder auf ergänzende Erkenntnisse hin.