Haftanstalten in der Provinz Yunnan: Zeugen berichten über Misshandlung, Demütigung, Folter

(Minghui.org) Ein Inhaftierter im Untersuchungsgefängnis in Jinning, Provinz Yunnan starb am 12. Februar 2009. Das war etwa zwei Wochen nach seiner Überführung in das Gefängnis. Nachrichtenmedien berichteten zunächst, dass er bei einem Versteckspiel versehentlich mit dem Kopf gegen eine Wand geschlagen sei. Eine spätere Untersuchung ergab jedoch, dass der Inhaftierte von anderen Häftlingen zu Tode geprügelt worden war.

Dieses „Versteckspiel“ war eine Zeitlang ein immer wiederkehrendes Gesprächsthema, verblasste aber bald. Die Mörder wurden nie bestraft.

Li Qiaoming war nicht der Einzige, der in den Untersuchungsgefängnissen der Provinz Yunnan misshandelt wurde und dem keine Gerechtigkeit widerfuhr. Viele Falun-Dafa-Praktizierende [1] wurden dort festgehalten und gefoltert, weil sie sich weigerten, auf ihren Glauben zu verzichten. Ihre Täter wurden nie zur Verantwortung gezogen.

Falun-Dafa-Praktizierende, die in den zahlreichen Haftanstalten in Yunnan interniert waren, berichten im Folgenden über die Misshandlungen, Demütigungen und Folter, die sie dort persönlich erlebt oder gesehen haben.

Hierarchie in Untersuchungsgefängnissen

Um Häftlinge gefügig zu machen, bestimmen Beamte in der Regel einen Insassen zum Leiter einer Zelle, dem noch ein Handlanger zugewiesen wird. Der Zellenleiter hat die höchste Macht und arbeitet oft mit dem Handlanger zusammen, um andere Häftlinge zu bestrafen. Dazu teilen die Beamten noch einige Informanten ein, andere zu beobachten und Häftlinge zu ermutigen, andere zu überwachen und über sie zu berichten.

Vor 2004 hatte jede Zelle, insbesondere die für männliche Gefangene, diese Hierarchie mit dem Zellenleiter an der Spitze, gefolgt von dem Handlanger. Ein jüngerer Häftling wurde beauftragt, sich um den Zellenleiter zu kümmern. Unter anderem musste er Essen holen, Wasser vorbereiten, Kleidung reinigen und Massagen geben. Der nächste Rang waren dann die Informanten. Die unterste Stufe bestand aus den noch verbleibenden Häftlingen, die für verschiedene Aufgaben zuständig waren.

Misshandlung von Neuankömmlingen

Neue Häftlinge wurden bei ihrer Ankunft in den Haftanstalten einer Leibesvisitation unterzogen. Die Beamten beschlagnahmten nicht nur ihre Uhren, Halsketten, Lederschuhe und Gürtel sondern auch Metallknöpfe und Reißverschlüsse ihrer Kleidung.

Die 49-jährige Falun-Dafa-Praktizierende Wu Zhiying aus der Stadt Kunming sollte sich vor drei männlichen und zwei weiblichen Beamten vollständig ausziehen. Als sie protestierte, drohten die männlichen Beamten ihr, dass sie sie nackt ausziehen würden.

Nach dem Betreten der Zelle gab es eine weitere Untersuchung. Alle übrig gebliebenen Wertsachen und das meiste Geld wurde von den Zellenleitern oder Handlangern weggenommen. Vor 2004 wurden die meisten neuen Häftlinge auch mit verschiedenen Misshandlungsmethoden durch andere Insassen „begrüßt“.

Die Misshandlungen bestanden darin, Neuankömmlinge zu schlagen, sie nackt auszuziehen, kaltes Wasser auf ihre Körper tropfen zu lassen und sie „als Flugzeug fliegen“ zu lassen. Das heißt, Neuankömmlinge wurden gezwungen, sich mit nach oben gestreckten Armen hinter ihrem Rücken zu beugen. Eine weitere Misshandlung war, „sie in eine Eiskiste zu stecken“. Neuankömmlinge mussten im eisigen Winter lange Zeit nackt in der Hocke sitzen. Die Foltermethoden für die Frauen waren unter anderem, mit einer Zahnbürste ihre Vagina zu bürsten oder mit einer Schnur Gegenstände an ihre Brustwarzen zu hängen.

Zhou Jichang, 70, ist Rentner. Er arbeitete früher beim Kunming Hüttenwesen Forschungsinstitut. 2001 wurde er ins Untersuchungsgefängnis in Wuhua gebracht. Nachdem er mit kaltem Wasser übergossen worden war, schlug man jeden Tag brutal auf ihn ein. Danach hatte er am ganzen Körper blaue Flecken und Schwierigkeiten, seine Gliedmaßen zu bewegen.

Beihilfe von Häftlingen, Geständnisse zu erzwingen

Strafermittlungsbeamte in Untersuchungsgefängnissen brauchen Geständnisse. Um diese zu bekommen, befehlen sie oft den Zellenleitern, neu eingelieferte Praktizierende und Nicht-Praktizierende körperlich zu misshandeln.

Während einer Kampagne im Jahr 2005 musste das zweite Untersuchungsgefängnis in Panlong eine Quote hinsichtlich der Verhaftung von Drogenabhängigen erfüllen. Ein inhaftierter Süchtiger wurde angewiesen, der Polizei bei der Verhaftung anderer Süchtiger zu helfen. Weil das Unternehmen nichts einbrachte, legten die Beamten dem Süchtigen zur Strafe 10 kg schwere Fesseln an. Am nächsten Tag wurde ein anderer Drogenabhängiger auf Streife mitgenommen. Diesmal konnte die Polizei mehrere andere Süchtige festnehmen. Dieser Häftling wurde bei seiner Rückkehr belohnt.

Ein etwas über 20 Jahre alter Verdächtigter wurde einmal in das zweite Untersuchungsgefängnis in Panlong gebracht. Da die Beweise für eine Anklage nicht ausreichten, gab die Polizei dem Zellenleiter Zeichen, ihn zu foltern, damit sie von dem Verdächtigten selbstbelastende Geständnisse bekamen. Der Kopf dieses jungen Mannes wurde mehrmals in eine Toilette eingetaucht. Er wäre fast daran erstickt.

Folter

In Gefängnissen werden viele Foltermethoden eingesetzt und entweder von Polizisten oder Häftlingen durchgeführt. Einige Beamte haben eine Kampfkunstausbildung. Sie haben ihre Opfer oft schwer verletzt.

Obwohl kleine Fußketten ausreichen, um Häftlinge zurückzuhalten, werden oft schwerere Ketten eingesetzt, um weitere Schmerzen zu verursachen. Einmal hatte ein Häftling einen Wärter beschimpft. Er wurde dafür nicht nur geschlagen sondern auch zusätzlich noch einen Monat lang an den Boden gefesselt. In dieser Zeit durfte er nicht einmal zur Toilette.

Wärter und Zellenleiter malen manchmal einen Kreis auf den Boden oder auf ein Bett und befehlen dem Opfer, eine Woche oder sogar einen Monat lang innerhalb des Kreises zu bleiben. Den Opfern ist es nicht erlaubt, fernzusehen oder Dinge für den täglichen Bedarf zu kaufen. Den Praktizierenden ist es auch verboten, mit anderen zu sprechen oder Übungen zu machen.

Diejenigen, die in Einzelhaft sind, werden oft mit den Händen an die Füße gefesselt. Sie müssen die ganze Zeit über hocken und sich an der gleichen Stelle erleichtern. Die Wärter drehen oft die Überwachungskamera weg, sodass dann nicht gesehen werden kann, wenn sie Praktizierende in Einzelhaft foltern.

Die 46-jährige Praktizierende Zhang Ruqiong wurde im August 2001 in das Untersuchungsgefängnis in Guandu eingesperrt. Über die Zeit dort berichtete sie: „Zuerst wurde ich nackt ausgezogen. Weil ich meine Periode hatte, gaben sie mir später meine Unterwäsche zurück. Die Insassen beleidigten mich immer wieder und stopften mir schmutzige Socken in den Mund, wenn ich ,Falun Dafa ist gutʼ rief.“

Weil sie die Falun-Dafa-Übungen machte, wurde Zhang von Häftlingen so stark gefesselt, dass sie nach wenigen Minuten das Bewusstsein verlor. Die Wärter legten sie dann in Einzelhaft und fesselten sie mit 10 kg schweren Fußketten, die am Boden verankert waren. Dort musste sie Wanzenbisse und den Gestank von menschlichem Abfall ertragen.

Während ihrer Periode gaben ihr die Wärter keine Binden, sodass überall Blutflecken waren. „Sie gaben mir mehrere Tage lang kein Wasser, und als ich darum bat, flößten sie es mir mit Gewalt ein. Es war mit unbekannten Drogen versetzt“, schrieb Zhang. Danach wurde ihr schwindlig und sie bekam hohen Blutdruck.

Li Junping ist eine pensionierte Mitarbeiterin der Fördermaschinenfabrik in Yunnan. Sie war wegen ihres Glaubens an Falun Dafa verhaftet worden und wurde 2005 im Gefängnis von Xishan eingesperrt. Man fesselte sie an ihren vier Gliedmaßen an ein Bett, zwangsernährte sie und spritzte ihr unbekannte Drogen. Ihre Familie musste 2.000 Yuan [2] zahlen, um die Medikamentenkosten zu decken.

Dai Jinlan ist Rentnerin und arbeitete früher bei einer metallurgischen Fabrik in der Stadt Gejiu. Nach ihrer Verhaftung im August 2007 wurde sie im Untersuchungsgefängnis in Gejiu eingesperrt. Als sie sich weigerte, ihren Glauben an Falun Dafa aufzugeben, stachen Wärter ihr Bambusstäbchen in Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger. Sie nahmen auch gewaltsam ihre Fingerabdrücke.

Folternachstellung: Bambusstäbchen in die Finger stecken

He Chunlian, 36, wurde 2009 in das Gefängnis in Mengzi eingesperrt. Als sie „Falun Dafa ist gut“ und „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht sind gut“ rief, schlugen ihr die Wärter ins Gesicht. Sie packten sie an den Haaren und schlugen ihren Kopf gegen eine Wand. Sie wurde einen Monat lang mit 10 kg schweren Fußketten gefesselt. Als sie aus Protest in den Hungerstreik ging, fesselten Häftlinge sie an ein Bett und zwangsernährten sie. Das führte zu schweren Verletzungen und psychischen Schäden.

Der 65-jährige Arzt Zhang Liang wurde 2005 von der Polizei in Kunming verhaftet und im Gefängnis in Xishan eingesperrt. Er musste jeden Tag Erbsen pflücken. Die Arbeit war intensiv; jeder Häftling musste jeden Tag 200 bis 250 kg Erbsen pflücken. Wenn er meditierte, gossen Wärter oft kaltes Wasser über ihn und Häftlinge schlugen ihn.

In Gefängnissen wurden Praktizierende oft gezwungen, über einen längeren Zeitraum vor einer Wand zu sitzen oder zu stehen. Chen Ronghua war 70 Jahre, als sie 2001 verhaftet und ins Gefängnis in Wuhua gebracht wurde. Häftlinge wurden angewiesen, sie jeden Tag zu schlagen und zu beschimpfen. Sie legten ihr Damenbinden auf die Zunge. Als sie in ein Arbeitslager gebracht wurde, hatte sie am ganzen Körper blaue Flecken.

Kong Qinghuang war der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Linan im Bezirk Jianshui. Er wurde im Jahr 2000 zweimal in das Gefängnis Jianshui gebracht. Zuerst am 7. April und dann am 28. Juni, weil er sich weigerte, seinen Glauben an Falun Gong aufzugeben. Er ging aus Protest in den Hungerstreik. Alle vier oder fünf Tage wurde er von Wärtern zwangsernährt. Sein Hals wurde schwer verletzt, Blutgefäße waren geplatzt und er hatte Blutungen. Als er am 25. August schließlich ins Kreiskrankenhaus in Jianshui gebracht wurde, war sein Zustand lebensbedrohlich. Wiederbelebungsbemühungen misslangen. Er starb im Alter von etwas über 30 Jahren.

Huang Jumei war Mitarbeiterin bei der Stadtverwaltung Kunming. Im Jahr 2002 wurde sie im ersten Untersuchungsgefängnis in Panlong festgehalten. Dort folterte man sie schwer, weil sie an ihrem Glauben an Falun Gong festhielt. Huang bekam extrem hohen Blutdruck. Sie wurde nicht ins Krankenhaus gebracht, bis sich ihre Herzprobleme verschlimmerten. Kurz darauf starb sie. Sie war um die 30 Jahre alt.

Zwangsarbeit

Sklavenarbeit ist in Haftanstalten üblich. Dazu gehören das Pflücken von Paprika oder Erbsen, die Herstellung von Papiertüten und Umschlägen oder das Zusammenstecken dekorativer Leuchten. Die Häftlinge erhalten kaum Geld dafür. Beispielsweise erhielten viele Gefangene im Gefängnis in Wuhua nur wenige 100 Yuan (100 Yuan sind umgerechnet ca. 12 Euro) pro Monat.

Auch die Arbeitsbedingungen sind risikoreich. Die Häftlinge erhalten keine Schutzkleidung. Der Raum ist voller Staub und die scharfen Paprikaschoten lassen ihre Augen tränen. Die Fingernägel einiger Häftlinge sind abgenutzt. Der stechende Geruch von Lackverdünner und Waschmittel löst Bronchialasthma oder Hautallergien aus.

Die Haftanstalten zwingen die Gefangenen, Lebensmittel zu hohen Preisen zu kaufen, da ihnen nicht genügend Essen gegeben wird. Das Essen besteht aus minderwertigen Zutaten wie ungeschälten Kartoffeln und Schweinefleisch mit Haaren.

Die Ernährungsgewohnheiten verschiedener ethnischer Gruppen werden weitgehend missachtet. Zum Beispiel essen die Hui kein Schweinefleisch. Ihre Mahlzeiten sind oft knapp und daher mit normaler Nahrung verfälscht. Einige aufrichtige Gläubige in der Gruppe weigern sich daher, das Essen zu sich zu nehmen, und leben nur von eingemachtem salzigen Gemüse oder Reis mit Salz.

Wohlhabende Häftlinge können dafür bezahlen, dass andere die ihnen zugewiesene Handarbeit verrichten. Wärter und Zellenleiter nehmen oft einen Teil des Geldes für die Abwicklung eines solchen „Geschäfts“. Ein Zellenleiter sagte, dass er in einem Jahr auf diese Weise etwa 40.000 Yuan (ca. 5.000 Euro) verdient habe. Beamte zwingen oft Häftlinge zum Kauf von Artikeln oder zwingen sie, für ihren persönlichen Gewinn zu arbeiten.


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern.Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.

[2] Das sind umgerechnet ca. 250,- Euro. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Einkommen eines Arbeiters beträgt in den Städten Chinas monatlich umgerechnet etwa 300,- Euro