Tianjin: Am Telefon über Falun Dafa gesprochen – nun drohen zwölf Jahre Gefängnis

(Minghui.org) Am 24. Juni 2019 wurde die 47-jährige Lehrerin Gao Lijuan vor Gericht gestellt, weil sie Falun Dafa praktiziert. Die Praktik für Körper und Geist wird seit 1999 vom chinesischen Regime verfolgt.

Gaos Verhandlung fand im Neuen Bezirksgericht Binhai in Tianjin statt. Zuvor hatte das Gericht den Termin wegen unzureichender Beweise dreimal verschoben.

Der Staatsanwalt behauptete, Gao habe tausende Telefonanrufe getätigt, in denen sie über Falun Dafa gesprochen haben soll. Sechs Zeugen erschienen vor Gericht und behaupteten, Anrufe von ihr erhalten zu haben.

Gaos Anwalt argumentierte, dass laut chinesischem Strafgesetz der Staatsanwalt nur drei Gelegenheiten habe, um Beweise einzureichen. Nachdem das Gericht den Fall dreimal zurückgegeben hatte, hätte der Fall abgelehnt werden müssen. Die Anhörung hätte daher niemals stattfinden und der Staatsanwalt keine Beweise einreichen und Gao nicht anklagen dürfen.

Ihr Anwalt argumentierte zudem, die Zeugen könnten nicht beweisen, dass die Anrufe von Gao stammten. Die Polizisten hätten gesagt, dass Gao virtuelle Nummern angerufen habe. Die seien auf Festnetz oder Mobilfunknummern umgeleitet worden. Sie hätten zugegeben, dass sie die virtuellen Nummern nicht den Nummern zuordnen konnten, die Anrufe erhalten hatten.

Der Richter sagte, dass er auf Anweisung seiner Vorgesetzten beabsichtige, Gao zu zwölf Jahren Gefängnis zu verurteilen.

Bei Gruppenverhaftungen zum Ziel geworden

Gao war am 28. Dezember 2017 zusammen mit 36 weiteren Falun-Dafa-Praktizierenden verhaftet worden. Die Polizisten durchsuchten ihre Wohnungen. Drei von ihnen wurden zum aktuellen Zeitpunkt bereits zu Gefängnis verurteilt.

Gao wurde danach mehr als eineinhalb Jahre in der Haftanstalt Nr. 3 im Neuen Bezirk Binhai eingesperrt.

Im September 2018 kam es zur Anklage und am 28. Februar 2019 traf sich das Gericht vor einer Verhandlung mit ihr. Ihre beiden Anwälte betonten, dass es für die Verfolgung keine Rechtsgrundlage gebe, doch sowohl Staatsanwalt als auch Richter drohten damit, sie zu einer langen Gefängnisstrafe zu verurteilen.

Auch die Familie wird verfolgt

Gao hatte 1998 zusammen mit ihrem Mann begonnen, Falun Dafa zu praktizieren. Damals litt sie an einer schwerwiegenden Flüssigkeitsansammlung in der Lunge. Sie erholte sich bald darauf, musste jedoch 2001 das Praktizieren aufgeben, als man ihren Mann zu drei Jahren Zwangsarbeit verurteilte und sie mit ihrer sechs Monate alten Tochter in eine Gehirnwäsche-Einrichtung brachte. Danach verschlechterte sich ihre Gesundheit.

Anfangs 2009 begann Gao wieder, Falun Dafa zu praktizieren, woraufhin sich ihre Gesundheit erneut verbesserte. Sie wurde auch sanfter und nahm mehr Rücksicht auf andere.

Weil ihr Mann, um der Verfolgung zu entgehen, gezwungen war, sein Zuhause zu verlassen, lebte Gao die ganzen Jahre mit ihrer Tochter alleine.

Als man Gao 2017 verhaftete, war ihre fast 80-jährige Mutter entsetzt über die Brutalität der Polizei. Danach zog sie in die Wohnung ihrer älteren Tochter in einer anderen Stadt im Nordosten Chinas.

Gaos jugendliche Tochter war nun ganz alleine in der Wohnung, die Nachbarn mussten sich um sie kümmern. Als sie sich um einen Studienplatz im Ausland bewarb, fing das örtliche Büro 610 die Bewerbung ab.

Früherer Bericht:
Tianjin: Ein Jahr nach Massenverhaftung von 37 Praktizierenden – drei inhaftiert, fünf warten auf Urteil und sechs auf Anklage