Geschichte von Sun Simiao: Medizin, Kultivierung und Tugend (Teil I)

(Minghui.org) Sun Simiao lebte 142 Jahre lang (von 541-682 n. Chr.) bis in die Zeit der frühen Tang Dynastie. Er ging mit sieben Jahre zur Schule und lernte täglich Texte auswendig, die über 1.000 Worte lang waren. Mit zwanzig Jahren genoss er es, die Texte des Taoismus, Buddhismus und anderer Kultivierungsschulen zu lesen. Dugu Xin, ein hoch angesehener General, traf Sun einmal und sagte: „Dieses Kind hat Talent. Ich mache mir nur Sorgen, dass er, obschon er viel weiß, es womöglich nicht entsprechend anwenden kann. Darum könnte es sein, dass er kein hoher Beamter wird.“

Sun beobachtete, wie die moralischen Werte der irdischen Menschen sanken und sie aus Gier um Ruhm und materielle Interesse kämpften. Deshalb legte er großen Wert auf Tugend. Wenn jemand die Tugend wertschätzte, wurde er gesegnet, ohne nach dem Segen zu trachten. Man erhielt ein langes Leben, ohne danach zu streben.

Während der Herrschaft des Kaisers Xuandi der Nördlichen Zhou Dynastie (von 578-579 n. Chr.) ging Sun im Zhongnan-Gebirge in Klausur. Während der Herrschaft von Kaiser Wendi, der Sui Dynastie (von 581-604 n. Chr.) wurde Sun zum Arzt der kaiserlichen Akademie berufen. Aber er lehnte ab und schob seine Gesundheit vor. „In 50 Jahren wird ein Heiliger kommen. Ich werde ihm dann helfen, die Gesellschaft und die Menschen zu retten“, sagte er zu den Menschen seiner Umgebung.

Später während der Herrschaft von Kaiser Taizong der Tang Dynastie (von 627-649 n. Chr.) wurde Sun in die Hauptstadt berufen. Beeindruckt von der jugendlichen Erscheinung sagte Kaiser Taizong: „Von dir weiß ich, dass jene die den Taoismus praktizieren, respektiert werden sollen. Und dass die Geschichten der alten Heiligen wie die von Guangcheng Zi real sind.“ Der Kaiser bot ihm wiederholt Positionen an, aber Sun lehnte diese entschieden ab.

Während des vierten Jahres der Xianqing-Zeit der Tang Dynastie (im Jahr 659 n. Chr.) rief Kaiser Gaozong Sun zu sich und bot ihm eine Position als Berater an. Sun lehnte es wieder ab. Im ersten Jahr der Shangyuan-Zeit der Tang Dynastie (674 n. Chr.) bat Sun, nach Hause gehen zu dürfen, wieder der Gesundheit wegen. Kaiser Gaozong gab ihm ein gutes Pferd und bot Sun an, auf einem Anwesen, das zuvor Prinzessin Poyang gehört hatte, zu bleiben.

Während seines gesamten Lebens praktizierte Sun Medizin und sammelte Kräuter. Er reiste in zahlreiche Gebirge, zum Beispiel zu den Bergen Taibai und Zhongnan (beide liegen in Shaanxi), zum Taihang-Berg (in Shanxi), dem Song-Berg (in Henan) und dem Emei-Gebirge (in Sichuan). Er studierte einzelne Kuren und bestätigte Rezepte und den Gebrauch der Kräutermedizin.

Sun schrieb zwei Bücher: QiānJīn YāoFāng („Kostbare Rezepte von Tausend Liang“) und QiānJīn YìFāng („Ergänzende Rezepte von Tausend Liang“) [1]. Für Sun galt menschliches Leben als sehr wertvoll und so bezeichnete er diese Rezepte als tausend Goldstücke wert. Beide Texte gelten als große medizinische Enzyklopädien, die das medizinische Wissen aus der Han Dynastie zusammenführte und bis in die Song und die Yuan Dynastie das Gebiet dominierte. In Japan wurde QiānJīn YāoFāng auch mehrmals veröffentlicht. Um die Errungenschaften von Sun zu würdigen, nannten die Menschen den Berg Wutai, wo er einst in Klausur gelebt hatte, den „Berg des Medizinkönigs“. Sie erbauten ihm auch einen Tempel und eine Statue auf dem Berg, und jedes Jahr wurden ihm zu Ehren 15 Tage lang Feierlichkeiten begangen, beginnend am 3. Februar des Mondkalenders.

8,5 Jin schwere Schuhe (4,25 Kilo)

In seinen jungen Jahren studierte Sun für viele Jahre in den Bergen Medizin. Er war fleißig und zeigte eine gute Ethik, darum lehrte ihn sein Meister alles, was er wusste. Als es an der Zeit für Sun war, den Berg zu verlassen, sagte sein Meister: „Die Dinge in der menschlichen Welt haben ihre Gründe. Bitte lass deinen Willen, Menschen zu retten und der Gesellschaft zu helfen, nicht durch Schwierigkeiten beeinträchtigen. Ich weiß auch, dass du Menschen nicht schaden und keine schändlichen Taten begehen wirst. Bewahre immer deine ursprüngliche Absicht und du wirst große Errungenschaften erlangen.“

Mit Tränen in den Augen verabschiedete sich Sun von seinem Meister und verließ den Berg. Den Anweisungen seines Meisters folgend, half er den Menschen von ganzem Herzen bei ihren medizinischen Bedürfnissen. Im Gegensatz zu dem was er erwartet hatte, konnte er jedoch keine Krankheiten heilen, egal wohin er ging, und die Menschen, die er behandelt hatte, starben. Die Dorfbewohner rügten ihn und verfluchten ihn. Später mieden sie ihn wie die Pest und verjagten ihn. Sun hatte nicht nur unter den Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Nahrungsmitteln und beim Reisen zu leiden, er musste auch noch Beleidigungen und Demütigungen durch die Menschen ertragen.

Eines Tages hielt er es nicht mehr aus. Er ging zum Berg zurück und erzählte unter Tränen seinem Meister von den Schmerzen, die er erlitten hatte. Ohne Vorwurf schaute ihn sein Meister gütig an und sagte langsam: „Ich weiß voll und ganz um deinen Schmerz. Aber das ist ein Prozess und die Dinge werden sich später ändern. Bitte gib nicht auf. Wenn die Strohsandalen, die du trägst so schwer wie 8.5 Jin (4.25 Kilo) sind, werden die Dinge besser werden.“

Also verabschiedete sich Sun wieder von seinem Meister und verließ den Berg. Die Erfahrungen, die er machte waren dieselben, aber er gab nicht auf und stattdessen motivierte er sich inmitten des Elends selbst. Eines Tages schritt er durch einen sumpfigen Teich und seine Schuhe wurde beinahe auseinandergerissen. Als er aus dem Teich herauskam, lehnte er sich an einen großen Baum, um seine Strohsandalen mit mehr Stroh zusammen zu binden. Die Schuhe waren nun klobig und schwer; trotzdem hatte er keine andere Wahl, als sie zu tragen.

Nach einer Zeit kamen Menschen an ihm vorbei, die einen Sarg zu einem Begräbnis trugen. Sun bemerkte Blut, das aus dem Sarg tropfte und untersuchte es und wusste, dass die Person noch gerettet werden konnte. So rannte er ihnen hinterher und rief laut: „Halt! Halt! Ich kann diese Person retten! Sie ist noch nicht tot!“

Die Menschen ignorierten ihn und dachten, er wäre verrückt. Sun bettelte, sie möchten doch anhalten und den Sarg absetzen, aber keiner hörte ihm zu. Denn in diesem Gebiet glaubte man, einen Sarg auf halbem Weg abzusetzen, würde Unglück bringen. Sun hatte keine andere Wahl als ihnen nachzugehen und weiterhin zu rufen: „Diese Person hatte ein Geburtshindernis – das Kind kam nicht heraus und die Mutter blutete weiterhin und starb auch, stimmt`s? Sie blutet jetzt immer noch, das bedeutet, dass diese Person gerettet werden kann. Bitte setzt den Sarg jetzt ab, oder es wird zu spät sein.“

Überrascht von der genauen Beschreibung, als wenn er den ganzen Prozess selbst gesehen hätte, hielten die Menschen an. Sie stellten den Sarg ab und öffneten ihn. Sun nahm eine Nadel heraus und stach damit den entsprechenden Akupunkturpunkt der Frau. Nicht lange danach kam sie mit einem Ausatmen ins Leben zurück. Gerade als alle vor Überraschung und Freude überglücklich waren, hörte man den Schrei eines Kindes. Beide – Mutter und Kind – waren gerettet worden und die Menschen waren voll Freude.

Dieses Wunder, mit einer Nadel zwei Leben zu retten, wurde schnell in der gesamten Gemeinde bekannt. Die Familie hieß Sun in ihrem Zuhause willkommen und war ihm sehr dankbar.

Am nächsten Tag bereitete sich Sun darauf vor weiterzugehen. Die Familie wollte, dass er blieb, aber er bestand darauf zu gehen. Er weigerte sich auch, Geld oder Geschenke anzunehmen, außer einem neuen Paar Strohsandalen. Als der Vater des Kindes seine alten Strohsandalen wegwerfen wollte, deutete Sun darauf hin, dass er sie behalten wolle. Sie wogen die Schuhe und sie wogen genau 8.5 Jin.

Sun glaubte danach noch mehr an die Worte seines Meisters. Er fuhr fort, die Krankheiten der Menschen zu heilen. Interessanterweise genas nun jeder, den er behandelt hatte. Darum nannten ihn die Menschen den „Wunderdoktor in Strohsandalen.“

(Fortsetzung folgt)


[1] Liang ist eine nicht mehr gebräuchliche chinesische Währungseinheit. Der Titel dieser Werke wird auch folgendermaßen übersetzt: „Verschreibungen, die tausend Goldstücke wert sind“, und: „Weitere Rezepte von tausendfachem Goldwert“.