Über die Verantwortung gegenüber Mitpraktizierenden

(Minghui.org) Nach über 20 Jahren der Kultivierung verstehen wir Praktizierende, wie wichtig es ist, uns selbst zu kultivieren. Wir betonen das Nach-innen-Schauen und die eigene Kultivierung. Wir schauen nicht mehr auf die anderen oder kritisieren sie. Wir sind in unserer Kultivierung gereift.

Aber wenn wir es mit Praktizierenden zu tun hatten, die vom Fa abgewichen waren, dachten einige Praktizierende, dass wir uns auch dann auf uns selbst konzentrieren sollten. Deswegen machten wir den Mund nicht auf. Von einem gewissen Standpunkt her gesehen ist diese Handlungsweise sinnvoll. Aber wenn man sie von einem anderen Standpunkt her betrachtet, ist sie nicht ganz korrekt.

Probleme in der Kultivierung ansprechen

Eine Mitpraktizierende hatte vor einigen Jahren einen ziemlich schlechten Kultivierungszustand. Einige ihrer Verständnisse wichen vom Fa ab und sie versuchte, andere zu beeindrucken. Deswegen mochte ich sie nicht und wollte auch nicht mit ihr reden. Weil sie sehr willensstark war, befürchtete ich, dass wir während eines Gesprächs streiten könnten. Mein Zustand war damals nicht sehr stabil. Aus diesem Grund sprach ich sie nicht auf ihre Lücken an.

Eines Nachts hatte ich einen Traum, in dem ich sie sehr ruhig und klar auf ihre Lücken ansprach. Ich nahm an, dass das ein Hinweis des Meisters war, damit ich sie darauf aufmerksam machte. Also tat ich es. Überraschenderweise nahm sie meine Vorschläge sanftmütig an. Es lief genauso ab, wie ich es im Traum gesehen hatte. Ich wusste, dass ich richtig gehandelt hatte.

Ein anderes Mal sprach ich mit zwei Praktizierenden. Der erste Praktizierende begann über das fehlerhafte Verhalten eines dritten Praktizierenden zu sprechen und betonte, wie er sich in so einem Fall verhalten würde. Der zweite Praktizierende stimmte zu und prahlte auch, wie gut er es gemacht hatte. Ich fand ihr Verhalten nicht ganz richtig und erinnerte sie sanft an ihr unangemessenes Verhalten. Weil ich wusste, dass meine Angst, das Gesicht zu verlieren, sie reizen könnte, sprach ich zurückhaltend. Sie antworteten nicht, sprachen danach aber leiser.

Fehler in der Kultivierung ruhig ansprechen

Als ich zuhause nochmals darüber nachdachte, beschloss ich, bei solchen Angelegenheiten energischer zu sein. Also sprach ich die beiden nochmals an und sagte ihnen, dass man nicht schlecht hinter dem Rücken eines Mitpraktizierenden sprechen sollte. Wenn man etwas Falsches sieht, sollte man es ihm persönlich aufzeigen. Noch besser wäre es, wenn wir auf eine positive Art mit dem Praktizierenden sprechen und ihm so bei der Erhöhung helfen. Man sollte auch schauen, ob man vielleicht selbst emotional davon betroffen ist.

Die beiden Praktizierenden erkannten sofort ihre Fehler und suchten nach ihren Anhaftungen.

An diesem Abend fiel mir die Meditation besonders leicht. Normalerweise taten mir während der Meditation die Beine weh und wurden taub. Aber an jenem Abend fühlte ich mich sehr wohl. Ich verstand, dass ich an diesem Tag aufrichtig gehandelt hatte.

Einmal traf ich eine Praktizierende, die einen schlechten Kultivierungszustand hatte. Wegen ihrer Anhaftungen an Prahlerei, Ego und Lust waren ihre Worte und ihr Verhalten oft irrational. Aber auch ich befand mich in keinem guten Kultivierungszustand. Ich hatte Angst, dass mein schlechter Eindruck, den ich von ihr hatte, die Dinge noch verstärken könnte, wenn ich es ansprechen würde. Als ich später bei der zweiten Übung das Gebotsrad hielt, fiel mir plötzlich dieser Satz ein: „Dem Meister täte es außerordentlich leid, wenn sie zerstört würde.“ Sofort füllten sich meine Augen mit Tränen. Ich fühlte mich wirklich schlecht.

Probleme aus Selbstschutz vermeiden

Einige Praktizierende sagten etwas, wenn sie die Fehler anderer Praktizierende sahen. Aber sie taten es nicht aufrichtig, positiv und auf direkte Weise. Sie berührten nur die Oberfläche, ihr Tonfall war zwar sehr sanft, aber sie vermieden es, das eigentliche Problem anzusprechen. Tatsächlich versuchten sie, die anderen nicht zu verletzen, um zu vermeiden, dass ihnen die Schuld gegeben wird. Sie taten das, um sich selbst zu schützen.

Manchmal treten Probleme auf, weil ein Praktizierender eine gewisse Sache nicht gut versteht. Wenn man das bemerkt und es nicht aufzeigt, erkennt es der Praktizierende vielleicht nicht. Dann wird er nicht darüber nachdenken und sein Problem nicht erkennen. Und so kann er sich nicht korrigieren und sich nicht erhöhen.

Es gibt auch Praktizierende, die sagen: „Er muss das selbst erkennen. So ist es viel tugendhafter.“ Es hört sich so an, als würde man es vom Standpunkt des Mitpraktizierenden her betrachten. Aber ein Praktizierender, der mitten in einer Drangsal steckt oder einen schlechten Kultivierungszustand hat, ist sich dessen oft nicht bewusst. Für ihn scheint es nicht so, dass er ein Problem hat. Wie kann er es dann erkennen? Wir sollten es ihm aufzeigen.

Solange die alten Mächte noch da sind, kann es zu spät sein, wenn die Verfolgung stattfindet oder wenn man bereits einen Umweg gemacht hat. Die Kultivierung in der Zeit der Fa-Berichtigung ist anders als die persönliche Kultivierung.

Es gibt auch Praktizierende, die bescheiden sind. Sie sagen immer, dass sie es nicht gut erkannt hätten und nicht genau genug erklären können. Sie sagen, sie hätten die Befürchtung, die anderen nicht überzeugen zu können, oder dass sie ihnen nicht zuhören und sich deswegen aufregen könnten. In Wirklichkeit versuchen sie, sich selbst zu schützen.

Es gibt auch Leute, die so handeln wie ich und sich von einem Praktizierenden distanzieren oder versuchen, ihm aus dem Weg zu gehen. In Wirklichkeit sind das alles nur Ausflüchte. Sie sind nicht gütig. Obwohl sie sich kultivieren, werden sie vom Egoismus und Selbstschutz eingeschränkt. Sie können sich nicht wirklich erhöhen.

Einige Praktizierende haben Angst, dass sie Karma erzeugen würden, wenn sie etwas Falsches sagen. Sie sagen, dass sie ihren Mund kultivieren müssen. Heutzutage achtet jeder darauf, die Indoktrination durch die Kommunistische Partei zu beseitigen. Die Leute haben Angst, hierbei Fehler zu machen.

Konflikte sind Gelegenheiten, um Eigensinne aufzudecken

Wenn wir einmal genau darüber nachdenken, können wir feststellen, dass es wichtiger ist, das Herz zu kultivieren, anstatt den Mund. Nichts zu sagen, bedeutet nicht unbedingt, dass wir diese Anhaftung beseitigt haben. Im Gegenteil: Die Konflikte sind Gelegenheiten, um Anhaftungen aufzudecken. Wir können uns durch Konflikte erhöhen. Egoismus und Selbstschutz zu beseitigen, hängt mit der Erhöhung der Xinxing zusammen.

Von einem anderen Standpunkt aus betrachtet, haben wir vielleicht die Fähigkeiten und die Ebene des Mitpraktizierenden unterschätzt. Wir glauben nicht, dass er positiv auf Kritik reagiert. Selbst wenn das der Fall wäre, könnte es ihm helfen, nochmals darüber nachzudenken. Es wird auch unsere Anhaftung aufdecken, ein gutes Ergebnis zu erreichen. Der Prozess ist eine Widerspiegelung unseres Kultivierungszustandes. Es ist auch eine Chance, damit wir uns erhöhen.

Es ist in Ordnung, wenn wir uns darauf konzentrieren, uns selbst zu erhöhen. In unserer Kultivierungsumgebung sollte es aber nicht so sein, dass wir uns ständig gegenseitig kritisieren. Bevor ein Kultivierender zur Vollendung kommt, hat er sicherlich noch Fehler und Lücken. „Gütig an etwas zu erinnern“ ist keine Kritik. Es ist gut für den anderen. Das bedeutet, für die Mitpraktizierenden und den einen Körper Verantwortung zu tragen.

Unser Ziel bei der Kultivierung von Wahrhaftigkeit, Güte, Nachsicht ist, ein Erleuchteter zu werden, der nicht egoistisch, sondern selbstlos ist und die anderen immer an die erste Stelle setzt. Wir sollten aber nicht jemand sein, der sich nur um seine eigene Kultivierung kümmert und nicht mehr auf andere achtet. In dem Fall würde es in ein anderes Extrem gehen.

Wenn wir aufrichtig und verantwortlich für Mitpraktizierende und die Lebewesen handeln, werden die anderen unsere gute Absicht wahrnehmen und sie dazu veranlassen, im Inneren zu suchen. Aber das bedeutet nicht, dass man die Mitpraktizierenden ständig auf ihre Mängel hin beobachtet, um ihnen ihre Probleme aufzuzeigen.

Dafa-Praktizierende sind ein Körper. Das Fa gemeinsam zu lernen und gemeinsam zu praktizieren, ist die Kultivierungsform, die der Meister uns beigebracht hat. Diese reine und heilige Umgebung ist für jeden von uns wichtig. Sie kann jeden veredeln. Wenn es in dieser Umgebung jedoch an einem aufrichtigen Austausch von Meinungen und Erkenntnissen mangelt und jeder im Alleingang handelt, dann ist es wie ein Treffen gewöhnlicher Menschen. Dieser Zustand ist dann nicht mehr hilfreich für uns. Den Egoismus loszulassen und den gesamten Körper zu verbessern, ist auch ein Prozess der Kultivierung.