Eine alte Kultivierungsgeschichte: Kein Fehlverhalten ist zu klein

(Minghui.org) Es war einmal ein Kultivierender, der in einem Wald praktizierte. Mit einem reinen Herzen war er Tag für Tag sehr fleißig. Er las die Schriften unter dem Baum, befolgte die Gebote und meditierte in Ruhe.

Jedoch nickte er eine Zeitlang während der Meditation ein. Als er eines Tages halbschläfrig aus der Meditation heraustrat, stand er auf und lief herum. Bald stand vor ihm ein Teich voller blühender Lotusblumen. Die Blumen wiegten sich im Wind und waren schön und anmutig. 

Der Kultivierende freute sich. Da kam ihm ein Gedanke: „Was ist denn, wenn ich eine Blume mitnehme und vor die Buddha-Statue stelle? Der Duft wird mir helfen, in die Stille einzutreten. Ich werde mich dann wie im Himmel fühlen.“

Er bückte sich, pflückte eine schöne Blume und hielt sie vor seine Brust. Das Glück erfüllte sein Herz. Er wollte gerade gehen, als eine leise, herrschaftliche Stimme sagte: „Du bist ein Kultivierender. Wie konntest du einfach meine Blume stehlen?“ 

Als der Praktizierende sich umsah und niemanden sah, war er verwirrt. „Darf ich fragen, wer da spricht? Warum hast du gesagt, die Blume gehört dir?“, fragte er in den leeren Raum hinein.

Feierlich entgegnete die Stimme: „Ich bin die Göttin des Lotus. Alle Blumen in diesem Teich wurden von mir aufgezogen und gepflegt. Als die Gier in deinen Kopf stieg, hast du es als Praktizierender nicht geschafft, sie zurückzuhalten. Stattdessen hast du dich der Gier hingegeben und meine Blume gestohlen. Und doch fühlst du dich nicht schuldig. Hast du eine Erklärung dafür?“

Der Praktizierende bedauerte sein Verhalten und ihm wurde bewusst, dass er falsch gehandelt hatte. Obwohl er seine Tat für eine Kleinigkeit hielt, entschuldigte er sich dafür, indem er vor dem leeren Raum niederkniete und bat: „Hoheit, bitte vergeben Sie mir meine Sünde. Von nun an werde ich niemals etwas nehmen, das nicht mir gehört.“

Währenddessen näherte sich ein Fremder dem Teich und murmelte: „Wow! Schau, welch schöne Blumen! Wenn ich sie mitnehme und verkaufe, werde ich ein Vermögen damit verdienen und meine Spielschulden begleichen können!“ Der Mann sprang in den Teich, rupfte alle Blumen raus und verschwand damit. Er hinterließ ein großes Chaos. 

Der Praktizierende fragte verblüfft: „Hoheit, ich habe eine Blume genommen und Sie haben mich deswegen streng ermahnt. Dieser Mann hat all Ihre Blumen genommen und Ihren Teich verwüstet. Dazu haben Sie nichts gesagt. Darf ich fragen, warum?"

Bei diesen Worten konnte sich der Praktizierende nicht beherrschen, sein Herz war voller Ärger.

Aus dem leeren Raum ertönte die barmherzige Stimme der Göttin: „Auf einem reinen weißen Tuch ist ein winziger Fleck deutlich zu erkennen. Nach gründlicher Reinigung kann die Reinheit jedoch wiederhergestellt werden. Bei einem dreckigen Lappen hat der viele Schmutz seine Qualität ruiniert und seine Natur verunreinigt. Der Aufwand lohnt sich also nicht mehr. Du als ein Praktizierender bist wie das reine weiße Tuch. Ich habe dich gewarnt, um dir dein Fehlverhalten bewusst zu machen, damit du es korrigieren kannst, da der Fehler offensichtlich ist. Die Kritik wird dir helfen, dich zu verbessern. Du solltest sie mit Dankbarkeit annehmen. Der Spieler ist schon viel zu lange in der profanen Welt versunken und wird seine Tat bestimmt nicht bereuen. Was ihn erwartet, ist Vergeltung, nicht aber mein Ratschlag.“

Die Worte beschämten den Praktizierenden und er hörte aufmerksam zu, während die Göttin weiter sprach: „Ein Praktizierender würde zuerst bei sich selbst schauen, um sein eigenes Verhalten zu verbessern, anstatt im Außen zu suchen und sich auf das Verhalten anderer zu konzentrieren, stimmt's?“

Von da an war dem Praktizierenden klar, dass er nicht hatte zur Ruhe kommen können, weil er im Außen gesucht hatte. Er würde nur dann die Vollendung erreichen, wenn er sich selbst kultivierte.