Folter während der Haftzeit: Persönlicher Bericht einer Falun-Dafa-Praktizierenden
(Minghui.org) „Am ersten Tag im Gefängnis zwangen mich die Wärter, bis ein Uhr morgens die Gefängnisregeln zu studieren. Ich schlief nur fünfeinhalb Stunden. Dann weckten sie mich für einen weiteren langen Tag der Folter und Gehirnwäsche. Sie wollten mich dazu bringen, meinen Glauben an Falun Dafa aufzugeben.
Die nächsten 30 Tage ließen sie mich nicht mehr schlafen. Sobald ich mich aufs Bett legte, hievten mich die Wärter hoch und folterten mich.“
Dies schildert Huo Yunbi, 68, von ihrer Haftzeit im Frauengefängnis von Chongqing.
Huo ist pensionierte Mitarbeiterin eines Transportunternehmens im Bezirk Fuling. Sie wurde am 19. Juli 2015 verhaftet, weil sie mit anderen Menschen über Falun Dafa [1] gesprochen hatte.
Am 3. November 2015 verurteilte sie das Gericht in Fuling zu dreieinhalb Jahren Haft. Man brachte sie am 6. April 2016 ins Gefängnis. Ihre Berufung beim Mittleren Gericht wurde abgelehnt.
Den vorliegenden Bericht über die Folterungen im Gefängnis gab sie zur Veröffentlichung an Minghui.org.
Leibesvisitation, körperliche Einschränkung und Zwangsarbeit
Kurz nachdem ich in die erste Abteilung im Frauengefängnis von Chongqing gebracht worden war, zogen mir die Wärter noch im Flur die Kleider aus und zwangen mich, in der Hocke zu sitzen.
Sie stellten fest, dass ich nichts mitgebracht hätte, was mit Falun Dafa in Verbindung steht. Dann musste ich, ohne mich zu bewegen, mit dem Gesicht zur Wand stehen. Als ich meine Haare berührte, kamen zwei Häftlinge vorbei und schlugen mich.
Ich protestierte gegen die Verfolgung, indem ich rief: „Falun Dafa ist gut!“ Daraufhin hielten mich fünf Häftlinge im Bett fest und schlugen mich. Ich hatte Verletzungen an Kopf und im Gesicht. Damit ich nicht mehr schreien konnte, stopften sie mir einen Putzlappen in den Mund, mit dem zuvor der Waschraum gereinigt worden war.
Ich kämpfte mit aller Kraft und lief vor den Häftlingen davon. Ich beschwerte mich bei den Gefängniswärtern. Sie riefen die ersten beiden Häftlinge, die mich geschlagen hatten, zu einem Gespräch. Als sie nach ein paar Minuten zurückkamen, hatten die beiden ein Lächeln im Gesicht. Ich denke, dass die Wärter sie angewiesen hatten, mich zu schlagen.
Am selben Tag schlugen die Häftlinge auch eine andere Praktizierende, die zusammen mit mir hierher gebracht worden war. Sie schlugen sie den ganzen Abend und stopften auch ihr den Mund mit einem Lappen, damit sie nicht schrie.
Im April ist in Chongqing Regenzeit. Die Insassen schleppten die Praktizierende nach draußen und warfen sie auf den nassen Boden, sodass ihre Kleider durchnässt waren.
Eine der Häftlinge sagte zu mir: „Du hast hier keine Freiheit. Ob du stehst, sitzt, trinkst, isst oder dir den Mund mit einer Serviette abwischst, alles wird erst von uns genehmigt. Wenn du uns nicht gehorchst, wirst du bestraft. Wahrscheinlich ist die einzige Freiheit, die du hast, deinen Speichel zu schlucken.“
Weil ich mich weigerte, diese Regel zu befolgen, verboten mir die Häftlinge, die Toilette zu benutzen, sodass ich mich in meine Hose erleichtern musste. Die Häftlinge befahlen mir auch, den Boden mit meinen Handtüchern oder sauberer Kleidung zu reinigen. Anschließend wurden sie weggeworfen.
Da sie mir den Schlaf entzogen, verlor ich in nur zwei Wochen beträchtlich an Gewicht. Mir war schwindelig. Ich sah alles nur verschwommen und alles tanzte vor meinen Augen.
Die Häftlinge gaben mir Augentropfen. Aber je öfter ich sie benutzte, umso schlechter konnte ich sehen.
Nach einem Monat intensiver Folterung wurde ich am 4. Mai 2016 in die dritte Abteilung gebracht.
Fünf Tage später kam mein Mann und sagte mir, dass er sich von mir scheiden lassen werde, weil er den Druck der Verfolgung nicht mehr ertragen könne.
In der dritten Abteilung war ich sehr schwach, ich konnte nicht mehr stehen. Sie brachten mich ins Krankenhaus, wo Diabetes diagnostiziert wurde. Um meinen Blutzuckerspiegel zu kontrollieren, gaben mir die Wärter nur wenig zu essen. Ich durfte mir kein zusätzliches Essen kaufen. Wenn ich hungrig wurde, konnte ich nur Wasser trinken.
Bei einer Untersuchung im Mai 2017 wurde festgestellt, dass ich einen Tumor in meinem Bauch hatte. Am 20. Juni wurde ich operiert. Die Arztrechnung musste ich selbst bezahlen. Obwohl ich nach der Operation sehr schwach blieb, zwangen mich die Wärter weiterhin, ohne Bezahlung zehn Stunden oder mehr am Tag zu arbeiten.
Schikanen nach der Entlassung
Als ich am 18. Januar 2019 entlassen wurde, hatte ich wegen der Scheidung keinen Wohnort mehr. Mein Sohn wollte mich in seiner Familie aufnehmen. Sein Vorgesetzter drohte ihm jedoch mit einer Entlassung, wenn er mich bei sich wohnen ließ.
Da es keine anderen Möglichkeit gab, musste ich bei meinem jüngeren Bruder einziehen. Die örtliche Polizei, Angestellte des Büros 610 [2] und des Wohnkomitees schikanierten mich immer weiter.
Im Juni 2019 bat mich mein Sohn, auf meinen Enkel aufzupassen. Als die Polizei herausfand, dass ich weg war, belästigten sie sofort meinen Bruder und fragten ihn, wo ich sei.
[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und verbreitete sich rasant. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit 1999 in China verfolgt.
[2] Das Büro 610 ist eine außerhalb des Gesetzes operierende staatliche Behörde, die die Aufgabe hat, Falun-Gong-Praktizierende zu verfolgen. Sie wurde am 10. Juni 1999 eingerichtet. Deshalb bekam sie den Namen Büro „610“.[3] Wohn- oder Straßenkomitees überwachen und kontrollieren die Anwohner. Sie verwalten das Wohnviertel.
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