Ingenieur aus Ningxia erinnert sich an dreieinhalb Jahre Folter im Gefängnis

(Minghui.org) Ein 56-jähriger Mann war wegen seines Glaubens an Falun Gong [1] zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Am 10. März 2020 wurde er zwar freigelassen, wird seither aber weiterhin stark schikaniert. Im Rahmen der landesweiten „Null-Fälle-Kampagne“ des chinesischen Regimes versuchen die Behörden auf diesem Weg, jeden Falun-Dafa-Praktizierenden auf der schwarzen Liste der Regierung zur Aufgabe seines Glaubens zu zwingen.

Xie Yiqiang lebt in der Stadt Yinchuan in der Provinz Ningxia. Der frühere leitende Ingenieur für Kontrolle elektromechanischer Spezialausrüstung war 2001 zu drei Jahren Zwangsarbeit und 2008 zu einer vierjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Er verlor seine Arbeit und wurde im Zwangsarbeitslager massiv gefoltert, sodass er kurz vor dem Tod stand. Xies Mutter starb während der Haft aus Sorge und Trauer um ihren Sohn.

Xies persönlicher Bericht über seine jüngste Verfolgung

Festgenommen und verurteilt

In der Nacht vom 4. September 2016 ging ich die Straße entlang und suchte einen Bus, der mich zurück nach Yinchuan bringt. Ein entgegenkommendes Polizeifahrzeug hielt plötzlich neben mir. Vier Polizisten stiegen aus und öffneten gewaltsam meine Tasche, um sie zu kontrollieren. Sie fanden ein paar DVDs über Falun Gong – und verhaften mich deshalb.

Sie brachten mich in die Polizeiwache Jingui und verhörten mich eine Stunde lang. Ein Beamter von der Sicherheitsabteilung kam, um mich vor meiner Freilassung noch weiter zu verhören. Die ganze Nacht war ich mit Handschellen an einen Metallstuhl gefesselt. Am nächsten Tag verlegten sie mich in die Haftanstalt Helan.

In der Haftanstalt trat ich in Hungerstreik. Einige Tage später wurde ich in einem Krankenhaus zwangsernährt. Dann brachte man mich in die Haftanstalt zurück. Mit der Begründung, dass ich die Magensonde herausziehen würde, rechtfertigte die Polizei, dass man mich mit Handschellen an einen Metallstuhl fesselte. In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen.

Folternachstellung: Metallstuhl

Zwei Monate später wurde ich in die Haftanstalt Yinchuan verlegt, weil die Haftanstalt Helan abgerissen wurde. Als die Wärter mich namentlich aufriefen, weigerte ich mich zu kooperieren. Ein stellvertretender Direktor drohte mir mit Strafe und man teilte mich der Abteilung Nr.8 zu. Ich weigerte mich weiterhin, mit den Wärtern zusammenzuarbeiten. Daraufhin trat mich ein Aufseher, während ein Wärter mir gewaltsam die Kleidung auszog und dabei meine neue Wattejacke zerriss.

Als ich in der Haftanstalt war, schrieb ich eine Beschwerde. Aber der Aufseher sagte, dass es in dem Dokument einen Abschnitt gebe, der nicht zur Vorlage geeignet sei – und beschlagnahmte das Schriftstück. Ich sagte ihm, dass das Gericht eine Entscheidung treffen müsse und nicht die Haftanstalt. Doch er wollte mir nicht zuhören und bedrohte mich, als ich nachts meditierte.

Im Juli 2017 unterstellte mich der Aufseher einer strengen Überwachung, weil ich jede Nacht meditiert hatte. Der strenge Aufsichtsraum war etwa fünf Quadratmeter groß und hatte drei Vorrichtungen am Boden – eine war für das Fixieren der Beine, die beiden anderen für die Hände. Nachdem ich an die Halterungen gefesselt worden war, konnte ich nur gerade auf dem Boden liegen und mich weder umdrehen noch hinsetzen. Jeden Morgen wurden die Halterungen einmal und abends für einige Minuten zum Essen oder den Toilettengang geöffnet. Zu jeder Mahlzeit erhielt ich ein halbes Brötchen und eine kleine Tasse Wasser. Einige Minuten später wurden mir wieder die Handschellen angelegt. Diese wenigen Minuten waren die einzige Zeit, in der ich die Toilette benutzen durfte. Zu anderen Zeiten war ich gezwungen, mich in meiner Hose zu erleichtern.

Während ich gefesselt war, erklärte ich dem Aufseher die Prinzipien, dass Gutes mit Gutem und Schlechtes mit Schlechtem vergolten wird. Er trat mich und schlug mir ins Gesicht. Später unterzog man mich einer medizinischen Untersuchung, bevor ich in das Gefängnis Shizuishan eingeliefert werden sollte. Da mein Körper mit blauen Flecken übersät war, weigerte sich die Gefängnisverwaltung zunächst, mich aufzunehmen. Erst beim zweiten Versuch nahmen sie mich an.

Habseligkeiten der verstorbenen Mutter werden Beweis der Anklage

Als ich nach meiner letzten Festnahme im Jahr 2016 noch immer auf der Polizeiwache festgehalten wurde, nahm mir die Polizei meine Hausschlüssel ab und durchsuchte meine Wohnung, ohne dass meine Familie oder Nachbarn anwesend waren. Sie beschädigten dabei meine Wohnungstür und wechselten das Schloss aus.

Bei der ersten Anhörung vor Gericht dienten die zurückgelassenen Habseligkeiten meiner verstorbenen Mutter der Staatsanwaltschaft als Beweismittel gegen mich.

Auch meine Mutter war eine Falun-Gong-Praktizierende. Als ich im Mai 2008 erstmalig zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden war, sperrte man mich in die Haftantalt Yinchuan ein. Diese befand sich sehr weit von zu Hause entfernt, aber meine über 70 Jahre alte Mutter besuchte mich immer mindestens einmal pro Woche.

Da es ihr nicht mehr erlaubt wurde, mich zu sehen, benutzte sie mehrere weiße Bettlaken und schrieb darauf den kompletten Text des Zhuan Falun (das Hauptwerk des Dafa). Sie hat vielleicht gedacht, dass sie mir die Bettlaken hätte geben können. Doch später verstarb sie vor Kummer und Sorgen.

Die Bettlaken wurden der wertvollste Besitz in meinem Leben. Aber man nutzte sie in der Anhörung als Beweismittel der Anklage gegen mich, da sie Informationen über Falun Gong enthielten.

Das Prozessgericht verurteilte mich zu zwei Jahren und vier Monaten. Nachdem ich Berufung eingelegt hatte, verlängerte der Richter der zweiten Instanz meine Haftzeit auf drei Jahre und sechs Monate.

Verfolgt im Gefängnis Shizuishan

Am 30. Oktober 2017 brachte man mich in das Gefängnis Shizuishan. Nach meiner Ankunft sperrten sie mich in eine streng überwachte Zelle. Dieser Raum war rund um die Uhr beleuchtet. Man nahm mir die Winterbekleidung weg, sodass nur einzige Lage Kleidung übrig blieb. Auch die Socken wurden mir ausgezogen und ich musste Hausschuhe tragen.

In der Zelle befand sich ein Urinal. Der Geruch und die unheimlichen Umgebung verstärken normalerweise die Angst eines Betroffen. Wenn ich die Toilette benutzten wollte, musste ich mich zuerst melden.

Es gab kein tägliches Frühstück. Jedes Mittag- und Abendessen bestand aus einem halben Brötchen und einer kleinen Tasse Wasser. Wenn ich mehr Wasser trinken wollte, musste ich meine Hände nehmen und Wasser aus dem Urinal schöpfen.

Tagsüber war mir kalt und ich war hungrig. Als die Wärter nach vier bis fünf Tagen bemerkten, dass meine Haltung sich nicht geändert hatte, öffneten sie die Fenster. Wegen des eisigen Windes war ich nachts durchgefroren.

Nach fünf oder sechs Tagen wurde ich in einen anderen strengen Überwachungsraum verlegt. Ich erhielt normale Mahlzeiten und durfte dickere Kleidung tragen. Aber ununterbrochen dröhnte aus einem Lautsprecher für 16 oder 17 Stunden eine Stimme. Alle Aufnahmen waren Propagandamaterialien, in denen die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) gelobt und Falun Gong diffamiert wurde. Manchmal spielte man die Stimme rund um die Uhr ab und ich konnte nicht schlafen. Jeden Tag fühlte ich mich erschöpft. Zudem wurde ich oft gezwungen, Lieder der KPCh zu singen. Später sagte man mir, ich solle während des Appells mit „Ja“ antworten und mich sodann umdrehen und mich mit den Händen am Kopf hinhocken. Manchmal wurde ich aufgefordert zu stehen und über meine Einstellung zu Falun Gong nachzudenken.

Ich wurde darüber informiert, dass Praktizierende, die ihren Glauben an Falun Gong nicht aufgeben wollen, keine Besuche und Anrufe von Familienangehörigen bekommen dürften. Es sei ihnen auch nicht erlaubt, Waren des täglichen Bedarfs zu kaufen. Wenn ich meinen Darm entleeren musste und mir kein gutherziger Häftling Toilettenpapier gab, musste ich mich also jedes Mal mit Wasser säubern. Ich meldete dies bei den Wärtern. Sie sagten mir, dass ich erst nach vier Monaten der strengen Überwachung notwendige Dinge des täglichen Bedarfs kaufen dürfe.

Aufgrund der physischen und psychischen Qualen verschlechterte sich mein Zustand. Mein Hauptbewusstsein nahm ab. Einmal schaute ich aus dem Fenster und dachte, es würde schneien. Aber es schneite nicht.

Am 28. März 2018 wurde ich an einen anderen Ort verlegt, der noch schlimmer war als die strenge Überwachungszelle. Die Behörden hatten einige Zellen des Gefängnisses geräumt, um sie speziell für die Verfolgung von Praktizieren zu nutzen.

Jeder Praktizierende lebte in einer großen Zelle, deren Fenster und Tür mit schwarzem Klebeband verdeckt war. Der Raum war hell beleuchtet. Zwei Gefangene waren dazu eingeteilt, mich zu beobachten. Alle drei oder vier Tage wechselten sie sich ab. Mir wurde gesagt, dass ich von morgens bis abends regungslos auf einem kleinen Hocker sitzen müsse (Dabei durfte ich mich nicht bücken, die Beine ausstrecken, mit dem Körper schaukeln, mich ans Bett anlehnen und nicht aufstehen) – mit Ausnahme der Toilettenpausen. Auch während der Schlafenszeit wurde ich von den Gefangenen oder Wärtern überwacht.

Nachts saß ein Häftling neben meinem Kopf, ein anderer zu meinen Füßen. Wenn ich schlafen wollte, musste mein Kopf zum Licht gedreht sein. Falls ich mich versehentlich wegdrehte, legten mich die Häftlinge sofort wieder in meine Ausgangsposition zurück. Die Gefangenen wurden auch beauftragt, mich zu verhören. Es gab einen Häftling, der wegen Mordes zum Tod auf Bewährung verurteilt worden war. Er war der Anführer der Häftlinge und klärte mich und andere Praktizierende über den Sinn des Lebens auf.

Folternachstellung: Regungslos auf einem kleine Hocker sitzen

Nach einiger Zeit wurde mir befohlen, dass ich mich auf einen zehn Zentimeter hohen Hocker setzen solle. Dieser Hocker stamme aus dem Gefängnis Yinchuan. Man zwang mich, auf dem Hocker zu sitzen, wodurch mein Gesäß nach sechs Tagen zu eitern anfing.

Später musste ich auf einer schmalen Bank sitzen; dann wurde die Sitzzeit verlängert und ich durfte nicht schlafen, auch wenn es schon spät war. Ein Gefangener flüsterte mir zu, dass ein Praktizierender von nebenan, nachdem er auf der Bank gesessen hatte, so müde war, dass er mit Wasser aus einer Plastikflasche, die kleine Löcher im Verschluss hatte, bespritzt worden war. Ein Wärter namens Yang Libing trat diesen Praktizierenden oft gegen die Wade.

Am 18. Mai 2018 kam Yang und sprach mit mir. Während des Gesprächs schlug er immer wieder meinen Kopf. Während dieser Zeit stellte das Gefängnis sogar eine Bahre bereit, damit man mich jederzeit ins Krankenhaus bringen könne. Nachdem ich begonnen hatte, Falun Gong zu praktizieren, war mein Blutdruck normal. Aber während dieser Tage schwankte mein Blutdruck stark. Außerdem war mir den ganzen Tag über schwindlig und meine Zähne lockerten sich.

Ich schrieb eine feierliche Erklärung und widerrief damit alle früheren Erklärungen, mit denen ich Falun Gong unter Druck aufgegeben hatte. Bevor meine Haftstrafe endete, gab ich die Erklärung beim Gefängnis ab. Man stellte mich unter strenge Beobachtung, bis ich am 10. März 2020 freigelassen wurde.

Im Zwangsarbeitslager dem Tode nahe

In Ergänzung der jüngsten Verfolgung, die ich oben erwähnt habe, folgt eine Zusammenfassung der zuvor erlittenen Verfolgung.

Im März 2001 wurde ich festgenommen und für drei Jahre im Zwangsarbeitslager Nr. 1 in Yinchuan festgehalten.

In meiner ersten Nacht dort verprügelten die Insassen zwei Kriminelle, um mich einzuschüchtern. Einige Monate später humpelte der eine von beiden noch immer.

Einige Tage später meditierte ich nachts. Ein Häftling entdeckte mich und weckte alle in der Zelle auf, weil sie mich beschimpfen sollten. Mehrmals schlug mir der Gefangene auf den Kopf und forderte andere Insassen dazu auf, Falun Gong zu verfluchen.

Während ich im Zwangsarbeitslager eingesperrt war, begann mein Körper zu faulen. Aufgrund der Verfolgung und der unhygienischen Bedingungen war er von Blasen übersät. Ich nahm Toilettenpapier, um den Eiter aus den Blasen abzutupfen, selbst eine ganze Rolle reichte dafür nicht aus. Weil meine Kleidung leicht an meinem Fleisch kleben blieb, konnte ich keine Unterwäsche tragen. Schließlich konnte ich nicht mehr normal gehen.

Bevor ich gehen konnte, musste ich mich mit den Armen abstützen und warten, bis ich etwas Gefühl in den Beinen hatte. Beim Gehen bluteten die Blasen an Beinen und Füßen. Danach gab mein Körper einen üblen Geruch ab und weckte alle in der Zelle auf. Daraufhin verlegte man mich in einen anderen Raum, in dem es keine Heizung gab. Ich zitterte vor Kälte.

Eines Tages legten mir Polizisten Handschellen an und zwangen mich zu arbeiten. Als sie bemerkten, dass ich nicht aufstehen konnte, ließen sie von mir ab.

Nachdem ich mich etwas erholt hatte, wurde ich den ganzen Tag lang draußen an einem Pfahl gefesselt.

Später versetzte man mich in eine Betonfabrik, wo ich Zwangsarbeit verrichten musste. Es war schwierig, den Zement abzuwaschen. Nach getaner Arbeit musste ich mich mit Waschmittel waschen. Einmal kam kein Wasser mehr aus der Dusche. Ich nahm die letzten Tropfen Wasser auf und spülte mir den Mund aus. Als der Wassertank zur Inspektion geöffnet wurde, entdeckte man darin eine tote Ratte. Ich musste mich übergeben, worüber sich die anderen lustig machten.

Frühere Berichte:

Mr. Xie Yiqiang of Yinchuan City, Ningxia Hui Autonomous Region Sentenced to Four Years in Prison

As the Olympic Torch Relay Reaches Ningxia Hui Autonomous Region, Many Falun Gong Practitioners Are Subjected to Persecution

Mr. Xie Yiqiang Imprisoned for Seven Years, Elderly Mother Denied Right to See Him before She Passed Away

Ein Ingenieur aus Ningxia zeigt den ehemaligen chinesischen Diktator an

Provinz Ningxia: Unrechtmäßige Beweise und Verfahrensfehler bei Gerichtsverhandlung gegen Ingenieur

Anwalt reicht Beschwerde gegen Richter ein


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.