Qing loslassen, Groll beseitigen

(Minghui.org) Mein Geschäft befindet sich in einer wohlhabenden Gegend auf Long Island, New York. Die Menschen hier sind nicht kompliziert und viele sind gottgläubig. Obwohl sich die Ausbreitung der Corona-Pandemie in New York sehr schlimm entwickelt hat, kommen immer noch viele Menschen zu mir, um Eiscreme und Eistorte für Geburtstagsfeiern zu kaufen. Es scheint mir, als ob die Menschen hier durch die Pandemie nicht so besorgt sind.

Wie gewohnt zahle ich weiterhin meine Miete, Steuer und Versicherung. Da meine Mitarbeiter nicht mehr zur Arbeit kommen, muss ich alles selbst erledigen. Zum Glück helfen mir meine Mutter, mein Geigenlehrer, der auch Falun Dafa praktiziert, und ein irischstämmiges Mädchen aus dem Ort. Dieses Mädchen glaubt daran, dass das Schicksal eines Menschen vom Himmel bestimmt wird. Darum hat sie keine Sorge, dass sie sich ansteckt.

Die Arbeit, die sonst auf zehn Leute verteilt war, wird also jetzt von vier Personen erledigt. Es ist schon mühsam. Für meine Mutter, die zuvor ein ruhiges Leben führte, ist es jetzt anstrengend geworden, seit sie mir im Geschäft hilft. Allein für die Autofahrt benötigt sie anderthalb Stunden. Für den Laden stehen noch verschiedene Zahlungen aus, deshalb möchte meine Mutter so früh wie möglich den Laden verkaufen. 

Stockschlag

Es gab etwas, das mich sehr beunruhigte, die anhaltenden Beschwerden meiner Mutter über mich.

Vor zwei Wochen hatte meine Mutter etwas sehr Verletzendes über eine Sache gesagt, die mir sehr am Herzen liegt. Die Wut stieg in mir hoch und ich gab ihr harsche Widerworte. Daraufhin fühlte sich meine Mutter sehr gekränkt und sagte: „Ich will wegziehen. Ich werde zu einer guten Freundin ziehen.“ Mein Mitpraktizierender, der Geigenlehrer, ermutigte mich: „Geh zu ihr und bitte sie, nicht wegzuziehen.“ – „Sie hat mich aber so verletzt. Es brennt wie Salz auf der Wunde. Warum entschuldigt sie sich nicht bei mir? Ich habe mich doch schon sehr verbessert und sie nicht einmal als dumm beschimpft. Ich werde nicht klein beigeben“, gab ich zur Antwort. Zwei Tage lang herrschte Kriegs-Atmosphäre. Bis ich beim Fa-Lernen folgenden Hinweis erhielt. 

Der Meister sagte:

„... dass sie sich immer mit Menschen oder mit ihrer Vergangenheit vergleichen und nicht die Forderungen der verschiedenen Ebenen des Fa als Maßstab für sich selbst anwenden können.“ (Ein Dialog mit der Zeit, 03.07.1997 in: Essentielles für weitere Fortschritte I)

Dieser Satz war wie ein „Stockschlag zum Aufrütteln“. Ich ließ mein Ego los und sagte zu meiner Mutter: „Mami, eigentlich haben wir keine Feindschaft miteinander. Nur habe ich mich wirklich verletzt gefühlt. Du brauchst deshalb nicht wegzuziehen. Ich werde nicht wieder explodieren.“ Meine Mutter antwortete: „Du bist optimistisch und hast Humor, und hilfsbereit bist du auch. Du gibst, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Du arbeitest viel und nimmst dir kaum Zeit zum Essen. Aber wann kannst du es endlich ablegen, dir nichts von anderen sagen zu lassen?“ So verzieh mir meine Mutter. Alles war wieder normal, als ob nichts passiert wäre. Am nächsten Tag stand wieder mein Lieblingsgemüse, blanchierte Pak Choi, auf dem Tisch.

Innerlich ermahnte ich mich, stets klar zu sein und alles als meine Prüfung zu betrachten – egal was passiert, ob mir jemand Unrecht tut, mich beleidigt oder etwas Schlimmes sagt. Ich möchte keine Lücke lassen und mich vollends kultivieren. Zusammen mit dem Meister zu meinem wahren Zuhause zurückkehren, das ist es, was ich möchte.

Buddha- und Dämon-Natur

In meinem Elternhaus herrschte die Einstellung, dass Söhne mehr wert sind als  Töchter. Deshalb möchte ich mich immer als die Stärkere darstellen. Bei allem, was ich lerne oder tue, möchte ich die Beste sein. Darum strebe ich nach Reichtum. Denn wenn ich Geld habe, kann ich mich großzügig zeigen und vor anderen Ansehen gewinnen. In der Vergangenheit war ich sehr darum bemüht gewesen, dennoch bekam ich keine Aufmerksamkeit von meinem Vater. Später wollte ich dann umso mehr die Zuneigung meines Mannes. Sein Verrat führte bei mir zu tiefem Groll.

Auf dem Weg der Kultivierung werde ich gleichzeitig von der Buddha- und der Dämon-Natur begleitet. Wenn die Dämon-Natur hochsteigt, zeigt sie sich durch Qing. Dann fühle ich mich ungerecht behandelt, was mich beim Erretten der Menschen stört. Wegen Qing fühle ich mich verletzt und empfinde Schmerzen. Ohne Qing gäbe es nur die Barmherzigkeit. Wenn sich die Buddha-Natur zeigt, dann gibt es keinen Groll mehr. Wenn man mit Qing in Berührung kommt, fühlt man sich unwohl. 

Der Meister hat uns erklärt:

„Ein erleuchteter Mensch ist frei von Eigensinn. Ruhig beobachtet er die Menschen auf dieser Welt, die durch die Illusion verwirrt sind.“ (Ebenen der Gesinnung, 25.09.1995, in: Essentielles für weitere Fortschritte I)

Gleichzeitig habe ich erkannt, dass Neid und Groll auch Materie sind. 

Der Meister sagt uns:

„Der Groll entsteht dadurch, dass man sich an Komplimente und schöne Sachen gewöhnt hat. Wenn es dann anders kommt, entwickelt sich der Groll. Überlegt mal, das geht doch nicht. So kann man sich nicht kultivieren. Ich sage immer wieder, dass die Kultivierenden die Probleme andersrum betrachten sollen. Wenn du auf unangenehme Dinge stößt, sollst du denken, dass es eine gute Sache ist und dazu dient, dich zu erhöhen. Du sollst denken: „Ich muss gut damit umgehen, das ist schon wieder ein Pass zum Überwinden. Das ist die Kultivierung.“ Wenn du angenehme Sachen erlebst, sollst du denken: „Oje! Ich darf nicht zu froh sein. Durch erfreuliche Sachen kann ich mich nicht erhöhen und sie führen auch leicht dazu, dass ich runterfalle.“ Bei der Kultivierung musst du eben das Problem andersrum betrachten. Wenn du immer die Schwierigkeiten und unangenehmen Dinge ablehnst, die dir in den Weg kommen, dann würde es bedeuten, dass du es ablehnst, den Pass zu überwinden und dich nach oben zu kultivieren, nicht wahr?!“ (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in Washington, D.C. 2018, 21.06.2018)

Ich lernte intensiv das Fa und tauchte förmlich in das Fa ein. Dadurch löste sich mein Groll Stück für Stück auf. Mir wurde klar, dass der Wunsch nach einem behaglichen Familienleben eine hartnäckige Anschauung war. 

Der Meister sagt:

„Außer dem angeborenen reinen und wahren Selbst sind im Grunde genommen alle Anschauungen nicht du selbst, sondern sie sind durch Erwerbung gebildet.“ (Für wen existieren, 11.07.1998, in: Essentielles für weitere Fortschritte I)

Das sind meine derzeitigen Erkenntnisse auf meiner Ebene. Falls etwas nicht dem Fa entspricht, bitte ich meine Mitpraktizierenden um barmherzige Korrektur.