Die Ernsthaftigkeit der Kultivierung

(Minghui.org) Ich begann 1996, Falun Dafa zu praktizieren. Jetzt bin ich 73 Jahre alt. Ich möchte von meiner Erfahrung mit einer anderen Praktizierenden berichten, die einen tiefgreifenden Einfluss auf unsere Kultivierung hatte.

Anderen helfen

Als ich im Juni 2018 am gemeinsamen Fa-Lernen in der Gruppe teilnahm, erzählte mir Mia, eine Mitpraktizierende, dass sie fast blind sei. Sie hatte bereits vor einigen Jahren das Augenlicht auf ihrem rechten Auge verloren und nun verschlechterte sich die Sehkraft auf ihrem linken Auge rapide.

Ich fragte sie, was sie dagegen unternehmen wolle. „Ich würde gerne einige Tage zu dir kommen“, antwortete sie, „um das Fa zu lernen,  mich zu beruhigen und nach innen zu schauen.“

Ich antwortete nicht.

Sogar auf dem Heimweg ärgerte ich mich noch über Mia. „Wie kann ich ihr helfen, wenn ich mich kaum um mich selbst kümmern kann? Ich habe selbst Probleme mit meinem Sehvermögen. Wie kommt sie dazu, mich zu fragen und mir solche Unannehmlichkeiten zu bereiten?“

Als ich mir an diesem Abend die Zähne putzte, fiel die Zahnpasta auf den Boden. Ich bückte mich, um sie aufzuheben, und schlug mit dem Kopf gegen den Rand des Waschbeckens. Eine große Beule entstand und schwoll schnell an, doch ich spürte keinen Schmerz.

Ich dachte: „Passiert mir das zufällig? Liege ich falsch, wenn ich einer anderen Praktizierenden die Hilfe verweigere? Aber meine Situation ist wirklich schlimm, wie kann ich ihr helfen?“

Erst jetzt wurde mir klar, dass ich als Praktizierende zuerst an andere denken sollte. Als ich nach innen schaute, merkte ich, dass ich Angst vor Unannehmlichkeiten hatte, dass ich nicht gestört werden wollte, und dass ich egoistisch war.

Der Meister sagt:

„Wenn ich euch zum Bruch mit den Menschen aufrufe, folgt ihr mir nicht. Es ist so, dass nicht jede Chance nochmals gegeben wird.“ (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in Singapur, 22. - 23.08.1998 in Singapur)

Der Meister arrangiert barmherzig alles für die Praktizierenden, deshalb ist es kein Zufall, dass Mia zu mir kommen wollte und mich um Hilfe bat.

Nach dieser Erkenntnis ging ich zu Mia nach Hause und sagte ihr, dass es mir leid täte, dass ich ihr neulich auf ihre Bitte nicht geantwortet hatte, und sagte: „Ich möchte, dass du zu mir kommst und bei mir bleibst.“ Erleichtert willigte sie ein.

Kultivierung ist ernsthaft

Mia kam am folgenden Nachmittag zu mir nach Hause. Wir setzten uns zusammen und tauschten unsere Verständnisse miteinander aus. Wir waren uns einig, dass wir uns beide fleißiger kultivieren und die drei Dinge gut machen sollten, die Praktizierende tun sollten.

Dann fingen wir an, das Fa zu lernen. Wir lasen zwei Kapitel aus dem Zhuan Falun, schauten nach innen und tauschten uns darüber aus, was wir gerade gelesen hatten.

Mia erzählte mir von ihren Bedenken. Sie lernte das Fa nicht mit dem Herzen und vergaß das meiste, was sie gelesen hatte, wenn sie das Buch zumachte. Sie hatte auch viel Angst, weil sie mehrmals verhaftet worden war, als sie mit den Menschen über Falun Dafa und über die Verfolgung gesprochen hatte. Sie erkannte, dass sie zu Hause dominierte, neidisch war, dass sie gerne wetteiferte und andere kritisierte. Ich konnte spüren, dass sie sich wirklich öffnete.

Ich erzählte ihr auch von meinen eigenen Anhaftungen, wie Neid, Konkurrenzdenken, Angeberei, Egoismus, Angst, Eitelkeit, Überlegenheitsgefühl und dem Streben nach Komfort.

Anschließend sendeten wir eine Stunde lang aufrichtige Gedanken aus. Wir spürten beide das starke Energiefeld und wussten, dass der Meister uns stärkte.

Nach dem globalen Aussenden der aufrichtigen Gedanken um sechs Uhr setzten wir das Aussenden eine weitere Stunde lang fort. Später hörten wir uns Vorträge des Meisters an, machten zusammen die Übungen und gingen dann zu Bett.

Als um Mitternacht der Wecker klingelte, um aufrichtige Gedanken auszusenden, erwachte ich und sah Mia an der Badezimmertür stehen und weinen. Sie sagte: „Ich kann sehen!“ Sie war so erfreut und umarmte mich ganz fest. Ich freute mich auch sehr für sie, wies sie jedoch darauf hin, sich nicht zu sehr zu freuen. Sie nickte.

Später an diesem Tag besuchte uns eine andere Praktizierende. Sie war erstaunt zu sehen, dass Mia ihr Augenlicht wieder erlangt hatte. Wir alle hatten die Kraft des Dafa erlebt und freuten uns.

Wir drei lasen dann vier Fa-Erklärungen des Meisters, sendeten aufrichtige Gedanken aus, machten die Übungen, schauten nach innen und tauschten uns über unser Verständnis aus.

Als uns Mia von ihrer Erfahrung erzählte, konnte ich an ihren Worten und ihrem Tonfall erkennen, dass sie sehr stolz auf sich war und sich zur Schau stellte.

Als die andere Praktizierende gegangen war, erwähnte ich ihr gegenüber meine Besorgnis. Sie merkte sofort, dass sie sich nicht aufrichtig verhalten hatte.

Der Meister sagt:

„Kultivierung ist doch kein Kinderspiel und auch keine Fertigkeit der alltäglichen Menschen, sie ist eine sehr ernsthafte Angelegenheit.“ (Zhuan Falun 2012, Seite 126)

Ich schaute auch nach innen und bemerkte, dass auch ich mich von dieser wundervollen Erfahrung hatte mitreißen lassen.

Am nächsten Tag sagte Mia, dass sie nicht mehr klar sehen könne und wurde ängstlich. Ich ermutigte sie, weiterhin an den Meister und an Dafa zu glauben.

Ich führte sie in den Raum, in dem das Bild des Meisters an der Wand hing. Sie zündete etwas Weihrauch an und entschuldigte sich beim Meister, weil sie sich falsch verhalten hatte. Es brach mir fast das Herz, ihr bei der Beichte zuzusehen, mein Herz war bei ihr.

Der Meister lehrt uns in diesem Gedicht:

„Ruhig überlegen, wie viele eigensinnige Dinge noch da. Menschliches Herz abgelegt, Böses vernichtet sich selbst.“ (Sei nicht traurig, 13.01.2004, in: Hong Yin II)

Am nächsten Tag fand das gemeinsame Fa-Lernen bei mir zu Hause statt. Ich erzählte den Praktizierenden, was in den letzten Tagen passiert war. Ich erzählte allen, dass wir von der Aufregung mitgerissen worden waren, so dass die alten Mächte diese Lücke ausnutzen konnten und Mias Augenlicht wieder schlechter werden ließen. Mia sprach auch von ihren Anhaftungen und Unzulänglichkeiten.

An diesem Tag lasen wir drei Kapitel im Zhuan Falun und sendeten eine Stunde lang aufrichtige Gedanken aus. Ich spürte, dass die Energie sehr stark war.

Mia fühlte sich immer noch ängstlich. Sie hatte an diesem Abend keinen Appetit und konnte nicht gut schlafen. Ich wurde ein wenig ungeduldig, sie so zu sehen.

Mia und ich praktizieren beide seit über 20 Jahren Falun Dafa, und wir haben immer noch so viele Anhaftungen. Die Ereignisse der letzten Tage brachten mich dazu, die Ernsthaftigkeit der Kultivierung zu erkennen und nach innen zu schauen.

Acht Praktizierende kamen ein paar Tage später zu mir nach Hause. Wir lernten von 9:00 bis 15:00 Uhr das Fa und sendeten intensiv aufrichtige Gedanken aus. Ich fühlte mich ruhig, und das Energiefeld war sehr stark.

Danach konnte Mia wieder sehen. Wir alle dankten dem Meister.

Die Wurzel ausgraben

Durch das Schreiben dieses Erfahrungsberichtes gewann ich ein tieferes Verständnis vom Fa, da sich mir immer wieder eine neue Ebene der Fa-Prinzipien offenbarte.

Der Meister gab mir in einem Traum einen Hinweis. Da war ein Teller mit lecker aussehenden gebratenen Donuts (Krapfen). Ich nahm einen, öffnete ihn und stellte fest, dass er innen nicht ganz gar und klebrig war. Als ich aufwachte, wurde mir klar, dass das mein Kultivierungszustand war. Von außen sah er gut aus, aber im Inneren gab es eine Menge Probleme.

Ich bin dem Meister sehr dankbar, dass er mir diese wertvolle Gelegenheit gegeben hat. Ich habe daraus gelernt, wie ich mich in Zukunft kultivieren soll. Ich verstehe nun, dass der Meister möchte, dass die Praktizierenden selbstlos sind und die anderen an die erste Stelle setzen. Ich bin zuversichtlich, dass ich jetzt neu anfangen und auf meinem Kultivierungsweg solide vorangehen kann.