Persönlicher Bericht: Zwölf Jahre in Haft – Familie und Rente verloren

(Minghui.org) Die ehemalige Angestellte einer Halbleiterfabrik in Jinzhou in der Provinz Liaoning verbrachte zwölfeinhalb Jahre in Gefängnissen und Arbeitslagern. Der Grund ist ihr Glaube an Falun Dafa, einer gesundheitsfördernden Meditationspraxis, die seit 1999 in China verfolgt wird.

Kurz nach Beginn der Verfolgung wurde Cui Yaning entlassen. Weil sie inhaftiert wurde, konnte sie ihren Rentenanspruch nicht geltend machen. Durch den sozialen Druck und die häufige Schikane durch die Polizei ließ ihr Mann sich von ihr scheiden. Sie nahmen Cui auch das Kind weg. Jetzt lebt sie allein und versucht, mit Gelegenheitsjobs über die Runden zu kommen.

Hier berichtet Cui von ihren Erfahrungen während der vergangenen 21 Jahre.

Cui Yaning

Schlafstörungen und Gelenkentzündungen verschwinden

38 Tage nach meiner Hochzeit im Jahr 1992 starb mein Schwiegervater an einem Herzinfarkt. Mein Mann und meine Schwiegermutter hatten Mühe, damit fertig zu werden. Drei Jahre später wurde mein Sohn geboren. Ich musste mich um mein Baby, meinen Mann und meine Schwiegermutter kümmern. Außerdem arbeitete ich Vollzeit bei der Jinzhou Huaguang Power-Electronics Company.

Ich hatte nur wenig Zeit zum Ausruhen und litt unter Schlafstörungen, Bauchschmerzen, Erschöpfung und Gelenkentzündungen. Eine Freundin stellte mir 1997 Falun Dafa vor. Ich las ein paar Seiten im Zhuan Falun, dem Hauptbuch dieser Praxis, und schlief in dieser Nacht so gut wie schon seit Jahren nicht mehr.

Ich praktizierte weiter und mit der Zeit verschwanden alle meine Krankheiten. Auch mein Charakter wurde besser. Meine Pflichten zu Hause und bei der Arbeit konnte ich nun mit Leichtigkeit bewältigen. Ich war eine hervorragende Mitarbeiterin und wurde befördert.

Wiederholte Inhaftierung, weil ich Falun Dafa nicht aufgab

Als die Verfolgung der Falun-Dafa-Praktizierenden im Juli 1999 anfing, wurde mein Leben auf den Kopf gestellt. Es war mir nicht erlaubt, die Falun-Dafa-Übungen in der Öffentlichkeit zu praktizieren. Mein Chef rief mich oft in sein Büro und forderte mich auf, Falun Dafa aufzugeben. Kollegen vertrauten mir nicht mehr und auch meine Familie nahm Abstand von mir.

Ich war drei Mal inhaftiert worden, insgesamt zwölfeinhalb Jahre. Vom 15. Oktober 1999 bis zum 14. Oktober 2001 war ich im Frauenzwangsarbeitslager Masanjia eingesperrt. In dieser Zeit kündigte mein Arbeitgeber mir eigenmächtig. Einen Monat nach meiner Entlassung ließ mein Mann sich von mir scheiden. Er wollte mögliche Vergeltungsmaßnahmen der Behörden gegen ihn oder andere Familienangehörige vermeiden.

Im Dezember 2001 wurde ich wieder verhaftet und in ein anderes Zwangsarbeitslager gebracht. Diesmal war ich dreieinhalb Jahre in Haft, vom 28. Dezember 2001 bis zum 7. Juni 2005.

Meine letzte Haftzeit war vom 25. Februar 2008 bis zum 24. Februar 2015 im Frauengefängnis Liaoning.

Folter im Zwangsarbeitslager

Die Übungen von Falun Dafa zu praktizieren war im Zwangsarbeitslager Masanjia verboten. Als ein Wärter mich dabei sah, veranlasste er ein paar Gefangene, mich zu schlagen. Eine von ihnen schlug mir mit einem Besenstiel auf den Kopf, bis der Besenstiel zerbrach und ich am Boden lag. Dann trat mir eine andere gegen Brust und Rücken. Mir brach eine Rippe. In den darauffolgenden Monaten hatte ich starke Brustschmerzen. Nach diesen Schlägen schleppten sie mich zur Arbeit. Wegen der Verletzungen konnte ich mich nicht bewegen. Daraufhin schlug mich eine der Gefangenen abermals. Dabei verlor ich fast das Bewusstsein.

Im Jahr 2000 mussten wir im Arbeitslager täglich von 6 bis 22 Uhr arbeiten. Bevor ich lernte, wie man eine Nähmaschine bedient, wurde mir befohlen, täglich 180 Paar Ärmel zu nähen. .

2001 wurden die Foltermethoden verschärft. Das Ziel war, die Praktizierenden dazu zu bringen, ihren Glauben an Falun Dafa aufzugeben. Einmal zwangen sie mich, fünf Tage hintereinander von 6 Uhr früh bis Mitternacht in der Hocke zu sitzen. Meine Beine schwollen an und wurden steif. Weil ich meinen Glauben nicht aufgab, schockten die Wärter mich mit elektrischen Schlagstöcken an Kopf, Rücken und Achselhöhlen. Es schmerzte wie Schlangenbisse, mein Körper war voller Blasen. Ich lebte jeden Tag in Angst und sah keine Hoffnung. Ich erwartete nicht, lebend aus dem Arbeitslager herauszukommen.

Zwei Monate nach Freilassung erneut inhaftiert

Nur zwei Monate nach meiner Freilassung wurde ich erneut inhaftiert. Ich kam für dreieinhalb Jahre in das damals neu gebaute Frauenzwangsarbeitslager Masanjia Nr. 2. Dort wurden überwiegend Praktizierende eingesperrt und einer Gehirnwäsche unterzogen.

In Spitzenzeiten waren über 4.000 Praktizierende in dem Arbeitslager inhaftiert. Die Beamten folterten sie auf jede erdenkliche Weise und sagten aus, dass 95 Prozent der Praktizierenden Falun Dafa aufgegeben hätten. Wegen ihrer so hohen „Umerziehungsquote“ gaben die Beamten aus Masanjia ihre Erfahrungen an andere Zwangsarbeitslager im ganzen Land weiter.

Die Wärter zwangen mich, mir Propaganda anzusehen oder anzuhören, die Falun Dafa und den Meister verleumdete. Die Gehirnwäsche wurde zusammen mit den körperlichen Misshandlungen eingesetzt, um unsere Willenskraft zu schwächen. Einmal musste ich acht Tage lang ununterbrochen stehen. Meine Beine waren so geschwollen, dass die Haut durchsichtig aussah und glänzte. Am Ende war ich benommen und verwirrt.

Ein andermal sperrten Wärter mich in einen kleinen Raum in Isolationshaft, weil ich mit anderen über Falun Dafa gesprochen hatte. Ich wurde für neun Tage an einen Metallstuhl gefesselt, wobei ich täglich nur zwei Mahlzeiten bekam und nur zwei Mal auf die Toilette durfte. Es war Ende Dezember und es schneite. Die Wärter ließen das Fenster offen, damit ich fror. Als sie mich aus dem Raum herausließen, waren meine Füße auf die doppelte Größe angeschwollen und hatten große blutgefüllte Blasen. Meine Gliedmaßen waren taub. Ich konnte keine Nadel halten, geschweige denn laufen.

Ohne mir etwas zu sagen, brachten Beamte mich in ein Krankenhaus, fesselten mich an ein Bett und spritzten mir unbekannte Medikamente. Sie verursachten unerträgliche Schmerzen in meinen Fingerspitzen. Es fühlte sich an, als ob ich mit Nadeln gestochen würde. Für diese Misshandlung musste ich sogar noch bezahlen. Ein Jahr nach der schweren Erfrierung waren meine Gliedmaßen immer noch taub und kälteempfindlich.

Aus Protest gegen die Misshandlung trat ich in den Hungerstreik. Für die Zwangsernährung mit salziger Reispaste führten die Wärter eine Sonde durch meine Nase in meinen Magen ein. Durch den gewaltsamen Eingriff wurden meine Nasenschleimhaut und meine Luftröhre verletzt.

Wir wurden zu langen Arbeitszeiten gezwungen, mussten Knoblauch schälen und Kunstgegenstände herstellen. Über zehn Menschen waren in einem kleinen Raum eingepfercht und klebten die Kunstgegenstände zusammen und besprühten sie mit Farbe. Der Geruch des Lösungsmittels war unerträglich. Der Knoblauch war oft verunreinigt. Der größte Teil des Knoblauchs wurde an örtliche Restaurants verkauft.

Eines Tages im Jahr 2005 wurden zwölf Praktizierende, mich eingeschlossen, in eine kleine Zelle gesperrt. Alle Fenster waren geschlossen, es gab nur ein eigroßes Loch nach draußen. Über fünf Monate mussten wir von 6 Uhr früh bis Mitternacht auf einem kleinen Hocker sitzen, ohne uns zu bewegen. Die Haut an unserem Gesäß riss auf und eiterte, weil sie nicht nachwachsen konnte.

Zeugin von schrecklicher Folter und Todesfällen

Diese Zeit in Masanjia war wahrscheinlich die schrecklichste in meinem Leben. Während ich selbst Folter erlitt, wurde ich auch Zeugin von unvorstellbaren Gräueltaten gegenüber Mitpraktizierenden. Mein Herz war voller Angst, Leid und Entsetzen. Jeder Tag war eine Qual.

Gao Rongrong wurde so lange mit elektrischen Schlagstöcken im Gesicht traktiert, bis sie entstellt war.

Yin Liping wurde in eine Zelle mit mehreren männlichen Gefangenen gesperrt und vergewaltigt.

Die über 60 Jahre alte Bai Suzhen aus Wafangdian musste trotz ihres hohen Blutdrucks nachts arbeiten. Plötzlich starb sie. Das Arbeitslager belog Bais Familie und sagte, dass sie gestorben sei, weil sie sich geweigert habe, Medikamente einzunehmen. Die Zwangsarbeit erwähnten sie mit keinem Wort.

Zhang Shuzhi, eine zweifache Mutter aus Jinzhou, schrieb eine Verzichtserklärung, dass sie Falun Dafa aufgeben würde. Sie hatte die Hoffnung gehabt, so früher nach Hause zu können und sich um ihre Kinder zu kümmern. Doch die Wärter des Arbeitslagers brachen ihr Wort und behielten Zhang weiterhin in Gewahrsam. Sie war sehr verärgert. Als sie eines Tages duschte, fiel sie plötzlich zu Boden und war tot. Ihr Körper verfärbte sich im Nu bläulich. Später erfuhr ich, dass sie einen Herzinfarkt erlitten hatte.

Die Praktizierenden, die in Masanjia gequält wurden, haben so intensive Traumata erlitten, dass sich die meisten von ihnen nicht mehr daran erinnern wollen. Auch mir fällt es nicht leicht, das alles aufzuschreiben. Doch wenn keine von uns etwas sagt, wird die Welt nie erfahren, was mit uns geschehen ist.

Zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt

Jahre später, am 25. Februar 2008, wurde ich erneut verhaftet. Die Polizei hatte mein Telefon abgehört und mir nachgespürt. Ich wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt und in das Frauengefängnis Liaoning gebracht.

Ich kam für fünf Monate in Isolationshaft, wo ich angegriffen und einer Gehirnwäsche unterzogen wurde. Ich musste 13 Stunden am Tag auf einem kleinen Hocker sitzen, wobei ich zwischen aufeinader gestapelte große Bodenfliesen eingeklemmt wurde, sodass ich mich nicht bewegen konnte. Durch die raue Sitzoberfläche wurde das Fleisch an meinem Gesäß abgeschabt. Da ich in der Toilettenbenutzung eingeschränkt war, nahm ich so wenig Nahrung wie möglich zu mir.

Später befahl uns die Gefängnisaufsicht, 13 Stunden am Tag Polizeiuniformen und andere Kleidungsstücke zu nähen. Wegen des unzumutbaren Arbeitspensums mussten wir schnell sein. Wir waren wie eine Gruppe verängstigter Rehe, die von einem wilden Wolf gejagt wird. Wenn wir Fehler machten, schockten die Wärter uns mit ihren elektrischen Schlagstöcken.

Dinge des täglichen Bedarfs durften nicht mitgebracht, sondern mussten im Gefängnis gekauft werden. Im Gefängnis war alles sehr teuer, was uns finanziell zusätzlich belastete.

Wir durften nicht miteinander sprechen und wurden ermuntert, andere zu bespitzeln und zu melden. Alle waren ständig auf der Hut und hatten Angst. Überall waren Kameras, auch in den Duschräumen und Toiletten der Frauen. Gespräche und Telefonate wurden abgehört.

Im Gefängnis fielen mir infolge der körperlichen und seelischen Qualen sieben Zähne aus. Mit nur 44 Jahren konnte ich mein Essen nicht mehr kauen. Nach meiner Entlassung im Jahr 2015 fielen mir weitere Zähne aus. Jetzt habe ich nur noch sieben Zähne.

Weitere Formen der Verfolgung

Die Verfolgung zog auch meine Familie in Mitleidenschaft. Mein jüngerer Bruder wurde entlassen und meine ältere Schwester hatte an ihrem Arbeitsplatz eine schwere Zeit. Die Familie meines Mannes sprach nicht mehr mit mir. Meine Mutter machte sich ständig Sorgen um mich und wollte für mich einen Anwalt finden. Auf ihrer Suche hatte sie eines Tages einen schweren Autounfall. Sie wurde in die Luft geschleudert und fiel mit dem Kopf auf den Boden. Glücklicherweise überlebte sie den Unfall.

Meine Familie und ich hatten wegen der Verfolgung finanzielle Schwierigkeiten. In den sieben Jahren, die ich im Gefängnis war, kosteten uns die Anwaltskosten, meine Lebenshaltungskosten, die Reisekosten der Familie, die mich besuchen kam, über 50.000 Yuan (mehr als 6.200 Euro). In den zwölfeinhalb Jahren Haftzeit hatte ich keinerlei Einkommen.

Nach meiner Entlassung 2015 fand ich aufgrund der Benachteiligung wegen meines Glaubens und meines Haftstrafenregisters keine angemessene Arbeit. Die Regierungsbeamten lehnten es ab, mir bei der Arbeitssuche zu helfen. Stattdessen drohten sie mir, mich wieder ins Gefängnis zu stecken. So musste ich einen Gelegenheitsjob annehmen und bei meiner Mutter einziehen.

Polizisten und lokale Beamte kamen ständig zu meiner Mutter nach Hause und an meinen Arbeitsplatz, um mich zu schikanieren. Meine Mutter tat mir wirklich leid.

Nach der jahrzehntelangen höllischen Verfolgung wünschte ich mir so sehr, bei meiner Familie zu bleiben, damit mein Herz heilen konnte. Aber die Verfolgung glich Gespenstern, die mich immer wieder heimsuchten, auch nach der Haftzeit. Sie hatte sich auf jeden Aspekt meines Lebens und meiner Familie ausgedehnt. Sie lag in der Luft und war an jedem Ort, an dem ich vorbeikam.

Ich musste ausziehen und mir eine eigene Wohnung mieten. So verbrachte ich die meiste Zeit fernab von meiner Mutter und meinen Freunden. Ich war müde, einsam, ängstlich und verzweifelt.

2019 wurde ich 50 Jahre alt und war somit berechtigt, in den Ruhestand zu gehen und eine Rente zu beziehen. Als ich mich nach meiner Rente erkundigte, teilte man mir mit, dass vier Jahre und acht Monate an Zahlungen fehlen würden. Mein ehemaliger Arbeitgeber habe nach meiner Verhaftung im Oktober 1999 keine Beiträge mehr auf mein Rentenkonto eingezahlt. Und auch die zwölfeinhalb Jahre Haftzeit könnten nicht auf meine Arbeitsjahre angerechnet werden. Meine finanzielle Situation war nicht gut, sodass ich die versäumten Zahlungen nie und nimmer nachholen konnte. Ich war ganz auf mich allein gestellt.

Ich fange an zu zittern, wenn ich an mein mittlerweile 25 Jahre altes Kind denke, das seiner Mutter im Alter von vier Jahren entrissen wurde; wenn ich an meine Mutter denke, die über 80 Jahre alt ist und in den vergangenen 20 Jahren jeden Tag in Angst und Sorge um mich gelebt hat; und wenn ich an mein eigenes Leben denke, das durch die Verfolgung zerstört wurde.

Nicht nur mein Leben und das der unzähligen Mitpraktizierenden wurde zerstört. Es wurden auch die moralischen Säulen zerstört, die unserer Gesellschaft Halt geben. Ich hoffe, dass die Verfolgung bald beendet wird und die Täter vor Gericht gestellt werden.

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