Wenn eine Feministin auf einen chauvinistischen Schwiegervater trifft
(Minghui.org) Ich bin in den 80er Jahren geboren und das einzige Kind meiner Eltern. Ich war zwar nicht verzogen oder verwöhnt, aber sehr ichbezogen. Von den modernen Auffassungen in der Gesellschaft beeinflusst, glaubte ich, dass Frauen stark, sogar stärker als Männer sein müssen. Wenn mein Freund in der Schule bessere Noten schrieb als ich, ertrug ich es kaum. Deshalb lernte ich sehr viel, damit ich ihn übertraf. Auch wenn mein Ehemann sehr verständnisvoll ist, so sind meine Schwiegereltern sehr konservativ: Mein Schwiegervater glaubt, dass Männer alle Entscheidungen treffen sollten. Meine Schwiegermutter war ihm gegenüber sehr gehorsam.
Ein schockierendes erstes Treffen mit den Schwiegereltern
Sechs Monate, nachdem ich meinen Mann kennengelernt hatte, war ich zu seinen Eltern eingeladen. Viele seiner Verwandten waren da. Höflich begrüßte ich seine Eltern mit „Onkel“ und „Tante“ [1].
Mein Schwiegervater sagte mir vor all den Gästen, ich solle sie doch mit „Papa“ und „Mama“ ansprechen. Das war mir sehr unangenehm. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, denn wir waren ja noch nicht verheiratet. Ich murmelte die Worte „Papa“ und „Mama“, um sie nicht zu kränken, aber glücklich war ich nicht dabei.
Jedes Mal, wenn wir uns trafen, musste ich mich zurückhalten, um sie nicht mit „Onkel“ und „Tante“, sondern mit „Papa“ und „Mama“ anzusprechen. Ich fühlte mich unwohl und dachte, mein Schwiegervater sei anmaßend und chauvinistisch.
Mein Baby entfacht Konflikte
Als mein Mann und ich heirateten, studierte ich noch für meinen Doktor in Physik. Nach unserer Hochzeit führte mein Schwiegervater die Vorteile auf, wenn wir schon während unserer Studiums ein Baby bekommen würden. Wir folgten seinem Rat und ich wurde schwanger. Einmal war ich während meiner Schwangerschaft krank und konnte auch nicht mehr kochen. Meine Schwiegermutter kam und kümmerte sich um mich.
Nach der Meinung meines Schwiegervaters ist der Mann der Herr im Haus und die Frau muss auf ihn hören und ist für alle Hausarbeiten zuständig. Mein Schwiegervater sah sich selbst über allen anderen stehend, während meine Schwiegermutter arbeitete, sich um all die Hausarbeit kümmerte und auch die Kinder umsorgte. Dabei wurde sie oft von ihrem Mann kritisiert. Manchmal tat sie mir leid. Aber ich dachte auch, dass sie es so schon eine lange Zeit handhaben würde und sie damit anscheinend keine Schwierigkeiten habe. Deshalb sollte ich mich da nicht einmischen. Zu meiner Überraschung erwarteten meine Schwiegereltern von mir und meinem Mann eine ähnliche Beziehung zueinander. Als Feministin und moderne Frau fühlte ich mich herausgefordert.
Ich war meiner Schwiegermutter sehr dankbar. Sie kochte jeden Tag für mich und arbeitete sehr schwer. Allerdings war für mich die Art und Weise, wie sie sich in meine Hausarbeit einmischte, schwer zu ertragen. Dazu kam noch mein Schwiegervater, der uns über Telefonanrufe kontrollierte. Zum Beispiel sagte er uns, wer die Töpfe und Pfannen putzen sollte, wer für den Abwasch zuständig war, wer sich um die Wäsche kümmern sollte und so weiter. Eimal hatte ich eine Auseinandersetzung mit meinem Mann. Mein Schwiegervater rief ihn an und sagte: „Du bist der Mann im Haus und triffst die Entscheidungen!“ Dann sagte er zu mir: „Du musst auf deinen Ehemann hören!“ Ich war wütend und dachte: „Warum müssen Frauen auf Männer hören? Er sollte auf mich hören!“
Nach dem 1. Oktober kam er uns in den Ferien besuchen. Wir hatten viele Konflikte miteinander und keiner von uns gab nach. Einmal nannte ich ihn verärgert einen „Sturkopf“, weil er in einer Angelegenheit einfach nicht nachgeben wollte. Das verstimmte ihn sehr und er reiste wieder ab, noch bevor die Ferien vorbei waren.
Die Geburt meiner Tochter machte ihn auch nicht glücklich, denn er wünschte sich einen Enkel. Mein Mann ließ erkennen, dass auch er gerne einen Sohn gehabt hätte. Zwei Tage nach der Geburt fuhr mein Schwiegervater zurück nach Hause. Kurz darauf wurde mein Mann mir gegenüber gefühlsmäßig sehr kalt. Es war eine 180 Grad-Wandlung zum Zustand vor der Geburt meiner Tochter. Ich hatte das Gefühl, dass meine Schwiegereltern es nicht gut mit mir meinten, und war niedergeschlagen. Einen Monat lang weinte ich sehr oft.
Während einer hitzigen Diskussion mit meiner Schwiegermutter warf ich einige Gegenstände auf den Boden und war so wütend, dass ich zitterte. Mein Mann war besorgt und nahm mich fest in den Arm. Als das Baby einen Monat alt war, fuhr auch meine Schwiegermutter wieder zurück nach Hause und ich ging mit dem Baby zu meiner Mutter.
Dafa weckt mich auf
Ich war sehr niedergeschlagen und wurde wütend, sobald ich an meine Schwiegereltern dachte. Auch weinte ich sehr viel, sodass ich nicht mehr klar sehen konnte. Mir war klar, ich würde krank werden, wenn ich so weitermachen würde.
Meine Mutter praktiziert Falun Dafa. Ich lernte schon früh, dass Falun Dafa Güte lehrt und die Herzen und die Gedanken der Menschen reinigt. So beschloss ich, es auch zu praktizieren.
Daraufhin las ich jeden Tag die Bücher von Falun Dafa und hörte mir die Lektionen des Meisters an. Ich spürte, wie die Substanz, die meine Niedergeschlagenheit ausgelöst hatte (ich spürte, dass es eine Substanz war), nach und nach beseitigt wurde und entspannte mich. Während ich die Lehre las, verstand ich, dass Frauen sanft und tugendhaft sein sollten. Die moderne Gesellschaft hat Frauen in „starke Frauen“ verwandelt und tugendhafte Ehefrauen ungestüm werden lassen. Ich verstand auch, dass die Menschen gemein zu einem sind, um eine karmische Schuld aus der Vergangenheit zu vergelten. Als Praktizerende muss ich nach innen schauen, um zu sehen, was ich nicht richtig gemacht habe. Viele Prinzipien des Dafa gaben mir neue Erkenntnisse. Als ich die Konflikte zwischen mir und meinen Schwiegereltern aus dem Blickwinkel des Fa betrachtete, verstand ich sie.
Ich verstand, dass meine Schwiegermutter, die sie sich nicht beschwerte, eine traditionelle, tugendhafte Frau ist, wohingegen meine Vorstellung von Frauen als Entscheidungsträger ein Produkt der modernen Gesellschaft ist. Wenn mein Schwiegervater anderer Meinung war, nannte ich ihn „starrköpfig“. Ich war ihnen gegenüber nicht respektvoll. Tatsächlich war ich diejenige, die sehr anmaßend und starrköpfig war. Meine Schwiegermutter nahm einen weiten Weg auf sich und verließ ihre Wohnung, um sich um mich zu kümmern. Es war nicht einfach für sie. Im Gegensatz dazu kämpfte ich mit ihr um Kleinigkeiten. Egal wie aufrichtig ich zu sein glaubte und wie schlecht ich glaubte, behandelt worden zu sein – gemessen an den Prinzipien von Dafa war ich sehr auf mich selbst bezogen. Ich hatte nicht über die Sichtweise meiner Schwiegereltern nachgedacht. Doch allmählich hatte ich keine Klagen mehr ihnen gegenüber und nahm sie als Teil meiner eigenen Familie wahr.
Wachsen inmitten von Konflikten
Nachdem ich sechs Monate im Schwangerschaftsurlaub gewesen war, musste ich zurück zur Universität. Mich um mein Kind kümmern, war nun eine große Herausforderung. Gerade als ich über meine Möglichkeiten nachdachte, sagte mir mein Mann, dass meine Schwiegereltern helfen würden, wenn ich sie anrufen und zu uns nach Hause einladen würde. Ich war verärgert, aber dann wurde mir klar, dass ich eine Dafa-Praktizierende bin. Wahrscheinlich hatte ich sie bei ihrem letzten Besuch verletzt und nun standen sie einem erneuten Besuch eher reserviert gegenüber. Ich rief sie an und bat sie aufrichtig darum zu kommen.
Mein Schwiegervater kam auch. Bevor ich Falun Dafa praktiziert habe, hätte ich es nicht einmal eine Woche mit ihm ausgehalten. Würde ich friedlich mit ihm zusammenleben können? Ich war mir nicht sicher. So kam es auch, dass sein männlicher Chauvinismus bald wieder auftrat.
Wir wohnten auf der zweiten Etage und mussten uns das Wasser aus der ersten Etage holen. Normalerweise holt mein Mann den Eimer hoch, weil er sehr schwer war. Eines Tages brauchten wir wieder welches und ich dachte, wo ich jetzt Falun Dafa praktizierte und sich meine Gesundheit gebessert hätte, könnte ich es nun selbst holen. Zudem hatte mein Schwiegervater Arthritis und meine Schwiegermutter war recht klein. Gerade als ich mich auf den Weg machen wollte, griff mein Schwiegervater nach dem Eimer und wollte es selbst holen. Wegen seiner Arthritis versuchte ich, ihn davon abzuhalten.
Während wir miteinander diskutierten, sagte er: „Das ist eine Arbeit für Männer. Ihr Frauen seid für die Hausarbeit zuständig. Ich sage deiner Schwiegermutter oft: ,Du kannst keine schweren Sachen machen. Du schaffst es nicht einmal, dich um die leichteren Hausarbeiten zu kümmern. Warum sollte ich dich hier behalten? Warum sollte ich dich unterstützen?‘“ Ich war schockiert. Er griff sich den Eimer und verschwand.
Ein paar Tage später brauchten wir wieder neues Wasser. Als er sich fertigmachte, um es zu holen, erinnerte ich mich an die Lehre unserer Meisters:
„[…] ganz gleich, was du tust, du denkst immer an andere.“ (Zhuan Falun 2012, S. 243)
Ohne irgendwelche schlechten Gefühle sagte ich ihm: „Papa, ich weiß, dass du es gut mit uns meinst. Aber du solltest nichts Schweres heben. Bitte, lass mich es versuchen.“ Er hielt inne und war einverstanden. Dank Dafa war es mir mit einer guten Gesundheit möglich, den schweren Eimer zu heben. Mein Schwiegervater muss es seither nicht mehr machen. Ich hatte diese Prüfung überstanden.
Einige Tage später plauderte ich mit ihm. Wir sprachen über Schwiegertöchter, die ihren Schwiegereltern gegenüber nicht pflichtbewusst sind. Plötzlich sagte er: „Ich würde sie nicht akzeptieren. Ich habe zu deinem Mann gesagt: ,Du musst deine Frau prügeln, wenn sie nicht auf dich hört.‘“ Er war in diesem Moment sehr stolz auf sich. Ich dachte: „Er versucht, meinen Mann dazu zu bringen, mich zu schlagen?“ Bevor ich wütend wurde, erinnerte ich mich, dass ich eine Praktizierende bin, und er mir half, mich weiterzuentwickeln. Also lächelte ich und sagte: „Mach dir keine Sorgen. Ich werde dir gegenüber pflichtbewusst sein.“ Er war überrascht und lächelte.
Eines Tages waren meine Schwiegereltern und ich spazieren und wir sahen ein altes Gedicht, welches aussagte, dass Frauen nicht den Haushalt organisieren sollten. Als mein Schwiegervater es sah, bat er mich um eine Erklärung. Ich wurde verlegen. Wäre das früher passiert, wäre ich sehr aufgebracht gewesen und hätte mich geweigert, es ihm zu erklären, oder hätte gar etwas Unpassendes gesagt. Aber jetzt verstand ich mich als Praktizierende und sollte nicht mehr so reagieren. Ich erklärte ihm gütig: „Es bedeutet, dass Frauen den Haushalt nicht organisieren sollten, weil Frauen oft kurzsichtig sind.“ Ich fügte meine eigene Sichtweise hinzu und er sagte nichts weiter dazu.
Wenn Situationen wie diese zu oft vorkommen, regt mich das manchmal immer noch auf. Ich war in der Vergangenheit sehr darauf bedacht, andere zu übertreffen, und hätte so etwas nicht ertragen. Wenn mich nun der Groll überkommt, lese ich im Zhuan Falun und der Groll verschwindet dann allmählich wieder und mir geht es wieder besser.
Ich versuche, wie eine „tugendhafte Frau“ und eine „pflichtbewusste Schwiegertochter“ zu sein. Wenn ich in der Vergangenheit meine Schwiegermutter sah, wie sie die Socken und die Unterwäsche ihres und meines Mannes wusch, empfand ich es als lächerlich. Mittlerweile mache ich es selbst. Jeden Morgen, bevor meine Schwiegereltern wach werden, bereite ich das Frühstück für die Familie vor. Der Blutzucker meines Schwiegervaters ist recht hoch, weshalb er wenig Kohlenhydrate isst, und so bereite ich ihm ein gesondertes Essen zu. Nach dem Mittagessen kümmere ich mich um mein Kind, sodass die beiden ausruhen können.
Meine Schwiegereltern akzeptieren mich immer mehr. Einmal kam mein Schwiegervater etwas früher nach Hause und sah, wie mein Mann noch schlief und ich schon kochte, während ich das Baby auf dem Rücken trug. Er kümmerte sich sofort um die Kleine. Ich denke, auch mein chauvinistischer Schwiegervater hat sich ein wenig verändert. Ich finde das einen guten Beleg dafür, dass sich selbst zu verändern, der beste Weg ist, um auch andere positiv zu beeinflussen.
Nachwort
In der Vergangenheit war ich sehr auf mich bezogen und selbstgerecht. Jetzt verstehe ich, dass ich egoistisch war. Wenn ich der Lehre des Dafa folge und daran arbeite, selbstloser und auch hilfsbereiter zu werden, erscheint mir mein wahres Ich immer klarer. Es ist ehrlich, gütig und tolerant. Das feministische Ich verschwindet. Dabei wird mein einst chauvinistischer Schwiegervater immer verständnisvoller. Wir sind als Familie näher zusammengerückt.
Danke, Meister, dass Sie mir eine harmonische Familie geschenkt haben.
[1] In China übliche Höflichkeitsformel von jüngeren zu älteren Menschen.
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