Sich nicht auf die negative Seite der Mitpraktizierenden konzentrieren

(Minghui.org) Kürzlich habe ich erkannt, dass wir einen Mitpraktizierenden nicht beurteilen dürfen, indem wir uns nur auf sein negatives Verhalten und seine Eigenschaften konzentrieren. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die Erde richten, die das Gold bedeckt, neigen wir dazu, die wirkliche Substanz darunter zu übersehen oder falsch einzuschätzen. Das scheint der Grund für Meinungsverschiedenheiten, Kritik und Groll zu sein, die Barrieren schaffen und Praktizierende voneinander trennen.

Die ruhmreichen Leistungen der Praktizierenden bei der Kultivierung berücksichtigen

Wenn wir aufhören, andere nur nach ihrer oberflächlichen Erscheinung zu beurteilen, und stattdessen die ruhmreichen Leistungen der Praktizierenden bei der Kultivierung berücksichtigen, wird unser Respekt vor ihnen wachsen. Mit diesem Verständnis im Hinterkopf können viele Komplikationen, denen wir bei unserer eigenen Kultivierung begegnen, vereinfacht werden.

Zu diesem Verständnis bin ich gekommen, als ich neulich meine Mutter beim Überwinden ihrer Drangsal unterstützte.

Meine Mutter war wegen ihres Glaubens verhaftet worden. Als sie nach Hause kam, machte ich mir große Sorgen um ihren Kultivierungszustand. Ich war der Ansicht, dass der unglückliche Vorfall geschehen war, weil sie zu viele menschliche Anhaftungen hatte. Meine Mutter ist gesprächig und unbekümmert und war daher weniger geneigt, nach innen zu schauen und auf den Rat anderer zu hören. Ich begann darauf zu bestehen, dass wir das Fa gemeinsam viel mehr lernen sollten, und half ihr, nach innen zu schauen.

Weil ich urteilend und hart auf ihre vielen Unzulänglichkeiten hinwies, dauerte es nicht lange, bis sie ärgerlich wurde und anfing, mit mir zu streiten. „Ich habe dich ein paar Jahre durch die Universität gebracht und jetzt fühlst du dich wohl stark? Jetzt belehrst du mich?“, fuhr sie mich an. Ich entgegnete: „Die alten Mächte verfolgen dich, warum machst du dir also keine Sorgen und gibst dir keine Mühe, das zu durchbrechen?“ Sie antwortete: „Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen, ich bin besser als du! Du kannst morgens ja noch nicht einmal früh aufstehen, um die Übungen zu machen. Ich mache mir mehr Sorgen um dich.“

Ich war frustriert, weil ich versuchte, ihr zu helfen, sie das aber nicht sehen konnte. Sie wollte danach ein paar Tage lang nicht mit mir sprechen, und ich war müde und erschöpft. Ich dachte, dass ihre Fähigkeit, etwas zu erkennen, schwächer war, weil sie schon alt war. Jedoch fand ich, dass es ihre eigene Sache war, wenn sie sich nicht verbessern wollte. Ich sollte mich dann lieber auf meine eigene Kultivierung konzentrieren.

Wir sprachen kaum miteinander und lernten einige Tage lang das Fa allein. In meinem Herzen hoffte ich immer noch, dass meine Mutter sich schnell verbessern würde.

Meine eigenen Lücken 

Nach einer Weile wurde mir klar, dass ich mich geirrt hatte. Die Verhaftung meiner Mutter war auf Lücken in ihrer Kultivierung zurückzuführen. Sie musste aber auch ein Indikator für meine eigenen Lücken gewesen sein. Ich suchte in meinem Inneren und siehe da, ich entdeckte einige Probleme.

Erstens wollte ich meiner Mutter unbedingt helfen und wollte, dass es ihr besser ging. Denn ich hatte Angst, dass sie wieder verhaftet werden und ich sie dadurch verlieren könnte. Es war meine emotionale Bindung an meine Mutter und keine wirkliche Barmherzigkeit meinerseits.

Zweitens dachte ich, ich sei im Recht. Entsprechend sprach ich mit meiner Mutter in einem rauen Tonfall, indem ich Verurteilung und Groll auf sie projizierte. Kein Wunder, dass sie verärgert darauf reagierte. Mein Verhalten stand in völligem Widerspruch zu der Forderung des Meisters nach Selbstlosigkeit. Warum wusste ich das vorher nicht über mich selbst? Meine menschlichen Anhaftungen zeigten sich anders als die meiner Mutter, aber es waren trotzdem Anhaftungen. Ich war definitiv nicht besser als sie. Nachdem ich das zugegeben hatte, begann ich, die positive Seite meiner Mutter zu erkennen, die ich vorher übersehen hatte.

Meine Mutter arbeitet hart, erträgt meinen schwierigen Vater, gibt sich Mühe und bringt viele Opfer, um meinem Bruder und meiner Schwägerin zu helfen. Sie stellt ihre Familie und ihre Mitpraktizierenden immer über sich selbst. Sie weckt mich um Mitternacht, damit ich aufrichtige Gedanken aussende, weckt mich morgens, damit ich die Übungen mache, und erträgt meine kleinen Wutanfälle. Mir wurde klar, dass ich mein eigenes Ego übermäßig aufgebläht hatte, als ich ihre negative Seite vergrößerte.

Der Meister sagt:

„Schaut nicht auf die schlechte Seite der anderen. Schaut immer auf die gute Seite der anderen.“ (Erläuterung des Fa auf der Fa-Konferenz im Westen der USA zur Zeit des chinesischen Laternenfestes 2003, 15.02.2003)

Der Meister sagt mir, ich solle meine Denkweise ändern, aber ich tat es nicht und konzentrierte mich weiterhin auf die negative Seite meiner Mutter.

Nach reiflicher Überlegung wurde mir bewusst, dass ich mich bei der Verhaftung meiner Mutter ziemlich irrational verhalten hatte. Ich war rücksichtslos in meinem Urteil über ihre Unzulänglichkeiten gewesen. Auch hinsichtlich meiner Meinung, dass sie zu viele niedere menschliche Anhaftungen habe und wenn diese nicht schnell behoben würden, würden ihr die alten Mächte wieder Ärger machen. Alles, was ich damals sehen konnte, war ihre negative Seite, und das machte mir Sorgen.

Vor diesem Ereignis hatte ich immer gedacht, ich sei ziemlich beständig in meiner Kultivierung und hätte ein vernünftiges Fa-Verständnis. Manchmal erntete ich das Lob älterer Praktizierender, die dachten, ich sei ziemlich rein und reif. Jetzt erst wurde mir klar, dass ich mich auf die Seite der alten Mächte gestellt hatte, indem ich meine Mutter mit noch mehr Trübsal überhäufte. Als ich tiefer grub, fand ich in mir tief sitzenden Egoismus. Das war ein Merkmal des alten Kosmos. Ich war egozentrisch und stellte mich selbst fälschlicherweise über andere. Mit einer solchen Geisteshaltung kann keine Barmherzigkeit entstehen.

Ich habe auch erkannt, dass es bei der Kultivierung darum geht, sich selbst zu kultivieren, anstatt mit anderen abzurechnen. Ich sollte von anderen nicht das verlangen, was das Fa von uns Kultivierenden verlangt. Anderen bei ihrer Kultivierung zu helfen, ist dasselbe, wie mir selbst zu helfen. Wenn es in unserem Umgang mit den Mitpraktizierenden keine Demut oder keine Barmherzigkeit gibt, sind wir nicht anders als Nichtpraktizierende. Ich war so froh, zu dieser Schlussfolgerung gekommen zu sein, und fühlte mich danach viel wohler.

Die Illusion an der Oberfläche

Ich habe noch etwas anderes erkannt: Was mit meiner Mutter geschah, war eine Illusion an der Oberfläche, ähnlich wie die Erde, die das Gold bedeckt. Ich hatte zu viel Wert auf diese Illusion gelegt und übersehen, was wirklich war. Der gut kultivierte Teil des wahren Wesens meiner Mutter leuchtet wie Gold – etwas, das ich ihr nicht zugetraut hatte. Als ich meine Mutter ansah, während ich über diese oberflächliche „Illusion“ hinwegblickte, stellte ich fest, dass sie viele positive Züge hatte. Einige Tage lang bemerkte ich, dass ihr Gesicht strahlte und sie viel jünger aussah.

Der Meister sagt:

„Dieser Tisch windet sich auch, aber die Augen können das wahre Antlitz nicht sehen, dieses Augenpaar kann dem Menschen eine Täuschung erzeugen.“ (Zhuan Falun 2012, Seite 43)

„Gerade weil wir Menschen dieses Augenpaar in diesem materiellen Raum haben, kann es dem Menschen ein Trugbild erzeugen: Sie lassen den Menschen nicht sehen. Deshalb wurde früher gesagt: Menschen erkennen nicht an, was sie nicht sehen können; schon von alters her wird im Kultivierungskreis gemeint, dass das Erleuchtungsvermögen solcher Menschen nicht gut sei, sie sind getäuscht durch die Trugbilder der alltäglichen Menschen und irren unter den alltäglichen Menschen umher. Das ist seit jeher die Meinung in der Religion und von uns aus ist das eigentlich auch überzeugend.“ (ebenda, Seite 44)

Das führte mich zu dem Schluss, dass wir uns bei Reibereien zwischen Praktizierenden nicht darin verzetteln dürfen, Angelegenheiten oder Personen zu beurteilen, die mit ihren oberflächlichen „Illusionen“ beschäftigt sind. Wir würden uns auf diese Weise eine Menge kostbare Zeit, Mühe und Ressourcen sparen.

Die wahre Substanz unseres Seins 

Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet ist durch die Gnade des Meisters die wahre Substanz unseres Seins der kultivierte Teil von uns, der wie Gold glänzt. Als Dafa-Schüler haben wir alle unsere eigene großartige und ruhmreiche Vergangenheit. Jeder von uns hat seine eigene, ehrfurchtgebietende Kultivierungsgeschichte. Dieser wahre, aber verborgene Teil von uns ist auf der Oberflächenebene nicht sichtbar. Lassen wir uns also nicht von dem blenden, was an der Oberfläche erscheint. Mitpraktizierenden zu helfen, sollte als Ehre betrachtet werden, und es ist unsere Pflicht, uns ihnen bedingungslos zu widmen. Jeder Dafa-Schüler ist Gold, obwohl er von Erde bedeckt ist.

Der Meister sagt:

„Sobald die mächtige Tugend der Dafa-Schüler in Erscheinung tritt, dann erst ist der großartige Moment, in dem die Lichtstrahlen alles durchfluten.“ (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in der Schweiz, 0409. – 05.09.1998)

Ich hoffe, dass wir alle in dieser letzten Etappe der Fa-Berichtigung zusammenarbeiten, den Meister stolz machen und einen ehrfurchtgebietenden historischen Beitrag zu unserer eigenen Fa-Berichtigungsreise hinterlassen können.