62-Jähriger im Gefängnis gefoltert – Tochter bricht Kontakt ab

(Minghui.org) Am 13. Juli 2021 wurde ein 62-jähriger Mann aus dem Gefängnis entlassen. Wegen seines Glaubens an Falun Dafa [1] hatte er dreieinhalb Jahre hinter Gittern verbracht.

Während seiner Haft wurde er auf über zehn verschiedene Arten gefoltert. Zeitweise war er wegen der brutalen Folter nicht wiederzuerkennen.

Liu Rongping lebt in der Stadt Suihua in der Provinz Heilongjiang. Früher litt er an mehreren Krankheiten wie Magenproblemen, Rheuma und Arthritis. Nachdem er angefangen hatte, Falun Dafa zu praktizieren, verschwanden alle Krankheiten.

Später zog Liu nach Suzhou in die Provinz Jiangsu, um näher bei seiner Tochter zu sein.

Verhaftung und auf Kaution freigelassen

Am 21. April 2017 verteilte Liu in einem Wohngebiet in Suzhou Informationsmaterialien über Falun Dafa. Beamte der Polizeiwache Taiping nahmen ihn fest und durchsuchten ihn. Dabei fanden sie auch einige Informationsmaterialien über Falun Dafa. Die Polizisten brachten Liu zu seiner Wohnung und verschafften sich gewaltsam Zugang, weil sie seinen Schlüssel nicht finden konnten. Sie beschlagnahmten Computer, Festplatte und Drucker und erstellten auf Lius Nachfrage eine Liste mit den Gegenständen. Als die Beamten den Praktizierenden aufforderten, die Wohnung wieder zu verlassen, nahmen sie die Liste wieder an sich und brachten Liu ins Untersuchungsgefängnis Suzhou.

Am 26. Mai weigerte sich die Staatsanwaltschaft wegen unzureichender Beweise, Lius Fall anzunehmen. So beschloss die Polizei, ihn auf Kaution freizulassen. Der Praktizierende hingegen verlangte von den Polizisten eine Erklärung, warum er verhaftet worden war – und weigerte sich zu gehen. Die Polizei rief daraufhin seine Tochter an und bat sie, das Dokument zur Freilassung auf Kaution für ihren Vater auszufüllen.

Zwei Wochen später kam Liu zurück in seine Wohnung nach Suihua. Als die Polizisten in Suzhou erfuhren, dass er abgereist war, schickten sie ihm drei Briefe und forderten seine Rückkehr nach Suzhou. Er weigerte sich.

Drei Beamte reisten daraufhin am 20. Dezember 2017 über 2.400 Kilometer von Suzhou nach Suihua. Sie baten ihre Kollegen vor Ort, ihnen bei der Festnahme von Liu zu helfen. Unter dem Vorwand, die Wohnung zu inspizieren, brachten die lokalen Beamten den Praktizierenden dazu, die Tür zu öffnen. Sofort packten ihn die Polizisten und stießen ihn in ihr Fahrzeug. Zunächst brachten sie ihn auf die Poilzeiwache Xianfeng in Suihua, wo schon die drei Polizisten aus Suzhou warteten.

Diese warfen Liu vor, dass er gegen die Kautionsauflagen verstoßen habe. Sie hielten ihn über Nacht auf der Polizeiwache fest und nahmen ihn am nächsten Tag mit nach Suzhou.

Zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt

Liu wurde zunächst in einer von der Polizei gemieteten Wohnung festgehalten, wo er täglich abwechselnd von neun Personen überwacht wurde.

Bei ihren Ermittlungen stellten die Beamten fest, dass die meisten der beschlagnahmten Informationsmaterialien nicht mit Lius Drucker zusammenpassten. Auf seinem Computer befanden sich auch keine Dateien über Falun Dafa. Obwohl alles dagegen sprach, dass Liu die Materialien gedruckt hatte, gab die Polizei seinen Fall an die Staatsanwaltschaft weiter. Dabei wurden auch ein doppelseitiges Klebeband sowie eine Packung Zahnstocher als „Beweismittel“ vorgelegt.

Am 18. April 2018 stellte die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl aus und Liu wurde ins Untersuchungsgefängnis Nr. 2 in Suzhou gebracht.

Am 21. Juni 2018 fand Lius Anhörung vor Gericht statt. Der Gerichtssaal war mit Regierungsangestellten besetzt, während Familie und Freunde nicht an der Verhandlung teilnehmen durften. Lius Tochter wurde von der Polizei als Zeugin aufgeführt. Sie durfte den Saal erst ganz am Ende des Prozesses betreten. Der Richter stellte ihr formell ein paar Fragen.

Bei seinem Versuch, sich selbst zu verteidigen, wurde Liu ständig vom Gericht unterbrochen und erhielt schließlich Redeverbot. Zuvor äußerte er, dass Falun Dafa von der Regierung nicht als Sekte eingestuft werde. Zudem habe das Hauptamt für Presse und Publikation das Verbot der Veröffentlichung von Falun-Dafa-Büchern aufgehoben. Er argumentierte weiter, dass es sein von der Verfassung geschütztes Recht sei, Falun-Dafa-Bücher zu besitzen und damit in Verbindung stehende Materialien zu verteilen.

Der Staatsanwalt las die Anklageschrift so schnell vor, dass Liu den Inhalt nicht erfassen konnte. Als er darum bat, selbst das Dokument lesen zu können, wandte der Richter ein, dass dies das geistige Eigentum des Staatsanwalts sei. Der Staatsanwalt weigerte sich auch, die Anklage noch einmal vorzulesen.

Am Ende des Prozesses verurteilte der Richter den Praktizierenden zu dreieinhalb Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 4.000 Yuan (rund 500 Euro). Liu weigerte sich, das Urteil zu unterschreiben, und wurde später ins Untersuchungsgefängnis gebracht. Beim Mittleren Gericht Suzhou legte er Berufung ein. Das Gericht bestätigte jedoch die ursprüngliche Entscheidung.

Im Gefängnis Suzhou gefoltert

Im April 2019 wurde Liu in das Gefängnis Suzhou verlegt und auf unterschiedliche Weise gefoltert.

Körperliches „Training“

Liu wurde zunächst einem strengen Überwachungsteam unterstellt und gezwungen, zu laufen und halbe Kniebeuge zu machen. Wenn er nicht laufen konnte oder dabei hinkte, zwangen ihn die Gefangenen, einige Stunden in der Hocke zu verharren. Als Liu über 20 Tage lang hinkte, musste er jedes Mal eine halbe Stunde lang auf einem Bein hocken.

Als man feststellte, dass Liu unter Bluthockdruck litt, zwang ihn die Gefängnisleitung, blutdrucksenkende Medikamente zu nehmen. Um sicherzugehen, dass er die Tabletten hinuntergeschluckt hat, durchsuchten die Beamten seinen Mund. Als der Blutdruck gesunken war, verweigerte Liu weitere Medikamente einzunehmen. Die Gefangenen zwangen ihn jedoch weiterhin zur Einnahme – bis er entlassen wurde.

Schläge

Einmal fragte ein Gefangener Liu, welches Verbrechen er begangen habe. Der Praktizierende antwortete, dass er unschuldig sei und wegen seines Glaubens verfolgt werde. Daraufhin schlug ihn der Häftling derart ins Gesicht, dass die eine Seite anschwoll. Danach nahm er sich die andere Seite vor, damit die Wangen gleichmäßig aussahen.

Als der Insasse dieselbe Frage noch einmal stellte, gab Liu die gleiche Antwort. Man zerrte ihn in einen kleinen Raum ohne Überwachungskameras, wo drei Gefangene auf ihn einprügelten und versuchten, ihm Arme und Beine zu brechen. Ein Häftling setze sich auf Liu. Über eine halbe Stunde schlugen sie auf ihn ein.

Folter mit Elektroschocks

Um Liu zur Aufgabe seines Glaubens zu zwingen, schockten ihn die Wärter mit Elektroschlagstöcken. Erneut wurde Liu gefragt, ob er ein Verbrechen begangen hätte. Er verneinte. Diesmal packten ihn vier Häftlinge an Armen und Beinen, während die Wärter ihm Stromschläge an den Fußsohlen versetzten.

Folter-Nachstellung: mit Elektroschocks gefoltert

Zahnbürsten-Folter

Als Liu sich weiterhin weigerte, seinen Glauben aufzugeben, nahm ein Wärter drei Zahnbürsten, die er ihm zwischen die Finger klemmte. Dabei hielt er die Finger fest. Liu hatte das Gefühl, als würde man ihm die Finger brechen.

Zehen zerquetschen

Ein anderes Mal nahmen die Gefangenen einen Plastikhocker und stellten ein Bein des Hockers auf Lius großen Zeh. Dann setzte sich ein stämmiger Häftling auf den Hocker. Sofort lief Lius Zeh blau an und verfärbte sich schwarz.

Folter mit Klammern an den Beinen

Zur Folter nahmen die Gefangenen auch vier große Klammern, die sie Liu an die Wade klemmten. Dann zwangen sie ihn, auf diesem Bein in die Hocke zu gehen, sodass es zu schmerzhaften Hautreizungen kam. Das gleiche wiederholten sie mit dem anderen Bein. Wenn die Gefangenen sahen, dass Liu die Folter ertragen konnte, erhöhten sie den Druck auf das Bein, indem ein Gefangener sich gegen ihn lehnte. Manchmal wiederholten die Häftlinge diese Folter dreimal an einem Nachmittag. Die blauen Flecke an Lius Bein waren selbst nach einem Jahr noch sichtbar.

Aushungern

Da Liu sich beharrlich weigerte, seinen Glauben aufzugeben, gab man ihm im Gefängnis nur sehr wenig zu essen: morgens Brei sowie nachmittags und abends Reis in der Größe eines Kekses. Zudem gab man ihm drei bis vier Stücke Karotten und gesalzenes Gemüse und einen Schluck Wasser zum Trinken. Später durfte er zwei Schlucke Wasser zu sich nehmen. Durch die wenige Nahrung magerte Liu stark ab.

Folter mit Zwangsjacke

Weil Liu seinem Glauben treu blieb, wurde er über einen Monat lang in eine Zwangsjacke gesperrt. Anschließend behandelte ihn das Krankenhaus zwei Monate. Als er zurück ins Gefängnis gebracht wurde, legten ihm die Gefangenen erneut eine Zwangsjacke an. Als Liu sich einmal für fünf Minute zum Schlafen auf die Seite legte, taten seine Arme weh. Da er sich nicht bewegen konnte, wurden ihm Körper, Arme und Hände taub und schmerzten.

Lius offizielle Schlafenszeit war eigentlich von 23 Uhr bis 5 Uhr morgens. Allerdings weckten die Gefangenen ihn alle halbe Stunde.

Stiche mit Metalldraht

Die Gefangenen rieben Liu das Gesicht mit Chiliwasser ein und stachen ihn mit Metalldraht.

Später wurde Liu gezwungen, eine Garantieerklärung zu schreiben, sie zu unterzeichnen und laut vorzulesen.

Sitzen auf kleinem Hocker

Um Praktizierende zu foltern, wurde speziell ein kleiner Hocker angefertigt, dessen Oberfläche viele kleine Unebenheiten aufwies. Als Liu von Gefangenen gezwungen wurde, auf dem Hocker zu sitzen, klemmten sie ihn ein Stück Papier zwischen seine Beine und ein anderes jeweils unter seine Arme. Wenn das Papier herunterfiel, wurde er verprügelt. Durch die Folter bildeten sich Wunden und Verhärtungen am Gesäß, die äußerst schmerzhaft waren.

Gehirnwäsche

Liu wurde nicht nur physisch, sondern auch psychisch gefoltert. Jeden Abend musste er Propagandasendungen ansehen und einmal pro Woche „Xi Jipings Gedanken“ – eine Philosophie des derzeitigen chinesischen Staatschefs – lernen. Er musste sechs- bis achtmal im Monat „Gedankenberichte“ verfassen und ein- bis zweimal im Jahr Erklärungen abgeben, mit denen er Falun Dafa entsagte, während er gleichzeitig seine Dankbarkeit gegenüber der Kommunistischen Partei Chinas zeigte.

Unterernährt, schlaflos und durch die Folter geschwächt, litt Liu unter Verwirrtheit. Nach den ersten zwei Monaten Folter war er abgemagert und litt unter schwerer Blutarmut. Irgendwann war er nicht mehr wiederzuerkennen. Seine Augen quollen hervor und die Beine waren geschwollen.

Das Gefängnis wollte Liu in eine Nervenklinik einweisen. Als man dort bemerkte, dass er noch vernünftig sprechen konnte, verweigerten sie seine Annahme. Später brachten die Beamten Liu im Gefängniskrankenhaus unter, wo er zwei Monate lang behandelt wurde.

Nach dreieinhalb Jahren Haft wurde Liu am 13. Juli 2021 freigelassen. Als er seine Rente beantragen wollte, teilte ihm die Behörde mit, dass er 2019 keine Rentenbeiträge eingezahlt habe. Später stellte er fest, dass die 4.000 Yuan (rund 500 Euro), die seine Schwester für ihn eingezahlt hatte, vom Gericht eingezogen worden waren, um seine Geldstrafe zu begleichen.

Lius Tochter wurde ständig von der Polizei und dem Gericht schikaniert. Unter dem enormen Druck verkaufte sie ihr Haus und brach alle Verbindungen zu ihrer Familie ab. Bevor sie wegzog, gab sie Lius jüngerem Bruder 10.000 Yuan (rund 1.300 Euro) mit der Bitte, das Geld ihrem Vater nach seiner Freilassung zu geben. Der Kontakt zwischen Liu und seiner Tochter ist völlig abgerissen.


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.