Geschichte eines renommierten chinesischen Kalligraphen und Künstlers – Teil I

(Minghui.org) Der heute 62-jährige Wang Jianzhong ist ein berühmter chinesischer Kalligraph und Maler. Seine Kalligraphien und Gemälde wurden im Nationalmuseum von China, in Museen in Hongkong und Tokio sowie im Louvre ausgestellt. Im Jahr 2010 gewann er mit einem seiner Werke die Goldmedaille bei der 10. Ausstellung Kunst- und Kulturaustausch mit China in Paris. Seine Interviews und Werke wurden in vielen Kunstfachzeitschriften vorgestellt.

Wang gründete im Oktober 2000 das Malerei und Kalligraphie Studio Longdu in der Stadt Binzhou und wurde dort Geschäftsführer. Viele offizielle Persönlichkeiten – wie der Propagandaminister des städtischen Parteikomitees, der Direktor des Kulturbüros und der Vorsitzende des Literatur- und Kunstvereins – nahmen an der Eröffnungszeremonie teil. 

Wangs Werke wurden zu begehrten Sammlerstücken bei Geschäftsleuten, Politikern und Prominenten.

Wang Jianzhong beim Besuch des Louvre im Jahr 2008

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere entschied sich Wang während eines chinesisch-amerikanischen Kultur- und Kunstaustauschs im Jahr 2012, sein Heimatland zu verlassen und in den Vereinigten Staaten zu bleiben, um politisches Asyl zu beantragen. 

Dies ist seine Geschichte.

Ein Unfall, der Wangs Leben veränderte

In den frühen 90er Jahren hatte Wang bereits viele nationale und internationale Preise für seine Kunst gewonnen. Seine Werke zierten oft nationale Publikationen. Er war eine Berühmtheit auf seinem Gebiet und oft Ehrengast bei lokalen Regierungsvertretern. Dann änderte ein Verkehrsunfall alles.

„Es war im März 1998“, erinnert sich Wang. „Ich wollte gerade die Straße überqueren, als mich ein junger Motorradfahrer anfuhr. Ich wurde fast zehn Meter weit geschleudert. Es geschah alles so plötzlich, dass ich nicht einmal wusste, was passiert war, als ich zu mir kam. Später wurde mir gesagt, dass der Fahrer betrunken war.“

Wang wurde ins Krankenhaus gebracht und musste mit sechs Stichen genäht werden. Der Arzt sagte ihm, dass er eine schwere Gehirnerschütterung habe und mindestens einen Monat im Krankenhaus bleiben müsse.

Ein Freund hörte von dem Unfall und besuchte ihn im Krankenhaus. Er empfahl Wang, Falun Dafa [1] auszuprobieren. Nachdem Wang von den Erfahrungen seines Freundes mit der Kultivierung im Falun Dafa gehört hatte, beschloss er, damit anzufangen. Er verließ das Krankenhaus und begann das Zhuan Falun zu lesen, das Hauptwerk von Falun Dafa.

Wang Jianzhong liest im Zhuan Falun

Wang kann sich noch an seine Gefühle erinnern, als er das Buch zum ersten Mal las.

„Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, sobald ich zu lesen begann. Je mehr ich es las, desto mehr wollte ich es lesen. Ich hatte das Gefühl, dass ich ganz und gar in die im Buch beschriebenen Prinzipien eintauchte. Obwohl ich durch den Unfall Gehirnverletzungen hatte, vergaß ich beim Lesen meine Symptome völlig.“

Wang las das Buch in zwei Tagen durch. Danach beschloss er, es noch einmal zu lesen. Dabei erholte er sich vollständig von seinen Verletzungen – innerhalb einer Woche. Seine Freunde und Familie hielten es für ein Wunder.

Auf die Frage, warum er das Buch immer wieder gelesen habe, erklärt er: „Wegen der Propaganda der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) habe ich früher nicht an Gottheiten oder Spirituelles geglaubt. Das Buch Zhuan Falun hat meine Meinung komplett geändert. Es ist schwer, die Begeisterung zu beschreiben, die ich hatte – es fühlte sich an, als ob ich plötzlich viele Dinge verstand. Falun Dafa ist so tiefgründig und geheimnisvoll. Ich war tief davon fasziniert.“

Froh, Falun Dafa begegnet zu sein, wollte Wang die Praxis mit anderen teilen. Er begann die Informationen darüber weiterzugeben und wurde bald Betreuer von mehreren Übungsplätzen in der Stadt Binzhou.

Einsatz für Falun Dafa in Peking

Als die KPCh im Juli 1999 die Verfolgung von Falun Dafa begann, hielten die Behörden Wang für eine Schlüsselfigur und verhafteten ihn sofort. Während einer zweiwöchigen Gehirnwäsche wurde Wang gezwungen, sich Propagandavideos anzuschauen, die Falun Dafa diffamierten.

Nach seiner Entlassung aus der Gehirnwäsche-Einrichtung blieb Wang dabei, Falun Dafa zu praktizieren. Als er sah, wie sich die Verfolgung verschärfte, entschied er sich, für Falun Dafa in Peking zu appellieren, und reiste am 31. Dezember 2000 zusammen mit drei andere Falun-Dafa-Praktizierenden dorthin.

Um nicht von der Polizei angehalten zu werden, reisten sie zuerst in einen anderen Landkreis, um dann von dort einen Bus nach Peking zu nehmen. Wang: „Sobald ich in den Bus einstieg, hatte ich das Gefühl, dass alle ablenkenden Gedanken in meinem Kopf verschwunden waren. Ich hatte noch nie zuvor ein so reines, entspanntes und heiliges Gefühl gehabt.“

Wang und die drei anderen Praktizierenden erreichten den Platz des Himmlischen Friedens am Morgen des 1. Januar 2001. Nachdem Wang den Eingang des Platzes durchschritten hatte, wurden die drei anderen Praktizierenden von der Polizei angesprochen und abgeführt. Wang war nun auf sich allein gestellt. Er hatte nur einige Flugblätter bei sich, da das Transparent, das sie hergestellt hatten, bei den anderen war.

Wang erinnert sich: „Ich stand neben einem Fahnenmast. Der Himmel war in dunkle Wolken gehüllt. Die Sonne war verdunkelt und ich konnte nur eine schwache Lichtscheibe sehen.“

Er sah, dass viele Praktizierende auf dem Platz Transparente aufhängten, Flugblätter verteilten und riefen: „Falun Dafa ist gut!“ Er sah auch, dass der Platz voller Polizei war, sowohl Polizisten in Zivil als auch bewaffnete Polizisten in Uniform.

„Ich sah, wie Praktizierende von der Polizei geschlagen wurden“, erzählt Wang weiter. „Es gab eine weibliche Praktizierende, die bewusstlos geschlagen wurde. Ich dachte, sie könnte tot sein. Ein anderer Praktizierender im Alter von ungefähr 50 Jahren wurde von zwei Polizisten, die seine Arme festhielten, zu einem Polizeiauto geschoben. Er rief noch: ‚Falun Dafa ist gut! Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht sind gut!‘“

Die „Falun Dafa ist gut“-Rufe gingen weiter, einer nach dem anderen erklang. Wang beschloss, dass er nicht mehr warten konnte. Er warf die Flugblätter, die er hatte, in Richtung der Menschenmenge und rief ebenfalls: „Falun Dafa ist gut! Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht sind gut!“

„Ich war geistig sehr klar und rein. Es war ein wunderbares Gefühl!“, erinnert er sich. Bald darauf wurde er von vier oder fünf bewaffneten Polizisten gefangen genommen.

In den ersten Monaten des Jahres 2001 gingen viele Falun-Dafa-Praktizierende, von Kindern bis hin zu älteren Menschen, nach Peking, um zu appellieren. Sie kamen aus allen Gesellschaftsschichten, darunter waren Regierungsbeamte, Militärs, Intellektuelle, Studenten und Geschäftsleute. Auch eine Praktizierende vom Lande, die ihre Heimatstadt noch nie verlassen hatte, schloss sich dem Appell an. Sogar Praktizierende aus den Provinzen Sichuan, Yunnan oder Xinjiang – alle Tausende von Kilometern von Peking entfernt – reisten dorthin, um für ihren Glauben einzutreten.

Nach Informationen des Amtes für öffentliche Sicherheit wurde geschätzt, dass sich zur Spitzenzeit über 1.000.000 Praktizierende in Peking aufhielten, um zu appellieren. Im April 2001 gab es über 830.000 Verhaftungen von Praktizierenden. Viele gaben ihre Namen nicht an, aus Angst, ihre Familien mit hineinzuziehen. Wang war einer von ihnen.

In der Haft gefoltert

Wang wurde in einen Bus gesetzt und nach Jiujingzhuang gebracht, einem Ort, der speziell zur Inhaftierung von Falun-Dafa-Praktizierenden genutzt wird. In zwei Räumen, die normalerweise 50 bis 60 Personen beherbergen, wurden über 200 Falun-Dafa-Praktizierende zusammengepfercht. „Wir rezitierten gemeinsam die Gedichte von Meister Li (dem Begründer von Falun Dafa). Obwohl wir nicht laut sprachen, fühlte ich, dass unsere Stimme mächtig war“, erinnert sich Wang.

Später wurde Wang in das Pekinger Gefängnis 1, Abteilung 7, gebracht, das dafür bekannt ist, alle politischen Gefangenen aufzunehmen. Nachdem die Verfolgung von Falun Dafa begonnen hatte, waren hier auch viele sogenannte „Schlüsselfiguren“ von Falun Dafa untergebracht. Viele wurden zu schweren Strafen verurteilt.

Am ersten Tag, an dem Wang festgenommen wurde, wurde er mit anderen männlichen Praktizierenden in einen Raum gesteckt. Die Polizei zwang sie, sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen. Dabei waren die Fenster des Raumes geöffnet. Die Außentemperatur betrug minus 10ºC. Die Praktizierenden lehnten sich eng aneinander, um sich warm zu halten. „Wir rezitierten einen Tag und eine Nacht lang die Gedichte und Schriften des Meisters“, berichtet Wang.

Am nächsten Tag wurde Wang einer anderen Zelle zugewiesen, wo er der einzige Falun-Dafa-Praktizierende war. Die Polizei wies die anderen Häftlinge an, persönliche Informationen aus Wang herauszuholen. Doch statt von sich zu reden, erzählte Wang den Häftlingen von Falun Dafa. Am nächsten Tag wurde er dann in eine andere Zelle verlegt, wo seine Zellengenossen Schwerverbrecher waren, die Morde oder andere Gewaltverbrechen begangen hatten.

Auf Betreiben der Polizei schlugen seine Zellengenossen abwechselnd auf ihn ein, bis er sich nicht mehr bewegen konnte. Wang trat in einen Hungerstreik, um gegen die Misshandlungen zu protestieren. Am zwölften Tag seines Hungerstreiks hatte er einen Traum.

„Ich träumte, dass ich mich auf einem alten Schlachtfeld befand. Ich war von vielen Feinden umgeben. Aber ich durchbrach die Mauer der Feinde mit einem Schwert in meiner Hand“, erinnert sich Wang. „Nach dem Aufwachen dachte ich mir, dass es vielleicht ein Hinweis war, dass ich aus dem Gefängnis ausbrechen könnte.“

Als die Polizei Wang zwei Tage später nach seiner Heimatstadt befragte, sagte er ihnen, dass er in der Stadt Jinin lebe. Die Haftanstalt benachrichtigte daraufhin das Jinin-Verbindungsbüro in Peking, um ihn abzuholen. Als er im Jinin-Verbindungsbüro ankam, wurde Wang erlaubt, die Toilette zu benutzen. Er sah ein kleines quadratisches Fenster, das einen halben Meter breit und hoch war. Wang kletterte aus dem Fenster und landete im Innenhof eines anderen Gebäudes. Nachdem er eine weitere Mauer in einen anderen Innenhof erklommen hatte, sah er eine belebte Straße und stieg dort sofort in ein Taxi ein.

Er hatte nur 100 Yuan bei sich, aber er konnte sie nicht finden. Da Leute darauf warteten einzusteigen, sagte ihm der Fahrer, dass er nicht zu zahlen brauche.

„Ich fand das Geld, nachdem ich aus dem Fahrzeug ausgestiegen war. Ich wunderte mich, warum er die Gebühr nicht haben wollte“, erinnert sich Wang. „Aber plötzlich verstand ich, dass Meister Li mir helfen wollte. Wenn ich für die Taxifahrt bezahlt hätte, hätte ich nicht genug Geld gehabt, um nach Hause zu kommen.“ Denn das Busticket nach Hause kostete 98 Yuan.

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Binzhou kehrte Wang nicht sofort nach Hause zurück, sondern verbrachte erst ein paar Tage bei Praktizierenden in einem anderen Bezirk. Als das chinesische Neujahrsfest vor der Tür stand, beschloss er, nach Hause zu fahren, wohl wissend, dass es überwacht wurde.

(wird fortgesetzt)


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.