Die Wurzel meines Grolls war mein Streben

(Minghui.org) Während der 21 Jahren, in denen ich nun Falun Dafa praktiziere, versuchte ich immer wieder, meinen Groll loszulassen, sobald ich ihn bemerkte, damit ich dem Maßstab des Fa erreichen konnte.

Der Meister sagt: 

„Wenn du im Alltag immer ein barmherziges Herz und eine friedliche innere Haltung bewahrst ...“ (Zhuan Falun 2019, S. 201)

Als ich darauf achtete, meinen Groll zu beseitigen, bemerkte ich Veränderungen an  mir – meine Stimme wurde sanfter und ich konnte ruhiger werden. Der Groll schien zu schwinden.

Wie der Groll wieder auflebte

Zu meiner Überraschung zeigte sich mein Groll dann jedoch auf eine andere Weise. Vor kurzem führte eine Situation dazu, dass er wieder auflebte. Oberflächlich gesehen kam ich mit meinem Mann sehr gut aus. Allerdings empfand ich ihm gegenüber Hass. Ein Gedanke, den ich schon vor meiner Kultivierung hatte, tauchte immer wieder in meinem Kopf auf: „Ich werde mich von ihm scheiden lassen, wenn unser Kind erwachsen ist.“ Nun ist unser Kind erwachsen und hat das Elternhaus verlassen. Jetzt könnte ich mich von ihm trennen.

Bereits als wir uns nach unserer Hochzeit zum ersten Mal stritten, dachte ich an Scheidung. Ich meinte, nicht länger mit meinem Mann zusammenleben zu können. Als ich den Menschen die wahren Umstände der Verfolgung erklärte, sagte ich oft, dass, wenn ich keine Praktizierende wäre, wir schon längst geschieden wären. Ich gab besonders meinen Kind gegenüber zu verstehen, dass seine Familie Dafa sei. Mein Mann akzeptierte das. 

In all diesen Jahre der Verfolgung durch die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) beschützte er die Materialien über Dafa und die Verfolgung und konnte der Verfolgung auf aktive Weise entgehen. Dafür wurde er gesegnet: Er war bei bester Gesundheit und stand finanziell gut da.

Während ich mich nach den Fa-Prinzipien kultivierte, wurde ich meinem Mann gegenüber immer distanzierter, wenn es zu Konflikten kam. Es schien, als könnte ich „ruhig tolerieren“, als würde der Groll nicht länger existieren. Aber als ich ein Ehepaar besuchte, die beide Praktizierende waren, und gemeinsam die Pässe von Leben und Tod überwunden hatten, sah ich, wie gut sich der Mann um seine Frau kümmerte. Als ich seine Sorge um seine Frau bemerkte, lobte ich ihn als Vorbild. Aber es weckte den tief versteckten Groll in mir. Als ich dann einen Konflikt mit meinem Mann hatte, konnte ich nichts anderes sagen als: „Lassen wir uns scheiden … Ich will nichts von deinem Besitz. Nimm bitte alles als Ausgleich für das, was du in den letzten Jahren für mich getan hast.“

Mein Mann erwiderte: „Du musst dich in unserer Familie kultivieren, du kannst dich nicht alleine kultivieren. Denk darüber nach, ob du wirklich den Prinzipien von „Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht“ entsprichst.“ Er sagte auch: „Ich würde dir folgen, wohin du auch gehst. Ich möchte, dass wir eine Familie sind. Wie könnten wir uns scheiden lassen?“ Ich war sprachlos. Ich wusste, dass mir der Meister durch ihn etwas aufzeigen wollte. Er flehte mich nicht an und tröstete mich auch nicht. Es war nicht leicht für ihn, mir auf diese Weise zu begegnen. Trotzdem hatte ich den Gedanken, dass er das alles sagte, weil er wusste, dass ich es mit der Scheidung ernst meinte.

Ich hörte die aufrichtigen Worte meines Mannes, während ich mich an die Lehren des Meisters zu erinnern versuchte. Dann fielen mir die Worte des Meisters zum „Über das Trachten“ (S. 99) ein.

Nachdem wir geheiratet hatten, erkannte ich, dass mein Mann nicht so war, wie ich erwartet hatte. Er sollte verantwortungsvoll, liebevoll und unterstützend sein. Doch es kam anders: Ich musste mich sowohl um die großen als auch die kleinen Dinge alleine kümmern, auch um unser Kind, während er bei nichts mithalf. Nur einmal, als es in der Schule unseres Kindes bei einem Elternabend um die Aufnahmeprüfung zur Hochschule  ging, nahm er daran teil, weil ich keine Zeit hatte. Das war das einzige Mal. 

Die Anschauung, dass er mir eine Last ist, war tief in meinem Kopf verwurzelt. Sie ließ mich empfinden, dass ich in einer hoffnungslosen Ehe steckte. Da ich aber auch eine traditionelle Denkweise habe, wollte ich zumindest unserem Kind eine vollständige Familie bieten.

Das Problem des Strebens 

Seit ich Dafa praktiziere, habe ich mich völlig verändert. Ich bin körperlich und mental gesund. In den letzten 21 Jahren bin ich nie krank gewesen. Was aber blieb, war dieser Groll, der tief in meinem Herzen versteckt war. Von Zeit zu Zeit tauchte er auf und führte zu Konflikten zwischen meinem Mann und mir. Es führte dazu, dass ich über Scheidung sprach, nachdem ich mich schon über 20 Jahre lang kultiviert hatte.

Das Böse nutzte diese Gelegenheit. Als ich Mitpraktizierende traf, erfuhr ich zufällig, dass die Wohnung, die sie vermieteten, noch frei war. Es schien wie für mich vorbereitet zu sein. Dies stärkte meinen Willen zu gehen.

Mein wahres und mein falsches Selbst kämpften in mir. Das wahre Selbst wusste, dass es sich um eine Anhaftung handelte, die nicht dem Fa entsprach. Das falsche Selbst dagegen wollte nur gehen. Ich schlug meinem Mann sogar vor: „Lass uns in einem halben Jahr wieder zusammentreffen.“ 

Natürlich siegte mein wahres Selbst über das falsche. Ich drängte dann nicht länger darauf, mich zu trennen. Ein mir nicht ganz bewusster Gedanke weckte mich auf – es war das Problem des Strebens. Es war mein Wunsch, dass mein Mann mich mehr schätzen sollte, das für die Schwierigkeiten gesorgt hatte.

Der Meister sagte:

„Der Groll entsteht dadurch, dass man sich an Komplimente und schöne Sachen gewöhnt hat. Wenn es dann anders kommt, entwickelt sich der Groll. Überlegt mal, das geht doch nicht. So kann man sich nicht kultivieren.“ (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in Washington, D.C. 2018, 21.06.2018)

Ich beichtete im Herzen dem Meister meinen Fehler und bat ihn, mir dabei zu helfen, den Eigensinn des Strebens zu entfernen. Nach einer Weile beruhigte ich mich. Kein anderer Gedanke erschien und der Groll verschwand.

Seitdem der Meister mir geholfen hat, diesen Eigensinn zu beseitigen, erwarte ich nichts mehr von meinem Mann. Ich habe keine Erwartungen, aber die Hoffnung, dass er Dafa praktiziert. In den folgenden Tagen schien er wie verwandelt und begann, sich um mich zu kümmern. Ich nehme an, das ist mein Gewinn, ohne dass ich darum gebeten habe.

Ich habe diesen Kultivierungsprozess aufgeschrieben, um meinen Fehler aufzudecken und diesen mit den Mitpraktizierenden zu teilen. Es ist möglich, dass hinter Groll alle möglichen menschlichen Gefühle stecken, die nicht leicht zu entdecken sind. Deshalb ist es notwendig, tiefer zu graben, um Groll wirklich beseitigen zu können.