[Fa-Konferenz in New York] Man muss sich solide kultivieren, um selbstlos zu werden

Vorgetragen auf der Fa-Konferenz 2021 in Orange County, New York

(Minghui.org) Seien Sie gegrüßt, verehrter Meister! Seid gegrüßt, liebe Mitpraktizierende!

Im Handumdrehen sind 25 Jahre vergangen, seit ich angefangen habe, Falun Dafa zu praktizieren. Ich nahm die Dinge zuerst nur sinnlich wahr. Dann konnte ich es vernünftig betrachten. Schließlich glich ich mich dem Fa an. Ich möchte über einige Geschichten auf meinem Kultivierungsweg berichten.

Je stärker unsere aufrichtigen Gedanken sind, desto mächtiger offenbart sich das Fa

Falun Dafa ist ein Kultivierungsweg für Körper und Geist. Als ich das Buch Falun Gong – Der Weg zu Vollendung gelesen und mit der Kultivierung begonnen hatte, verwurzelte sich die Lehre von Falun Dafa in meinem tiefsten Innern. Ich hatte nicht erwartet, dass ich körperlich jünger werden würde. Deshalb überraschte es mich, dass ich langsamer alterte.

Am Anfang meiner Kultivierung war ich sehr froh. Wenn meine Kollegen fragten, warum ich immer so optimistisch sei, erzählte ich ihnen von Falun Dafa und schlug ihnen vor, das Zhuan Falun zu lesen. In der Mittagspause spielte ich die Videos von den Vorträgen des Meisters ab. Ein Kollege sagte: „Was der Meister sagt, ist großartig, aber ich finde die Kultivierung zu schwierig.“ Mein Glaube an Dafa kam auch nicht ins Wanken, als die Kommunistische Partei Chinas im Jahr 1999 mit der Verfolgung begann.

In Chinas Wirtschaft gab es viele Umbrüche, und mehr als zwölf Mitarbeiter wechselten zu anderen privaten Unternehmen. Neue Mitarbeiter übernahmen ihre Positionen. Einige neu eingestellte Mitarbeiter sagten: „Du siehst jünger aus als die anderen Angestellten im Büro. Wir sind überrascht, dass du älter bist als sie.“ Ich sagte ihnen, dass ich vier bis acht Jahre älter sei als manche Kollegen und dass ich einen Weg der Selbstkultivierung gefunden hätte, der mir sehr helfe und mich jung halte. Ein anderer Kollege sagte mir oft, dass ich nach sieben oder acht Jahren gemeinsamen Projekten in der Firma immer noch so jung aussehen würde wie damals, als er mich das erste Mal getroffen hatte.

Unser Hauptgeschäftsführer und ich hatten ein Treffen mit dem Direktor, der an einem unserer Projekte beteiligt war. Der Direktor sagte später: „Wenn Sie es genauso machen wie Ihr Chef, werden Sie seine Position übernehmen, wenn er in Rente geht.“ Ich sagte ihm, dass ich nur drei Jahre jünger sei als unser Hauptgeschäftsführer und dass ich bald nach ihm in Rente gehen würde. Er war überrascht, mein wahres Alter zu erfahren.

Ich bin jetzt über 50 Jahre alt, aber viele Leute denken immer noch, ich sei um die dreißig.

Leiden für Freude halten

In China hatte ich im Büro gearbeitet und kaum körperliche Arbeit geleistet. Als ich in die USA kam, änderte sich alles, auch meine Arbeits- und Kultivierungsumgebung. Ich meldete mich freiwillig, um bei einem Projekt in Vollzeit zu helfen, sechs Tage die Woche. Ich musste körperlich schwer arbeiten, und nach dem ersten Tag hatte ich Schmerzen in Händen und Armen. Außerdem tat mir der Rücken weg. Am nächsten Morgen war jedes Gelenk in meinen Händen geschwollen und schmerzte. Auch wenn ich mich körperlich unwohl fühlte, erfüllte mich die Arbeit doch mit Freude.

Manche Aufgaben sind gefährlich. Aufgrund meiner körperlichen Ermüdung verlangsamte sich meine Reaktion. Ich schnitt mir oft in die Hände, stieß mir die Beine, machte mir die Zehen kaputt oder schlug mir den Kopf an. Eines Tages fragte ein Mitpraktizierender scherzhaft: „Wie viele Verletzungen hast du dir denn heute zugezogen?“ Ich lachte und zeigte ihm die Schnitte und blauen Flecken an meinem Kopf und an Armen und Beinen.

Die körperliche Erschöpfung war leicht zu ertragen, doch viel schwerer zu ertragen waren der körperliche und der geistige Druck, wenn ich Zweifel bekam. Einige Dinge wurden falsch gemacht und mussten abgerissen und neu begonnen werden. Andere Aufgaben wurden wiederholt, und wir mussten viel hin- und herrennen. Als ich körperlich an meine Grenzen stieß, begann ich mich zu fragen, ob meine Arbeit einen Sinn hatte: „Kann man so das Fa bestätigen? Kann man so Lebewesen erretten? Vergeudet das nicht die Zeit der Praktizierenden? Wir können uns auch bei anderen Projekten engagieren. Ist dieses Projekt nicht eine Verschwendung von wertvollen Ressourcen?“

Wenn ich Zweifel bekam, wurde der körperliche Schmerz noch schlimmer. Ich dachte daran aufzuhören und mich als Freiwilliger bei anderen Projekte zu melden. Ich wollte auch ermutigt werden und teilte meine Zweifel anderen Praktizierenden mit. Einige sagten: „Alle Projekte sind gleich. Am Anfang hatten alle Schwierigkeiten.“ Andere ermutigten mich, von Buddha Milarepa zu lernen, dessen Meister ihm wiederholt gesagt hatte, er solle ein Haus bauen, es abreißen und dann erneut aufbauen.

Aber ich kaufte ihnen ihre Erklärungen nicht ab. Es klang wie eine Ausrede, weil wir es schlecht gemacht hatten. Ich war der Meinung, dass wenn andere Projekte Fehler machten, wir die gleichen Fehler nicht wiederholen sollten.

Buddha Milarepa ging einen Kultivierungsweg, bei dem der Kultivierende unglaubliche Härten ertrug. Bei Falun Dafa geht es darum, sich zu kultivieren, indem die Xinxing [1] erhöht wird. Ich hatte das Gefühl, dass die Schwierigkeiten, auf die wir im Projekt gestoßen waren, an schlechter oder gar keiner Planung lagen. Darüber hinaus fand ich, dass einige Projektleiter stur waren, große Egos hatten oder sich weigerten, auf Vorschläge zu hören.

Ich konnte das nicht ertragen und beschwerte mich. Eben weil meine Einstellung schlecht war, erhielt ich auch eine nicht sehr wohlwollende Antwort. „Niemand zwingt dich, hier zu sein“, sagte einer. Ein anderer sagte: „Was du durchmachst, ist nichts im Vergleich zu denen vor dir.“

Der Meister sprach über Kultivierende:

„…und wird mit körperlichen Strapazen und seelischen Leiden konfrontiert.“ (Zhuan Falun 2019, S. 431)

Ich hatte keine andere Wahl, als mich zu beruhigen und nach innen zu schauen. Ich dachte: „Sollen die Kultivierenden nicht nach innen schauen? Wie kann deine Kultivierungsenergie wachsen, wenn du es so bequem hast? Wie kannst du deine Xinxing ohne Herausforderungen erhöhen? Alles, was du tust, ist für dich selbst, nicht für andere, für den Verantwortlichen oder für den Meister.“ Warum empfand ich also meine Situation als ungerecht? Nachdem ich das verstanden hatte, beruhigte ich mich allmählich und bestand die Prüfung.

Das Ego loslassen

Ich fühlte mich heilig und stolz, als ich zum ersten Mal bei dem Projekt mitmachte. Als ich mit dem Projekt vertrauter wurde, sah ich die damit verbundenen Herausforderungen. Ich fand das Projekt nicht mehr so unglaublich toll wie damals, als ich in China davon gehört hatte. Die anderen erinnerten mich oft daran: „Solltest du nicht bei dir selbst nachschauen, wenn du Probleme hast?“ Ja, wir sollen nach innen schauen, wenn die Dinge schwierig werden. Aber ich dachte, es sei nicht verantwortungsvoll gegenüber dem Projekt, wenn Teilnehmer Probleme sahen, über die man ganz einfach hätte reden können oder die durch eine kleine Änderung hätten vermieden werden können, aber das Thema nicht ansprachen. Ich fand, dass das Problem den Fortschritt des Projekts aufhielt.

Der Meister sagt:

„Tatsächlich wisst ihr nicht, dass sich dieser Egoismus bis hin zu sehr hohen Ebenen durchzieht. Die früheren Kultivierenden sagten: ‚Ich mache jetzt etwas‘ ‚Ich will etwas machen‘, ‚Ich will etwas bekommen‘, ‚Ich bin dabei, mich zu kultivieren‘, ‚Ich will Buddha werden‘, ‚Ich will etwas erreichen‘, in Wirklichkeit hat all dies den Bereich des Egoismus nicht verlassen. Aber das, wozu ich euch auffordere, zu erreichen, ist die wirklich reine, selbstlose Vollendung des wahren orthodoxen Fa und der orthodoxen Erleuchtung, erst dann ist es zu erreichen, auf ewig unvergänglich zu sein.“ (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in der Schweiz, 04 – 05.09.1998)

Nach meinem Verständnis soll sich ein Praktizierender nicht auf die persönliche Kultivierung beschränken, wenn er auf ein Problem stößt. In diesem Falle wäre es immer noch eine Manifestation des Egoismus' des alten Kosmos.

Um wirklich selbstlos zu werden, muss man sich solide kultivieren. Auf dem Weg dahin werden verschiedene Anhaftungen aufgedeckt. Manchmal dachte ich: „Ich bin noch nicht wirklich selbstlos und es fehlt mir an Gutherzigkeit. Vielleicht sollte ich meine Meinung besser für mich behalten.“ Ein anderes Mal dachte ich: „Da ich das Problem gesehen habe, bedeutet das, dass der Meister will, dass ich mich dazu äußere? Es geht nicht darum, mich selbst zu bestätigen, es geht darum, dem Projekt gegenüber verantwortlich zu handeln. Selbst wenn ich nicht gutherzig genug bin, wird es die gleiche Wirkung haben, weil mein Herz aufrichtig ist.“

Im Kultivierungsprozess gab es Rückschläge. Ich musste viel nachdenken und nach innen schauen und schließlich verstand ich, dass der Meister es alles so eingerichtet hatte.

Praktizierende unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft, mit unterschiedlicher Denkweise und ganz unterschiedliche Persönlichkeiten prallen aufeinander. Bei jedem werden die Anhaftungen offengelegt, während wir zusammenarbeiten. Wenn jeder von uns diese Gelegenheit nutzen kann, um sich gut zu kultivieren, kann nicht nur jeder die Vollendung erreichen, sondern das Projekt wird auch sehr gut gemacht. Damit würden wir dem heiligen Titel „Dafa-Jünger“ gerecht werden. Jeder Dafa-Jünger repräsentiert seine eigene Welt, und vielleicht sind die Eigenschaften eines jeden Jüngers die Eigenschaften dieser Welt. Es ist unmöglich, dass alle gleich sind.

Die dabei aufgedeckten Widersprüche und Unzulänglichkeiten ermöglichen es jedem, sich zu kultivieren. Wir sollten einander tolerieren und uns entgegenkommen.

Als ich aus den Zwängen des Egoismus herausgesprungen war, erreichten meine Barmherzigkeit und mein Verständnis sofort einen weiteren Horizont. Es war, als würde man einer Aufführung zuschauen, bei der alles arrangiert und geordnet ist. Wir sollten uns nicht an unsere eigenen Auffassungen klammern oder auf bestimmte Ergebnisse hoffen. Wir sollten friedlich sein und das tun, was wir tun sollten, ohne nach etwas zu streben. Der Zustand, in dem man an nichts hängt, ist sehr schön. Ich muss auf dem Kultivierungsweg noch fleißiger werden und mich bemühen, immer in diesem Zustand zu bleiben.

Das sind meine persönlichen Erkenntnisse. Liebe Mitpraktizierende, bitte sagt, wenn in dem, was ich niedergeschrieben habe, etwas unangemessen ist.


[1] Geisteshaltung