Bei der Arbeit die tief verwurzelte menschliche Logik erkennen und ablegen

(Minghui.org) Vor ein paar Tagen hatte ein Freund mich einer Kundin empfohlen, die für sich und ihre Mutter beheizte Podestbetten haben wollte. Ich erklärte ihr, dass es Ausführungen von unterschiedlicher Qualität gebe in unterschiedlichen Preisklassen. Sie wollte Betten von guter Qualität, die länger und breiter als üblich sein sollten. Das Holz dafür liege bei ihrer Freundin, erklärte sie mir.

Im Regen brachte ich das Holz in die Wohnung der Kundin. Ihre Mutter wohnte im dritten Stock und ich musste mehrmals die Treppen hochsteigen, um das Material hinaufzubringen. Für den Auftrag brauchte ich vier Stunden. Ich zeigte ihr, wie das Bett funktionierte, und erwies der Mutter noch einen zusätzlichen Dienst, den ich nicht in Rechnung stellte.

Einen Tag später rief die Kundin an, um mir zu sagen, dass das Bett ihrer Mutter nicht so warm werde wie das ihrer Freundin. Vermutlich sei das Bett der Freundin von nicht ganz so guter Qualität, erklärte ich ihr, und mit einem schnell heiß werdenden Widerstandsdraht ausgestattet. Das Bett der Mutter hingegen habe eine Kohlefaserheizung mit einer Negativ-Ionen-Funktion, die für therapeutische Zwecke besser geeignet sei. Auch erklärte ich ihr, dass sie die Temperatur des Bettes beliebig einstellen könne. Sie fragte mich, wann ich wieder vorbeikäme, um ihr Bett aufzubauen. Noch am selben Nachmittag, so meine Antwort.

Wieder transportierte ich Baumaterial im Regen. Diesmal trug ich alles in den vierten Stock und klopfte an die Tür. Die Kundin öffnete mir, ohne etwas zu sagen. Ich wollte mit ihr absprechen, wie sie das Bett haben wollte, aber sie antwortete nicht. Sie spielte an ihrem Telefon herum und zeigte mir die kalte Schulter. Die Situation war mir peinlich. Also verbreiterte ich das Bett gemäß ihren früheren Vorgaben. Ich sagte nichts mehr, sondern arbeitete in aller Stille.

Ich fühlte mich ungerecht behandelt und dachte: „Ich verdiene hier nicht viel Geld. Trotzdem transportiere ich ihr Material und schleppe es die Treppen hoch. Außerdem verbreitere und erhöhe ich ihr Bett. Einen so kleinen Auftrag würde ein Tischler normalerweise nicht annehmen. Die Arbeit ist zwar nicht schwierig, erfordert aber viele Arbeitsschritte. Niemand würde das ohne zusätzliche Bezahlung tun. Ich mache das aus Respekt vor meinem Freund. Und jetzt werde ich so behandelt?! Glaubt sie, ich mache alles, was sie will, solange sie mich bezahlt? Eine normale Installation dauert nur eine halbe Stunde. Ich habe hier den ganzen Nachmittag gearbeitet und mich nicht beschwert, aber sie kommandiert mich herum und behandelt mich so!“ Je mehr ich darüber nachdachte, desto unzufriedener und wütender wurde ich. Ich wollte den Auftrag canceln.

Dann fiel mir ein Gedicht des Meisters ein:

„Ein böser Mensch ist böse aufgrund des Neides.Aus Egoismus und Ärger beklagt er sich über sogenannte Ungerechtigkeiten.Ein gütiger Mensch ist immer barmherzig.Ohne Beschwerde und Hass hält er die Leiden für Freude.Ein erleuchteter Mensch ist frei von Eigensinn.Ruhig beobachtet er die Menschen auf dieser Welt, die durch die Illusion verwirrt sind.“(Ebenen der Gesinnung, 25.09.1995, in: Essentielles für weitere Fortschritte I)

War mein Zustand nicht derselbe wie der jenes bösen Menschen? Konnten die Dinge, denen ich begegnete, Zufall sein? Konnte ich mich wie ein gewöhnlicher Mensch verhalten? Warum war ich so bewegt? Warum war ich so unzufrieden?

Ich schaute nach innen und stellte fest, dass es mir sehr wichtig war, was andere über mich dachten. Wenn sie gut von mir sprachen, freute ich mich. Ich wünschte mir Ansehen. Wenn ich mich ärgerte, waren meine Gedanken aggressiv und voller Neid. Ich dachte: „Obwohl ich ihr geholfen habe, behandelt sie mich so!“ Ich war gekränkt und der Meinung, dass sie freundlich zu mir sein sollte, da ich ihr geholfen hatte. Kurz: Ich wollte Anerkennung.

Der Meister sagt:

„Wenn du dich kultivieren willst, musst du dich eben in diesen Schwierigkeiten kultivieren, damit man sehen kann, ob du alle deine Emotionen und Begierden loslassen und leichtnehmen kannst. Wenn du doch noch an solchen Dingen festhältst, kannst du dich nicht zur Vollendung kultivieren.“ (Zhuan Falun 2019, Seite 200)

„Wenn du aus Qing herausspringst, wird dich niemand mehr bewegen können. Die menschlichen Gesinnungen können dich dann nicht mehr mitreißen; stattdessen wirst du mit Barmherzigkeit erfüllt, etwas noch Erhabeneres.“ (Zhuan Falun 2019, Seite 201)

Ich schaute weiter nach innen und entdeckte, dass diese egoistische Gesinnung erworbene menschliche Logik war. Sie wirkte automatisch und bestimmte darüber, ob ich froh oder verärgert war. Auf diese Weise schützte ich mein Ego. Wenn ich selbstlos gewesen wäre, hätte ich darüber nachgedacht, ob ich die Kundin irgendwie verletzt hatte.

Der Meister sagt auch:

„Wenn ihr den menschlichen Zustand nicht ändern wollt und die wahre Erkenntnis von Dafa nicht mit Hilfe der Vernunft erhöht, werdet ihr die Chance verlieren. Wenn ihr die menschlichen Prinzipien nicht ändern wollt, die schon seit Jahrtausenden in euren Knochen eingeprägt sind, könnt ihr die menschliche Schale auf der Oberfläche nicht abschütteln und die Vollendung nicht erlangen.“ (Wachsame Worte, 10.09.1996, in: Essentielles für weitere Fortschritte I)

Plötzlich wurde mir der Grundsatz klar und ich verhielt mich wie ein Praktizierender, als ob zwischen der Kundin und mir nichts vorgefallen wäre. Kurz darauf verhielt sie sich wieder „normal“. Sie lächelte und fragte mich, ob ich für viele Menschen die Bettgröße anpassen würde. Sie und ihre Mutter seien die ersten, erwiderte ich. Normalerweise hätte ich sie gebeten, sich dafür einen anderen Tischler zu suchen. Aber wegen der Empfehlung meines Freundes hätte ich ihr den Gefallen getan. Als die Arbeit fertig war, dankte sie mir mehrmals.

Bei der Arbeit geriet ich oft in Situationen, die mir Gelegenheit boten, meine Xinxing zu erhöhen. Das gelang mir aber nicht, wenn ich zuerst an persönlichen Gewinn dachte und die Lücken nicht bei mir, sondern im Außen suchte.

Der Meister sagt:

„Ich sage euch, die grundlegende Ursache, weshalb die Kultivierungsenergie nicht wächst, liegt darin, dass die Menschen bei den zwei Wörtern Xiu Lian nur auf das Lian (das Praktizieren der Übungen) und nicht auf das Xiu (die Kultivierung) achten.“ (Zhuan Falun 2019, Seite 32)

Ich weiß, dass die Kultivierung nicht nur die Übungen beinhaltet, sondern noch viele weitere Aspekte. Zum Beispiel lerne ich jeden Tag das Fa, aber ich konzentriere mich nicht auf die Kultivierung meiner Gedanken. Wenn ich die schlechten Gedanken nicht beseitige, kann ich meine Xinxing und meine Ebene nicht erhöhen. Dann kann ich das Fa auf höheren Ebenen nicht erkennen und nicht vorankommen.

Ich muss auf die Erhöhung meiner Xinxing achten und mir angewöhnen, zuerst an andere zu denken. So kann ich Anhaftungen schnell ablegen und fleißig vorankommen. 

Über den Zustand des Arhats hat der Meister Folgendes gesagt:

„Ihr wisst, wenn einer die Ebene des Arhats erreicht hat, nimmt er sich nichts zu Herzen, ganz gleich was ihm begegnet. Die Angelegenheiten unter den gewöhnlichen Menschen nimmt er sich überhaupt nicht zu Herzen und bleibt immer fröhlich, auch wenn er große Verluste einstecken muss. Wenn du das wirklich erreichen kannst, hast du schon die anfängliche Erleuchtungsposition eines Arhats erreicht.“ (ebenda, Seite 472)

Von den Anforderungen des Meisters bin ich noch sehr weit entfernt. Bitte korrigiert mich, wenn irgendetwas nicht mit dem Fa übereinstimmt.