Interview mit einer ehemaligen Koordinatorin eines Übungsplatzes aus China

(Minghui.org) Li Eying, eine Falun-Dafa-Praktizierende, die ursprünglich aus der Provinz Jiangsu stammt, wurde vor Kurzem in Toronto, Kanada interviewt. Sie sprach über ihre persönlichen Erfahrungen in den letzten zwei Jahrzehnten bei der Verfolgung von Falun Dafa [1] durch die Kommunistische Partei Chinas (KPCh).

Li Eying während einer Kundgebung vor der chinesischen Botschaft in Kanada bei der zweiten Falun-Dafa-Übung

Während ihrer Studienzeit im Jahr 1996 begann Li, Falun Dafa zu praktizieren. Sie erkannte, dass die Prinzipien Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht das waren, wonach sie gesucht hatte. Zu dieser Zeit lebte sie in der Stadt Nanjing, Provinz Jiangsu und nahm jeden Morgen an den Gruppenübungen teil.

Da die Zahl der Praktizierenden an ihrem Übungsplatz in Hanzhongmen zunahm, zogen Li und einige andere Praktizierende an einen Ort in der Phoenix Straße und richteten dort einen neuen Übungsplatz ein. Li organisierte aktiv das Fa-Lernen in der Gruppe, die Gruppenübungen und Aktivitäten zur Verbreitung der Praxis und wurde so zur Koordinatorin dieses neuen Übungsplatzes.

Als die KPCh drei Jahre später die Verfolgung von Falun Dafa einleitete, wurde Li zum Hauptziel, weil sie sich weigerte, ihrem Glauben abzuschwören. Die Verfolgung machte sie zum Opfer und zur Zeugin der Verbrechen der KPCh gegen die Menschheit.

Kurz nach Entbindung vertrieben

Nach Beginn der Verfolgung im Juli 1999 wurde Li überwacht und ihre Wohnung von Polizisten durchsucht. Als die Hasspropaganda der KPCh die staatlich kontrollierten Medien überflutete, fragte sie sich, warum sie Falun Dafa praktizierte. War Falun Dafa so, wie es im Fernsehen gesagt wurde? Schließlich erkannte sie, dass die Propaganda der KPCh eine komplette Erfindung war. Die körperlichen und geistigen Veränderungen, die sie durch das Praktizieren von Falun Dafa erlebte, reichten aus, um sie davon zu überzeugen, dass es sich um eine rechtschaffene Praxis handelt. So beschloss sie, ihrer inneren Stimme zu folgen und den Weg der Kultivierung fortzusetzen, egal wie die zukünftige Situation aussehen würde, und niemals aufzugeben.

Als mehrere freiwillige Koordinatoren der örtlichen Übungsstätten verhaftet worden waren, gingen sie und viele andere Praktizierende zur Provinzregierung, um ihre Freilassung zu fordern. Li erinnerte sich: „Wir standen alle friedlich und ruhig da. Aber in weniger als einer halben Stunde kamen viele Polizeibeamte. Ein ganzer Bus mit Bereitschaftspolizisten traf ein und sie nahmen uns alle mit. Die Polizisten zerrten uns grob in den Bus, ein Beamter zerkratzte mir dabei die Hände. Da es so viele Praktizierende waren, wurden wir alle zu einer Mittelschule gebracht. Die Polizisten machten in den Klassenzimmern von allen Fotos. Wir mussten ihnen unsere Namen und Adressen geben, damit wir freigelassen wurden.“

Später, als Li Eying schwanger war, wurde sie weiterhin von der Polizei schikaniert, und es kam zu zahlreichen Durchsuchungen ihrer Wohnung. Sie wurde gezwungen, sich auf dem Polizeirevier zu melden, wenn sie von der Polizei vorgeladen wurde. Dort wurde sie angeschrien und beschimpft.

„Sie belästigten mich nicht nur tagsüber, sondern riefen mich auch oft gegen 2 oder 3 Uhr nachts an, ohne dass jemand am anderen Ende der Leitung sprach. Stattdessen hörte ich alle möglichen erschreckenden und durchdringenden Geräusche. Sie belästigten mich sogar, als ich eine Woche vor der Entbindung stand, indem sie mir ins Krankenhaus folgten und mich überwachten.“ Sie erinnerte sich: „Das Personal des örtlichen Wohnungskomitees kam jeden Tag zu mir nach Hause, als ich kurz vor der Entbindung stand. Als ich ins Krankenhaus ging, um zu entbinden, folgten sie und Polizisten mir dorthin. Ich hatte überhaupt keine Freiheit.“

Als sie aus dem Krankenhaus nach Hause zurückkehrte, kamen sofort Mitarbeiter des Wohnungskomitees zu ihr nach Hause, um sie zu schikanieren und einzuschüchtern. Noch bevor das Baby einen Monat alt war, bedrohte die Polizei ihren Vermieter und forderte ihn auf, sie zu vertreiben. Außerdem kamen sie jeden Tag zu ihr nach Hause und versuchten, sie zu vertreiben. Der Vermieter erklärte Li hilflos: „Ich weiß, dass Sie ein guter Mensch sind, aber ich habe keine andere Wahl. Wenn ich Sie hierbleiben lasse, werde ich bedroht. Bitte ziehen Sie schnell aus.“

Li erinnerte sich: „Unter diesen Umständen würde es niemand wagen, seine Wohnung an Falun-Gong-Praktizierende zu vermieten. Wir mussten ausziehen. Ein gutherziger Freund war bereit, uns sein zusätzliches Haus zu überlassen, und so konnten wir vorübergehend dort wohnen.

Als mein Kind zwei Jahre alt war, wurde ich im August 2002 verhaftet, weil ich Materialien über die Verfolgung verteilt hatte. Mein Bruder, der in einem anderen Land lebte, kehrte nach China zurück. Er bat einen Freund, mich auf Kaution aus dem Gefängnis herauszuholen. So wurde ich nach etwa zehn Tagen Haft freigelassen.“

Li sagte: „Als ich wieder zu Hause war, wohnten Polizisten etwa einen halben Monat lang in unserem Haus. Sie nahmen meinen Drucker, meinen Computer und viele Falun-Dafa-Bücher aus unserem Haus mit. Meine ganze Familie durfte nicht aus dem Haus gehen. Wenn das Kindermädchen Lebensmittel einkaufen ging, folgte ihr die Polizei. Mein Mann, der zu dieser Zeit kein Falun-Dafa-Praktizierender war, wurde ebenfalls verhaftet.“

Blutprobe entnommen

Lis Tochter, damals in der siebten Klasse, wurde im Oktober 2014 von ihrer Lehrerin bei den Behörden angezeigt, weil sie mit anderen Schülern über die Verfolgung von Falun Dafa gesprochen hatte. Beamte der Staatssicherheit kamen in die Schule, um sie zu bedrohen und einzuschüchtern. Eine Woche später wurde Li verhaftet.

Li brachte am Morgen nach ihrer Verhaftung ihre Tochter wie üblich zur Schule. Als sie danach wieder nach Hause kam, brachen Polizisten in ihr Haus ein und führten eine Razzia durch. „Die Polizisten der Polizeibehörde in der Stadt Wuxi und Beamte des Büros 610 des Bezirks Binhu kamen alle. Sie sagten mir, dass sie mich ins Gefängnis stecken würden. Ich wurde zur Polizeiwache Dongjiang gebracht.“

Als sie auf der Polizeiwache eintraf, wurde ihr eine Blutprobe entnommen. Die Blutprobe wurde beschriftet und zu ihrer Akte gelegt. Eying sah dort mehrere Akten von Falun-Dafa-Praktizierenden mit detaillierten persönlichen Informationen einschließlich Informationen über ihre entfernten Verwandten. Auf der Polizeiwache fiel ihr auf, dass nur Falun-Dafa-Praktizierenden Blut abgenommen wurde, obwohl sich in ihrer Zelle viele Inhaftierte befanden.

Als Li im Dezember 2019 nach Kanada umgezogen war, drohten Funktionäre der Staatssicherheitsabteilung in Zixing, Provinz Hunan ihrer Familie, dass sie eine Razzia in Eyings Wohnsitz in Zixing durchführen und ihr Hab und Gut dort beschlagnahmen würden. Sie bedrohten auch ihre Familie, um an ihre Kontaktdaten zu gelangen.

Eine dreiköpfige Familie verschwindet

Als Li im März 2019 ein Taxi von der Stadt Wuxi, Provinz Jiangsu in das nahe gelegene Schanghai nahm, erzählte ihr der Fahrer, der Anfang 30 war, eine Geschichte über die Familie eines seiner Grundschulkollegen. Der Fahrer stammte aus der Provinz Anhui, und die Familienangehörigen seines Mitschülers praktizierten alle Falun Dafa. Sowohl der Fahrer als auch sein Mitschüler waren 1999 zehn Jahre alt, als die Verfolgung von Falun Dafa begann. Eines Tages erzählte ein Lehrer der Klasse, dass der Mitschüler die Schule abgebrochen habe, weil er unter zu großem psychischen Druck stand.

Dazu sagte Li: „Aber ich glaube nicht, dass das der wirkliche Grund war. Chinesische Eltern legen großen Wert auf Bildung, und es ist unwahrscheinlich, dass Eltern ihr Kind in diesem Alter aus der Schule nehmen oder zulassen, dass ihr Kind die Schule aufgrund von Stress von sich aus abbricht. Der Taxifahrer erzählte, dass die ganze Familie seines Freundes danach verschwunden war und niemand jemals nach Hause zurückgekehrt sei.“

Sie habe erst vom Organraub an Falun-Dafa-Praktizierenden durch die KPCh erfahren, nachdem sie aus China weggezogen war, berichtete Li. Deshalb vermute sie, dass auch die Freunde des Fahrers dem zum Opfer gefallen sind.

An einen Bericht von Minghui.org über einen Whistleblower aus Schanghai erinnert sie sich genau. Der Mann lebt derzeit in den Vereinigten Staaten und arbeitet in einem Hausumbauunternehmen. Dieser Informant, sein Name ist Lu Shuheng, beschrieb ausführlich, was er über die Organraubkette wusste. Er sagte, dass die Schwester seiner Schwägerin, Zhou Qing, direkt an der Entnahme von Organen von Falun-Dafa-Praktizierenden beteiligt war, als diese noch lebten. Laut Zhou riefen die Falun-Dafa-Praktizierenden während der Organentnahme anfangs „Falun Dafa ist gut“, aber später weinten und schrien sie vor Schmerzen. Vier bis fünf Militärärzte waren bei der Operation anwesend und bewaffnete Polizisten standen zur Seite, um den Ort zu sichern.

Li sagte, dass Falun-Dafa-Praktizierende, die in ländlichen Gebieten Chinas leben, eher zur Zielscheibe vom Organraub werden, weil sie weder Geld noch Macht haben, geschweige denn die Möglichkeit, für sich und ihre Familien Gerechtigkeit zu fordern.

Am 17. Juni 2019 verkündete das unabhängige China Tribunal in London unter dem Vorsitz von Sir Geoffrey Nice sein Urteil. Es hatte monatelang die Frage des Organraubs von Gewissensgefangenen in China untersucht. Die Mitglieder des Tribunals waren einstimmig der Überzeugung, dass es keinen Zweifel daran gibt, dass die KPCh über einen langen Zeitraum hinweg gewaltsam Organe von politischen Gefangenen entnommen hat und dass die Zahl der Opfer sehr hoch ist. Falun-Dafa-Praktizierende sind die Hauptquelle der Organe. Die KPCh hat Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Folter begangen.

Das Tribunal veröffentlichte am 1. März 2020 zum ersten Mal den vollständigen 160-seitigen Urteilsbericht, begleitet von 300 Seiten Zeugenaussagen und Erklärungen. Nice sagte, dass niemand die Einzelheiten des Urteils des Tribunals seit seiner ersten Ankündigung bis heute widerlegt oder infrage gestellt habe.


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.