Karma und Plagen – Teil I

(Minghui.org) Das 71. Kapitel des klassischen chinesischen Romans „Die Reise in den Westen“ trägt den Titel: „Unter falschem Namen bekämpft Pilger den Dämon. Guanyin offenbart sich und bezwingt das Ungeheuer“ [1]. Darin wird die folgende Geschichte erzählt.

Der Mönch Tang und seine Schüler kamen in das Königreich Purpurien, um ihre Pässe überprüfen und genehmigen zu lassen. Zu dieser Zeit hatte der König von Purpurien gerade eine Bekanntmachung herausgegeben; er forderte Ärzte aus dem ganzen Königreich auf, seine Krankheit zu heilen, an der er schon sehr lange litt. Einer der Schüler, Sun Wukong der Affenkönig, nahm diese Bekanntmachung an sich, bereitete eine magische Medizin zu und heilte die Krankheit des Königs.

Wie sich bei dem Treffen mit dem König herausstellte, war die Goldene Königin von Purpurien drei Jahre zuvor von einem Dämon in Besitz genommen worden. Die Dämonen hatten von Zeit zu Zeit zwei weitere Hofdamen aus Purpurien gefordert. Dem König machte dies derart große Sorgen, dass er sehr krank wurde. Glücklicherweise konnte der Affenkönig den König von diesem Unglück befreien.

Als der Affenkönig anschließend den obersten Dämon mit den magischen Glocken (einem goldenen Elixier, welches der Dämon bei sich trug) endgültig vernichten wollte, tauchte Bodhisattva Guanyin auf und nahm das Scheusal zurück. Sie erklärte dem Affenkönig, dass dieser Dämon in Wirklichkeit ein goldhaariger Riesenhund war, auf dem sie früher selbst geritten war. Er war davongelaufen und wurde in der Welt der Sterblichen wiedergeboren, um den König von Purpurien vor einer Katastrophe zu bewahren.

Der Affenkönig war verwirrt und konnte nicht verstehen, wie dieser Dämon gekommen sein sollte, um den König von Purpurien vor einem Unglück zu bewahren. So hatte er diesem doch erst ein Unglück zugefügt. Bodhisattva Guanyin fuhr fort und erklärte, dass der König in seinen jungen Jahren ein hervorragender Bogenschütze gewesen sei, der gerne jagte. Eines Tages verwundete er einen jungen Pfau und tötete ein Pfauenhuhn. Sowohl der Pfau als auch das Pfauenhuhn waren zufällig Kinder des Bodhisattva Maurya Vidya Rani. Dieser ordnete daraufhin an, dass der Prinz drei Jahre lang von seiner Frau getrennt werden sollte. Auf diese Weise sollte nach nachempfinden, wie Vögel sich fühlen, wenn sie von ihren Eltern getrennt werden.

Bodhisattva Guanyin berichtete dem Affenkönig, dass seither genau drei Jahre vergangen wären und der König seine Missetat nun beglichen habe. Sie sagte zum Affenkönig: „Ein Glück, dass du gekommen bist, um den König zu heilen. Ich bin hier, um diesen niederträchtigen und bösen Dämon zu erlösen.“

Diese Geschichte zeigt, dass nichts im Leben einfach grundlos geschieht und alles einer engen Beziehung von Ursache und Wirkung folgt.

Ursache menschlichen Unglücks

Im Kultivierungskreis ist man seit jeher der Meinung, dass die Menschen durch schlechte Taten oder der Schädigung Anderer, schlechtes Karma für sich selbst verursachen. Und wenn ein Mensch viel schlechtes Karma hat, wird dies mit Krankheit, Unglück, Schwierigkeiten, Unfällen oder sogar mit dem eigenen Leben gesühnt. Wenn eine ganze Region viel schlechtes Karma angesammelt hat, wird sie von Armut, Kriegen, Naturkatastrophen oder Plagen heimgesucht.

Im 87. Kapitel „Die Stadt der Phönixgötter wird mit einer Dürrezeit bestraft. Der Große Heilige gemahnt zur Güte und bringt Regen“ [1] geht es darum, wie eine schwere Dürre zu Ende ging, nachdem ein Markgraf sein Fehlverhalten eingesehen und sein Volk dazu gebracht hatte, aufrichtig vom Himmel Gnade und Regen zu erbitten.

Als Mönch Tang und seine drei Schüler in der Präfektur Fengxian ankamen, sahen sie, dass diese völlig verwüstet war. Die Präfektur, einst ein Land des Reichtums, war drei Jahre lang von einer schweren Dürre heimgesucht worden. Zwei Drittel der Bevölkerung waren bereits verhungert. Aus Verzweiflung ließ der Markgraf einen Aushang anbringen, auf welchem er die Meister des Dharma bat, um Regen zu beten und die Menschen zu retten. Der Affenkönig sah diesen Aushang und bot dem König seine Hilfe an.

Als der Affenkönig zum westlichen Himmelstor kam, erfuhr er, dass die Dürre in der Präfektur Fengxian eine himmlische Strafe war. Es stellte sich heraus, dass der Jade-Kaiser und seine Gehilfen bei einer Inspektionsreise vor drei Jahren miterleben mussten, wie der Markgraf der Präfektur Fengxian mit seiner Frau wegen ihres schlechten Benehmens stritt. Dabei hatte er versehentlich den Gabentisch mit den vegetarischen Speisen für die Gottheiten umgeworfen. Anschließend hatte er die Hunde herbeigerufen, welche die Opfergaben fraßen. Dieser Anblick beleidigte den Jadekaiser zutiefst.

Zur Strafe ließ der Jadekaiser drei Dinge in der Halle der Düfte aufstellen: einen 100 Fuß hohen Berg aus Reis, einen 200 Fuß hohen Berg aus Mehl und einen golden Riegel, das etwa 40 cm lang war. Dann erließ er den Befehl, dass es in Fengxian erst dann wieder regnen soll, wenn ein Huhn den ganzen Reis gefressen, ein Hund das ganze Mehl aufgeleckt und die Lampe den Riegel geschmolzen hätte.

Die himmlischen Lehrer, die dem Affenkönig diese drei Dinge gezeigt hatten, teilten ihm mit, er solle den Markgrafen von Fengxian davon überzeugen, zum Guten zurückzukehren. Erst dann würde er den Segen zurückerlangen.

Nachdem der Affenkönig in die Präfektur Fengxian zurückgekehrt war, berichtete er, was er in der Halle der Düfte gesehen hatte und sagte zum Markgrafen: „Wenn Euer Herz zum Guten zurückkehren kann, wenn Ihr anfangt, Euch an den Buddha zu wenden und die Schriften zu rezitieren, dann werde ich Euch helfen können. Wenn Ihr Euch weiterhin weigert, Eure Moral zu erhöhen, wird Euch keiner helfen können. Es wird dann nicht lange dauern, bis der Himmel Euch vernichtet. Euer Leben wird nicht mehr zu retten sein.“

Daraufhin gelobte der Markgraf sich zu bessern. Er rief alle buddhistischen und taoistischen Geistlichen der Stadt zusammen und ordnete an, dass sie einen Platz für religiöse Zeremonien herrichten sollten. Der Markgraf leitete sein Gefolge an, dem Himmel und der Erde im Gebet zu danken und die Sünden zu bereuen. Zudem wurde Weihrauch verbrannt, um den Buddha zu ehren. Auch der Mönch Tang rezitierte Sutras im Namen des Markgrafen. Zur gleichen Zeit verbrannten alle Männer und Frauen, ob jung oder alt, in allen Haushalten innerhalb und außerhalb der Stadt zu Ehren des Buddhas Räucherstäbchen und beteten zu ihm. Von diesem Tag war die Luft mit tugendhaften Klängen erfüllt.

In kürzester Zeit waren der Reis sowie der Mehlberg in der Halle der Düfte verschwunden. Auch der goldene Riegel war geschmolzen. Daraufhin ordnete der Jadekaiser an, der Präfektur Fengxian Regen zu gewähren. So fand die Dürre ein Ende.

Diese Geschichte lässt erkennen, dass selbst der Affenkönig mit seinen enormen außergewöhnlichen Kräften nicht in der Lage war, dem Markgrafen und seinem Reich zu helfen, solange dieser nicht selbst seine Moral erhöhte und dadurch auch sein Volk zum Guten führte.

Harmonie von Mensch und Natur

Heutzutage ist es für die Menschen sehr schwer, Begriffe wie „Harmonie von Mensch und Natur“ zu verstehen. Das lässt sich größtenteils auf die Beschränkungen durch die moderne empirische Wissenschaft zurückführen.

Im alten China glaubten die Menschen an die „Harmonie von Mensch und Natur“ und dass „das I Ging [Buch der Wandlungen] und die Medizin den gleichen Ursprung haben“. Sun Simiao, ein berühmter Arzt in der Tang-Dynastie, der auch als „König der Medizin“ bezeichnet wurde, sagte einmal: „Wenn jemand das I Ging nicht versteht, ist er auch nicht gut genug, um ein kaiserlicher Arzt zu sein.“

Die Taoisten betrachten den menschlichen Körper als einen kleinen Kosmos, der wiederum eine entsprechende Beziehung zum äußeren Kosmos hat. So gibt es in der Natur die vier Jahreszeiten und die fünf Elemente; kaltes und heißes Wetter wechseln sich in einem geordneten Zyklus ab. Der Mensch hat vier Gliedmaßen und fünf Organe und folgt dem Gesetz von Geburt, Alter, Krankheit und Tod.

Die großen Ärzte aus alter Zeit verfügten alle über ein tiefes Verständnis der Astronomie und des Himmels, der Geografie und der Erde sowie der bedeutendsten gesellschaftlichen Ereignisse. Sie waren in der Lage, Krankheiten zu heilen und Menschen zu retten. Ferner besaßen sie die Fähigkeit, die Zukunft und das Schicksal eines Menschen vorherzusagen; also ob dieser Glück oder Unglück erfahren wird.

Yi He, ein berühmter Arzt während der Frühlings- und Herbstperiode, sagte das Schicksal des Herzogs Ping des Reiches Jin sowie das Schicksal des gesamten Jin-Reiches voraus. Trotz vieler ungläubiger Hofbeamter trafen alle seine Vorhersagen ein.

Auch der „König der Medizin, Sun Simiao, sagte genau voraus, dass Lu später Gouverneur von Xuzhou werden würde und sein eigener Enkel als Magistrat des Kreises Xiao in Xuzhou dienen würde.

Solche außergewöhnlichen Fähigkeiten, die in der heutigen Zeit oft als übersinnliche Wahrnehmung bezeichnet werden, waren bei den großen Ärzten der Antike weit verbreitet. Sie erlangten diese Fähigkeiten durch Meditation und spirituelle Erhöhung.

(Fortsetzung folgt)


[1] Überschrift übernommen aus: Die Reise in den Westen, übersetzt und kommentiert von Eva Lüdi Kong