Endlich erkannt, wie dominant ich bin

(Minghui.org) Aufgewachsen unter dem kulturellen Einfluss der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) wurde ich eine „moderne, starke Frau“. Genau so eine, die der Meister in einem seiner Gedichte erwähnt hat:

„Harte Frau, schlitzohrig, voller GeltungssuchtUngeduldig, scharfe Zunge, Herr im Haus“(Yin und Yang vertauscht, in: Hong Yin III)

Wegen meines dominanten Charakters geriet ich in meinem Leben oft in große Schwierigkeiten. Seitdem ich Falun Dafa praktiziere, habe ich allmählich erkannt, dass dies nicht meine wahre Natur ist. Ich verhielt mich so dominant, weil ich egoistisch war. Dieses „egoistische Selbst“ hatte ich jedoch jahrzehntelang mit mir herumgetragen, und nun war es sehr stark und nur schwer abzulegen.

Normalerweise wollte ich unbedingt meine Vorstellungen durchsetzen. Ich erkannte, dass Egoismus eine Eigenschaft des alten Universums ist, aber bei mir war er so stark ausgeprägt, dass er auch während meiner Kultivierung ständig Probleme verursachte. Er war mir so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich manchmal nicht einmal merkte, dass ich unter seinem Einfluss stand und dass meine Handlungen davon dominiert wurden. Immer wenn ich versuchte, den Egoismus zu beseitigen, war der Prozess sehr schmerzhaft. Ich wurde dann plötzlich eifersüchtig, fühlte mich unwohl und konnte schlecht schlafen.

Auf den eigenen Vorstellungen bestehen

Mein Mann hört seit mehr als 30 Jahren auf mich. Normalerweise kann ich bei kleinen Dingen Kompromisse eingehen, bei wichtigen Haushaltsentscheidungen soll aber alles nach meinem Willen laufen.

Als wir einmal das Haus umbauten, hoffte ich, dass mein Mann die Verantwortung übernehmen würde und ich mir keine Sorgen zu machen brauchte. Da er für gewöhnlich ein wenig geizig ist, wollte er ein gutes Geschäft machen, ohne viel Geld auszugeben. Doch wie sollte das funktionieren? Ich kümmerte mich schließlich um die Dinge, mit denen sich zuerst mein Mann beschäftigt hatte, und begann, die Entscheidungen zu treffen. Wenn die Familienmitglieder beim Umbau kleinere Vorschläge machten, konnte ich sie annehmen. Bei wichtigen Entscheidungen gab ich jedoch nicht nach. Ich dachte überhaupt nicht an die Gefühle der anderen und konzentrierte mich nur darauf, meine Ziele zu erreichen.

Manchmal wurde mir klar, dass ich mich nicht mehr in einem guten Kultivierungszustand befand, aber ich konnte mein Verhalten nicht kontrollieren. Immer wieder verlief es so, dass ich Fehler machte, sie bereute und hoffte, es beim nächsten Mal besser zu machen. So verpasste ich viele Gelegenheiten, meine Anhaftung zu beseitigen.

Mich beschweren, wenn es nicht nach meinem Willen läuft

Wenn ich mich gezwungen sah, die Entscheidungen anderer zu akzeptieren, wurde ich ärgerlich. Wenn ich nicht mehr an mich halten konnte, machte ich meiner Wut Luft, indem ich mich bei anderen Menschen beschwerte.

Als unsere Enkelin noch klein war, kauften wir beispielsweise ein Haus in der Nähe der Grundschule, um sie ganz schnell von der Schule abholen zu können. Es vergingen drei Jahre, bis meine Enkelin eingeschult wurde. Da wollten mein Sohn und meine Schwiegertochter sie doch auf eine andere Schule schicken, die etwas weiter entfernt liegt. Sie fanden diese Schule besser. Ich war unzufrieden, musste ihre Entscheidung aber letztendlich akzeptieren, weil die Ausbildung sehr wichtig ist. Jedes Mal, wenn ich meine Enkelin abholte und es mühsam war, beschwerte ich mich. Meiner Meinung nach verhielt sich die junge Generation egoistisch und ging nicht auf die Bedürfnisse der Eltern ein.

Mir ging es bloß noch darum, wer hier entschieden hatte. Wäre es meine Entscheidung gewesen, hätte ich mich nicht beschwert.

Auf meinem Verständnis beharren

Als Praktizierende bestehe ich im Gespräch mit Praktizierenden manchmal auf meiner Meinung, wenn es um Kultivierungsfragen geht. Je mehr ich mein Verständnis darlegen kann, umso besser fühle ich mich. Ich spreche immer nur über meine Sicht der Dinge und beachte gar nicht, was die anderen zu der Angelegenheit zu sagen haben. Oft fand ich meine Gedanken sogar scharfsinniger als die der anderen.

Mit der Zeit wurden meine Gedanken unvernünftig und wichen stark von Dafa ab. Es hatte den Anschein, als könnte ich mein Hauptbewusstsein nicht mehr kontrollieren. Ich bekam sogar das Gefühl, dass meine Gedanken manipuliert wurden. Wie fürchterlich!

Meine dominante Haltung war Ausdruck der Parteikultur. Ich konnte es nicht ertragen, wenn mich jemand in Frage stellte oder eine andere Meinung vertrat. Ich vergaß völlig, dass sich bei einem Gespräch mindestens zwei unterhalten. Das war einer der Hauptgründe, warum ich bei der Erklärung der wahren Umstände anderen die Fakten nicht gut nahebringen konnte.

Selbstlos werden

Auf den eigenen Ideen zu bestehen, ist eine Manifestation von Egoismus und Ichbezogenheit. Dass ich die Meinungen anderer Menschen nicht annehmen konnte, stand in krassem Widerspruch zu den Worten des Meisters:

„Von nun an sollt ihr bei allem, was ihr macht, zuerst an andere denken und euch bis zur Selbstlosigkeit kultivieren.“ (In der Buddha-Natur wird nichts ausgelassen, 13.02.1997, in: Essentielles für weitere Fortschritte I)

Wenn meine Vorschläge nicht angenommen wurden, wünschte ich mir insgeheim, dass die Vorhaben der anderen scheiterten, damit alle sahen, dass ich im Recht war. Und das, obwohl ich doch andere freundlich und bedingungslos unterstützen sollte, damit die Sache noch besser gelingen konnte.

Es schadet allen, wenn Praktizierende auf ihren eigenen Meinungen bestehen. Wenn wir etwas an uns reißen, was anderen zusteht, werden wir Tugend verlieren. Wenn wir Kultivierenden für die Dinge der gewöhnlichen Menschen kämpfen und menschlich argumentieren, können wir uns nicht verbessern. Wir dürfen die weltlichen Dinge nicht so ernst nehmen.

Schlusswort

Diese egoistische Einstellung, auf der eigenen Meinung zu bestehen, zeigt sich auf unterschiedliche Weise. Die egoistische Natur des alten Universums gibt sich im eigenen Raumfeld nicht so leicht zu erkennen und kann verborgen bleiben. Als Praktizierende haben wir keine Angst davor, uns diesen Konflikten zu stellen, weil wir die Ursachen erkennen und nach innen schauen und uns verbessern können. Die Konflikte dauern jedoch an, wenn wir unseren Egoismus nicht ausfindig machen können. Noch schlimmer wäre aber, wenn wir uns auf unsere gewohnte Denkweise verlassen und zögern, sie loszuwerden, um sogenannte menschliche Annehmlichkeiten zu genießen.

Wenn die Praktizierenden bei jeder Prüfung oder Konfliktsituation aufhören, auf der eigenen Meinung zu bestehen, schließlich wieder selbst über sich bestimmen und das Richtige tun, erfahren sie die Ruhe eines Kultivierenden. Man ist dann nicht entspannt, weil man für einen Augenblick die weltlichen Sorgen vergisst, sondern weil das eigene Raumfeld gereinigt ist.

Nachdem der Lehrer eine dicke Schicht schlechter Substanz von unserem Körper entfernt hat, erkennen wir zutiefst den schönen Zustand, den der Meister beschreibt:

„Wir sagen, wenn du bei Konflikten einen Schritt zurücktrittst, wirst du sehen, dass das Meer weit und der Himmel grenzenlos ist.“ (Zhuan Falun 2019, S. 457 f.)

Vielen Dank, Meister! Dank auch an die Mitpraktizierenden!