[Multilinguale Minghui-Fa-Konferenz 2022] Meine Arroganz und Selbstdarstellung loslassen

(Minghui.org) Ich grüße den verehrten Meister. Ich grüße meine Mitpraktizierenden.

Bei meiner Unterstützung in einem Projekt für Dafa geriet ich mit einem Mitpraktizierenden in einen langanhaltenden Konflikt in Bezug auf die Überarbeitung von Erfahrungsberichten aus China ins Englische. Alles begann damit, dass Praktizierende die Berichte der chinesischen Praktizierenden umgeschrieben und dabei moderne Schreibmethoden verwendet hatten. Ich bewertete dieses Verhalten als arrogant. So kam es zu einem Konflikt.

Ich war immer der Überzeugung, dass die chinesischen Praktizierenden an vorderster Front stehen und somit auch die ganze Last der Verfolgung tragen würden. Ich habe großen Respekt vor ihnen und wollte bedingungslos mit ihnen kooperieren. Als ich noch der einzige Praktizierende in meiner Stadt war, besuchte ich oft die englische Minghui-Webseite und las dort die Berichte der chinesischen Praktizierenden. Ich habe eine Menge von ihren Erfahrungen gelernt und glaube, dass ich mit ihnen verbunden bin. Zudem denke ich, dass wir westlichen Praktizierenden auf einer gewissen Art verwandt mit den chinesischen Praktizierenden sind. Folglich nahm ich es persönlich, wenn ich glaubte, ein Mitpraktizierender würde die chinesischen Praktizierenden in irgendeiner Art herabsetzend behandeln. Für mich fühlte es sich so an, als würden diese Praktizierenden sich selbst bestätigen wollen, indem sie die chinesischen Praktizierenden kritisierten. Frei nach dem Motto: Der Schreibstil der Praktizierenden innerhalb Chinas ist nicht so gut, jedoch die Ausdrucksweise, Grammatik und der Schreibstil der Praktizierenden außerhalb Chinas ist gut.

Auf zwei verschiedenen eintägigen Minghui-Konferenzen zum Erfahrungsaustausch betonten die europäischen Praktizierenden, dass die überarbeiteten englischen Berichte die chinesischen Originalversionen nicht gut wiedergeben würden. Folglich würde diese geringere Qualität in die weiteren Sprachen überführt werden, da die Europäer die Berichte immer von der englischen Minghui verwenden, um sie für ihre Websites in ihre Sprachen zu übersetzen. Statt nach dieser Aussage in einen Dialog zu gehen oder Anzeichen des Verständnisses zu signalisieren, nach innen zu schauen und zu kooperieren, herrschte Schweigen.

Als genauso arrogant bewertete ich die Antwort einer Mitpraktizierenden, nachdem ich einige Male auf die Wichtigkeit des Nachwortes des Meisters am Ende des Zhuan Falun verwiesen hatte. Anstatt meine Anmerkung mit aufrichtiger Absicht verstehen zu wollen, fragten die Praktizierenden bei der nächsten Gelegenheit den Meister, ob das Nachwort am Ende des Zhuan Falun überhaupt gelesen werden müsse. Ich konnte es nicht fassen und fühlte mich sehr schlecht, dass der Meister mit dieser Art von Fragen belagert wurde.

Um diesen, aus meiner Sicht, Missstand zu korrigieren, wies ich sie immer wieder auf ihre Verfehlungen hin; darauf, dass sie die Berichte der Praktizierenden abgeändert hatten und dabei eine abwertende, moderne Schreib- und Grammatikmethode verwendeten. Da auch mir die nötige Barmherzigkeit fehlte, konnten sie meine Kritikpunkte nicht erkennen oder annehmen. Das wiederum ließ meinen Eigensinn zum Vorschein kommen: Ich entwickelte die gleiche Arroganz ihnen gegenüber.

Während dies geschah, liefen die Zeilen des Gedichtes des Meisters immer wieder durch meinen Kopf:

Wer hat recht, wer hat unrecht
Kultivierender
Bei sich die Fehler sucht
Viele menschliche Gesinnungen beseitigen
Großer Pass, kleiner Pass, nicht vermeiden
Recht hat er
Unrecht habe ich
Wozu streiten
„Wer hat recht, wer hat unrecht“ (16.05.2011, in: HongYin III)

Den Strophen des Gedichtes in meinem Kopf folgend, fiel es mir zunehmend leichter zu akzeptieren, dass die anderen Recht hatten und nicht ich. Ich erkannte, dass ich den Worten des Gedichtes folgend in mir nach meinen eigenen Fehlern suchen musste. Schließlich fand ich Anhaftungen an Besserwisserei, Konkurrenzdenken, den Wunsch, andere zu korrigieren, Groll und weiteren. Obwohl ich anschließend Fortschritte in Bezug auf diese Anhaftungen machte, spürte ich, dass da noch mehr war. Darum fragte ich in Gedanken den Meister: „Was habe ich übersehen?“ Plötzlich kam mir eine Antwort in den Sinn: „Du musst nicht immer der Experte sein.“

Ich erkannte, dass meine Kollegen auf der Arbeit bei Problemen immer auf mich zukommen, weil sie glauben, dass ich der Experte sei. Sie suchen dann meine Hilfe, Anleitung, Meinung usw. In diesem Modus war ich gewohnt zu verweilen; fühlte mich wohl und versuchte alles zu korrigieren, was ich für falsch hielt. Wenn meine Mitpraktizierenden die von mir identifizierten Fehler nicht erkennen und somit nicht korrigieren konnten, verzweifelte ich. Ich ärgerte mich auch sehr darüber, dass ich meine Mitpraktizierenden ständig korrigieren musste. Schließlich stieß ich auf etwas noch Trügerisches, das sich tief in mir verborgen hatte - die Anhaftung an Angeberei und Selbstbestätigung. Es war meine Arroganz, welche ich die ganze Zeit als ursprüngliches Problem bei meinen Mitpraktizierenden gesehen hatte.

Während all dies auf mich herunterprasselte, sagte ein Mitpraktizierender zu mir, ich sei wie die beschriebene Person im Zhuan Falun, die mit dem Buch des Meisters in der Hand auf der Straße geht und behauptet, sie habe keine Angst, von einem Auto angefahren zu werden. Ich begann darüber nachzudenken. Auf den ersten Blick konnte ich keine Parallelen zu dem mir vorgeworfenen Verhalten sehen. Als ich intensiver darüber nachdachte, kam folgende Frage in mir auf: „Hat die besagte Person im Zhuan Falun geprahlt und sich selbst bestätigt?“ Plötzlich erkannte ich, dass mein Verhalten tatsächlich das dieser Person glich. Meine menschlichen Anhaftungen hatten mich dazu verleitet, mich selbst bestätigen zu wollen, meine menschliche Seite, mein falsches Selbst.

Ist es also nicht eine gute Sache, dass ich bei diesem Konflikt nach innen schauen musste, diese Anhaftungen finden und sie ablegen konnte? Ist das nicht viel besser, als mich von ihnen leiten zu lassen? Seit ich zu dieser Erkenntnis gelangt bin, kann ich mich wirklich aus tiefstem Herzen bei allen Mitkultivierenden bedanken, mit denen ich einen Konflikt hatte. Jetzt bin ich in der Lage, aufrichtig um Entschuldigung zu bitten, wenn ich sie beleidigt haben sollte.

Immer wenn ich auf dem Weg zu Arbeit das Fa rezitiere und bei einem Abschnitt ins Schwanken gerate, gibt es normalerweise einen Grund dafür.

Als ich wieder einmal bei ein paar Abschnitten ins Stocken geriet, wurde mir klar, dass dies kein Zufall war. Ich suchte in meinem Inneren nach möglichen Zusammenhängen und entdeckte in einem Fall, dass ich bei meinem Handeln und Denken den Prinzipien von Dafa, Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht folgen sollte, anstatt mich an den Maßstäben der normalen Menschen zu messen. Ich erkannte, dass ich bei Konflikten in meinem Inneren nach den Ursachen suchen sollte, anstatt mit den anderen zu konkurrieren und zu streiten. Nachdem ich ernsthaft verstanden hatte, dass ich noch immer in diese menschlichen Verhaltensweisen zurückfiel, konnte ich diesen Absatz problemlos rezitieren.

Die zweite Stelle, bei der ich Probleme hatte, bezog sich auf die Angleichung an das Fa. 

Der Meister sagt:

„Wenn du dich als Kultivierender diesen Eigenschaften angleichst, dann bist du ein Erleuchteter. So einfach ist der Grundsatz.“ (Zhuan Falun 2019, S. 19)

Bei diesem Absatz fügte ich das Wort „kann“ hinzu; also, wenn man sich diesen Eigenschaft angleichen kann. Bei diesem Absatz geht es meiner Erkenntnis nach nicht darum, dass ich mich den Eigenschaften des Kosmos anpassen kann, sondern, dass ich mich ihnen anpassen werde. Ich muss all die Anhaftungen in mir finden, die mich davon abhalten, mich dem Fa anzugleichen, und sie korrigieren. Egal wie klein oder groß sie auch sein mögen. Das erst ist der Prozess der tatsächlichen Angleichung an Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht.

Manchmal vergleiche ich beim Korrekturlesen die Änderungen, die meine Mitpraktizierenden an den Berichten vorgenommen haben mit dem Original. Dabei schaue ich auf mein Herz, also ob ich es besser mache als vorher. Gerade eben wollte ich schreiben, „um zu sehen, ob ich mich erhöhen kann“. Aber ich schrieb: „um zu sehen, ob ich es besser mache“. Das zeigt deutlich, dass ich im Hintergrund immer noch dabei bin, mich selbst zu bestätigen. Dieser Prozess scheint ewig lange zu dauern.

Als ich mir kürzlich einige Artikel ansah, kam in mir eine negative Haltung gegenüber einer Änderung hoch. Sofort korrigierte ich meine Denkweise und sagte mir, dass verschiedene Praktizierende unterschiedliche Auffassungen haben. Vielleicht interpretieren sie diese Stelle richtig und ich nicht. Wir haben alle ein unterschiedliches Verständnis. Wenn es tatsächlich ein Problem mit dieser Stelle geben sollte, wird es jemand anders lösen. Das, was ich jetzt zu tun habe, ist, mich selbst zu korrigieren. Nachdem ich diese Gedanken erleuchtet hatte, fühlte ich mich sehr leicht und angenehm.

Diese Unzulänglichkeiten gebe ich nicht gern vor meinen Mitpraktizierenden zu. Das spiegelt eine weitere Anhaftung wider, die man „das Gesicht wahren wollen“ nennt. Sie ist eng mit der Selbstbestätigung verbunden. Ich hoffe, dass ich in Zukunft mit einem gütigen Herzen auf Unzulänglichkeiten hinweisen kann, sodass andere meine Worte akzeptieren können und sich nicht angegriffen fühlen. Ich möchte ein dem Fa angeglichenes Teilchen des einen Körpers werden. Vielleicht schaffe ich es künftig, eine Sache zu harmonisieren, ohne die andere Person korrigieren zu müssen oder es dazu zu nutzen, mich selbst zu bestätigen.

Ich weiß, dass ich noch einen weiten Weg vor mir habe. Obwohl ich weiß, dass ich meinen Mund kultivieren muss, mache ich es in den besagten Momenten dann doch nicht. Unangemessene Worte entspringen unangemessenen Gedanken. Wenn ich zum Beispiel einen Bericht sehe, von dem ich glaube, dass er stark gekürzt wurde, schleicht sich der Gedanke bei mir ein, dass er ein Produkt des Teams sein muss, das diese Berichte überarbeitet. Ich erkenne dann sofort, dass diese Gedanken meinem Groll und der Selbstbestätigung entspringen. Mache ich damit die anderen nicht klein? Mache ich nicht genau das, was ich den anderen vorwerfe zu tun? All diese Gedanken kommen von meiner menschlichen Seite, meinem falschen Selbst. Sie sind kein Erzeugnis meiner wahren Natur. Ich möchte keine negativen Gedanken über andere Praktizierende haben. Ich möchte auch nicht über neu geschriebene oder andere Berichte aus der englischsprachigen Minghui oder über irgendetwas schlechte Gedanken hegen. Ich werde intensiv daran arbeiten und diese Gedanken beseitigen.

Nachdem ich diesen Bericht geschrieben hatte, kam mir am nächsten Morgen gleich nach dem Aufwachen ein negativer Gedanke über etwas in den Kopf, was ein Mitpraktizierender beim Projekttreffen am Vortag zu mir gesagt hatte. Als sich der negative Gedanke halbwegs entwickelt hatte, stoppte ich ihn sofort und sagte: „Wenn du so weitermachst, werde ich diese Gedanken nehmen, um mich damit zu erhöhen. Ich werde ihn nutzen, um nach innen zu schauen und mich zu korrigieren.“ Augenblicklich verschwanden die schlechten Gedanken. Als ich aus dem Bett stieg, fühlte ich mich so leicht, als würde ich schweben. Als gäbe es nichts, woran etwas Negatives haften könnte. Auf dem Weg in die Küche konnte ich das Bild des Meisters im Nebenraum sehen. Ich blickte den Meister an und sagte: „Ich bin dabei, mich zu erhöhen.“ Ich war sehr glücklich und der Meister schien zu lächeln.

Danke, verehrter Meister, für Ihre immense Barmherzigkeit. Auch danke ich meinen geschätzten Mitpraktizierende für ihre Hilfe.