Aus Gefühlen „herausspringen“, heißt nicht, gleichgültig werden

(Minghui.org) Eines Tages wurde mir plötzlich klar, dass all die Gefühle, von denen man auf der Welt redet, letztendlich ein Streben nach Anerkennung sind. Schließlich kam mir in den Sinn, dass der Meister in der vierten Lektion des Zhuan Falun sagt:

„... stattdessen wirst du mit Barmherzigkeit erfüllt, etwas noch Erhabeneres.“(Zhuan Falun 2019, S. 201)

Plötzlich erkannte ich, dass es wirklich kein Wort auf der Welt gibt, das diesen Begriff treffender beschreiben könnte als „erhaben“.

Auf unterschiedlichen Ebenen gibt es unterschiedliche Vergnügungen und Freuden. „Das Gefühl“ ist die Freude auf der menschlichen Ebene. Unter den gewöhnlichen Menschen gibt es ein Sprichwort: „Freude inmitten des Leidens“, das scheint passend zu sein.

In der frühen Phase der Kultivierung verstand ich unter „Gefühl“ eine Art „Warmherzigkeit“. Daher ging ich leicht ins Extrem und wurde gleichgültig, um zu zeigen, dass ich meine Emotionen schon losgelassen hatte. Eigentlich wird man barmherzig, wenn man die Emotionen wirklich ablegen kann. Die Grundsätze auf der menschlichen Welt sind anders als die im Himmel und das Gefühl ist genau der Zustand, der entsteht, wenn man sich zufriedenstellen will. Auch wenn es so aussieht, als würden Eltern sich ihren Kindern selbstlos hingeben – wenn man es genauer analysiert, ist es auch so, dass sie sich selber eine Freude machen wollen. Aus der Liebe „herauszuspringen“, bedeutet nicht, seine Angehörigen zu ignorieren. Die Barmherzigkeit entsteht aus dem aufrichtigen Gedanken, sich aus ganzem Herzen in sie hineinzuversetzen. Das ist eine Art Liebe einem Lebewesen gegenüber und die Kraft von Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht.

Ich habe eine Verwandte, die auch eine Mitpraktizierende ist. Sie ist über 80 Jahre alt und körperlich sehr geschwächt. Seit einiger Zeit befindet sie sich in einem kritischen Zustand. Daher wünschte sie sich vor ihrem Tod die Begleitung meiner Mutter. Als Mitpraktizierende war meine Mutter zwar damit einverstanden, fragte mich jedoch: „Ist es richtig, dass sie mich bittet, sie beim Sterben zu begleiten?“ Aus der Perspektive der menschlichen Beziehungen sind wir in diesem Leben Verwandte. Wenn es uns zeitlich möglich ist, sie zu begleiten, erfüllen wir damit unsere Pflicht.

Aus der Perspektive der Kultivierung sind wir alle Jünger des Meisters. Seit 1995 sind wir zusammen in Wind und Regen durchgekommen. Wenn wir ihr eine gewisse Hilfestellung geben können, damit sie ihre aufrichtigen Gedanken bewahren kann, ist nichts dagegen einzuwenden. Daher gibt es bei dieser Frage also kein Richtig oder Falsch. Man muss nur unterscheiden, ob man sich keinen Ärger einhandeln will oder ob man Barmherzigkeit entwickelt hat, die über die Liebe hinausgeht, und dann einfach nach den Maßstäben eines Praktizierenden handeln.

Wenn es lange andauert, treten Ermüdungserscheinungen auf, sodass ähnliche Probleme immer häufiger auftreten. Wenn ich unsere Haltung inhaftierten Mitpraktizierenden gegenüber vergleiche, sind wir im Vergleich zu Beginn der Verfolgung nicht aus den Gefühlen „herausgesprungen“, sondern gleichgültig geworden.

Der Meister hat uns Dafa-Jünger immer ermutigt, indem er sagte:

„Kultivieren wie am Anfang, richtige Frucht mit Sicherheit.“ (Fa-Erklärung auf der internationalen Fa-Konferenz des Großraums New York 2009, 07.06.2009)

Persönlich erkenne ich, dass dieses „wie am Anfang“ nicht nur bedeutet, dass wir unsere eigenen Anforderungen nicht herunterschrauben, sondern auch, dass wir den anderen Praktizierenden auf dem Weg mit gegenseitiger Unterstützung begegnen sollen. Wir sollen mit den Praktizierenden um uns herum eine Gesamtheit bilden; niemand darf in Stich gelassen werden. Wenn wir uns alle weigern, unseren Mitpraktizierenden zu helfen, wie können wir Loblieder singen und die Lebewesen mit Barmherzigkeit behandeln?

Das sind meine persönlichen Verständnisse. Wenn es etwas gibt, das dem Fa nicht entspricht, bitte ich meine Mitpraktizierenden um barmherzige Korrektur!

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel stellt die persönliche Ansicht und Erkenntnis des Autors dar und dient dem Verständnisaustausch.