(Minghui.org)
Sehr geehrter Meister, sehr geehrte Mitpraktizierende,
die Minghui-Redaktion veröffentlichte im Juli den Artikel „Verantwortung“. Darin heißt es:
„Doch seit dem Beginn der Kultivierung in der Zeit der Fa-Berichtigung, als Konflikte und dämonische Schwierigkeiten auftraten, wurden das menschliche Herz, das Ego und sogar schlimme Anschauungen, Worte und Taten in vielen Orten allmählich immer „geläufiger“. Wenn die Praktizierenden auf Konflikte stießen, betrachteten sie die Probleme nicht unter dem Gesichtspunkt der Kultivierung, sondern schauten nur im Außen. Das führte dazu, dass viele neue Lernende, die das Fa nach 2000 erhielten, die richtige Atmosphäre und Reinheit des Fa-Lernens in der Gruppe und der Übungsorte nicht mehr kennengelernt haben.“ (Verantwortung, 03.07.2023)
Unter dem Gesichtspunkt „Wenn die Praktizierenden auf Konflikte stießen, betrachteten sie die Probleme nicht unter dem Gesichtspunkt der Kultivierung, sondern schauten nur im Außen“ möchte ich hier meine Kultivierungserfahrungen und -erkenntnisse aus den letzten Jahren mitteilen.
Vor ungefähr vier Jahren wurden zwei Fa-Lerngruppen zusammengelegt. Der Austausch gestaltete sich sehr schwierig: Entweder schwiegen wir alle oder Vorwürfe wurden lautstark vorgetragen. Die Betroffenen reagierten dann mit Rechtfertigungen. Oft wurden auch ganz gewöhnliche menschliche Themen besprochen. Ich wusste nicht, wie sich dieser Zustand verbessern ließ; ich wusste nicht, wie wir – eine Gruppe von selbstbewussten Individualisten – zu einem aufrichtigen Austausch kommen sollten.
Der Meister sagt im Zhuan Falun:
„Bei uns bezieht sich das Mundkultivieren auf den Ruhm und Reichtum der gewöhnlichen Menschen, den man nicht loslassen kann, und auf das, mit dem die Kultivierenden bei der konkreten Arbeit in der Gesellschaft nichts zu tun haben. Oder darauf, dass sich die Schüler der gleichen Schule über Sinnloses unterhalten oder jemand von Anhaftungen getrieben prahlt oder jemand Klatsch verbreitet, den er durch Hörensagen erfahren hat, oder jemand begeistert über manch andere Dinge der Gesellschaft diskutiert und sehr gerne darüber spricht. Ich denke, all dies zählt zu den Anhaftungen der gewöhnlichen Menschen …“ (Zhuan Falun, 2019, S. 425)
Im Jingwen „Wacht auf“ aus dem Jahr 2021 erinnert uns der Meister:
„Vergesst nicht, was unsere Mission ist. Ihr habt keine Verpflichtung, die Gesellschaft zu ändern. Die heutige Gesellschaft befindet sich schon am Ende der Schlussphase. Alle schlechten Erscheinungen sind unvermeidlich.“ (Wacht auf, 18.11.2021)
Wenn wir im Außen suchten und Vorwürfe fielen, wies uns ein neu dazugekommener Mitpraktizierender darauf hin. Während er sprach, sendete ich aufrichtige Gedanken aus. Ja, wir sollten bei uns selbst nach den Ursachen suchen und nicht bei den anderen.
Eines Tages hatten wir es geschafft: Zum ersten Mal konnten wir uns basierend auf den Fa-Grundsätzen austauschen und bildeten eine Gruppe. Wir Individualisten sprachen nicht mehr in erster Linie, wie wir es selbst angehen würden, sondern wir beleuchteten die Situation, stellten Fragen und lösten das Problem auf diese Weise gemeinsam. Kurz und gut, wir gingen aufeinander ein.
Wir wollten in unseren Städten Shen Yun mit dem Verteilen von Werbematerial unterstützen. Allerdings wurden wir uns nicht einig, wie wir gemeinsam vorgehen sollten – allein die Aktion durchzuführen wäre im Gegensatz dazu für keinen von uns eine Schwierigkeit gewesen. Eine Praktizierende wollte sich schließlich durch rigides Herumkommandieren durchzusetzen. Den Ton versuchte ich zu ignorieren, damit ich überhaupt in der Lage war, ihren Vorschlag neutral anzuhören. Als ich es leichter nehmen konnte, erkannte ich, dass sie selbst gar nicht so einen herrischen Charakter hat, sondern dass sie – für mich nun offensichtlich – von einer Anschauung gelenkt wird.
Im nächsten Schritt war es für uns möglich, und zwar ganz ohne Groll, zu schauen, ob der Vorschlag gut umzusetzen ist. Leider hatten wir übrigen selbst auch Anhaftungen wie „keine Zeit, Bequemlichkeit und so weiter“, die wir beiseiteschieben und letztendlich ablegen mussten. Das war nicht einfach, denn das Kommandieren verstärkte unsere Anhaftungen und Anschauungen noch zusätzlich.
Schließlich hatten wir diese Hürde gemeinsam überwunden – jeder trug sein Bestes dazu bei, und wir ließen uns auf den Vorschlag ein: Wir fuhren zum Aussenden der aufrichtigen Gedanken zum Festspielhaus, um zukünftig eine gute Basis für Shen Yun in der Stadt zu legen. Selbst ein Praktizierender, der nie an Aktivitäten teilnimmt, beteiligte sich. Anschließend waren wir auch in der Lage, gemeinsam Shen-Yun-Werbematerial in unseren beiden Städten zu verteilen.
Für das Verteilen von Shen-Yun-Flyern in einem weitläufigen Villengebiet, hatte ich einen Verteilungsplan erstellt. Somit war gewährleistet, dass wir beim Austragen keine Straße vergessen würden in dieser unübersichtlichen, weitläufigen Gegend. Meine Anhaftung sorgte dafür, dass ich akribisch genau verteilte, während die Anhaftung meiner Mitpraktizierenden dafür sorgte, dass sie kreuz und quer herumlief. Als ich das bemerkte, war das eine große Prüfung für mich. Unangenehme Situationen vermeide ich gern. Ich beschloss, die Sache ruhig anzugehen, sie aber klar und deutlich darauf hinzuweisen. Als ich sie darauf ansprach, tat es ihr sehr leid und sie meinte: „Ich habe gar keine Erfahrung, etwas im Einklang mit anderen zu machen.“ Nach unserem Gespräch waren wir beide sehr erleichtert, da wir, gewöhnlich ausgedrückt, über unseren Schatten gesprungen sind. Wir waren beide so froh. In diesem Moment konnte ich sogar einen weiteren Schritt zurücktreten und dachte: „Na ja –, es wird nicht so schlimm sein, dass wir den Plan nicht eingehalten haben; es handelt sich schließlich ja nur um einen von mir, also von einem Menschen, gemachten Plan. Das Göttliche sieht es vielleicht ganz anders.“
In diesem aufrichtigen Zustand hatten wir anschließend sehr gute und intensive Gespräche mit den Anwohnern: Wir konnten ihnen sehr deutlich die Schönheit von Shen Yun und die göttlichen Werte – Zhen, Shan, Ren – aufzeigen und wir konnten noch ausführlich über die Verfolgung von Falun Dafa durch die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) informieren.
Beim Austausch in der Gruppe wurde uns bewusst, dass der Kommandoton zur kommunistischen Parteikultur gehört. Wir beschlossen, diesen Faktor, wenn wir ihn schon nicht beseitigen konnten, zumindest zu ignorieren. Das erforderte ein starkes Hauptbewusstsein. Sehr leicht ließen wir uns wieder mitreißen und reagierten mit Groll, Vorwürfen oder einer ablehnenden Haltung. Insgesamt verbesserte sich die Situation aber merklich und wir konnten als Gruppe, also als eine Einheit, Shen Yun sogar in einer weiteren Stadt unterstützen, so gut es uns beruflich möglich war. Wir waren in der Lage, uns im Sinne unseres Ziels effektiv abzusprechen und konzentrierten uns auf unseren gemeinsamen Wunsch.
Manche gesellschaftlichen Themen waren ab und zu immer noch so interessant, dass sie vor dem Fa-Lernen diskutiert wurden. Die Unterhaltung nahm dann einen rasanten Verlauf ins Weltliche; Emotionen wie Groll und Ärger wurden angeheizt und die Gruppe polarisierte sich. Für das anschließende Fa-Lernen war das nicht förderlich.
Allerdings kamen unsere Unzulänglichkeiten zum Vorschein und wir hatten die Möglichkeit, sie zu beseitigen. Das war ein sehr schmerzhafter Prozess. Wir unterstützten uns gegenseitig und wiesen uns darauf hin – so gütig, wie es in diesem Moment noch möglich war – nach innen zu schauen. Wir versuchten, die Mitpraktizierenden und ihre Situation in den Mittelpunkt zu stellen und uns nicht selbst zu bestätigen, das heißt, wir wollten uns nicht wichtig nehmen und selbst loben. Das entspricht einer Selbstbestätigung, aber nicht dem Fa und somit ist es nicht hilfreich.
Da stellte sich mir eine entscheidende Frage: Wann gibt mir der Mitpraktizierende mit seiner klaren Seite aufrichtige Hinweise und wann handelt es sich lediglich um seine Anhaftung oder Anschauung, also um letztendlich störende Faktoren? Ich konnte das nicht klar voneinander trennen.
Der Meister sagte dazu in der Fa-Erklärung in New York 2009:
„Der Meister und einige orthodoxe Gottheiten werden dir Hinweise geben. Das ist mit Sicherheit so. Sie sind alle dazu da, eure Eigensinne zu beseitigen oder Gefahren zu vermeiden, also zugunsten eurer Kultivierung. Die bösen Elemente betreiben die Störungen, indem sie dir deinen Eigensinn, deinen Frohsinn, deine Neigung für manche Dinge, also allen deinen menschlichen Gesinnungen folgend falsche Hinweise geben. Daraufhin werden bei dir noch größerer Frohsinn und noch stärkere Eigensinne entstehen, sodass du auf Abwege gerätst und noch sagst, dass der Meister es dich so machen lasse. Normalerweise taucht so etwas auf. Wie kann man es voneinander unterscheiden? … Was ich euch gesagt habe, ist ,das Fa als Meister betrachten`. Mit diesem Fa wisst ihr dann, wie ihr euch kultiviert.“ (Fa-Erklärung auf der internationalen Fa-Konferenz des Großraums New York 2009, 07.06.2009)
Als wir das erkannten, konnten wir die Mitpraktizierenden wie einen Spiegel betrachten, die Unzulänglichkeiten der anderen sind die eigenen. Dadurch rückten die Mitpraktizierenden immer mehr in den Mittelpunkt und wir konnten das eigene Ich, unser Ego immer mehr loslassen. Wenn allerdings menschliche Gesinnungen wachgerüttelt werden, sollten wir auf der Hut sein und sie so gut es geht ignorieren. In diesem Fall sind Anschauungen und Anhaftungen am Werk, die uns behindern und stören.
Vor ein paar Wochen gab mir der Meister die Gelegenheit zu zeigen, ob ich das Fa-Prinzip, andere an die erste Stelle zu setzen, wirklich verstanden habe, oder ob ich dieses Prinzip für eine Störung halte. Eine Mitpraktizierende fragte mich, ob ich sie beim Minghui-Sommercamp unterstützen könne. Das passte mir nicht so recht. Da fingen gerade meine wohlverdienten Ferien an. Ich hatte mir alles schon sehr schön ausgemalt!
Nun hatte sie so einen starken Wunsch, ich konnte ihn schon deutlich spüren – meine eigenen Vorstellungen konnte ich deshalb zurückstellen und so sagte ich mit einem leichten und glücklichen Herzen zu. Als diese Mitpraktizierende schließlich immer mehr Aufgaben für mich hatte, freute ich mich tatsächlich, da ich mich so intensiv in das Sommercamp, so eine gute Sache, einbringen darf!
Für das Sommercamp übernahmen wir, zwei Praktizierende aus unserer Fa-Lerngruppe und ich, die unterschiedlichsten Aufgaben; im Austausch stellten wir fest, dass wieder einmal eine Anhaftung unser Handeln übernehmen will und wir nicht im Fa sind.
Für das Sommercamp stellte eine Mitpraktizierende einen Plan für verschiedene Dienste auf. Einen Plan zu machen, ist auf jeden Fall eine gute Sache, da er unser Vorgehen strukturiert und allen Beteiligten ermöglicht, ein gemeinsames Ziel umzusetzen. Wenn die Kontrolle ins Spiel kommt, muss man allerdings sehr wachsam sei: Ist man noch auf das ursprüngliche Ziel fokussiert? Ist die Abweichung eventuell sogar sinnvoller? Können die eingeteilten Personen die Arbeit aus ihrer Sicht überhaupt schaffen? Hat sich das Kontrollieren selbstständig gemacht und führt ein Eigenleben? Welchen Stellenwert nimmt noch das Herz ein, das wir kultivieren?
Und wie reagieren andere auf solch einen Druck? Wie sieht in diesem Moment unser Spiegel, den unsere Mitpraktizieren für uns bilden, aus?
Sie nehmen sich aus der Arbeit heraus und sagen: „Es wird mir zu viel!“ „Ich kann nicht mehr.“ Kinder reagieren oft so: „Dann halte ich mich an gar nichts mehr! Ich mach, was ich will.“ Das Ergebnis wird dann nicht mehr gut sein. Daraus können wir schließen, dass unser momentaner Zustand auch nicht gut ist.
Somit beschlossen und wagten wir – gemäß dem Fa – anstelle der verselbstständigten Kontrolle das Vertrauen, nämlich unser Herz zu setzen. Der Vermieter unserer Unterkunft verlangte ausdrücklich nicht, dass wir für unseren Aufenthalt einen Putzplan aufstellen, und so sollten wir darauf vertrauen, dass die Eltern und Kinder den Waschraum sauber verlassen und sich aus eigenen Stücken um die Sauberkeit kümmern; und dass die Eltern, wie sie es schon versprochen hatten, in der Küche mithelfen werden.
Wir Falun-Dafa-Kultivierende sollten andere nicht in die Pflicht nehmen, sondern ihnen die Möglichkeit geben, ihr Herz zu kultivieren. Geist und Materie sind eins und wenn alle gute, aufrichtige Gedanken haben, wird es schon den uns angemessenen Zustand erreichen.
Den gilt es dann – falls man Unzulänglichkeiten feststellt – als eine Einheit zu verbessern. Als wir das Vertrauen an die erste Stelle setzten, waren wir so glücklich und wir fühlten uns unbeschreiblich leicht – in diesem Moment waren wir eine Einheit im Fa, – ein Fa-Körper! Es war warm, hell und sehr friedlich.
Inzwischen ist das Sommercamp beendet – alle Beteiligten brachten sich unbeschreiblich viel ein. Alle, Kinder, Jugendliche, Eltern, Betreuer und Lehrer ergänzten sich, wo Unzulänglichkeiten auftauchten. Teilweise gingen Praktizierende oft über ihre Belastbarkeitsgrenze hinaus, um allen ein schönes Camp zu bereiten. Viele wunderbare Ereignisse geschahen und wir nutzten jede Gelegenheit so gut wir konnten zur Kultivierung – von der ersten bis zur letzten Minute.
Vielen Dank, liebe Mitpraktizierende, dass ihr mich auf meinem Weg begleitet und unterstützt, und dass ich durch euch meine Mängel erkennen kann.
Vielen Dank verehrter Meister, dass Sie uns immer gütig auf unsere Lücken hinweisen, uns unterstützen, und dass wir Dafa-Jünger sein dürfen! Diese Mission zu erfüllen, ist die höchste Gnade!