Die Kraft der Barmherzigkeit

(Minghui.org) Im März 1996 arbeitete ich als Lehrerin. Vor Unterrichtsbeginn des Schuljahres hatten wir eine Vorbereitungszeit. So ging ich am ersten Tag der Vorbereitungszeit ins Büro für Lehre und Forschung, obwohl ich noch krankgeschrieben war. Nach dem Mittagessen schlugen mir einige junge Lehrer vor, in die Bibliothek zu gehen und mit ihnen die Übungen des Falun Dafa zu lernen.

Ich betrat den Raum und suchte mir einen guten Platz. Es waren mehr als 20 Leute da. Wir begannen die Übungen zu lernen, während im Hintergrund beruhigende Übungsmusik lief. Als wir in der zweiten Übung die Position „Das Falun über dem Kopf halten“ einnahmen, sah ich mit meinem Himmelsauge, wie ich die Stufen eines hohen Berges hinaufstieg. Es gab auch Szenen mit vielen Menschen in altertümlicher Kleidung, schönen Pavillons und vielen anderen interessanten Dingen. Als die Übungsmusik endete, war ich immer noch sehr beeindruckt von diesen Bildern und tief bewegt von den Wundern und der Kostbarkeit des Falun Dafa.

Nachdem ich die Übungen gelernt hatte, kaufte ich das Zhuan Falun. Ich besorgte mir über den Koordinator der Übungsstätte auch einige andere Vorträge von Meister Li (dem Begründer des Falun Dafa). Ich nahm alles mit in mein Büro und behandelte es wie einen Schatz. Sofort begann ich die Bücher zu lesen und jedes Wort drang in mein Herz. Nach einiger Zeit wurde ich schläfrig und schlief ein. Sobald ich wieder aufgewacht war, las ich weiter. In weniger als drei Tagen las ich das Zhuan Falun bis zum Ende durch. Der Meister hatte mich auf den Weg zurück zu meinem ursprünglichen Selbst gebracht. Ich fühlte mich geehrt, eine Falun-Dafa-Praktizierende werden zu dürfen.

In der Vergangenheit empfand ich mein Leben als sehr hart. Einmal dachte ich daran, Selbstmord zu begehen, weil ich nichts erreicht hatte: nicht den Ruhm, das Vermögen, den materiellen Gewinn oder die Beziehungen, nach denen ich mich sehnte.

Ich war jedoch besorgt, dass meine schon betagten Eltern den Schock meines Todes nicht verkraften könnten. Und so entschied ich mich für das Leben.

Glücklicherweise kam ich zu Falun Dafa und fand den Sinn des Lebens. Ich wollte dem Meister fest folgen, auf dem Weg der Kultivierung vorankommen und mich ernsthaft an die Prinzipien des Falun Dafa, an Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht angleichen.

Eines Tages wollte ich morgens zum Übungsplatz gehen, um mit den anderen zu üben. Ich fühlte mich aber schläfrig und so legte ich mich wieder hin. In diesem Moment erschien ein goldener Falun vor meinen Augen. Das war der Meister, der mich aufforderte, schnell aufzustehen und die Übungen zu machen. Der Meister vertrieb meine Trägheit. Seitdem habe ich Tag für Tag bei jedem Wetter an den morgendlichen Übungen teilgenommen.

Nachdem ich mit dem Praktizieren von Falun Dafa begonnen hatte, fühlte ich mich körperlich und geistig gereinigt. Ich wurde von all meinen Krankheiten geheilt. Wann immer ich Menschen begegnete, erzählte ich ihnen von den Vorzügen des Falun Dafa. Damals gab es noch keine Fa-Lerngruppen. Deshalb lud ich Praktizierende zu mir nach Hause ein, damit wir gemeinsam das Fa lesen konnten.

Die Anhaftung an menschliche Gefühle beseitigen

Der Meister sagt:

„Warum kann ein Mensch Mensch sein? Eben weil es unter den Menschen Qing (Gefühle und Emotionen) gibt. Die Menschen leben eben für Qing. Bindungen unter den Verwandten, Liebe zwischen Mann und Frau, Liebe zu den Eltern, leidenschaftliche Gefühle, Freundschaft, aus freundschaftlichen Gefühlen heraus handeln – alles ist mit Qing verbunden. Ob man etwas gerne tut oder nicht, ob man froh ist oder nicht, Liebe und Hass – in der gesamten menschlichen Gesellschaft entspringt alles Qing. Wenn du dich von Qing nicht trennst, kannst du dich nicht kultivieren. Wenn du aus Qing herausspringst, wird dich niemand mehr bewegen können. Die menschlichen Gesinnungen können dich dann nicht mehr mitreißen; stattdessen wirst du mit Barmherzigkeit erfüllt, etwas noch Erhabeneres.“ ( Zhuan Falun, 2019, S. 200 f)

Durch die Kultivierung bekam ich ein tiefes Verständnis für die Bedeutung des Lebens. Kurz nachdem ich mit dem Praktizieren von Falun Dafa begonnen hatte, änderte sich meine innere Haltung. Einmal ging ich nach den morgendlichen Übungen im Park zurück nach Hause. Ich wollte das Frühstück vorbereiten und öffnete den Kühlschrank. Ich sah das Huhn und den Fisch, die meine Eltern von der Firma meines Mannes geschenkt bekommen hatten. Da erkannte ich plötzlich, dass das Haus ebenfalls ein Geschenk seiner Firma war. In meinem Kopf tauchten Szenen aus der Vergangenheit auf, in denen mein Mann meinen Eltern etwas geschenkt oder etwas für sie getan hatte. Warum hatte ich das in der Vergangenheit nicht bemerkt? Bisher hatte ich immer nur gesehen, dass ich seine Familie gut behandelte ̶ aber nicht, dass er auch gut zu meiner Familie war. Ich hatte ihm oft Unrecht getan. Als ich das erkannte und mich an mein Verhalten erinnerte, tat er mir leid.

In diesem Moment sah ich meinen Mann auf dem Wohnzimmersofa sitzen. Er sah müde aus. Ich ging auf ihn zu und sagte: „Ich habe dir Unrecht getan, kannst du mir verzeihen?“ Ich sah, wie plötzlich Tränen in seine Augen schossen. Er sagte: „Was gibt es da zu verzeihen? Behandle mich einfach in Zukunft nicht mehr so, dann ist alles gut.“

Das Wohlwollen des Meisters und die mächtige Kraft von Falun Dafa lösten die Kälte in meinem Herzen, das vorher voller Beschwerden und Hass gegen meinen Mann gewesen war, auf.

Die Anhaftung an persönlichen Gewinn beseitigen

Nachdem ich in den Ruhestand getreten war, habe ich zusammen mit einer anderen Falun-Dafa-Praktizierenden Werbeverträge für ein Zeitschriftenunternehmen eingeholt. Einmal gingen wir in ein medizinisches Zentrum. Wir überzeugten die Chefin, in der Zeitschrift zu werben. Nachdem die Anzeige fertiggestellt worden war, gingen wir in die Klinik, um das Honorar für die Anzeigenschaltung zu erhalten. Man sagte uns aber, dass der Verfasser der Anzeige das Geld in die eigene Tasche gesteckt habe. Dieser Mann war gemeinsam mit einer Frau in die Klinik gekommen. Sie weigerten sich, die Klinik zu verlassen, bis sie nicht das Geld erhalten hätten. Das ging über zwei, drei Tage so. Die Chefin der Klinik hatte keine andere Wahl, als ihnen das Geld zu geben.

Zu dieser Zeit hatte ich gerade das Jingwen „Entwurzeln“ gelesen, in dem es um das Ausgraben der Wurzeln der Eigensinne ging. Die andere Praktizierende und ich tauschten unsere Gedanken und Einsichten zum Vorkommen in der Klinik aus. Wir erkannten, dass es darum ging, die Anhaftung an persönlichen Gewinn loszuwerden. Dann entschieden wir uns, die Wurzeln dieser Anhaftung aus den tiefen Schichten unseres Seins auszugraben. Wir beschlossen daher, dem Geld für die Anzeigen nicht mehr nachzujagen. Wir gingen zum Direktor der Zeitungsfirma und sagten, dass wir Falun-Dafa-Praktizierende seien und keine Gebühren für die Werbung verlangen würden. Die Kosten beliefen sich auf mehr als 3.000 Yuan (ca. 400 Euro). Wenn wir nicht Falun Dafa praktizieren würden, hätten wir für diese ungerechte Behandlung Schadenersatz eingefordert. Nachdem wir uns vom Direktor verabschiedet hatten, fühlten wir uns gut. Wir hatten unser Streben nach persönlichem Gewinn losgelassen, unsere Xinxing hatte sich verbessert und wir hatten uns erhöht.

Die Anhaftung an Ruhm und Reichtum wegkultivieren

Einmal kehrte ich in meine Heimatstadt zurück. Ich brachte die Videos über die Vorträge des Meisters mit, um sie den Dorfbewohnern vorzuspielen. Ich bat einen anderen Praktizierenden, die Gruppe beim Fa-Lernen anzuleiten. An diesem Abend spielte ich den Dorfbewohnern die Videos mit den Vorträgen des Meisters vor. Als ich danach wieder aufschaute, sah ich einen großen Falun, der sich über meinem Kopf drehte. Ich verstand das als eine Ermutigung des Meisters.

Neun Tage nach meiner Rückkehr hatte ich einen Traum, den ich als Hinweis des Meisters verstand, dass etwas passieren würde.

Einige Zeit nach dem Traum ging ich wieder wie gewohnt zum Übungsplatz der Schule. Ich wollte Interessierten die Übungen beibringen bzw. die Gruppe beim Üben anleiten. Nachdem ich den Übungsplatz in der Schule erreicht hatte, wurde ich jedoch gebeten, zu einer Besprechung ins Empfangs- und Versandbüro zu gehen. Ich war gerade zur Tür hereingekommen, da wies mich der Koordinator des Übungsplatzes vor vielen anderen Gruppenleitern von Fa-Lerngruppen zurecht. Er sagte: „Warum hast du den Praktizierenden nicht Bescheid gesagt, bevor du gegangen bist? Du bist herumgelaufen und hast nach anderen Fa-Lerngruppen gesucht.“ Das war mir sehr peinlich. Innerlich wusste ich jedoch, dass ich damit mein Streben nach Ansehen loswerden sollte. Ich versuchte nicht, mich zu rechtfertigen oder mich zu erklären. Stattdessen dachte ich nur, dass ich doch vorher jemanden um Hilfe gebeten hatte. Und ich fand, dass es diese Person war, die ihre Sache nicht gut gemacht und die Verantwortung nicht wie abgesprochen übernommen hatte. Ich suchte nicht nach meinem eigenen Fehler, sondern schob die Verantwortung nach außen. Der Meister sah, dass ich meine Anhaftung, den eigenen Ruf wahren zu wollen nicht loswurde. So arrangierte er zwei weitere Vorfälle, bei denen noch mehr Praktizierende anwesend waren, als der Koordinator mich zurechtwies. Ich verstand, dass dies dazu diente, die Wurzeln meiner Anhaftung an meinen Ruf auszugraben. Die Zurechtweisung bewegte mich nicht und ich lächelte nur. Solche Dinge passierten oft. Der Meister half mir immer wieder, meine Xinxing zu verbessern und meine Kultivierungsebene zu erhöhen.

Die Kraft der Barmherzigkeit

Nachdem die Verfolgung im Juli 1999 begonnen hatte, wollte ich am 1. Dezember 2000 nach Peking fahren, um mich für Falun Dafa einzusetzen und Gerechtigkeit zu fordern. Zusammen mit einem anderen Praktizierenden ging ich zum Bahnhof, um unsere Fahrkarten zu kaufen. Als wir dort ankamen, waren Polizeibeamte vor Ort und sahen zu uns herüber. Ich begann zu zittern und bekam Angst. „Lass uns heute nicht fahren. Mein Sohn ist zu Hause und wird mich später sowieso aufhalten“, bat ich den anderen Praktizierenden. Ich verbarg die Angst in meinem Inneren und kaufte die Fahrkarte nicht, sondern ging wieder nach Hause. In einigen aufeinander folgenden Nächten konnte ich nicht einschlafen. Ich fragte mich, wovor ich Angst hatte. Bevor ich angefangen hatte, mich im Falun Dafa zu kultivieren, hatte ich mich weder vor dem Verlust von Ruhm gefürchtet noch vor persönlichen Vorteilen oder Gefühlen. Ich hatte nicht einmal Angst vor dem Tod gehabt. Aber heute hatte ich mich nicht einmal getraut, mit den anderen zum Petitionsbüro zu fahren und für Falun Dafa zu sprechen. Ich stellte mir die Frage: „Bin ich noch würdig, den Titel ‚Falun-Dafa-Praktizierende‘ zu tragen?“

Der Meister sagt:

„Wenn du Leben und Tod loslassen kannst, bist du eine Gottheit; wenn du aber Leben und Tod nicht loslassen kannst, bist du ein Mensch; das ist der Unterschied.“ ( Fa-Erklärung in New York, 23.03.1997)

Ich möchte göttlich sein und mit dem Meister nach Hause gehen! Nach dem Frühstück zündete ich Weihrauchstäbchen vor der Statue des Meisters an. Ich legte meine Hände vor der Brust zum Buddha Gruß aneinander und sagte aufrichtig zum Meister: „Meister, ich möchte nach Peking gehen, um eine Petition einzureichen. Bitte helfen Sie mir, diese Angst loszuwerden.“ Danach war ich innerlich ruhig und beschloss, in dieser Nacht mit einem anderen Praktizierenden nach Peking zu fahren. Bevor ich abreiste, sagte ich meiner Familie, dass ich nach Peking gehen würde und dass mich niemand aufhalten solle. Weder mein Mann noch mein Sohn sagten etwas.

Als wir zum Bahnhof gingen, um die Fahrkarten zu kaufen, gab es nur noch zwei Fahrkarten für den Schlafwagen nach Peking. Wir kauften sie und fuhren nach Peking. Am Nachmittag des 5. Dezember stiegen wir aus dem Zug, gingen direkt zum Platz des Himmlischen Friedens und hängten unser Transparent mit der Aufschrift „Falun Dafa ist gut“ auf. Dann kauften wir Eintrittskarten für den Tiananmen-Turm. Auf halbem Weg wurden wir angehalten und aufgefordert, unsere Taschen in einem kleinen Lagerraum zu deponieren. Als wir unsere Taschen dort hineinstellen wollten, wurden wir darüber informiert, dass wir unsere Taschen aus Sicherheitsgründen nicht dort abstellen sollten. In Wirklichkeit war dies ein Hinweis des Meisters. Er ließ uns wissen, dass wir in Gefahr waren, was wir aber nicht verstanden. Nachdem wir unsere Taschen dort hineingestellt hatten und weitergingen, wurden wir plötzlich angehalten, durchsucht und verhört. Man forderte uns auf, den Meister zu beschimpfen, aber wir weigerten uns.

Wir wurden zu einer Polizeistation gebracht. Als wir aus dem Polizeiauto ausstiegen, hielten mich zwei Beamte fest – auf der eine Seite hielt ein junger Polizist meinen Arm fest und auf der anderen eine junge Polizistin.

Im Stillen rezitierte ich das Gedicht „Mächtige Tugend“ des Meisters:

„Dafa den Körper nicht verlässt,Zhen Shan Ren im Herzen bewahren;In der Welt großer Arhat,Gottheiten und Gespenster voller Angst.“(Mächtige Tugend, 06.01.1996, in: Hong Yin I)

Wir wurden in einen Raum gebracht, wo die Polizeibeamten unsere Taschen durchsuchten und uns verhörten. Sie wollten unsere Adressen und Namen wissen, aber wir antworteten ihnen nicht. Dann gaben sie uns allen einen Namen (mich nannten sie „Nicht sprechen B“) und sperrten uns in eine kleine Zelle.

Ein junger Polizist meinte zu uns, bevor er ging: „Macht die Übungen, wenn euch nachts kalt ist.“ Er sagte, dass er zu Hause auch das Zhuan Falun habe. In dieser Nacht saßen wir zwischen zwei eiskalten, rauen Metallrohren, aber wir spürten keine Kälte. Der Meister ertrug die Kälte für uns. Als wir mitten in der Nacht die Übungen machten, verdrängte ein Hauch von Duft den schlechten Geruch in der Zelle.

Wir wurden in eine Haftanstalt gebracht. Eines Abends, wir sahen gerade fern, rezitierte ich das Fa. Da setzte plötzlich mein Gedächtnis aus. Ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Ich dachte sofort: Das liegt daran, dass mein Hauptbewusstsein nicht stark genug ist. Als alle schlafen gegangen waren, schloss ich meine Augen und suchte nach den Fehlern, die ich in den letzten Tagen gemacht hatte. Ich musste sie korrigieren.

Am nächsten Tag fragte mich die Insassin, die für unsere Zelle zuständig war, nach meinem Namen. Ich sagte ihr, dass ich „Nicht sprechen B“ genannt würde. Wütend zeigte sie auf eine andere Insassin, deren Gesicht mit Verletzungen übersät war. Und zu mir gerichtet sagte sie: „Ich bin gut darin, Leute zu schlagen. Sieh dir diese Verletzungen in ihrem Gesicht an. Die sind von mir. Wenn du mir nicht deinen richtigen Namen sagst, werde ich dich genauso schlagen!“ Ich sah ihr in die Augen und entgegnete ruhig: „Wenn du deine Strafe verringern kannst, indem du mich schlägst, dann nur zu. Ich habe keine Angst.“ Nachdem sie das gehört hatte, umarmte sie mich und sagte: „Ich werde dich nicht schlagen. Du bist sogar älter als meine Mutter, nein, du könntest fast meine Großmutter sein.“

Ich verstand, dass dies die Kraft der Barmherzigkeit war, eine Manifestation von:

„Die Kultivierung hängt von einem selbst ab und die Kultivierungsenergie hängt vom Meister ab.“ (Zhuan Falun, 2019, S. 36)