72-Jährige wegen Praktizierens von Falun Dafa zu einem Jahr Haft verurteilt

(Minghui.org) Eine 72-jährige Einwohnerin der regierungsunmittelbaren Stadt Tianjin wurde am 26. Dezember 2023 wegen Praktizierens von Falun Dafa zu einem Jahr Haft verurteilt. Da Liu Shuling die für die Aufnahme in das Gefängnis erforderliche körperliche Untersuchung nicht bestanden hat, ist sie zum Zeitpunkt der Berichterstattung auf Kaution auf freiem Fuß.

Liu wurde Anfang Oktober 2022 verhaftet, nachdem sie jemand angezeigt hatte, weil sie mit Menschen über Falun Dafa gesprochen hatte. Die Polizei durchsuchte ihre Wohnung, nahm aber nichts mit und ließ sie noch am selben Tag wieder frei, nachdem ihre Familie eine Kaution von 5.000 Yuan (etwa 650 Euro) hinterlegt hatte.

Während ihrer ersten Anhörung am 6. November 2023 versuchte Liu, den Richtern und anderen Anwesenden die Fakten über Falun Dafa zu erklären. Die Polizei warf ihr jedoch vor, eine falsche Einstellung zu haben, und sagte, das Gericht könne eine weitere Anhörung abhalten, um ihr „Verbrechen“ aufzuklären. Es ist ungewiss, ob die zweite Anhörung vor ihrer Verurteilung am 26. Dezember stattgefunden hat.

Frühere Verfolgung

Liu lebt in der Stadt Lutai, Bezirk Ninghe von Tianjin. 1994 begann sie, Falun Dafa zu praktizieren. Kurz darauf verschwand eine Krankheit, die sie drei Jahre lang gequält hatte, worüber sich ihre Familie freute. Als das kommunistische Regime die Verfolgung im Juli 1999 anordnete, ging sie drei Monate später nach Peking, um für Falun Dafa zu appellieren, wurde aber verhaftet und in die Haftanstalt auf dem Platz des Himmlischen Friedens gebracht. Nachdem sie zurück nach Tianjin eskortiert worden war, wurde sie zuerst in der Haftanstalt des Bezirks Ninghe festgehalten und dann in eine Gehirnwäsche-Einrichtung im Regierungsgebäude der Stadt Lutai gebracht. Dort wurde sie über 20 Tage lang festgehalten und gezwungen, sich Materialien anzusehen, die Falun Dafa verleumdeten. Nachdem die Beamten 3.300 Yuan (etwa 420 Euro) von ihr erpresst hatten, ließen sie sie frei.

Seitdem hat Liu keinen ruhigen Tag mehr gehabt. Polizisten schikanierten sie oft, indem sie mitten in der Nacht an ihre Tür klopften. Bis Dezember 2000 wurde sie sechsmal festgenommen und fünfmal schikaniert. Im Januar 2001 brachten Polizisten sie erneut in die Gehirnwäsche-Einrichtung der Stadtregierung von Lutai, wo sie acht Tage lang festgehalten wurde. Nachdem sie einen weiteren Monat in der Haftanstalt des Bezirks Ninghe verbracht hatte, wurde sie zu zweieinhalb Jahren im Banqiao Frauenzwangsarbeitslager in Tianjin verurteilt.

Liu musste im Arbeitslager nicht nur stundenlang stillstehen, sondern auch unbezahlte Arbeit verrichten. Ihre Aufgabe war es, Säcke mit Bohnen von über 55 Kilogramm Gewicht an einen bestimmten Ort zu tragen und dort die Bohnen zu sortieren. Danach musste sie die Bohnen wieder einpacken und die Säcke zurücktragen. Nach über zehn Stunden intensiver Arbeit musste sie sich nachts noch verleumderische Propaganda gegen Falun Dafa ansehen. Durch diese Misshandlungen bekam sie ein Herzleiden. Doch die Wärter ließen sie nur drei Tage ausruhen, bevor sie sie wieder zur Arbeit zwangen. Wegen ihrer schwachen körperlichen Verfassung wurde sie ein Jahr später entlassen, um sich medizinisch behandeln zu lassen. Da die Polizei sie immer noch regelmäßig schikanierte und ihren Alltag überwachte, geriet ihre Familie unter enormen Druck. Liu sah sich gezwungen unterzutauchen und sich vor der Polizei zu verstecken.

Im Jahr 2004 besuchte Liu ihre ältere Tochter, um sich um ihre dreijährige Enkelin zu kümmern. Eines Tages im März 2004, als ihre Tochter und ihr Schwiegersohn auf der Arbeit waren, brach Wang Guiwang, der Leiter der Polizeistation der Stadt Lutai, zusammen mit sechs anderen Polizisten [in die Wohnung ihrer Tochter] ein. Sie verhafteten Liu und ließen ihre Enkelin allein zu Hause zurück. Obwohl das kleine Mädchen verängstigt war und weinte, informierten die Polizisten Lius Tochter erst über Lius Verhaftung, als sie mit der Razzia fertig waren. Als Lius Tochter eilig nach Hause kam, hatte sich das kleine Mädchen in die Hose gemacht und litt sechs Monate lang an Harninkontinenz.

Die Beamten brachten Liu in die Haftanstalt des Bezirks Ninghe, wo sie wiederholt von den Beamten Zu Jun und Zhang verhört wurde. Sie wurde allgemein sehr schwach, ihr war schwindlig und übel. Selbst als sie bettlägerig wurde, ließen die Beamten sie nicht medizinisch versorgen. Das Bezirksgericht Ninghe verurteilte sie im Dezember 2004 zu vier Jahren Haft.

Nachdem Liu in das Frauengefängnis von Tianjin verlegt worden war, ließen die Wärter sie von Schwerverbrechern foltern. Sie musste jeden Tag von 6 bis 21 Uhr auf einem kleinen Hocker mit unebener Oberfläche sitzen, auch während der Mittagspause. Die Wärter klemmten ihr einen Stift zwischen die Beine, sie musste ihren Körper gerade halten und durfte nur geradeaus schauen. Jede Abweichung von der vorgeschriebenen Körperhaltung hatte Schläge und Beschimpfungen zur Folge. Zusätzlich musste sie die Erlaubnis der Insassen einholen, wenn sie die Toilette benutzen wollte, was nur zu vorher festgelegten Zeiten geschehen durfte.

Nach nur wenigen Tagen des Sitzens eiterte ihr Gesäß. Das Blut und der Eiter trockneten an ihrer Hose, so dass es beim Ausziehen der Hose so schmerzhaft war, als würde sich die Haut abschälen. Nach sechs Monaten des Sitzens schwollen ihre Beine extrem an, sie hatte unerträgliche Schmerzen im unteren Rücken und ihr Blutdruck stieg gefährlich hoch an. Außerdem hatte sie Schwierigkeiten beim Atmen und Gehen. Am 10. März 2008 wurde sie entlassen.

Am 10. September 2014 brachen Beamte der Polizeiwache der Stadt Lutai erneut in Lius Wohnung ein. Da sie nicht zu Hause war, konnten sie sie nicht verhaften, sondern beschlagnahmten nur ein Bild des Begründers von Falun Dafa und andere Materialien über Falun Dafa. Liu war gezwungen, zwei Wochen lang nicht nach Hause zu kommen. Während dieser Zeit wurden ihre jüngere Tochter und ihr Schwiegersohn von der Polizei vorgeladen und zu ihrem Aufenthaltsort verhört.

Anfang September 2021 tauchte die Polizei ein weiteres Mal in Lius Wohnung auf. Sie behaupteten, dass sie von einer Überwachungskamera aufgenommen worden sei, als sie im Juni mit Menschen über Falun Dafa gesprochen habe. Liu leugnete, dass sie es war, doch die Polizisten hörten ihr nicht zu. Dann durchsuchten sie ihre Wohnung und beschlagnahmten ihre Falun-Dafa-Bücher und ein Bild des Begründers von Falun Dafa.