Meine Kultivierung, während ich die Freilassung meiner Mutter forderte – Teil I

(Minghui.org) Meine Mutter begann 1998 Falun Dafa (auch Falun Gong genannt) zu praktizieren und führte mich in diese Praxis ein. Damals war ich noch ein Kind und lernte fleißig das Fa und praktizierte die Übungen. Aber schon im Sommer des nächsten Jahres wurde Falun Dafa in ganz China verboten und das kommunistische Regime begann eine landesweite Verfolgung.

Meine Mutter wurde mehrfach verhaftet und wegen ihres Glaubens zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Mein Vater, der uns bis dahin unterstützt hatte, war nun dagegen, dass wir praktizierten. Obwohl ich die Kultivierung nicht ganz aufgab, ließ ich danach allmählich nach. Inmitten des großen Farbbottichs der Gesellschaft wurde ich mehr und mehr zu einem gewöhnlichen Menschen.

Nach dem Hochschulabschluss wurde ich zum Studium im Ausland zugelassen und verließ China. Da ich hier meinen Glauben frei praktizieren konnte, beschloss ich, nach meinem Abschluss nicht wieder nach China zurückzukehren. Ich dachte, dass dies der Weg sei, den der Meister für mich vorgesehen hatte.

Die jüngste Verhaftung meiner Mutter

Im Dezember 2019 rief ich meine Mutter an, konnte sie aber nicht erreichen. Ich wartete also bis zum nächsten Morgen, um meinen Vater anzurufen. Er klang niedergeschlagen und erzählte, meine Mutter sei verschwunden, seit er am Vortag von der Arbeit nach Hause gekommen sei. Er fand die Tür zur Wohnung unverschlossen vor und das Licht war an. Es war offensichtlich, dass jemand das Schlafzimmer durchwühlt hatte. Die Dafa-Bücher, die Handys, der Computer und der Drucker meiner Mutter waren nicht mehr da und sie kam nicht nach Hause. Mir schlug das Herz bis zum Hals – ich wusste, dass sie wieder verhaftet worden war.

Es war nicht das erste Mal, dass dies geschah. Als meine Mutter zuvor verhaftet worden war, traten Polizeibeamte mitten in der Nacht die Tür ein. Sie durchsuchten unser Haus ohne Durchsuchungsbefehl, nahmen meine Mutter mit und beschlagnahmten persönliche Gegenstände.

Ein Freund schlug meinem Vater damals vor, einen Antrag auf ihre Freilassung zu stellen, aber er zögerte. Einmal ging er zur Polizeiwache. Ein Beamter sagte ihm, dass meine Mutter in ein paar Tagen freigelassen werde. Mein Vater glaubte ihm und hörte auf, sich um ihre Freilassung zu bemühen. Er wartete und wartete, aber am Ende wurde meine Mutter zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt.

Ich war damals noch ein Teenager und verstand nicht ganz, was vor sich ging. Ich konnte auch nichts dagegen tun. Dieses Mal beschloss ich nicht zuzulassen, dass dasselbe passierte. Ich dachte mir: „Ich werde alles tun, was nötig ist, um die Freilassung meiner Mutter zu erreichen!“

Einen Plan schmieden

Ich hatte noch nie eine Petition bei einer chinesischen Behörde eingereicht und wusste daher nicht, wo ich anfangen sollte. Zunächst nahm ich Kontakt zu einigen Praktizierenden in meiner Umgebung auf und informierte den lokalen Falun-Dafa-Verein. Ich bat den Koordinator, die Nachricht an die hiesige E-Mail-Liste weiterzuleiten. Ich hoffte, dass die Praktizierenden aufrichtige Gedanken für meine Mutter aussenden würden und mir einige Anregungen geben könnten.

Nachdem die E-Mail verschickt worden war, erhielt ich eine überwältigende Zahl von Antworten. Viele Praktizierende brachten ihre Unterstützung zum Ausdruck. Andere nahmen Kontakt zu mir auf und berichteten von ihren Erfahrungen mit Petitionen für die Freilassung von Mitpraktizierenden. Ich begann, Ideen und einen groben Plan zur Freilassung meiner Mutter zu entwickeln.

Eine Praktizierende war erfolgreich gerettet worden, weil andere Praktizierende in China bei den Strafverfolgungsbehörden Petitionen eingereicht hatten. Sie gab mir gute Tipps. So schlug sie mir vor, die Details der Verhaftung meiner Mutter so schnell wie möglich an die Minghui-Website und die Epoch Times zu übermitteln, einschließlich der Kontaktinformationen der Täter. Auf diese Weise könnten die Praktizierenden über die globale RTC-Plattform mit der Arbeit beginnen. Sie würden diejenigen, die in den Fall verwickelt waren, anrufen, um ihnen die wahren Hintergründe der Verfolgung zu erklären.

Sie sagte, ein weiteres wirksames Mittel sei, online Unterschriften für eine Petition zu sammeln. So könnten Menschen außerhalb Chinas auf die Verfolgung aufmerksam gemacht und deren Bewusstsein dafür geschärft werden. Ich könnte auch an die chinesische Botschaft meines Landes schreiben. Außerdem könnte ich mich an Regierungsbeamte, an den in China tätigen Botschafter und an Amnesty International wenden und um Hilfe bitten. Sie sagte, dass das Engagement von Amnesty International in ihrem Fall eine entscheidende Rolle für ihre letztendliche Freilassung gespielt habe. Ihre Erfahrung und ihr Rat gaben mir nicht nur eine klare Richtung vor, sondern ließen mich auch hoch motiviert und hoffnungsvoll zurück.

Gegenwind von meinem Vater

Als ich mich daranmachte, meine großen Pläne umzusetzen, folgten natürlich auch Schwierigkeiten. Das größte Hindernis war, dass mein Vater nicht bereit war, mir zu helfen. Er praktiziert nicht. Da ich selbst nicht vor Ort war, musste ich mich auf meine Familie in China verlassen, die dann die Dinge erledigen würde.

Mein Vater wusste, dass Dafa gut ist und dass es die Menschen lehrt, ehrlich und freundlich zu sein. Doch nachdem meine Mutter mehrfach verhaftet und zu Zwangsarbeit verurteilt worden war, hatte mein von Natur aus vorsichtiger Vater nun etwas dagegen, dass wir praktizierten. Seine Abneigung wurde durch die jüngste Verhaftung meiner Mutter noch weiter verstärkt.

Nachdem ich gefragt hatte, ging mein Vater ein paar Mal zur Polizeiwache, um herauszufinden, wo meine Mutter festgehalten wurde. Aber nach ein paar erfolglosen Versuchen sagte er mir, er wolle nicht weiter hingehen. Die Polizei habe ihm gesagt, dass die Protokolle für „Falun-Gong-Fälle“ viel komplexer und schwieriger seien als bei einem normalen Strafverfahren. Die Polizei war sich nicht einmal sicher, wie lang die Strafe für meine Mutter ausfallen würde.

Meinem Vater war es nicht erlaubt, meine Mutter zu besuchen. Er wurde jedes Mal abgewiesen. Man sagte ihm nur, dass er auf einen offiziellen Bescheid warten solle. Mein Vater war frustriert und fragte mich, warum meine Mutter und ich uns gerade eine Praxis aussuchen mussten, die vom kommunistischen Regime verfolgt wird. Er sagte, er habe die Regierung schon lange aufgegeben.

Ich betrachtete die Beschwerden und entmutigenden Worte meines Vaters als Einmischung und Prüfung für mich. Mein Verständnis war, dass die alten Mächte versuchten, mich davon abzuhalten, meine Bemühungen fortzusetzen. Ich durchschaute ihre Taktik und sandte starke, aufrichtige Gedanken aus, um all ihre Arrangements zu beseitigen und ihnen keine Lücke zu lassen. Gleichzeitig beseitigte ich alle bösartigen Elemente, die meinen Vater kontrollierten. Es ist ihnen nicht erlaubt, die Familienmitglieder der Dafa-Praktizierenden zu benutzen, um die Praktizierenden zu stören und zu verfolgen.

Als Dafa-Praktizierende in der Zeit der Fa-Berichtigung müssen wir aufrichtige Gedanken bewahren. Wir dürfen uns nicht von der Negativität anderer beeinflussen lassen. Außerdem müssen wir den gewöhnlichen Menschen helfen, die wahren Umstände zu erkennen und ihre aufrichtigen Gedanken durch Barmherzigkeit und Freundlichkeit zu wecken. Ich habe dem Meister versprochen, dass ich den alten Mächten nicht den Vortritt lassen werde – keine Form der Einmischung wird meine Einstellung ändern!

Meinem Vater helfen, die Wahrheit zu sehen

Ich sagte mir, dass der Widerstand meines Vaters vielleicht das Ergebnis einer unangenehmen Erfahrung auf der Polizeiwache war. Ich tröstete ihn und fragte, was passiert sei. Wie ich erwartet hatte, berichtete er, wie die Polizei alle möglichen Ausreden benutzte, um ihn zu vertreiben. Entweder ignorierten sie ihn und ließen ihn hängen oder sie machten spöttische Bemerkungen, während er wie ein Trottel dastand. Er sagte, er wisse nicht, wozu er auf die Polizeiwache gehen solle, und hielt es für reine Zeitverschwendung.

Mein Vater kann nicht mit Stress umgehen. Ich konnte mir vorstellen, welche Qualen und Ängste ihm diese Situation bereitete. Ich wusste, dass ich mich in seine Lage versetzen und mehr Rücksicht auf seine Gefühle nehmen musste. Da ich die Situation aus seinem Blickwinkel betrachten konnte, verstand ich besser, was er durchmachte. Mein Vater war frustriert. Das kam daher, dass er keine Hoffnung und keinen Sinn mehr sehen konnte.

Um zum Kern des Problems vorzudringen, klärte ich meinen Vater eingehend über die Zusammenhänge auf. Ich wollte, dass er verstand, warum wir Petitionen bei den Strafverfolgungsbehörden einreichen. Die Kultivierung im Falun Dafa und der Besitz von Dafa-Büchern verstoßen in China nicht gegen das Gesetz – es gibt keinen speziellen Gesetzesartikel, der dies als illegal bezeichnet. Ohne Rechtsgrundlage ist es unrechtmäßig, dass die Polizei meine Mutter willkürlich verhaftet und einsperrt. Sich dann an die Polizei zu wenden, bedeutet, ein solches rechtswidriges Verhalten aufzudecken. Und genau deshalb wollten sie nicht, dass mein Vater das tat.

Leider ließ sich mein Vater nicht überzeugen. „In China ist alles in den Händen der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh). Wir können nichts dagegen tun“, entgegnete er. Ich sagte ihm: „Für den Anfang können wir den Polizeibeamten sagen, dass sie ihre Rolle bei dieser grundlosen Verfolgung überdenken sollen. Sie sollten sich darüber informieren, dass die KPCh gerade ein neues Gesetz erlassen hat. Demnach soll jeder Polizeibeamte für alle ungerechtfertigten Verurteilungen, an denen er beteiligt war, zur Verantwortung gezogen werden, auch wenn er in den Ruhestand geht. Wenn sie sich also an der Verfolgung unschuldiger Falun-Dafa-Praktizierender beteiligen, wird ihnen das in Zukunft sicher negative Konsequenzen bringen.

Wenn sie weiterhin diesen Weg beschreiten, werden wir ihre Verbrechen im Internet aufdecken. Die internationalen Menschenrechtsorganisationen sind sich der Unterdrückung der Praktizierenden in China sehr wohl bewusst und haben Verständnis für ihre Situation. Sie haben uns enorme Hilfe und Unterstützung zuteilwerden lassen. Der US-Kongress hat ein Gesetz verabschiedet, das chinesische Strafverfolgungsbeamte, die an der Verfolgung von Falun Dafa beteiligt sind, selbst bestraft. Ihre Bankkonten bei US-Finanzinstituten werden eingefroren. Ihnen, wie auch ihren Ehepartnern und ihren Kindern wird die Einreise in die USA und ihre Territorien untersagt.

Diese korrupten Beamten haben Hunderttausende von Yuan an Bestechungsgeldern angenommen. Beabsichtigen sie etwa nicht, für sich und ihre Familie ein gutes Leben in einem freien Land aufzubauen? Aber wenn sie sich an der Verfolgung beteiligen, können sie ihre Träume von einem gemütlichen Ruhestand in den Vereinigten Staaten vergessen. Selbst wenn sie Geld haben, werden sie kein Visum bekommen. Ich bin sicher, dass sie wegen ihrer Taten auch in ständiger Angst sind. Wer weiß, wann die KPCh sie im Stich lässt und sie als Sündenböcke hinauswirft. Das wird sicher kein gutes Ende nehmen.“

Während mein Vater zuhörte, beruhigte er sich. Als ich fertig war, fragte er: „Ist das alles wahr?“ Ich beruhigte ihn: „Ja, es ist alles wahr. Eine internationale Organisation untersucht jetzt die Verfolgung von Falun Dafa. Sie haben eine Datenbank mit einer langen Liste mit den Namen von chinesischen Beamten und Strafverfolgungsbeamten erstellt samt Telefonnummern, Adressen, Familienmitgliedern usw. Wenn der Name von jemandem in dieser Datenbank steht, kann er sich nirgendwo verstecken.“ Nachdem mein Vater all dies erfahren hatte, wuchs seine Zuversicht deutlich. Er war zuversichtlich, dass meine Mutter freigelassen würde, und sagte mir, dass er mir weiterhin helfen wolle.

Der Besuch meines Vaters beim Anwalt

Meiner Mutter wurde der Familienbesuch verweigert, allerdings wurde ihr erlaubt, sich mit einem Anwalt zu treffen. Ein Praktizierender schlug vor, dass wir einen passenden Verteidiger finden sollten, der sie vertritt. Auf diese Weise konnte der Anwalt sich mit ihr treffen und sehen, wie es ihr ging. Ich setzte mich mit Anwälten in Verbindung, die von der Epoch Times als Vertreter von Praktizierenden positiv erwähnt worden waren. Es ergaben sich einige Probleme, als ich mit dem ersten Anwalt Kontakt aufnehmen wollte. Aber mit dem zweiten Anwalt konnte ich einen Termin vereinbaren.

Mein Vater ging hin und traf sich mit ihm. Der Mann hörte aufmerksam zu, seufzte und schüttelte den Kopf, als mein Vater ihm von der Festnahme und Inhaftierung meiner Mutter erzählte. Er äußerte große Bewunderung und Respekt für Falun Gong und sagte, die Praktizierenden seien unglaublich. Er war zutiefst enttäuscht von der chinesischen Regierung, da man sich einfach nirgendwo hinwenden könne, um Gerechtigkeit einzufordern.

Der Anwalt wollte helfen und hätte sogar auf seine Anwaltskosten verzichtet. Allerdings hatte er in der Vergangenheit bereits hohe Strafen für die Vertretung von Praktizierenden erhalten. Er war daher nicht bereit, einen weiteren Fall zu übernehmen. Das Justizministerium habe eine neue Vorschrift erlassen, teilte er mit, wonach Anwälte vor Gericht nicht mehr für Falun-Gong-Praktizierende auf nicht schuldig plädieren dürften. Er sagte zu meinem Vater: „Aber die Praktizierenden sind unschuldig. Wie kann ich gegen mein Gewissen für sie auf schuldig plädieren?“

Obwohl es uns nicht gelang, einen Anwalt für meine Mutter zu engagieren, bestätigte das Treffen, was ich meinem Vater gesagt hatte, und stärkte sein Vertrauen. Mein Vater versteht jetzt viel besser, was Dafa ist und hat mehr Respekt vor den Praktizierenden.

Ich erkannte, dass es absolut wichtig ist, unsere Familien tiefgehend über die umfangreichen Fakten aufzuklären. Nur wenn wir unseren Angehörigen helfen, ihre falschen Vorstellungen über Dafa zu korrigieren und ihnen die Angst vor Vergeltung durch das kommunistische Regime nehmen, können sie den Mut aufbringen, fest an unserer Seite zu stehen und sich der Verfolgung zu widersetzen.

Meine Anhaftung an die Zeit

Nach unserem Gespräch gelang es meinem Vater auch herausfinden, was in der Nacht der Verhaftung meiner Mutter geschehen war. Außerdem konnte er die Täter identifizieren. Ich erhielt Zugang zu einer Datenbank, die von Praktizierenden der RTC-Plattform im Laufe der Jahre zusammengestellt worden war. Es handelt sich um eine umfangreiche Liste mit Namen und Kontaktinformationen von chinesischen Strafverfolgungsbehörden, Beamten und Polizisten in verschiedenen Regionen und auf verschiedenen Ebenen. In der Liste befinden sich zudem Polizeistationen, Polizeidienststellen, Büros 610 und Behörden der öffentlichen Sicherheit.

Ich fand Informationen über die Beamten, die in den Fall meiner Mutter verwickelt waren, und leitete sie an Minghui.org und The Epoch Times weiter. Ich reichte auch einen Artikel in englischer Sprache ein, in dem ich die Verhaftung und Inhaftierung meiner Mutter detailliert beschrieb und die Gesetzlosigkeit des Ganzen aufzeigte.

Mein Vater erfuhr, dass die Polizeibeamten, die mit einem bestimmten Fall betraut werden, in der Regel auch nach der Verhaftung weiterhin an dem Prozess beteiligt sind. Sie haben etwa einen Monat Zeit, um Beweise zu sammeln, bevor sie den Fall an die Staatsanwaltschaft weiterleiten. Diese entscheidet dann, wie weiter verfahren wird. Eine Praktizierende sagte mir, dass der erste Monat nach der Verhaftung entscheidend ist. Demnach sei es viel einfacher, meine Mutter freizubekommen, bevor der Fall die Staatsanwaltschaft erreicht. Nachdem die Staatsanwaltschaft zu einer Entscheidung komme, sei es normalerweise viel zu schwierig, jemanden zu befreien. Wahrscheinlich würde meine Mutter dann eine Strafe erhalten. Diese Praktizierende hatte selbst genau jenes Verfahren in China durchlaufen und wurde schließlich zu Zwangsarbeit verurteilt.

Nachdem ich die Geschichte dieser Praktizierenden gehört hatte, setzte ich mir selbst eine einmonatige Frist. In dieser Zeit wollte ich für die Freilassung meiner Mutter kämpfen. Ich entwickelte eine starke Anhaftung an die Zeit, setzte mich also selbst unter Zeitdruck. So wurde ich von Tag zu Tag ängstlicher. Ich hatte ständig das Gefühl, ich müsse gegen die Zeit ankämpfen, um die Dinge zu erledigen. Ansonsten würde meine Mutter verurteilt werden. Je mehr ich darauf bedacht war, voranzukommen und Fortschritte zu machen, desto mehr schien es, als würde alles von einer unsichtbaren Macht aufgehalten.

Viele Hindernisse auf dem Weg

Die Liste der Täter, die ich an die Minghui-Website weitergeleitet hatte, wurde nicht sofort veröffentlicht. Ehrgeizig hatte ich gedacht, je früher die Liste veröffentlicht würde, desto eher könnten die Praktizierenden auf der RTC-Plattform damit beginnen. Sie sollten die in den Fall meiner Mutter verwickelten Beamten anrufen, damit diese die wahren Fakten erführen. Somit würde eine enorme Wirkung erzielt werden und der Rettungsprozess könnte möglicherweise beschleunigt werden. Ich schickte dieselbe E-Mail mehrmals an Minghui und ließ sogar andere Praktizierende mir dabei helfen, diese E-Mail von ihren Konten aus nochmals zu senden. Die Liste wurde schließlich veröffentlicht, aber aufgrund meiner Anhaftung und meiner Ungeduld hatte ich den Praktizierenden bei Minghui doppelte Arbeit beschert. Ich möchte mich aufrichtig für meine Unwissenheit entschuldigen.

Ich hatte immer das Gefühl, dass der Zeitpunkt der Verhaftung meiner Mutter ungünstig war. Der Dezember ist die Zeit, in der die Praktizierenden vor Ort beginnen, sich intensiv an den Vorbereitungen für Shen Yun zu beteiligen. Ich bat einige Praktizierende auf der RTC-Plattform, für den Fall meiner Mutter zu telefonieren. Aber so gerne sie auch helfen wollten, sie hatten einfach keine Zeit dafür.

Gleichzeitig blieben meine Bemühungen, lokale Regierungsvertreter und internationale Organisationen zu kontaktieren, erfolglos. Die Amtszeit vieler Kongressabgeordneter neigte sich dem Ende zu, und sie waren mit dem Wahlkampf vor den Parlamentswahlen beschäftigt. Die Büros waren leer, und ich konnte keinen einzigen Beamten erreichen.

Auch auf meine E-Mails an Amnesty International, die örtliche Botschaft und die in China tätigen Botschafter erhielt ich keine Antwort. Der Monat Dezember war schon mehr als zur Hälfte vorbei, und ich wurde immer nervöser. Denn ich wusste, dass die Chance, während der Feiertage eine Antwort zu erhalten, minimal sein würde. Meine Ein-Monats-Frist lief bald ab.

Die Regierung des Landes, in dem ich wohne, arbeitet im Vergleich zur chinesischen viel langsamer. Ich wollte nicht aufdringlich wirken und verzichtete deshalb darauf, die eingegangenen E-Mails sofort zu beantworten. Gerade als meine Bemühungen an allen Fronten zum Stillstand zu kommen schienen, schlug ein westlicher Praktizierender vor, ich solle keine großen Hoffnungen auf ein Eingreifen des Außenministeriums setzen. Er begründete dies damit, dass die Menschenrechtsverletzungen in China so weit verbreitet seien, dass das Ministerium unmöglich allen helfen könne. Zumal ich nicht einmal Bürger dieses Landes sei. Mein nicht praktizierender Kollege äußerte sich ähnlich und wies darauf hin, dass Regierungen auf der ganzen Welt eher Geschäftsbeziehungen zu China unterhalten wollten. Sie würden sich nicht in die Unterdrückung der chinesischen Bürger durch die KPCh einmischen wollen.

Meine Hoffnungen wurden durch ihre ehrlichen Meinungen zweifellos zunichtegemacht. Ich hatte wegen der erfolgreichen Rettung eines lokalen Praktizierenden durch Amnesty International große Zuversicht gehabt. So glaubte ich, dass die ausländischen Regierungen und internationalen Menschenrechtsorganisationen wirksam Druck auf die KPCh ausüben würden. Doch mehrere Wochen nach dem Versenden der E-Mails hatte ich immer noch keinerlei Reaktion erhalten. Zudem erinnerte man sich daran, dass die Chancen gering seien. So war ich nicht mehr optimistisch.

Ein Weckruf

Ich rief die Praktizierende an, die von Amnesty International gerettet worden war. Meine Hoffnung war, von ihr etwas Trost und Bestätigung zu bekommen. Sie aber wies mich zurück: „Ich habe nicht gesagt, dass Amnesty International definitiv helfen wird, Ihre Mutter freizubekommen. Verblüfft platzte ich heraus: „Warum dann habe ich an Sie geschrieben und um Hilfe gebeten? Wenn sie die Freilassung meiner Mutter nicht bewirken können, warum habe ich dann meine Zeit mit all dem verschwendet?“

Die Praktizierende antwortete streng: „Sie haben diese E-Mails geschrieben, um ihnen die wahren Umstände zu erklären. Alles, was wir tun, dient dem Zweck, die Tatsachen zu klären und alle Lebewesen zu retten. Wenn es Ihnen nur darum geht, Ihre Mutter zu befreien, dann kultivieren Sie sich immer noch auf einer sehr niedrigen Ebene.“ Ihre Worte waren ein schwerer Schlag für mein Ego und verletzten meine Gefühle. Aber ich wusste, dass sie Recht hatte – genau das war mein Problem. Als ich sah, dass ich diesen Punkt nicht selbst hatte erleuchten können, musste wohl der Meister diesen Weckruf arrangiert haben.

Meine Anhaftungen finden

Ich schaute gründlich nach innen. Zuallererst hatte ich einen starken Hang zur Sentimentalität und war egozentrisch. Alles, was ich tat, diente dazu, meine Mutter zu befreien. Ich rannte umher, um Hilfe zu suchen, war ängstlich und verzweifelt. Doch da solch starke menschliche Vorstellungen und Anhaftungen im Spiel waren, konnten meine Bemühungen von den aufrichtigen Wesen im Universum nicht anerkannt werden; auch der Meister konnte mir nicht helfen. Die Praktizierende hatte Recht, als sie sagte, dass ich mich „auf einer niedrigen Ebene“ kultivierte.

Zweitens war ich sehr darauf fixiert, Dinge zu erledigen. Wenn andere Praktizierende von Beispielen und Erfahrungen erfolgreicher Rettungsaktionen in der Vergangenheit berichtet hatten, inspirierten sie mich und gaben mir Hoffnung. Aber ich hatte auch die falsche Vorstellung, dass die Tage bis zur Entlassung meiner Mutter bereits gezählt seien. Ich brauchte nur all diese Schritte zu befolgen und all diese Dinge zu tun. Ich näherte mich dem Problem auf so viele verschiedene Arten wie ich konnte, aus verschiedenen Blickwinkeln und an vielen Fronten. Ich hoffte, dass wenigstens eine dieser Ideen funktionieren würde. Ich arbeitete hektisch, wobei ich mich selbst ganz klein machte. Dies hielt ich fälschlicherweise für Kultivierung.

Außerdem war ich auf die Ergebnisse fixiert. Ich war darauf bedacht, die Dinge voranzutreiben, um Ergebnisse zu erzielen. So verlor ich meine wahre Mission aus den Augen. Eigentlich sollte ich mich verbessern, die Tatsachen erklären und die Lebewesen retten. Doch ich versäumte es, die Situation aus der Sicht eines Kultivierenden zu betrachten und erkannte dabei nicht meine Rolle. Diese Lücke wurde von den alten Mächten ausgenutzt. Sie erweckten bei mir die Illusion, dass keiner meiner Pläne funktionieren würde.

Schließlich verließ ich mich zu sehr auf die gewöhnlichen Menschen. Ich glaubte, dass internationale Organisationen und ausländische Regierungen viel Einfluss und Macht auf das kommunistische Regime in China hätten. Auch dachte ich: „Wenn sie intervenieren und Druck auf die KPCh ausüben, wird meine Mutter sicher freigelassen werden.“ Aber hatte ich den gewöhnlichen Menschen nicht zu viel Gewicht beigemessen? Sollten die Dafa-Praktizierenden nicht diejenigen sein, die dem Meister helfen, das Fa zu berichtigen und die Lebewesen zu erretten? Wie kann ich von den gewöhnlichen Menschen erwarten, dass sie uns erretten?

Minghui-Artikel weckten meine aufrichtigen Gedanken

Nach unserem Telefongespräch schickte der Praktizierende mir Minghui-Artikel, die sehr hilfreich waren. Ich las von Praktizierenden, die in China wegen ihres Glaubens inhaftiert waren und verfolgt wurden. Dennoch hatten sie überhaupt keine Angst und konnten starke aufrichtige Gedanken bewahren. Wo auch immer sie sich befanden, sahen sie es als eine weitere Umgebung, in der sie die wahren Umstände erklären konnten. Es war ganz egal, ob es im Polizeigewahrsam, einem Zwangsarbeitslager oder im Gefängnis war. Denn in Wahrheit haben wir immer die Wahl, die drei Dinge gut zu machen, unabhängig von unserem Standort oder den Umständen.

Mit ausreichend aufrichtigen Gedanken schufen diese Praktizierenden mehr Möglichkeiten, die Tatsachen zu klären. Obwohl sie große Schwierigkeiten durchmachten, vertrauten sie voll und ganz auf den Meister und das Fa. Sie glaubten fest daran, dass der Meister alles unter Kontrolle hat, und überließen alles seinen Arrangements.

Im Vergleich zu diesen Praktizierenden war ich in der Kultivierung weit zurückgeblieben. Ihre Geschichten erinnerten mich daran, dass meine Mutter und ich beide Schüler des Meisters sind, und wir sollten volles Vertrauen in das Arrangement des Meisters haben. Ich muss mir keine Sorgen um meine Mutter machen und auch nicht um das, was sie gerade durchmacht. Egal, wo sie ist, der Meister wacht über sie und beschützt sie. Der Meister hat für meine Mutter und mich den perfekten Kultivierungsweg eingerichtet.

Bei der Dafa-Kultivierung kann sich niemand für einen anderen Menschen kultivieren. Ich muss allen nur sagen, was mit meiner Mutter geschehen ist, und alle über die Fakten informieren. In der Zwischenzeit sollte ich auch daran arbeiten, meinen Eigensinn loszuwerden und mich zu verbessern.

Meine Sentimentalität durch das Lernen des Fa loswerden

Ich erkannte meine Anhaftungen und nahm mir vor, mich zu bessern. Aber das war leichter gesagt als getan. Meine Sentimentalität gegenüber meiner Mutter konnte ich nicht einfach so loslassen, nur weil ich es wollte. Ich vermisste sie und machte mir Sorgen um sie. Ich stellte fest, dass ich mich ständig mit ihr beschäftigte und nicht aufhören konnte, an sie zu denken. Das machte mir so viel Kummer und quälte mich. Oft brach ich in Tränen aus, schluchzte unkontrolliert und schnappte nach Luft. Sobald ich morgens die Augen aufmachte, spürte ich dieses enorme Gewicht auf meiner Brust. Außerdem konnte ich nicht atmen. Das ging Tag für Tag so weiter.

Alles, was ich tun konnte, um meine aufrichtigen Gedanken zu stärken, war, das Fa zu lernen. Als ich in der vierten Lektion im Zhuan Falun „Die Umwandlung des Karmas“ las, fragte ich mich: „Erleide ich nicht gerade eine Menge Schmerzen? Dann bedeutet das, dass mein Karma in Tugend umgewandelt wird. Je mehr ich ertrage, desto mehr wird umgewandelt. Wenn ich meine Sentimentalität und die Substanz des Qing loswerden kann, werde ich mich verbessern und auf eine höhere Ebene kommen. Würde sich dann nicht auch meine Kultivierungsenergie erhöhen? Das ist eine großartige Sache, von der ich in vielerlei Hinsicht profitieren kann.“ Ich glaubte daran, dass ich mich von den Schmerzen meiner Sentimentalität befreien konnte. Ich wusste, dass ich es schaffen konnte!

Ich behielt starke aufrichtige Gedanken und verstärkte mein Fa-Lernen. Eines Morgens wachte ich auf und meine Gefühle für meine Mutter waren verschwunden, zusammen mit all meinen Sorgen. Die Substanzen hatten meinen Körper verlassen und beeinflussten mich nicht mehr. Zum ersten Mal seit der Verhaftung meiner Mutter fühlte ich mich ruhig und entspannt. Ich war so dankbar – der Meister muss die Substanz des Qing aus meinem Körper entfernt haben. Der Meister half mir und brachte mich voran. Denn er sah, dass ich mich wirklich verbessern wollte.

Am nächsten Morgen jedoch verfiel ich wieder in Sorgen und Traurigkeit. Aber die Intensität war geringer. Als ich mein Fa-Lernen weiter vertiefte, war das alles wieder verschwunden. Nach einigen Runden des Hin und Her ließ der Schmerz immer mehr nach. Schließlich war einfach nicht mehr genug von der Substanz vorhanden, um mich zu beeinflussen oder meine aufrichtigen Gedanken zu stören.

Während ich daran arbeitete, meine Sentimentalität und meine Anhaftung an Ergebnisse loszulassen, machte ich mit der Petition weiter. Ich schickte zusätzliche Informationen an Amnesty International und verschiedene ausländische Regierungsstellen. Obwohl nur Amnesty positiv reagierte, wusste ich, dass meine Bemühungen nicht umsonst waren. Wenn ich an ausländische Regierungen und ihre Behörden schreibe, bringe ich ihnen dann nicht die wahren Tatsachen nahe?

Sie werden erfahren, dass Falun-Dafa-Praktizierende in China seit mehr als 20 Jahren unerbittlich verfolgt werden. Werden sie nun, da ein weiterer Fall direkt vor ihnen liegt, die Menschenrechte und die Freiheit verteidigen? Oder werden sie sich dafür entscheiden, die KPCh nicht zu provozieren und weiterhin ein Auge zuzudrücken? Wenn man die Wahl hat zwischen Recht und Unrecht, Gut und Böse zu entscheiden, dann ist die Entscheidung, nichts zu tun, gleichbedeutend mit der Entscheidung das Böse zu wählen. Wenn ich an diese staatlichen und internationalen Stellen schreibe, gebe ich ihnen dann nicht die Möglichkeit, eine positive Zukunft zu wählen?

(Fortsetzung folgt)