[Fa-Konferenz in Florida 2024] Wie ich das Prinzip „Schwer zu ertragen, ist zu ertragen“ in meinem Alltag umgesetzt habe
(Minghui.org) Verehrter Meister! Geschätzte Mitpraktizierende!
Der Titel meines Beitrags ist ein Zitat aus dem Zhuan Falun. Während der vielen Jahre meiner Kultivierung habe ich Folgendes erkannt: Zhen (Wahrhaftigkeit) zu praktizieren, ist einfach. Guten Menschen sagst du einfach die Wahrheit; schlechten Menschen sagst du einfach deine Meinung, ohne dich davor zu fürchten, sie zu verärgern. Shan (Barmherzigkeit) zu kultivieren, erfordert ein offenes Herz und Rücksichtnahme auf andere. Hingegen das Praktizieren von Ren (Nachsicht) scheint mir sowohl für gewöhnliche Menschen als auch für Praktizierende ziemlich schwierig. Nach meinem Verständnis ist Ren für Falun-Dafa-Praktizierende aber enorm wichtig.
Ein großer Teil meines Lebens bestand darin, Ren zu praktizieren. Die meisten Menschen, ja sogar Praktizierende, können meine Herangehensweise an gewisse Situationen nicht nachvollziehen. Wenn ich jedoch auf meine innere Stimme höre, findet alles ein gutes Ende.
Gewöhnliche Menschen wie auch Praktizierende versuchen mir oft zu vermitteln, dass ich mit gewissen Dingen anders umgehen soll. Sie können es nicht verstehen und denken, dass ich mich ausnutzen lasse. Dann besinne ich mich auf diese Worte des Meisters:
„Wenn manch einer sagt, dass du gut bist, bist du nicht unbedingt wirklich gut; wenn manch einer sagt, dass du schlecht bist, bist du auch nicht unbedingt schlecht. Denn die Maßstäbe, um gut und schlecht zu beurteilen, sind schon verdreht.“ (Zhuan Falun, 2019, S. 207)
Die erste Begebenheit
Vor vielen Jahren war ein Mann neidisch darauf, dass ich in einer bestimmten Angelegenheit involviert war. Eines Abends wurde ihm gesagt, dass ich mich in einem bestimmten Haus voller Menschen aufhalten würde. Diese Nachricht brachte sein Fass zum Überlaufen. Er klopfte an die Tür und stürmte ohne ein Wort der Begrüßung direkt auf mich zu. Er war ein sehr großer Mann.
In diesem Moment war mein Kopf völlig klar. Ich sah ihn auf mich loskommen und wusste, dass ich ihn einfach tun lassen musste, was er für nötig hielt. Er zog mich mit einer Hand hoch und schlug wiederholt auf mich ein. Dann zerrte er mich nach draußen und fing an mich zu würgen, bis ich keine Luft mehr bekam. Ich wehrte mich nicht.
Die Leute im Haus eilten mir zu Hilfe, und kurz darauf die gesamte Nachbarschaft. Es gelang ihnen, ihn von mir loszureissen, und schließlich wanderte der Mann ins Gefängnis. Alle bewunderten die Art und Weise, wie ich die Situation gehandhabt hatte, und bis heute würde jeder, der Zeuge dieses Vorfalls gewesen ist, alles für mich tun. Später holte ich den Mann sogar auf Kaution aus dem Gefängnis, damit er an der Geburtstagsfeier seines Sohnes teilnehmen konnte. Mittlerweile sind wir gute Freunde und er respektiert mich sehr.
Die zweite Begebenheit
Diese Begebenheit ist etwas schockierend. Ich möchte darüber berichten, weil sie ein gutes Ende gefunden hat.
Im Jahr 2017 beschlossen meine Ex-Frau und ich, ein Kind zu adoptieren. Sie hatte bereits vier eigene Kinder, trotzdem entschieden wir uns aus diversen Gründen, diesen Weg einzuschlagen. Ich wusste, dass es sich schwierig gestalten würde, da es sich um einen Teenager aus einem Waisenhaus in Kolumbien in Südamerika, handelte.
Zu meiner Überraschung stellte sich heraus, dass meine Frau in dieser Angelegenheit das größte „Problem“ darstellte. Sie war wie besessen von diesem Jungen, was auch ihren Kindern nicht verborgen blieb. Sie legte ein übertriebenes Verständnis für ihn und für das, was er durchgemacht hatte, an den Tag, und trieb es auf die Spitze. Alles drehte sich nur noch um ihn. Ihre Kinder wurden eifersüchtig und ich war besorgt.
Der Junge beteuerte immer wieder, dass er Angst habe und in der Nacht jemanden brauche, der neben ihm im Bett schlafe. Meine Frau bestand darauf, seiner Bitte Folge zu leisten, und darauf, dass sie diese Person sei. Ich versuchte, sie davon abzuhalten, aber ohne Erfolg. Das war das erste Mal, dass sie sich offiziell gegen mich stellte, und ich fühlte mich hin- und hergerissen.
Sie fing an, ihre gesamte Freizeit mit ihm zu verbringen. Sie fuhr sogar mit ihm in Urlaub und ließ ihre Kinder mit mir zurück. Ihre Kinder flehten sie an, mit diesem seltsamen Verhalten aufzuhören, da es sich auch auf sie auswirkte. Jedes Mal, wenn wir deswegen in einen Konflikt gerieten, gab mir meine Frau das Gefühl, dass ich kein Verständnis für den schmerzhaften Hintergrund und die Situation unseres Sohnes aufbringen würde. Ich schien den Verstand zu verlieren, und entwickelte ein merkwürdiges körperliches Symptom, dass mir jede Nacht das Gefühl vermittelte, ich würde an einem Herzinfarkt sterben. Dieses Symptom begleitete mich während vier Jahren und war wahrscheinlich durch meine Frustration, Verwirrung und Wut verursacht worden.
Nach achtzehn Monaten voller Spannungen und unzähligen Meinungsverschiedenheiten schrie mich mein Sohn eines Tages an, als ich ihn wegen einer Lüge zur Rede stellte. Die Situation eskalierte so weit, dass er auf mich losging und wir in einen Streit gerieten. Meine Frau gab für alles mir die Schuld, schnappte sich ihre Kinder und ging für mehrere Tage weg. Ich bat sie, wieder nach Hause zu kommen und schlug vor, dass ich ausziehen werde. Wir trennten uns offiziell.
Während des einen Jahres unserer Trennung, arbeiteten wir an unserer Beziehung, und schlussendlich zog ich wieder ein. Aber die Situation wurde noch schlimmer und für alle Beteiligten untragbar. Ich hatte das Gefühl, verrückt zu werden, bis meine jüngste Stieftochter es nicht mehr aushielt und zu ihrer erwachsenen Schwester zog. Am 30. April 2020, kurz vor dem Covid-Lockdown, zog auch ich aus. Einige Tage später verlor ich meine Stelle und fristete mein Dasein allein in einer heruntergekommenen Wohnung, weit weg von meiner Familie. Aufgrund der Pandemie war es mir nicht möglich, das Haus verlassen, und ich schien den Verstand zu verlieren.
Nach einem Jahr Isoliertheit erhielt meine Mutter, die in Florida lebte, die Diagnose „Lungenkrebs im Endstadium“. Ich beschloss, in ihre Nähe zu ziehen, um mich um sie zu kümmern. Davor hatte sich meine Ex-Frau mit den Kindern aus anderen Gründen ebenfalls in Florida niedergelassen, jedoch in einem anderen Teil des Staates. Aufgrund des Schmerzes und der inneren Verwirrung hatte ich mich emotional von ihr und den Kindern distanziert. Darüber war meine Ex-Frau sehr aufgebracht, obwohl wir zu diesem Zeitpunkt offiziell geschieden waren, nachdem sie die Scheidung eingereicht hatte.
Sieben Monate später verschlechterte sich der Gesundheitszustand meiner Mutter weiterhin, und ich war sehr betrübt. Zu diesem Zeitpunkt waren seit dem Streit mit meinem Sohn und der ersten Trennung von meiner Frau bereits vier Jahre vergangen. Mein Sohn, mit dem ich schon lange nicht mehr gesprochen hatte, nahm Kontakt zu mir auf und sagte, dass er mich vermisse. Nach meinem Verständnis bestand der einzige Weg, dieses Problem zu überwinden, darin, mich ihm zu stellen und ihm bedingungslos zu vergeben. Wir vereinbarten ein Treffen in Orlando, das sehr positiv, aber auch sehr emotional verlief, und wir beschlossen, in Kontakt zu bleiben. Einige Wochen später starb meine Mutter.
Drei Wochen nach dem Tod meiner Mutter rief mich meine Ex-Frau an und bat um ein Gespräch. Sie klang sehr aufgewühlt, und wir unterhielten uns einige Zeit lang. Schließlich gestand sie mir, dass sie eine Affäre mit unserem Sohn gehabt habe. All die Wut in all den Jahren, die sie mir entgegengebracht hatte, war lediglich eine Maske gewesen, um dieses Geheimnis zu verbergen. Sie befand sich am Rand eines Nervenzusammenbruchs und konnte nicht anders, als es mir zu gestehen.
So schmerzhaft diese Offenbarung auch war, war es genau das, was ich hören musste. Es bedeutete, dass ich nicht verrückt war und meine Bemühungen, ihr meiner Meinung nach unangemessenes Verhalten unserem Sohn gegenüber zu unterbinden, richtig gewesen waren. Ihr Eingeständnis befreite mich und ich konnte alles loslassen. Sie hatte mich absichtlich in dem Glauben gelassen, ich sei verrückt, und diesen Zustand jahrelang aufrechterhalten. Aber ich war alles andere als verrückt – mein Instinkt hatte mir bereits zu Beginn gesagt, dass etwas nicht stimmte. Diese Offenbarung half mir, meiner Familie wieder gegenüberzutreten, alles loszulassen und zu vergeben. Auf einmal war ich in der Lage, wieder mit meiner Ex-Frau, mit ihren Kindern, die sich nie von mir abgewandt und mich immer in ihrem Herzen behalten hatten, und sogar mit meinem Sohn, zu sprechen.
Spulen wir zwei Jahre nach vorn: Meine Beziehung zu meinem Sohn, meinen Stiefkindern und meinen Enkelkindern ist komplett wiederhergestellt, und ich besuche sie so oft wie möglich. Ich habe meiner Ex-Frau verziehen, und wir können miteinander kommunizieren. Wir können uns sogar als Freunde bezeichnen. Alles, was ich brauchte, war die Wahrheit. All dies hatte ich nur ertragen können, weil meine Schwäche aus Verwirrung und Selbstzweifeln resultierte. Als mich mein Sohn darum bat, ihm beim Kauf eines Autos zu helfen, war ich, ohne zu zögern, dazu bereit. Er steckte in finanziellen Schwierigkeiten, und ich konnte mein Herz öffnen und ihm helfen. Mittlerweile hat er sein Geldproblem gelöst und bezahlt seine Schulden bei mir ab. Wir stehen in regem Kontakt miteinander.
Ich hege gegen keinen dieser Menschen Groll und nehme alles sehr leicht. Aufgrund meines selbstlosen Verhaltens lieben und respektieren mich meine Ex-Frau, meine Stiefkinder, meine Enkelkinder und mein Sohn sehr. Sie sorgen stets dafür, dass es mir gut geht und würden mich in jeder Situation unterstützen.
Fazit
In meinem Leben gab es zahlreiche Situationen wie diese, sogar noch extremere als die soeben beschriebene. Ich schreibe das der Tatsache zu, dass ich wahrscheinlich eine Menge Karma habe, das es zu beseitigen gilt.
Wenn ich in einem Problem feststecke, greife ich oft auf das Buch Falun Gong zurück, um meine Sichtweise zu ändern.
Der Meister erwähnt darin:
„Das Ren wird besonders betont. Nur durch Ren kann man sich zu einem Menschen mit großer Tugend kultivieren. Ren ist etwas sehr Starkes, das über Zhen und Shan hinausgeht. Während des ganzen Kultivierungsprozesses musst du Nachsicht üben und deine Xinxing bewahren, du darfst nicht nach eigenem Belieben handeln.“ (Falun Gong – Der Weg zur Vollendung, Zhen, Shan, Ren werden gleichzeitig kultiviert, Kapitel 3, S. 50)
Zum Schluss ermutigt uns der Meister im Zhuan Falun:
„Wenn es schwer zu ertragen ist, versuch doch mal, es zu ertragen. Wenn es unmöglich erscheint oder man glaubt, dass es nur schwer möglich ist, versuch es mal und schau, ob es tatsächlich unmöglich ist oder nicht.“ (Zhuan Falun, 2019, S. 480)
Wenn wir den menschlichen Egoismus loslassen, können wir wirklich das Unmögliche schaffen und das Unerträgliche ertragen.
Das Obige beruht lediglich auf meinen Erkenntnissen. Bitte weist mich auf alles hin, was nicht dem Fa entspricht. Ich danke euch für die Möglichkeit, meine Erfahrung mit euch zu teilen.
Danke, verehrter Meister! Danke, liebe Mitpraktizierende!
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