Warum ich Kritik vermeiden wollte – erkannt anhand der Fa-Prinzipien

(Minghui.org) Seit mehr als 20 Jahren praktiziere ich Falun Dafa. Ich dachte, ich hätte mich ziemlich gut kultiviert und wäre tolerant. Wenn andere über mich redeten, nahm ich es mir normalerweise nicht zu Herzen. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass ich als Kind oft gerügt wurde.

Meine Mutter hatte oft schlechte Laune und ließ ihren Frust und ihre Wut an der Familie aus. Daher lernte ich zu lügen, um Ärger zu vermeiden. Als ich erwachsen war, wurde mir klar, dass sie das tat, um ihren Kummer an uns auszulassen. Ich gewöhnte mich daran und ignorierte daraufhin alles, was sie sagte.

Erst lange Zeit, nachdem ich angefangen hatte, Falun Dafa zu praktizieren, reagierte ich nur noch selten auf ihr Nörgeln und ihre Beleidigungen. Ich dachte, dass ich ziemlich nachsichtig wäre. Als dann mein Vater starb, kümmerte ich mich um meine Mutter und sie überwand allmählich ihre Trauer. 

Mir wurde klar, dass ich nun als Einzige ihrem ständigen Nörgeln ausgesetzt war. Fortan wurde ich ihr gegenüber immer intoleranter und streitsüchtiger. Eines Tages sagte sie zu mir: „Du magst es einfach nicht, kritisiert zu werden.“ Ich war ein wenig betroffen, als ich das hörte, und erkannte, dass ich mich immer weiter vom Zustand einer Dafa-Kultivierenden entfernt hatte. Deshalb fragte ich mich, warum ich meiner Mutter gegenüber so intolerant geworden war.

Ich dachte über die Geduld nach, die ich ihr gegenüber in den letzten zwanzig Jahren aufgebracht hatte. Doch war ich wirklich so nachsichtig, wie es von einem Dafa-Praktizierenden verlangt wird? Nein! Nur aus Gründen des Selbstschutzes reagierte ich nicht und verhielt mich still, da ich die Vor- und Nachteile gegeneinander abwog. Ich hatte gelernt, dass es nur noch schlimmer wurde, wenn ich etwas sagte.

Warum konnte ich meine Mutter nicht mehr ertragen? Der Grund war, dass mein bisheriges Verständnis hinsichtlich der Nachsicht auf der menschlichen Ebene lag. Als mein Vater noch lebte, wollte ich es ihm nicht schwerer machen, deshalb schwieg ich. Jetzt, wo mein Vater nicht mehr lebt, brauche ich darauf nicht mehr zu achten. Deshalb existierte der Frieden, den ich aufrechterhalten wollte, nicht mehr. Fakt war, dass ich mich nicht mehr beherrschen konnte.

Plötzlich wurde mir klar, dass ich versäumt hatte, wenn es um meine Mutter ging, mich entsprechend der Fa-Prinzipien zu kultivieren. Diese oberflächliche Nachsicht, die ich ihr gegenüber in der Vergangenheit aufgebracht hatte, basierte auf meinen menschlichen Gedanken und Gefühlen. Der Meister spricht im Zhuan Falun über Han Xin, doch ich hatte das Fa-Prinzip hinter der Geschichte nie verstanden.

Han Xin war in der Lage, eine Demütigung zu ertragen, als er von einem Schläger herausgefordert wurde. Er ertrug diese Beleidigung, weil er hohe Ambitionen hatte; also nahm er sich die Demütigung nicht zu Herzen. Seine Toleranz war jedoch immer noch an gewisse Bedingungen geknüpft, denn er wollte seine Zukunft nicht wegen einer vorübergehenden Wut ruinieren. Die Nachsicht der Dafa-Praktizierenden ist jedoch bedingungslos und frei von menschlichen Gefühlen.

Ich erkannte auch, dass ich bei Konflikten mit anderen Menschen die gleiche Taktik anwandte wie bei meiner Mutter. Zum Beispiel schwieg ich während eines Konflikts mit einer anderen Praktizierenden, denn ich konnte sie nicht davon überzeugen, meiner Meinung zu sein. Ich versuchte, den Frieden aufrechtzuerhalten, um Ärger zu vermeiden. Stattdessen hätte ich nach meinen Lücken suchen sollen. Dadurch verpasste ich viele wertvolle Gelegenheiten, in denen ich meine Xinxing hätte verbessern können.

Als meine Mutter anrief und mich unangemessen beschuldigte, rechtfertigte ich mich kurz. Ich dachte nämlich, dass ich meine Anhaftung an Unrecht losgelassen hätte.

Eines Tages beschuldigte mich eine Praktizierende ohne Grund. Ich konnte es nicht hinnehmen und versuchte, mich zu rechtfertigen und zu verteidigen. Sie hörte mir nicht zu und machte sich über mich lustig. Plötzlich wurde mir klar: Der Meister schuf mir hier eine Kultivierungsmöglichkeit. Deshalb hörte ich mit der Rechtfertigung auf.

Als sie gegangen war, konnte ich mich allerdings immer noch nicht beruhigen. Warum regte ich mich über ihre Anschuldigung so auf? Ich schaute nach innen und erkannte: Hinter der Angst, zu Unrecht beschuldigt zu werden, steckt die verborgene Angst vor Gesichtsverlust und vor Scham. Viele Jahre lang hatte ich gedacht, dass ich damit ziemlich gut klarkäme. In Wirklichkeit waren es lediglich starke Anhaftungen gewesen, die sich hinter meinem Abwägen von Vor- und Nachteilen verborgen gehalten hatten. In vielen Situationen war ich ihnen ausgewichen, um zu erreichen, was ich wollte.

Erst jetzt bemerke ich, wie stark meine Anhaftungen sind. Bei einem Familientreffen schlug meine Mutter uns vor, ein Spiel zu spielen. Ich machte nicht mit, denn ich hatte Angst, sie könnte mich dabei kritisieren. Da wurde mir klar, dass meine Angst vor Gesichtsverlust und vor Scham wieder aufgetaucht waren.

Auf meinem Kultivierungsweg erlebte ich viele Schwierigkeiten. Jetzt verstehe ich, dass ich mich nur dann wirklich nach den Prinzipien von Falun Dafa kultiviere, wenn ich mich auf der Grundlage des Fa kultiviere und alles, was mir im Leben begegnet, mit den Fa-Prinzipien bemesse.