Warum muss auch der gottesfürchtige, gerechte Mensch Leid ertragen?

Die Geschichte von Hiob im Alten Testament hilft uns zu verstehen, dass diejenigen, die nicht an das Göttliche glauben, dennoch für ihr Fehlverhalten verantwortlich gemacht werden. Die Gesetze des Universums werden nicht verschwinden, nur weil manche Menschen nicht an sie glauben.

(Minghui.org) Viele Menschen sind mit der biblischen Geschichte von Hiob aus dem Alten Testament vertraut. Das Buch Hiob gehört als erstes Lehrbuch im Alten Testament zu der sogenannten Weisheitsliteratur und ist nicht nur Teil der christlichen Bibel. Verschiedene Religionen nehmen darauf Bezug.

Hiob war ein wohltätiger, respektierter Mann. Er war rechtschaffen und Gott segnete ihn mit Reichtum und Kindern. Eines Tages trat Satan vor Gott und Gott fragte ihn, ob er die Frömmigkeit Hiobs gesehen habe. Satan entgegnete, der einzige Grund für Hiobs Frömmigkeit liege in dem Genuss seines Reichtums und seiner Segnungen. Würde er dessen beraubt werden, so würde er sich auch von Gott abwenden.

Daraufhin legte Gott alles, was Hiob besaß, in Satans Hand. Dieser ließ Hiob seinen ganzen Besitz verlieren. Auch alle seine Knechte und Kinder wurden getötet. Und dennoch pries Hiob Gott: „Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der HERR hat's gegeben, der HERR hat's genommen; der Name des HERRN sei gelobt!“ (Lutherbibel, 1984, Hiob 1:21)

Erneut trat Satan vor Gott und bezweifelte Hiobs Frömmigkeit, woraufhin Gott Hiobs Gesundheit, aber nicht dessen Leben, in seine Hand legte. Und Satan entstellte Hiob am ganzen Körper mit schmerzhaften Geschwüren, der nun in der Asche seines einstigen Besitzes und seiner einstigen Segnungen saß. Seine Frau sprach zu ihm: „,Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Sage Gott ab und stirb! Er aber sprach zu ihr: (...) Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?“ (Lutherbibel, 1984, Hiob 2:9-10)

Hiobs Prüfung

Als Nächstes machte sich Satan Hiobs drei Freunde – Elifas, Bildad und Zofar – zunutze, um Hiob zu prüfen, indem sie vermeintlich Sympathie und Trost spendeten. Als seine Freunde Hiob erblickten, erkannten sie ihn kaum wieder. Überwältigt von Hiobs Elend klagten und weinten sie, zerrissen ihre Gewänder und bewarfen sich mit Staub. Sieben Tage und Nächte saßen sie schweigend bei Hiob, denn sie sahen, wie groß sein Leid war.

Schließlich erhob Hiob klagend seine Stimme, verfluchte den Tag seiner Geburt und sehnte sich nach seinem Tod. Daraufhin warf Elifas Hiob vor, dass sein Glaube in dem Moment, wo ihm Unglück begegne, schwanke. Die Unschuldigen und Gerechten würden nie zugrunde gehen. In der Nacht habe eine beängstigende Erscheinung ihm gesagt, dass Gott kein Vertrauen in seine Diener habe, besonders nicht in jene, die auf Staub gegründet seien. Elifas brachte so zum Ausdruck, dass Hiob leide, weil Gott ihn zurechtweisen wolle.

Hiob jedoch entgegnete, dass der Mensch nur begrenzt Leid ertragen könne und seine Reaktion daher nur natürlich sei. Alleine der Tod könne sein Leid beenden. Aber in dem Moment, wo er auf Rat und Barmherzigkeit angewiesen sei, würden seine Freunde ihn nur tadeln und über ihn urteilen.

Als Nächstes führte Bildad an, dass Hiobs Kinder vielleicht gesündigt hätten und Hiob möglicherweise nicht so fromm sei, wie es den Anschein habe, denn sonst würde Gott sich sicherlich um ihn kümmern.

Hiob bekräftigte, dass Gott gerecht und dem Menschen keine Rechenschaft schuldig sei, denn „Er tut große Dinge, die nicht zu erforschen, und Wunder, die nicht zu zählen sind.“ (Lutherbibel, 1984, Hiob 9:10) Er, Hiob, könne nur um Gottes Gnade flehen; aber was bringe es, sich um gute Taten zu bemühen? Gerechtigkeit auf Erden gebe es ja doch nicht. Hiob fragte sich, weshalb er all das Leiden ertragen müsse, wo er sich doch nichts zu Schulden habe kommen lassen. Doch sich schuldlos weiter zu verteidigen, würde Gottes Zorn nur vergrößern und so sehne er sich einfach nach dem Tod.

Aus dem Dialog zwischen Hiob, Elifas und Bildad kann man sehen, dass sich auch ein frommer Mensch wie Hiob angesichts von körperlichem und seelischem Leid Verständnis und Beistand von seinen Mitmenschen erhoffte. Ebenso hoffte er, dass Gott seine Gedanken und Gefühle verstand und ihm beistand.

Jetzt ging auch Zofar Hiob hart an. Hiobs Worte seien nichtssagend, sagte er. Hiob würde behaupten, dass er nichts falsch gemacht habe, jedoch würde er nicht über Gottes Wissen und Gottes Weisheit verfügen. Würde Hiob sein Herz Gott zuwenden und kein Unrecht in seinem Haus dulden, so würde Gott ihn erneut segnen.

Hiob wusste, dass er ein tadelloses Leben geführt hatte. Das hatte ihn dennoch nicht vor Schmerzen und Leid bewahrt. Sarkastisch hielt er seinen Freunden vor: „Ja, ihr seid die Leute, mit euch wird die Weisheit sterben!“ (Lutherbibel, 1984, Hiob 12:2) Würden seine Freunde sich alles, was Gott geschaffen hatte, nur ansehen, so könnten sie daraus lernen. So aber wäre es besser gewesen, sie hätten geschwiegen.

Hiob war überzeugt von seiner Rechtschaffenheit und flehte zu Gott, ihn anzuhören. Kurz und sorgenvoll sei das Leben des Menschen und so wünschte sich Hiob: „Ach, dass du mich im Totenreich verwahren und verbergen wolltest, bis dein Zorn sich legt, und mir ein Ziel setzen und dann an mich denken wolltest! Meinst du, ein toter Mensch wird wieder leben? Alle Tage meines Dienstes wollte ich harren, bis meine Ablösung kommt.“ (Lutherbibel, 1984, Hiob 14:13-14)

Erneut sprach Elifas. Er spottete über Hiob, dass es ihm an Weisheit mangele, und versuchte, ihm seine Ergebenheit zu Gott abzusprechen. Laut Elifas würde Gott sein Vertrauen weder in die Heiligen noch Himmlischen setzen, und schon gar nicht in den Menschen. Er kritisierte Hiob dafür, dass er von sich selbst eingenommen sei und seine Wohltaten nichts anderes als Bestechungen gewesen seien.

Hiob befand seine Freunde als ignorant und unfähig, Trost zu spenden. Er fragte: „Wollen die leeren Worte kein Ende haben?“ (Lutherbibel, 1984, Hiob 16:3) Allein in Gott sah er seinen einzigen verbliebenen Fürsprecher, der sein Leid verstehen und ihm Recht verschaffen könnte.

Das Streitgespräch verschärfte sich weiter und Zofar warf Hiob vor, seine Strafe für seine Gottlosigkeit zu erhalten. Dem hielt Hiob entgegen, dass nur allzu oft die schlechten Menschen ein langes Leben und Macht genießen, ihre Jahre in Wohlstand verbringen und zufrieden sterben würden. Die guten Menschen jedoch würden bis zu ihrem Tod leiden.

An diesem Punkt können wir sehen, dass Hiob kein schlechter Mensch war. Aber angesichts der unbegründeten Anschuldigungen beharrte er auf seiner Meinung und weigerte sich, in Betracht zu ziehen, Fehler gemacht zu haben.

Elifas eröffnete die dritte Runde der Debatte damit, dass er Hiobs gute Taten in Abrede stellte. Er beschuldigte ihn, ein böser Mensch zu sein, der sein Essen nicht mit den Armen teilte, Witwen und Waisen misshandelte und alles andere als ein schlichtes Leben führte.

Wer Hiob kannte, wusste, dass Elifas Anschuldigungen haltlos waren. Hiob war sich sicher, dass er Recht hatte, und sehnte sich danach, dies alles vor Gott darlegen zu können. Da wandte Bildad ein, dass niemand vor Gott rein sei.

Dem Betrachter ist klar, dass es Satan war, der Hiob die Leiden auferlegt hatte. Auch wenn Hiob selbst dies nicht wissen konnte, so war ihm doch bewusst, wessen Geistes die falschen Anschuldigungen gegen ihn waren. Was ihm angesichts seiner Situation nicht gelang, war, dem ruhig zu begegnen und darüber nachzudenken.

Doch in seiner Ergebenheit zu Gott blieb Hiob unerschütterlich. Er führte aus, dass Gottes Unermesslichkeit sich in allem widerspiegele wie dem Kosmos und der Erde, den Wolken, dem Meer und dem Wind, und doch würden sie nur einen winzigen Teil seiner Wege reflektieren. Die Menschen wüssten, wo in dieser Welt verschiedene Reichtümer wie Gold und Edelsteine zu finden seien, nicht jedoch, wo man Weisheit finde. Nur Gott kenne den Weg zu ihr. Hiob betonte: „Siehe, die Furcht des Herrn, das ist Weisheit, und meiden das Böse, das ist Einsicht.“ (Lutherbibel, 1984, Hiob 28:28)

Überzeugt von seiner Schuldlosigkeit bekräftigte Hiob: „… bis mein Ende kommt, will ich nicht weichen von meiner Unschuld.“ (Lutherbibel, 1984, Hiob 27:5)

Hiob erinnerte sich seiner glücklichen Tage und sehnte sich nach Gottes Obhut und Freundschaft, die einst mit ihm waren. Damals war er Retter der Armen und Notleidenden, das Auge der Blinden. Wenn er kam, verstummten die anderen und warteten auf seinen Rat. Nun hatte er allen Glanz verloren und selbst Jünglinge lachten über ihn. In seinem Schmerz und bemitleidenswerten Zustand war er dem Hohn und Spott der Menschen ausgesetzt.

Er appellierte an Gott, anhand seiner Taten über ihn zu richten. Zugleich fordert er seine Ankläger auf, seine angeblichen Missetaten zu benennen.

Seine drei Freunde hatten darauf nichts mehr zu erwidern. Der ebenfalls anwesende Elihu ergriff nun zum ersten Mal das Wort. Er habe zunächst geschwiegen, da er der Jüngste sei, sagte er. Und fügte hinzu: „Ich dachte: Lass das Alter reden, und die Menge der Jahre lass Weisheit beweisen.“ (Lutherbibel, 1984, Hiob 32:7) Aber nun könne er nicht mehr schweigen. Zornig sei er wegen Hiob, der sich in seiner Selbstgerechtigkeit für gerechter als Gott erachte. Aber noch zorniger sei er über die drei Freunde, die keine Antworten finden, Hiob dennoch verdammen und über Gott mutmaßen würden.

Elihus Worte hatten Gewicht. Zunächst hob er hervor, dass er genau wie Hiob von Gott erschaffen worden sei. Dann machte er klar, dass Hiob seine Stellung zu Gott nicht richtig behandelt habe. Gott sei Hiob keine Antwort schuldig und dennoch versuche Hiob, mit ihm zu argumentieren.

Gut zuhören sollten ihm die Weisen. Hiob habe sich geirrt, als er sagte, dass es dem Menschen nichts nutze, Gutes zu tun. „… er vergilt dem Menschen, wie er verdient hat, und trifft einen jeden nach seinem Tun. Ohne Zweifel, Gott tut niemals Unrecht, und der Allmächtige beugt das Recht nicht.“ (Lutherbibel, 1984, Hiob 34:11-12) Gottes Wirken sei unparteiisch, Hiob jedoch habe seine eigene Rechtschaffenheit überbetont. Er habe vorschnell gesprochen, ohne zu erkennen, dass es ihm an Wissen mangele und er bis zum Äußersten geprüft werden sollte.

Elihu verwies auf die Größe von Gottes Werk und seine Fähigkeit, die Natur zu beherrschen. Er erinnerte Hiob daran, auf die Wunder Gottes zu achten und sich wieder in das Bewusstsein zu rufen, dass Gottes großartige, Ehrfurcht gebietende Herrlichkeit das menschliche Verständnis übersteige. Gottes Liebe gelte allen Gerechten, doch jenen, die von ihrer Weisheit überzeugt und bar jeder Bescheidenheit seien, werde er mit Trübsal das Ohr öffnen.

Gott erhörte Hiobs Flehen. Da der Mensch nicht in der Lage ist, Gottes wahre Gestalt zu sehen, sprach er aus einem Wettersturm zu ihm.

Der Herr stellte Hiob eine Reihe von Fragen, die ihn erkennen ließen, wie klein der Mensch ist. „Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage mir's, wenn du so klug bist! Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer über sie die Richtschnur gezogen hat? Worauf sind ihre Pfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Gottessöhne?“ (Lutherbibel, 1984, Hiob 38:4-7)

In seinen Fragen sprach der Herr vom Meer und den Wolken, von der Morgenröte und den Toren der Finsternis, vom Licht und vom Dunkel. „Du weißt es ja, denn zu der Zeit wurdest du geboren, und deine Tage sind sehr viel!“ (Lutherbibel, 1984, Hiob 38:21) Weiter sprach er über Naturgewalten, Sterne im Himmel und Kreaturen auf der Erde.

Hiob gestand demütig ein: „Siehe, ich bin zu gering, was soll ich antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen.“ (Lutherbibel, 1984, Hiob 40:4) Er gab seinen Fehler und die Ignoranz seiner Worte zu: „Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche.“ (Lutherbibel, 1984, Hiob 42:5-6)

Dann ermahnte der Herr Elifas und seine beiden Freunde, denn sie hatten nicht recht über ihn gesprochen. Er forderte sie auf, Opfer darzubringen und Hiob um seine Fürbitte zu ersuchen. Hierauf stellte er Hiobs Segen wieder her und gab ihm das Doppelte von dem, was er früher besessen hatte. Von da an war Hiobs Leben noch mehr von Gott gesegnet. Er verfügte über mehr Reichtümer und bekam zahlreiche Kinder. Weitere 140 Jahre lebte er und sah die vierte Generation seiner Nachfahren.

Als er im hohen Alter und zufrieden im Sterben lag, schickte Gott ihm einen Boten: „Erlöse ihn, dass er nicht hinunterfahre zu den Toten; denn ich habe ein Lösegeld gefunden. Sein Fleisch blühe wieder wie in der Jugend, und er soll wieder jung werden.“ (Lutherbibel, 1984, Hiob 33:24-25)

Aus dem Buch Hiob können wir sehen, dass Gott barmherzig zu den Menschen ist, aber seine Barmherzigkeit nicht von menschlichen Emotionen oder Ansichten begrenzt ist. Auch wenn Menschen Gott verehren, sind sie nicht frei von Fehlern. Der Mensch irrt und die Sünden des Menschen können nur durch Leiden beglichen werden. Weiter lernen wir aus dem Buch Hiob, dass es noch mehr Gründe gibt, weshalb Menschen leiden. In Hiobs Fall gestattete Gott, dass ein tugendhafter Mensch Leid ertrug. Aber solange man aufrichtig bleibt und an Gott festhält – egal was auch passiert – wird man schließlich gesegnet sein.

Auch wenn man nicht an das Göttliche glaubt, wird man letztlich für seine Fehler und schlechte Taten geradestehen müssen. Die Gesetze des Universums entfalten ihre Wirkung, unabhängig davon, ob der Mensch daran glaubt.