In Polizeiuniform am friedlichen Appell vom „25. April“ teilgenommen

(Minghui.org) Es ist nun 26 Jahre her, seit Falun-Gong-Praktizierende am 25. April 1999 in Peking ihren historischen friedlichen Appell für Gerechtigkeit abhielten. In meiner Polizeiuniform nahm ich zusammen mit zehntausenden anderen Praktizierenden an diesem friedlichen Protest teil. Ich war Augenzeuge dessen, was sich in Zhongnanhai, dem Komplex der Zentralregierung, abspielte. Es war ganz anders, als es die KPCh-Propaganda darstellte, die Falun Gong (auch Falun Dafa genannt) damit verleumden wollte.

Ich begann 1994, Falun Gong zu praktizieren, als ich in der örtlichen Justiz arbeitete. Nachdem ich zu praktizieren angefangen hatte, verrichtete ich meine Arbeit fleißig und war viele Jahre in Folge der Beste in meiner Region. Der Meister verlangt von uns, so viel wie möglich zu lernen, und so schrieb ich mich an zwei Universitäten ein und besuchte Vorlesungen.

Ich hielt mich an die Maßstäbe des Dafa, an Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht. Daher nahm ich von niemandem Bestechungsgelder an. Ich half den Menschen, wann immer ich konnte. Außerdem machte ich Falun Gong bekannt, wann immer sich eine Gelegenheit bot. Mehr als ein Dutzend meiner Kollegen lasen die Falun-Gong-Bücher. Ich sprach sogar mit dem Polizeichef über diesen Übungsweg und nach der Arbeit oft mit Mitarbeitern anderer Regierungsbehörden.

Am Morgen des 24. April 1999 erzählte mir ein Praktizierender, dass eine Zeitschrift mit Sitz in Tianjin einen Artikel veröffentlicht habe, der Falun Gong verleumdete. Als Praktizierende in Tianjin zum Verlag gingen, um die Situation zu erklären, schickte die Staatssicherheit Tianjin Hunderte von Polizisten, einige davon bewaffnet, um 45 Falun-Gong-Praktizierende zu verprügeln und zu verhaften. Ich war nicht überrascht, als ich diese Nachricht hörte, da es in den letzten Jahren mehrere ähnliche Vorfälle gegeben hatte und wir selbst an unserem Übungsplatz ständig mit Störungen und Einmischungen zu kämpfen gehabt hatten.

Im Jahr 1996 verbot die Regierung die Veröffentlichung von Falun-Gong-Büchern. Dann veröffentlichte die Zeitung Guangming Daily einen Artikel, in dem Dafa verleumdet wurde. Später hörte ich, dass die Polizei heimlich gegen uns ermittelte. Dann übertrug der Sender Pekinger Rundfunk und Fernsehen ein Programm, das Dafa verleumdete. Dieses Mal verschärfte Peking seine repressiven Maßnahmen und verhaftete Praktizierende in Tianjin öffentlich.

Wir diskutierten untereinander und kamen zu dem Schluss, dass böswillige Menschen heimlich Unruhe stifteten, um den Kultivierungsweg zu sabotieren. Wie sonst hätte die Regierung einen so guten Kultivierungsweg verbieten können, der den Menschen half, ihre Gesundheit wiederzuerlangen, ihren moralischen Maßstab zu erhöhen und Harmonie in ihre Familien zu bringen. All das trug doch zur Aufrechterhaltung der sozialen Stabilität bei und sparte medizinische Behandlungskosten.

Daher beschlossen wir, den höchsten Ebenen der Regierung unser Verständnis von sowie unsere Erfahrungen mit Falun Gong zu vermitteln und nach Peking zu reisen. Wir glaubten, dass die Führungskräfte unseres Landes uns unterstützen würden, sobald sie die wahren Umstände kennen würden. 

In der gleichen Nacht stiegen wir in den Zug nach Peking. Um zu zeigen, dass wir aus allen Gesellschaftsschichten kamen, zog ich eine brandneue Polizeiuniform an. Der Zug war in dieser Nacht sehr voll, aber sehr ruhig. Wie viele Dafa-Jünger aus dem ganzen Land mochten wohl in diesem Zug gewesen sein?!

In Peking

Am nächsten Morgen stiegen wir am Bahnhof von Peking aus und nahmen einen Bus nach Zhongnanhai. Fast alle Fahrgäste in unserem Bus stiegen an derselben Haltestelle aus wie wir. Es waren Praktizierende aus dem ganzen Land, die gekommen waren, um für Falun Gong einzutreten. Auch auf dem Weg nach Zhongnanhai war es trotz der vielen Menschen ruhig.

Als wir ankamen, bemerkten wir, dass alle auf dem Bürgersteig gegenüber der roten Mauer von Zhongnanhai standen. Alle ließen sorgfältig etwa drei Meter Platz auf dem Bürgersteig, damit Passanten vorbeigehen konnten. Während wir nach einem Platz suchten, bemerkte ich mehrere Mitpraktizierende, die ebenfalls Polizei- oder Militäruniformen trugen. Wir nickten uns zur Begrüßung zu.

Nach einer Weile fanden wir einen Platz zum Stehen. Der Tag brach bereits an und ein paar Einheimische kamen vorbei. Ich hörte jemanden sagen: „Diese Leute reichen eine Petition für Falun Gong ein.“ Als er sah, dass Praktizierende ihre Arbeitsuniformen trugen, sagte eine andere Person: „Warum sind hier Polizisten, Soldaten und Richter?“ Eine weitere Person sagte: „So viele Menschen praktizieren Falun Gong, da haben sie natürlich alle möglichen Berufe.“

Praktizierende aus dem ganzen Land strömten weiterhin herbei. Vor dem Hintergrund des blauen Himmels, der weißen Wolken, der grünen Bäume und der roten Mauern in der Morgensonne bot die still protestierende Menge von Zehntausenden Dafa-Jüngern einen spektakulären Anblick.

Gegen 10 Uhr brach plötzlich Applaus aus der Menge in der Ferne aus. Zhu Rongji, der damalige Ministerpräsident des Staatsrats, kam zu uns. Ein paar Minuten später kamen zwei Praktizierende herbeigelaufen und fragten besorgt, ob jemand die Gesetze kenne, da der Ministerpräsident einige Vertreter gebeten habe, mit den Leitern der Staatsbehörde für Briefverkehr und Besuche zu sprechen. Da ich eine Polizeiuniform trug, hofften sie, dass ich gehen würde.

Ich zögerte. Ich war nur Polizist und ein Treffen mit den Führungskräften in Zhongnanhai war für mich in der Tat eine große psychische Herausforderung. Diese schwere Verantwortung zu übernehmen, setzte mich ziemlich unter Druck. Außerdem war ich nur mit dem Strafrecht vertraut und kannte mich mit anderen Gesetzen nicht aus.

Ich hatte Angst, die Petition zu vermasseln, und traute mich nicht zuzustimmen. So empfahl ich einen anderen Praktizierenden, der Richter war und hinter mir stand. Dieser Richter war Experte für wirtschaftliche Vertragsstreitigkeiten. Er war sich über die Gesetze zu Bürgerrechten nicht sicher und lehnte daher ebenfalls ab.

Die Zeit wurde knapp und die beiden Praktizierenden aus Peking zeigten sich sehr besorgt. Plötzlich erhielten sie einen Anruf, dass ein Praktizierender, der die einschlägigen Gesetze kannte, bereits mit mehreren anderen Praktizierenden Zhongnanhai betreten habe.

Kurz darauf trafen viele Polizeiautos ein. Polizisten stiegen aus, verteilten sich und stellten sich vor uns. Da wir weder Schilder trugen noch Parolen riefen, sondern nur still dastanden, standen die Polizisten einfach in Gruppen von drei oder fünf zusammen und unterhielten sich. Sie zeigten auch keine Feindseligkeit uns gegenüber. Die anfänglich angespannte Atmosphäre legte sich schnell.

Zu diesem Zeitpunkt bemerkten wir, dass von Zeit zu Zeit schwarze oder weiße Lieferwagen langsam vorbeifuhren. Praktizierende entdeckten, dass aus diesen Lieferwagen heraus Videokameras Filmaufnahmen machten.

Niemand wusste, was die Regierung tun würde, aber wir wussten, dass sie zu Verbrechen wie der Ermordung von Studenten auf dem Platz des Himmlischen Friedens fähig war. Als wir nervös wurden, sagte ein Praktizierender in unserer Nähe: „Die Polizei filmt uns, aber der Himmel wacht über uns.“ Nachdem er das gesagt hatte, hatten alle sofort aufrichtige Gedanken. Diejenigen in der ersten Reihe standen mit hoch erhobenem Kopf da.

Nach kurzer Zeit erhielt die Polizei den Befehl, uns zum Gehen aufzufordern. Wenn wir nicht gingen, würden wir die Konsequenzen tragen müssen.

Aber unsere Vertreter waren im Petitionsbüro des Staatsrates und sprachen mit den Führungskräften. Wir konnten nicht einfach gehen, daher bewegte sich niemand, obwohl die Polizei uns dazu aufforderte. Später hörte ich, dass das Staatliche Petitionsbüro mehrere Praktizierende des Falun-Gong-Forschungsvereins von Peking zu den Gesprächen eingeladen hatte. So gab es noch weitere Gründe, zu bleiben und auf die Ergebnisse zu warten.

Es wurde dunkel und es gab keine Neuigkeiten. Wir wussten nicht, ob die Angelegenheit geklärt werden konnte oder wie lange wir noch warten mussten. Ich fühlte mich ein wenig bedrückt.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Nachricht, dass Praktizierende zum Staatsbüro gegangen waren, um eine Petition einzureichen, in ganz Peking verbreitet. Gutherzige Pekinger drängten uns zu gehen. Sie sagten: „Die Partei ist rücksichtslos. Mit ihnen kann man nicht reden. Wenn es dunkel wird, könnten sie das Gebiet räumen. Das haben sie am 4. Juni 1989 auch gemacht.“

Als sie das sagten, sank mir das Herz und ich verspürte Angst. In unserer Organisation gab es Beamte, die am 4. Juni persönlich am Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens teilgenommen hatten. Sie hatten mir erzählt, dass die KPCh furchtbar sein kann, wenn es sein muss.

Aber als ich aufblickte, sah ich, dass andere Praktizierende immer noch standhaft waren. In diesem aufrichtigen Energiefeld legte sich meine Angst. Ich fasste einen neuen Entschluss: Da ich nun einmal hier war, würde ich mir keine Sorgen machen. Ich würde alles dem Willen des Himmels überlassen.

Ich hatte die ganze Nacht im Zug nicht geschlafen und nachdem ich den ganzen Tag herumgestanden hatte, war ich plötzlich erschöpft. Ich fand einen freien Platz zum Sitzen und schlief ein, ohne es zu merken. Mitpraktizierende weckten mich gegen 21 Uhr und sagten, die Versammlung sei beendet. Die Zuständigen hatten die Polizei in Tianjin angewiesen, die Falun-Gong-Praktizierenden freizulassen. Uns wurde jedoch mitgeteilt, dass unsere anderen Forderungen weiterer Diskussionen bedürften. Wir wurden aufgefordert, Zhongnanhai sofort zu verlassen. Die friedlichen Verhandlungen waren beendet. Daher kehrten wir alle über Nacht in unsere Heimatstädte zurück.

Nach meiner Rückkehr nach Hause wurde ich von der Polizei vorgeladen. Ich hatte keine Ahnung, woher sie wussten, dass ich in Peking gewesen war. Die Leiter meiner Einheit kritisierten mich und sagten, ich hätte kein politisches Gespür, weil ich in Polizeiuniform nach Peking gefahren sei, um für Falun Gong einzutreten. Doch als Mitglied der Judikative hatte ich die Verantwortung und Pflicht, den Menschen zu helfen, sich Gehör zu verschaffen, wenn sie ungerecht behandelt wurden. 

Es wurden keine Disziplinarmaßnahmen gegen mich ergriffen.