Der 25. April 1999 – ein legaler Appell und keine Belagerung

(Minghui.org) In der westlichen Gesellschaft ist „Appell“ ein Begriff, der nur selten verwendet wird. Die Bürger haben Möglichkeiten, ihre Meinung zu äußern, und es ist nicht ungewöhnlich, dass sich Tausende von Menschen zu einem Protest vor dem Hauptsitz des Präsidenten oder dem Hauptgebäude eines Landes versammeln.

Am 25. April 1999 versammelten sich auf der anderen Seite des Pazifischen Ozeans, in China, über 10.000 Praktizierende vor dem zentralen Petitionsbüro am Westeingang von Zhongnanhai, um für Falun Gong zu appellieren. Sie standen stundenlang ruhig auf dem Fußweg, ohne irgendeinen Fußgänger oder ein Fahrzeug zu blockieren. Es gab keine Schilder, niemand rief Slogans oder machte eine Szene. Polizisten unterhielten sich miteinander und die Angelegenheit wurde schließlich beigelegt. Dies wurde als „der größte, vernünftigste und perfekteste Appell in der chinesischen Geschichte“ bezeichnet. Einige internationale Medien meinten: „Die Vernunft, die beide Parteien beim Appell am 25. April in Zhongnanhai an den Tag legten, ist beispiellos in der chinesischen Geschichte.“

Doch heute haben viele Chinesen den Eindruck, dass Falun-Gong-Praktizierende damals versucht hätten, Zhongnanhai anzugreifen, und dass dies der Grund für die anschließende Entscheidung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) gewesen sei, die Gruppe zu unterdrücken. Und einige Personen im Westen, die der KPCh nahestehen, wiederholen die Darstellung des chinesischen Regimes, Falun-Gong-Praktizierende hätten die Regierung belagert.

Hier gilt es, Falschinformationen und Missverständnisse aufklären.

Alleinig Chinas Parteichef Jiang Zemin spricht von „Belagerung von Zhongnanhai“

1) Auch in China ist es erlaubt, Einspruch zu erheben, und zwar im Petitionsbüro. Das zentrale Petitionsbüro befindet sich am Westeingang von Zhongnanhai. Der Eingang zu Zhongnanhai befindet sich gegenüber vom Xinhuamen Tor in der Changan-Straße. Nur ist kein einziger Falun-Gong-Praktizierender während des Appells dorthin gegangen. Die Praktizierenden haben also Zhongnanhai gar nicht belagert.

2) Zwei Monate nach dem Vorfall vom 25. April veröffentlichten das zentrale Petitionsbüro, das staatliche Berufungsamt und das Amt für öffentliche Sicherheit in Peking Mitteilungen. In denen hieß es, die Appellanten hätten sich um Zhongnanhai „versammelt“. Sie sagten nicht, sie hätten Zhongnanhai „umzingelt“.

Am nächsten Tag, dem 27. April 1999, sagte der Direktor des Petitionsbüro für staatliche Angelegenheiten in einem Interview mit einem Journalisten von Xinhua News, dass sich Falun-Gong-Praktizierende in Peking „versammelt“ hätten. Er wies darauf hin, dass die Regierung niemals Aktivitäten unterbunden habe, die die Gesundheit verbessern würden. Er betonte: „Die Menschen dürfen eine andere Meinung haben.“ Das zeigt, dass der Aufruf vom 25. April rechtmäßig war.

Zwei Monate später, am 14. Juni, wurde außerdem zeitgleich in Zeitungen, Fernseh- und Radiosendern in China eine öffentliche Bekanntmachung des Petitionsbüro der Zentralverwaltung und des Amtes für staatliche Angelegenheiten veröffentlicht, in der es hieß, dass die Regierung niemals eine Praxis verboten habe.

Das deutet darauf hin, dass die Regierung zu diesem Zeitpunkt noch unschlüssig war, ob sie Falun Gong unter Druck setzen bzw. verfolgen sollte. Aus Informationen, die Jahre später ans Licht kamen, geht hervor, dass sechs von sieben Mitgliedern des Ständigen Komitees des Politbüros gegen die Unterdrückung von Falun Gong waren. Es war der damalige Vorsitzende der KPCh, Jiang Zemin, der in einem am 13. August 1999 in der People's Daily veröffentlichten Artikel behauptete, der Appell der Falun-Gong-Praktizierenden vom 25. April sei eine „Belagerung von Zhongnanhai“ gewesen.

Hat Falun Gong die KPCh herausgefordert oder hat Jiang Zemin seine Macht missbraucht?

Warum haben sich Falun-Gong-Praktizierende in der Nähe des politischen Zentrums der KPCh versammelt? Haben sie die Macht des Regimes herausgefordert? War dies der Hauptgrund, der das Regime dazu veranlasste, die Gruppe auslöschen zu wollen?

Im Dezember 1998 sendete der Fernsehsender von Shanghai Folgendes: „Heute früh versammelten sich fast 10.000 Falun-Gong-Anhänger in der Stadt im Sportzentrum von Shanghai, um für die Übungen zu werben. Der Begründer, Herr Li Hongzhi, lehrte Falun Gong zum ersten Mal öffentlich im Jahr 1992, und seither ist die Praxis unter den Menschen im Lande populär geworden. Die einzigartige Lehre von Falun Gong hat für frischen Wind gesorgt und bis heute haben sich Menschen in allen Teilen des Landes sowie in Hongkong, Macau und Taiwan spontan zu Gruppen zusammengeschlossen, um die Übungen gemeinsam zu praktizieren. Falun Gong hat sich auch in Europa, Amerika, Australien und Asien verbreitet. Ungefähr 100 Millionen Menschen auf der ganzen Welt praktizieren Falun Gong. Dies ist ein Bericht eines Journalisten unseres Senders.“

Falun Gong wurde erstmals 1992 öffentlich gelehrt. Herr Li Hongzhi hielt den ersten Einführungskurs in Changchun am 13. Mai 1992. Die Praxis basiert auf den Prinzipien Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht und umfasst fünf sanfte Übungen. Im Mai 1998 führte die oberste Sportbehörde des Landes eine gründliche Untersuchung von Falun Gong durch. Im September untersuchte ein kleines Team von medizinischen Experten 2.553 Praktizierende in Guangdong. Die Ergebnisse zeigen, dass Falun Gong zu 97,9 Prozent zur Verbesserung der Gesundheit beiträgt.

Unter den Praktizierenden waren pensionierte Militäroffiziere, hochrangige KPCh-Funktionäre, einfache Arbeiter, Universitätsdozenten und so weiter. Falun Gong verbreitete sich von Mund zu Mund und erhielt innerhalb kurzer Zeit gute Kritiken.

Falun Gong entstand in China nicht als Religion, sondern als eine Form von Qigong. Daher dachten viele hochrangige KPCh-Funktionäre, Qigong sei eine Form der Übung, die die körperliche Gesundheit verbessere, und machten sie eine große Sache daraus, indem sie es auf die Ebene der Ideologie hoben.

Jiang Zemin, Chinas damaliger Staatspräsident, dachte, dass Falun Gong aufgrund seiner wachsenden Popularität mit ihm um die Aufmerksamkeit des Volkes konkurrierte. Er fühlte sich als Kaiser und reagierte deshalb neidisch darauf. Bereits 1996 ermächtigte er die chinesische Staatssicherheit, auf die Aktivitäten der Falun-Gong-Praktizierenden zu achten. In den Jahren 1997 und 1998 kam es in allen Teilen des Landes zu Vorfällen, in denen Praktizierende ungerecht behandelt wurden. Im Jahr 1999 wurden mehrere Praktizierende in Tianjin verhaftet und die Veröffentlichung von Falun-Gong-Büchern verboten. In bestimmten Gegenden durften die Menschen nicht offen praktizieren. Um die Gefahr, dass die Praxis verboten würde, entgegenzuwirken, beschloss eine Gruppe von Praktizierenden, die von Falun Gong profitiert hatten, nach Peking zu gehen, um dort zu appellieren, in der Hoffnung, auf diesem Wege eine friedliche und sichere Kultivierungsumgebung erwirken zu können.

Obwohl der damalige Ministerpräsident Zhu Rongji während des Appells am 25. April ein freundschaftliches Treffen mit den Praktizierenden abhielt und die Praktizierenden danach in aller Ruhe abreisten, hob Jiang Zemin bald darauf die ausgehandelten Ergebnisse wieder auf. Er leitete bereits zwei Monate später, am 20. Juli 1999, eine große Verhaftungswelle ein. So begann die brutale Verfolgung von Falun Gong, die bis heute, 26 Jahre später, anhält.

Jiang Zemins falsche Anschuldigungen führten zu einem Zusammenbruch der moralischen Werte Chinas

Nach 1999 wurden Chinas Petitionssystem und Vorschriften verdreht.

Die KPCh nutzt ihr Petitionssystem, um Menschen, die ungerecht behandelt werden, einen letzten Funken Hoffnung zu geben. Was die Menschen jedoch erwartet, ist ein riesiges polizeiliches Netzwerk, das als „Fengqiao-Erfahrung“ bezeichnet wird (Mobilisierung der Massen, um die „Gewaltherrschaft über Klassenfeinde zu stärken“. Die KPCh nimmt routinemäßig bestimmte Gruppen oder Einzelpersonen ins Visier).

In den vergangenen 26 Jahren haben die chinesischen Bürger versucht, ihre Rechte auf dem von der KPCh vorgesehenen Weg der Appelle zu wahren. Es gibt alle möglichen Gründe, warum sie appellieren, beispielsweise bei Zwangsevakuierung, gegen gefälschte Impfstoffe, in Form von Klagen gegen korrupte Beamte, Anzeigen gegen tyrannisches Verhalten von Beamten und so weiter.

Aber was sind die Konsequenzen? Es ist bekannt, dass die KPCh eine große Anzahl von Leuten und Geld einsetzt, um Appelle abzufangen und die Appellanten dann ins Gefängnis oder in Arbeitslager zu deportieren oder sie einzusperren. Der Ausgangspunkt für den völligen Zusammenbruch des chinesischen Petitionssystems lässt sich bis zu Jiang Zemins falschen Anschuldigungen gegen den friedlichen Appell der Falun-Gong-Praktizierenden am 25. April 1999 zurückverfolgen.