(Minghui.org) Seit meiner Kindheit tue ich mich schwer mit Worten. Auch als Erwachsene fällt es mir schwer, Mimik und Körpersprache anderer zu deuten und mit ihnen zu interagieren. Seit ich vor dreißig Jahren in die Vereinigten Staaten gekommen bin, finden mein Leben und meine Arbeit in der Mainstream-Gesellschaft statt. Daher informiere ich hauptsächlich westliche Menschen über Falun Dafa.

Um die Tatsachen über Dafa und die Verfolgung zu verbreiten, habe ich bei Stadtratssitzungen gesprochen, Informationsstände bei Gemeindeveranstaltungen aufgebaut, Filme zum Thema Verfolgung gezeigt und noch viel öfter in kleinen Gruppen über die Fakten gesprochen.

Dafa hat mich verändert und mir den Mut und die Weisheit gegeben, auf die Gesellschaft zuzugehen und den Meister bei der Fa-Bestätigung zu unterstützen. Hier möchte ich nun einige der Erkenntnisse weitergeben, die ich in den vergangenen zwanzig Jahren gewonnen habe.

Ungeduld beseitigen

Ich stamme aus Festlandchina. Bevor ich mit der westlichen Gesellschaft in Kontakt kam, war mir nicht bewusst, wie sehr mich die Parteikultur der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) geprägt hatte. Ich dachte, dass alle Menschen auf der Welt so wie wir Festlandchinesen seien: laut, ungestüm und egozentrisch. Diese Probleme wurden mir erst durch die Hinweise meiner westlichen Freunde bewusst – sie machten mich auf höfliche und oft humorvolle Weise darauf aufmerksam.

Vor über zwanzig Jahren gab mir ein Kollege aus dem Westen einen Zettel in chinesischer Sprache, auf dem nur drei Zeichen standen: „Stop, schau hin, hör' zu!“ Er wollte mich daran erinnern, nicht so ungeduldig zu sein. Damals wurde ich bei Problemen leicht nervös und gereizt und verlor schnell die Beherrschung, wenn ich Angst hatte. Heute bin ich selten ängstlich. Nichts ist wichtig genug, um sich aufzuregen – und es hilft auch nicht. Es ist besser, Dinge in Ruhe anzugehen.

Ungeduld wegzukultivieren, ist ein langwieriger Prozess. Die Wurzel der Ungeduld ist die Angst: Angst, dass die Dinge nicht gut ausgehen; Angst, dass andere mir die Schuld geben; Angst, das Gesicht zu verlieren; Angst, benachteiligt zu werden. Um in Schwierigkeiten ruhig zu bleiben, muss man viele Anhaftungen loslassen. Wenn mir das gelingt, während ich mit anderen über Falun Dafa spreche, ist die Wirkung gut.

Zwei kurze Geschichten

Ich möchte zwei kurze Geschichten erzählen. Vor acht Jahren fuhr mich mein Mann zu einem Rotary Club, wo ich Falun Dafa vorstellen und auf die Verfolgung in China aufmerksam machen wollte. Auf dem Weg dorthin stritten wir uns über etwas Belangloses und ich stieg wütend aus dem Auto. Mein Mann fuhr weg.

Als ich eintrat, stellte ich fest, dass der Club klein war, nur zehn Personen waren anwesend. Alle waren freundlich und begrüßten mich herzlich. Das Treffen fand in einem altmodischen Restaurant statt, wo die Wände mit Wandgemälden geschmückt und die Tische ordentlich gedeckt waren. Alle hatten tadellose Manieren. Ich hatte plötzlich das Gefühl, in einer anderen Zeit und Welt zu sein und einer Gruppe von edlen Damen und Herren aus alten Zeiten gegenüberzustehen.

Als mein Mann kam, um mich abzuholen, sagte er erstaunt: „Wie kommt es, dass du so höflich bist? Bist du gar nicht mehr wütend?“ Ich seufzte und sagte, dass ich mit einer so gut erzogenen, intelligenten Gruppe von Menschen zusammengewesen sei und dass diese Menschen mich beeindruckt und beeinflusst hätten. Ja, wie könnte es sein, dass ich mit Ungeduld und Ärger über Dafa sprechen? Der Meister nutzte diese Situation, um mich daran zu erinnern.

Die zweite Geschichte ereignete sich vor einem Monat. Der Moderator sagte mir, dass ich dreißig Minuten Redezeit hätte und dass mehrere Leute vor mir dran wären. Ich war die letzte. Ich saß dort von 18 bis 20 Uhr, und da das Treffen um 20:30 Uhr enden würde, wusste ich, dass meine Redezeit immer knapper wurde. Immer wieder schaute ich auf die Uhr und wurde immer unruhiger, aber die Redner vor mir wollten einfach nicht aufhören. Schließlich war ich um 20.30 Uhr an der Reihe – alle sahen müde aus.

Aus irgendeinem Grund war meine Unruhe plötzlich beseitigt und ich ging mit einem Lächeln auf die Bühne. Dann sagte ich: „Ich dachte, Sie beenden das Treffen um 20:30 Uhr. Heimlich habe ich mich schon gefreut, dass ich ein kostenloses Abendessen bekomme und wieder gehen kann, ohne sprechen zu müssen.“ Das Publikum brach in Gelächter aus und niemand war mehr müde. Dann begann ich, über Falun Dafa und die Verfolgung zu sprechen. Der Abend verlief sehr gut. Ich glaube, es lag daran, dass ich meine Anhaftung an ein bestimmtes Ergebnis aufgelöst hatte und mich nicht mehr angespannt oder gehetzt fühlte. Dafa hatte mir Weisheit geschenkt.

Langfristige Planung – Zuverlässigkeit zeigen

Als die Verfolgung begann, dachten die Menschen sehr kurzfristig und waren nicht bereit, Pläne für einige Monate oder Jahre zu machen. Im Jahr 2002 beantragte ich eine Fotoausstellung in einer öffentlichen Bibliothek. Es war kostenlos – doch der früheste Termin für die eigentliche Ausstellung war erst sechs Monate später.

Einige Praktizierende sprachen sich dagegen aus, weil die Fa-Berichtigung vielleicht in sechs Monaten schon vorbei sein könnte. Und damit könnte die Ausstellung zu spät sein. Ich stellte trotzdem den Antrag, denn es war ja kostenlos. Warum sollte ich es nicht probieren? Wenn andere dann keine Zeit haben sollten, würde ich die Ausstellung selbst organisieren. Ein halbes Jahr später führten wir die Fotoausstellung wie geplant durch.

Es gibt viele großartige Möglichkeiten, Falun Dafa in der westlichen Gesellschaft zu verbreiten, aber sie müssen oft mehrere Monate im Voraus geplant werden. Die von anderen Gruppen organisierten Aktivitäten werden auch lange im Voraus geplant, Redner und Themen werden Monate im Voraus festgelegt. Wenn wir nur schnell handeln wollen, ohne langfristig zu planen, bleibt uns nur, kurzfristig Flyer vor der Tür zu verteilen. Wenn wir uns jedoch frühzeitig anmelden, können wir einen Stand betreiben, haben mehr Zeit zum Reden und können die Themen offen und selbstbewusst präsentieren, was viel effektiver ist.

Wenn man sich im Voraus für einen Vortrag vor einer Gruppe anmeldet, muss man Wort halten. Egal, wie beschäftigt man an diesem Tag ist, man muss hingehen. Wenn man wirklich nicht kommen kann, muss man den Veranstalter so schnell wie möglich darüber informieren, damit er jemand anderen einladen kann. Das zeigt Zuverlässigkeit, Verantwortung und Glaubwürdigkeit und öffnet vielleicht Türen für zukünftige Gelegenheiten.

Im Januar 2018 beschloss ich, nach New York zu ziehen, um meine beiden Kinder zu begleiten, die an der Northern Academy of the Arts in Middletown Musik studieren sollten. Nachdem ich diese Entscheidung getroffen hatte, plante ich, dass ein anderer Praktizierender mich bei einem Treffen eines Clubs in Südkalifornien im Februar vertreten würde. Dieser stimmte zu. Als ich der Kontaktperson des Clubs davon erzählte, überraschte mich seine Reaktion.

Er sagte, sie hätten zwei Sitzungen gebraucht, um zu entscheiden, ob ich an jenem Tag sprechen dürfe. Wenn jemand anderes mich ersetzen sollte, müssten sie seinen Lebenslauf prüfen und erneut zwei Treffen abhalten, um eine Entscheidung zu treffen. Sie hatten jedoch nur eine Sitzung pro Monat, sodass die Zeit nicht ausreiche, um die Änderung bis zum nächsten Monat vorzunehmen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ein Wechsel so kompliziert sein könnte. Am Ende buchte ich einen Flug und flog extra von New York ein, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Das zeigte mir den menschenfreundlichen Geist der westlichen Gesellschaft.

Solide Beziehungen aufbauen

Wer sich in der Gesellschaft etablieren will, muss eine solide Grundlage schaffen, sich Freunde machen und sich einen guten Ruf aufbauen.

Unsere Region nahm 2011 Kontakt mit lokalen Organisationen auf, um dort für Shen Yun zu werben. Eine Gruppe Praktizierender knüpfte Kontakte und nahm gute Redner mit, sobald ein Termin zustande kam.

Eine Praktizierende kontaktierte einen sehr kleinen Rotary Club und bat mich, dort zu sprechen. Da sie den Club für zu klein hielt, begleitete sie mich nicht. Als ich ankam, war man dort überrascht und sagte, man habe mich nicht eingeladen. Die Situation war etwas peinlich. Ich erklärte, dass ich eine Freundin der Ansprechpartnerin sei und sie kurzfristig verhindert sei – deshalb sei ich gekommen.

In der westlichen Gesellschaft respektiert man individuelle Verpflichtungen. Wenn jemand als Sprecher vorgesehen ist, sollte er nicht leichtfertig ausgetauscht werden. Es ist genauso, wie wenn man zu einem privaten Besuch eingeladen wird und kurzfristig nicht selbst erscheint, sondern jemand anderen schickt – der Gastgeber wäre dann sicherlich verärgert.

Stellen Sie sich vor, der US-Außenminister würde über die Beziehungen zwischen den USA und China sprechen. Viele Menschen wären bereit, 500 Dollar zu zahlen, um ihn zu hören. Wenn aber ein unbekannter Redner dasselbe Thema vorträgt, würde niemand dafür zahlen oder überhaupt kommen wollen.

In der Parteikultur der KPCh werden die Menschen wie unbedeutende Individuen behandelt, die leicht ersetzt werden können. Dieses Denken überträgt sich leicht auf Projekte von Falun-Dafa-Praktizierenden, wobei die einzigartigen Verbindungen, Eigenschaften, langjährigen Beziehungen und Freundschaften jedes Praktizierenden ignoriert werden. Wenn man die Stärken der Praktizierenden nicht sinnvoll nutzt und stattdessen wahllos koordiniert, führt das zu doppeltem Aufwand mit halbem Ergebnis.

Ich habe langfristige, stabile Beziehungen zu bestimmten Organisationen aufgebaut. Sie laden uns regelmäßig ein, fördern unsere Sache und bieten verschiedene Formen der Unterstützung an. Wir alle haben Kollegen, Nachbarn und Freunde und ich nehme immer an ihren Veranstaltungen teil. Wo immer ich hingehe, ergibt sich eine Gelegenheit, über Falun Dafa zu sprechen oder den Grundstein für zukünftige Gespräche zu legen.

Als meine Kinder noch zur Grundschule gingen, lernte ich eine pensionierte Lehrerin ihrer Schule kennen. Sie und ihr Mann freundeten sich mit meinen Kindern an und luden uns jedes Jahr zu ihren Familienfesten ein. Ich ging jedes Mal hin. Meine Kinder tanzten und musizierten dort und ich erzählte ihnen Geschichten aus der traditionellen chinesischen Kultur.

Einmal lud mich das Ehepaar speziell zum Essen ein, nur um mehr über Falun Dafa zu erfahren. Über dieses Treffen lernte ich auch andere Bekannte kennen, die mich danach einluden, um bei ihren Organisationen über Dafa zu sprechen. Dieser Kreis von Lehrern wurde zu langfristigen Unterstützern.

Gutes fördern und mit Weisheit sprechen

Wenn wir mit den Menschen über Falun Dafa sprechen wollen, dürfen wir nicht wählerisch sein, mit wem wir sprechen. Wir haben es oft mit Menschen zu tun, die anders sind als wir. Egal, wie unterschiedlich die Meinungen sind: Wir dürfen sie nicht provozieren, sonst werden sie Falun Dafa und die Verfolgung nicht verstehen.

Einmal unterhielt ich mich mit einem Arzt über die Waffenkontrolle in den USA. Er fand, dass Waffen vollständig verboten werden sollten. Er drängte mich dazu, meine Meinung zu sagen. Und so sagte ich: „Ein völliges Waffenverbot bringt auch Probleme mit sich. Unsere Familie fährt gern in Nationalparks zum Campen. In den abgelegenen Gegenden müssen wir tanken, essen und übernachten. Manche Motels haben Schilder, dass sie Waffen zur Selbstverteidigung haben – diese Motels liegen manchmal eine Autostunde von der nächsten Polizeistation entfernt. Ohne Waffe, wie soll man sich da schützen? Wenn sie schließen, haben Reisende nicht einmal mehr einen Ort zum Tanken.“ Der Arzt verstand sofort: „Sie haben recht! Man muss die Dinge wirklich aus verschiedenen Perspektiven betrachten!“

Manche Fragen lassen sich nur schwer beantworten. Manchmal kritisiert ein Gesprächspartner ständig die republikanische Politik, etwa beim Thema Abtreibung oder der Einstellung von Geldern für linke Universitäten. Ich will nicht lügen oder mich auf einen Streit einlassen, also sage ich: „Die meisten politischen Maßnahmen sind gut gemeint. Aber es ist schwierig für Politiker, den Überblick zu behalten. Gute Absichten führen nicht immer zu guten Ergebnissen. Deshalb müssen wir uns verschiedene Sichtweisen anhören und verschiedene Wege ausprobieren. Das ist das Schöne an der Demokratie. Es ist wichtig, dass Sie sich für aktuelle Themen interessieren.“ Solche Antworten kommen gut an, auch bei Andersdenkenden. Sie respektieren uns und betrachten uns als Freunde.

Jede Frage kann eine andere Antwort erfordern. Ich beobachte ihre Reaktionen und überlege dann, wie ich zukünftig besser antworten kann. Eine sehr häufig gestellte Frage ist: „Sie kritisieren die KP Chinas so sehr. Haben Sie keine Angst, dass Sie aufgespürt und verfolgt werden?“ Diese Frage ist schwer. Sage ich, dass ich Angst habe, wird auch mein Gesprächspartner Angst bekommen und vielleicht nicht mehr zuhören. Sage ich, dass ich keine Angst habe, leugne ich die grenzüberschreitende Unterdrückung, über die wir sprechen.

Ich habe viel darüber nachgedacht, wie ich in solchen Fällen antworten sollte, und sage nun: „Natürlich habe ich Angst. Ich habe ein ganzes Jahr lang gezögert, bevor ich mich entschlossen habe zu sprechen. Aber jetzt, wo ich diesen Schritt getan habe, gibt es kein Zurück mehr. Deshalb kann ich auch gleich mehr tun. Freiheit hat ihren Preis und ist mit Risiko verbunden – aber ich fühle mich jetzt viel besser als vor zwanzig Jahren. Viele Menschen sprechen heute offen über diese Themen. Und wenn wir die Last gemeinsam tragen, wird der Druck für jeden Einzelnen geringer. Ich sehe mich nicht als Whistleblower. Ich möchte diejenige sein, die die Trillerpfeifen verteilt. Heute haben Sie viel über Falun Dafa erfahren – erzählen Sie es Ihrer Familie und Ihren Freunden weiter. Dann wird jeder zum Whistleblower. Das ist die beste Unterstützung, die Sie mir geben können.“

Wenn die Leute das hören, applaudieren sie. Es weckt ihre Güte und ermutigt sie, sich für Falun Dafa einzusetzen – genau darum geht es.

Ein weiterer Punkt, der mich lange beschäftigt hat, war: Viele Gruppen bevorzugen bekannte Redner, erfolgreiche Persönlichkeiten oder Leiter namhafter Organisationen. Ich habe nichts davon, ich bin keine Professorin, nicht berühmt, keine Managerin und habe noch nicht mal ein Team koordiniert.

Der Meister hat mir durch das Feedback der Menschen einen Weg gezeigt, doch erst nach längerer Zeit habe ich es ganz verstanden.

Vor vier Jahren organisierte eine Praktizierende aus einem anderen Bundesstaat für mich einen Vortrag bei einer größeren lokalen Organisation. Der Vorsitzende dieser Organisation erzählte mir später, dass einige Vorstandsmitglieder nicht verstanden hätten, warum sie keinen Universitätsprofessor eingeladen hätten wie sonst üblich. Daraufhin sagte er: „Ich habe schon viele Universitätsprofessoren gehört – diesmal möchte ich jemanden hören, der im kommunistischen China gelebt hat.“

Vergangenen Monat sagte mir der Leiter eines Clubs, ihre Redner seien normalerweise Kongressabgeordnete oder renommierte Professoren. Die implizierte Botschaft war, ich sei nicht qualifiziert genug. Früher hätte ich einfach aufgegeben, doch an diesem Tag fiel mir endlich die richtige Reaktion dazu ein. Ich sagte: „Sie haben schon so viele Experten gehört – manchmal ist es auch gut zu erfahren, was einfache Menschen denken.“ Er antwortete sofort: „Stimmt. Sie haben recht." Eine Woche später erhielt ich eine Einladung.