Was hindert uns daran, nach innen zu schauen? – Teil II

(Minghui.org)

Fortsetzung von Teil I: http://de.minghui.org/html/articles/2016/10/29/123394.html

Nach innen zu schauen, ist nicht nur ein Lippenbekenntnis

Ich ermahnte mich, bei Konflikten nach innen zu schauen. Dann erkannte ich, dass ich immer im Außen schauen will – auf das bestimmte Problem, auf die verschiedenen Dinge in der Gesellschaft der gewöhnlichen Menschen und auf andere Menschen. Und selbst wenn ich mich richtig anstrengte, auf mich selbst zu schauen, gab es in mir eine Kraft, die meinen Blick wieder nach außen lenkte. Dieses Phänomen bemerkte ich nur nach sehr gewissenhafter Introspektion.

Nachdem ich das mehrmals erlebt hatte, merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Ich fragte mich: „Woher kommt diese Kraft? Welche Substanz hat sie? Es arbeitet gegen meine aufrichtigen Gedanken, also kann es nicht von mir selbst kommen.“

Als ich tiefer darüber nachdachte, erkannte ich, dass das Schauen im Außen eine sehr starke Anschauung ist, die in den Drei-Weltkreisen existiert. Es hat also Substanz; ihretwegen konnte ich also nicht so leicht nach innen schauen.

Wie lange gab es diese Anschauung schon? Wahrscheinlich schon Dutzende Jahre, mehrere hundert Jahre oder Zehntausende Jahre. Als ich ihre Existenz erkannte, versuchte ich, sie mit starken aufrichtigen Gedanken umzukehren. Anfangs war es sehr schwierig. Ich sagte mir immer wieder: „Schau nach innen, schau nach innen …“ Aber die Anschauung, nach „außen zu schauen“, lenkte mich immer noch, auch wenn ich wusste, dass man all die versteckten Eigensinne nur durch das Nach-innen-Schauen entdecken konnte. Ich musste sie herumdrehen!

Ich stärkte weiterhin meine aufrichtigen Gedanken. Ungefähr eine Woche später änderte sie sich schließlich. Wenn ich nun meine Gedanken überprüfen möchte, konzentriere ich mich auf meine Gedanken; wenn ich mein Verhalten überprüfen möchte, konzentriere ich mich auf mein Verhalten. Jetzt bin ich in der Lage, meine Gedanken verlässlich nach innen zu lenken.

Warum sagen manche Praktizierende, dass sie „nach innen schauen“ und suchen dann trotzdem im Außen? Hierfür gibt es einen Grund. Nach innen zu schauen, ist nicht einfach nur eine zu wiederholende Phrase oder eine einmalige Anstrengung.

Wirklich im eigenen Herzen suchen

Als ich wirklich in der Lage war, nach innen zu schauen, fand ich alle Arten von Eigensinnen: Manche waren leicht zu finden, während andere sehr gerissen waren. Zu den einfach zu findenden gehörten der Groll, das Wetteifern und die Angst. Sobald sie an die Oberfläche kommen, können die Menschen sie sehen.

Um die Gerissenheit aufzudecken, braucht es mehr Anstrengung. Sie versteckt sich tiefer oder gibt sich als anderen Eigensinn aus. Die schlimmsten Eigensinne können sogar andere Eigensinne kontrollieren und stören uns bei unseren Bemühungen, nach innen zu schauen.

Wenn ich manchmal einen Eigensinn an der Oberfläche fand, sah ich, dass sich ein anderer dahinter befand. Wenn ich weitersuchte, fand ich einen weiteren Eigensinn hinter diesem. Ich musste immer nur weitersuchen, bis ich die wahre Quelle dieses Eigensinns fand.

Wenn sich zum Beispiel zwei Menschen streiten, ist es einfach, dahinter den Kampfgeist zu sehen. Danach erkennt man vielleicht, dass sich dahinter der Neid versteckt. Wenn man noch tiefer schaut, kann man erkennen, dass es der Eigensinn an den persönlichen Vorteilen ist, der den Neid kontrolliert. Was steckt hinter dem Eigensinn an persönlichen Vorteilen? Wenn ich weiter nach innen schaue, spüre ich, dass ich immer tiefer in noch mikroskopischeren Ebenen nach diesen Eigensinnen suche.

Manchmal wissen die Eigensinne, dass ich nach ihnen suche, also sorgen sie dafür, dass ich mich unwohl oder ärgerlich fühle. Damit erzeugen sie das Gefühl bei mir, dass ich den Gedanken, nach innen zu schauen, am liebsten aufgeben würde. Sie lassen mich glauben, dass ich nicht einmal mehr die Worte „nach innen schauen“ hören will. Sie lassen andere Gedanken mich stören und lenken mein Hauptbewusstsein ab, um andere Dinge zu tun. Sie wollen einfach nicht, dass ich sie finde. In diesen Momenten muss ich sicherstellen, dass mein Hauptbewusstsein fest entschlossen ist, die Eigensinne zu beseitigen.

Manche Eigensinne sind schwach und ich kann sie mit einem einzigen Gedanken beseitigen, aber manche sind sehr stark. Ich kann spüren, dass sie immer noch da sind, auch wenn ich einen ganzen Tag versucht habe, sie zu beseitigen. Doch egal wie schwierig es ist, ich gebe nicht auf.

Manche Praktizierende achten nicht mehr darauf, wenn der Eigensinn nicht sofort beseitigt ist. Das ist dasselbe, wie seine weitere Existenz zu akzeptieren. Dann versteckt er sich in einem mikroskopischen Raum, nachdem er den Praktizierenden gestört hat. Er verfolgt dann auch die Lebewesen in diesem Raum. Wenn ein Praktizierender von dem Eigensinn kontrolliert wird und dann etwas tut, das nicht dem Maßstab eines Falun Dafa-Praktizierenden entspricht oder wenn er Gedanken hat, die nicht dem Fa entsprechen, werden die alten Mächte dies als Vorwand nutzen, um den Praktizierenden zu verfolgen.

Ich habe auch erkannt, dass ein Praktizierender ein solides Fundament in der Kultivierung haben muss, um diese ablenkenden Gedanken einfangen zu können. Manche Gedanken sind schnell wie ein Blitz und man kann sehr leicht glauben, dass sie von einem selbst stammen. Deshalb müssen wir jeden Gedanken und jede Tat am Fa messen.

Der Meister sagte:

„Das Verhalten eines Menschen wird von Gedanken gesteuert.“ (Li Hongzhi, Im Fa verschmelzen, 03.08.1998, in: Essentielles für weitere Fortschritte I)

Einmal verließ ich als Letzter das Büro. Ich packte meine Sachen und wollte zur Tür gehen. Da erschien ein Gedanke: „Schau auf den Schreibtisch deines Kollegen!“ Als mein Hauptbewusstsein diesen Gedanken wahrnahm, konnte ich bemerken, dass ich schon die Richtung eingeschlagen hatte. Ich wurde wach und stoppte mich im Gehen. Ich war mir sicher, dass ich eine Minute vorher noch nicht den Gedanken gehabt hatte, auf den Schreibtisch meines Kollegen zu schauen.

Wo kam dieser Gedanke her? Der Gedanke kam wie ein Blitz, täuschte mein Hauptbewusstsein und kontrollierte meinen Körper. Es schüttelte mich, als ich an all die Gedanken meiner Vergangenheit dachte. Wie viele davon waren wirklich meine eigenen Gedanken gewesen?! Wenn man die Quelle seiner eigenen Gedanken nicht von den anderen unterscheiden kann, dann kann jeder Gedanke von außen einen kontrollieren und einen stören. Es können Anschauungen, Eigensinne, Lebewesen in anderen Räumen oder die alten Mächte sein.

Der Meister sagt im Zhuan Falun:

„Das Gehirn eines alltäglichen Menschen zu steuern, ist einfach zu leicht.“ (Li Hongzhi, Zhuan Falun 2012, S. 184)

Wenn Praktizierende ihre eigenen Gedanken und Taten nicht nach dem Maßstab des Fa kontrollieren können, wie viel von ihrem Verhalten basiert dann auf ihrem Hauptbewusstsein? Folgen sie mit ihren Taten dann dem Fa oder den alten Mächten?!

Das ist wirklich beängstigend! Wie viele Praktizierende sind tatsächlich Meister ihrer eigenen Gedanken und ihres Verhaltens?!

Wenn ich mich manchmal nicht von meinen Eigensinnen unterscheiden kann, ermahne ich mich, aus dem bestimmten Problem, aus den Eigensinnen, Begierden und Anschauungen herauszutreten. Ich gebe mich als Beobachter aus. In dem Moment, in dem ich das tue, wird mein Hauptbewusstsein normalerweise wach und dann kann ich dem Problem mit einem ruhigen Herzen begegnen. Diese Methode funktioniert sehr gut bei mir. Wenn ich mein wahres Selbst von Anschauungen und Eigensinnen distanzieren kann, dann kann ich sie beseitigen. Sie können sich dann nirgends verstecken oder mich täuschen.

Das Fa als Maßstab nehmen

Der Meister sagte:

„In Wirklichkeit, ganz gleich, ob du im Inland, im Ausland oder sonst wo bist, die Kultivierung von jedem Dafa-Jünger ist anders. Ich habe gesagt, dass es kein Vorbild, keine Vorlage gibt, ihr könnt nur sehen, was andere unter der Wirkung der aufrichtigen Gedanken getan haben und euch davon inspirieren lassen. Wenn du denkst, dass du es so machen könntest, wie die anderen es machen; wenn du einfach blind übernimmst, was die anderen gemacht haben, dann liegst du falsch. Jeder geht seinen eigenen Weg, jeder sammelt seine aufrechten Erkenntnisse im Dafa, die in Zukunft sein eigenes Fa bilden.“ (Li Hongzhi, Die Fa-Erklärung auf der internationalen Fa-Konferenz in der Hauptstadt der USA 2012, Washington, 14.07.2012)

Während der Jahre meiner Kultivierung sah ich immer wieder Praktizierende, die es sehr gut machten. Dann wollte ich von ihnen lernen und ihre Methoden kopieren oder ihr Verständnis oder Verhalten nachahmen. Ich sehe, dass manche Praktizierende einen ähnlichen Impuls haben.

Zum Beispiel sagen sie Dinge wie: „Wir können es so und so machen, denn der Praktizierende, der den schönen Erfahrungsbericht schrieb, hat es so gemacht.“ Oder sie sagen: „Der und die kultivieren sich gut, wir sollten ihnen folgen“, oder „Bei diesem Praktizierenden ist das Himmelsauge geöffnet. Er hat es gesehen. Wir können ihm folgen …“ und so weiter.

In Wirklichkeit wusste ich, dass ich nicht einfach das tun sollte, was andere taten und das ich das Fa als Richtlinie für alles verwenden musste. Das traf auch auf das zu, was andere Leute sagten oder taten. Warum denke ich dann immer noch so? Woher kommt dieser Gedanke, immer andere kopieren zu wollen?

Eines Tages fragte ich mich: „Dieser Gedanke weicht vom Fa ab. Wo kommt er her?“ Es war schwer, nur durch das Verhalten allein die Wurzel zu erkennen. Dann änderte ich meine Perspektive: „Gewöhnliche Menschen ahmen gerne andere nach. Wenn sie jemanden schön gekleidet sehen, dann wollen sie das auch tragen. Wenn eine Schülerin gut lernt, sollen alle anderen Schüler ihrem Beispiel folgen. Wenn eine Firma ein gutes System hat, wird jeder ermutigt, das zu kopieren.“

Das heißt also, andere zu kopieren, ist für gewöhnliche Menschen eine natürliche Sache – so natürlich, dass es zu einer Anschauung geworden ist.

Wenn diese Anschauung in die Kultivierung übertragen wird, heißt das, Praktizierende kopieren sich gegenseitig, ohne auf die spezifische Situation, Umgebung oder den Kultivierungszustand zu achten. Dann vergessen wir, dass es sich hier um Kultivierung handelt und nicht um die gewöhnliche Gesellschaft.

Die gewöhnlichen Menschen befinden sich alle auf einer Ebene. Wenn sie voneinander lernen, dann befindet sich das alles auf einer Ebene. Aber Falun Dafa-Praktizierende befinden sich alle auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedlichen Kultivierungszuständen. Wenn du jemanden kopierst, dann imitierst du sein Verhalten in der menschlichen Welt. Du weißt nicht, welcher Eigensinn, welche aufrichtigen Gedanken oder welches Verständnis vom Fa ihn zu diesem Verhalten veranlasst haben.

Mein Verständnis ist, dass Dafa-Jünger das Fa zur Führung ihrer Gedanken und Taten benutzen sollten und ebenso, um zu beurteilen, was man gesehen, gehört und gespürt hat.

(Fortsetzung folgt)