Han Aiwen fordert Gerechtigkeit für ihre lange Haftdauer und das Leiden ihres Sohns

(Minghui.org) Als die Polzisten schon ganz nahe waren, flüsterte der 8-jährige Junge seiner Mutter ins Ohr: „Hab keine Angst, Mama!“

Das war im September 2001.

Polzisten wollten damals Han Aiwen - die Mutter - in ein Arbeitslager bringen. Um ihnen zu entkommen, sprang sie aus einem Fenster des zweiten Stocks.

Die 50-jährige Falun Gong-Praktizierende hatte sich auch sieben Monate später noch kaum von den Verletzungen erholt, als man sie erneut verhaftete und in ein Arbeitslager brachte.

Ihr Sohn, der damals gerade in die zweite Klasse ging litt an diesem Tag unter Fieber. Er sah seine Mutter erst zweieinhalb Jahre später wieder.

Als seine Mutter im Februar 2003 nach Hause zurückkehrte, verhaftete man sie gleich wieder und sperrte sie erneut für 18 Monate in ein Arbeitslager.

Als Han 2007 wieder einmal entlassen wurde, war ihr Sohn 14 Jahre alt. Er war in der Schule wegen seiner Mutter schlimm gemobbt worden und hatte sich zu einem rebellischen Teenager verändert.

Er schaffte die Eingangsprüfung zur Oberstufe nicht. Nun steht er ohne Abschluss und ohne Job da. Han macht nun den früheren Parteichef Jiang Zemin für ihren langen Haftaufenthalt und für die zerstörte Kindheit ihres Sohnes verantwortlich.

Sie erstatte im Mai 2015 Strafanzeige gegen Jiang, weil er die Verfolgung von Falun Gong angeordnet hatte. Die Verfolgung hatte ihr und ihrer Familie unsagbares Leiden beschert.

Han wird drei Monate vor dem Beginn der Verfolgung zur Zielscheibe

Han begann 1996, Falun Gong zu praktizieren. Zu dieser Zeit war die Praktik sehr populär und wurde an ihrem Arbeitsplatz gefördert. Sie versichert, dass sie durch Falun Gong gesünder und zu einem besseren Menschen geworden war.

„Viele meiner Krankheiten verschwanden. Ich schloss Frieden mit meiner Schwiegermutter. Ich kaufte Geburtstagskekse für meine angeheirateten Verwandten, mit denen ich schon Jahre keinen Kontakt mehr hatte.“ Hans Glück war jedoch nicht von langer Dauer.

Im April 1999 verhaftete die Polizei in Tianjin Dutzende von Falun Gong-Praktizierenden. Han fuhr wie viele andere Praktizierende nach Peking, um dort für ihre Rechte zu appellieren. Daraufhin wurde sie zur Zielscheibe der Behörden und man überwachte sie ständig. (Hintergrundinformationen hierzu: http://de.minghui.org/cc/86/)

Drei Monate später verbot die Regierung Falun Gong offiziell. Han musste seitdem 14 Stunden täglich arbeiten, auch wenn andere schon längst nach Hause gegangen waren. Ihr Vorgesetzter ließ sich alle möglichen Ausreden einfallen, um sie am Arbeitsplatz festzuhalten. Er wollte sie davon abhalten, nach Peking zu gehen, um dort zu appellieren.

Han schaffte es im Oktober, nach Peking zu fahren. Sie wurde jedoch gleich wieder verhaftet, zu ihrem Heimatort zurück gebracht und 10 Tage im Untersuchungsgefängnis Zhoucheng festgehalten.

Flucht, um weiterer Folter zu entgehen

Polizisten verhafteten Han am 10. September 2001 wieder und brachten sie in das Untersuchungsgefängnis Jining, wo sie Zwangsarbeit verrichten musste. Sie ging in den Hungerstreik, um gegen die Misshandlungen zu protestieren. Häftlinge führten daraufhin eine Zwangsernährung bei ihr durch, obwohl sie dazu nie eine medizinische Ausbildung erhalten hatten.

„Einmal führten sie den Schlauch in meine Luftröhre. Wenn ich es nicht geschafft hätte, mich davon zu befreien, wäre ich wohl gestorben“, erklärte sie.

Als die Polizei sie in das 1. Frauengefängnis in Shandong bringen wollte, sprang sie aus einem Fenster des zweiten Stocks und verletzte sich dabei ihren Rücken und ihren Fuß. Man brachte sie in ein Krankenhaus und ließ sie erst frei, nach dem die Polizei 2.000 Yuan (ca. 270 €) [1] von ihrer Familie erpresst hatte.

„Mein Sohn hielt mir oft den Nacken und sagte mir, wir sehr er mich zu jener Zeit um sich gehabt hätte“, sagte Han. Die Polizei brachte sie jedoch wieder ins Gefängnis und ließ sie erst im Februar 2003, acht Monate später frei.

Folter und Missbrauch im Arbeitslager

2006 verhaftete man Han erneut. Sie hatte Schilder mit der Aufschrift „Falun Dafa ist gut“ aufgehängt. Sie erhielt 18 Monate Arbeitslager und brachte sie in das 1. Frauenarbeitslager in Shandong.

Die ersten drei Monate ihrer Haftzeit sperrte man Han in einen Einzelraum, wo sie rund um die Uhr, sieben Tage die Woche von den Häftlingen überwacht wurde. Sie durfte ansonsten mit niemandem Kontakt aufnehmen.

In diesem Raum wurde sie täglich geschlagen und verbal angegriffen. „Wenn ich mich weigerte, anzuerkennen, dass ich ein Häftling bin, verbot man mir, die Toilette zu benutzen, zu schlafen, mich zu waschen, und so weiter. Wenn ich mich weigerte, die Gefängnisuniform anzuziehen, warf man mich auf den Boden, zog mir die Kleidung aus und ließ mir nur die Gefängnisuniform“, sagte sie. „Mir wurde nicht einmal gestattet, wie ein Mensch zu leben.“ Nach drei Monaten Haft hatte ich fast vergessen, wie man spricht.“

Man bombardierte sie 18 Stunden am Tag mit Hasspropaganda, die Falun Gong und dessen Gründer diffamierte.

Als sie sich weigerte, Falun Gong aufzugeben, folterte man sie. Han musste für eine lange Zeit hocken oder auf einen kleinen Stuhl sitzen. Man entzog ihr den Schlaf und verbot es ihr, sich zu waschen oder zu duschen.

Als man sie später in eine normale Zelle brachte, musste sie Zwangsarbeit verrichten: „Wir standen um 5:00 Uhr morgens auf und gingen gegen 23:00 Uhr ins Bett. Abgesehen von den drei Mahlzeiten (für jede hatten wir nur eine halbe Stunde Zeit) arbeiteten wir durchgehend.“

Han bekam eine Hautirritation und Husten von der Arbeit. Sie vermutet, dass die Materialien, aus denen sie Stofftiere herstellte, giftig waren und ihre Beschwerden da herrührten.

Han wurde im November 2007 freigelassen. Jedoch erlaubte man ihr erst ab 2009 wieder, ihre frühere Arbeit aufzunehmen. Ihre Familie war mittellos.

Die ganze Familie leidet

Als die Verfolg begann, war Hans Sohn gerade einmal fünf Jahre alt. „Zwei Tage bevor er acht wurde, brachte man mich in ein Untersuchungsgefängnis“, erinnert sich Han.

Sie sprach über die schwierige Kindheit ihres Sohnes. „Weil man mich wegen des Praktizierens von Falun Gong eingesperrt hatte, wurde er die ganze Zeit von Lehrern und Schülern verspottet. Er wuchs in ständiger Angst und Sorge auf.“

Hans Sohn ist heute 22 Jahre alt. Sie macht sich um seine Zukunft Sorgen. „Aufgrund der Verfolgung konnte ich mich kaum um ihn kümmern. Er hat sich viele schlechte Angewohnheiten angeeignet. Er konnte nicht einmal auf die Obersstufe gehen und hat nun keine Arbeit.

Hans Ehemann fühlte sich so hoffnungslos, dass er zu rauchen und trinken anfing. Viele Ihrer Verwandten distanzierten sich von der Familie.

Hans Vater praktizierte auch einmal eine Weile Falun Gong. Als die Verfolgung begann, hörte er jedoch aus Angst damit auf. 2013 wurde er schwer krank und musste ins Krankenhaus. Er sagte: „Ich wusste immer, dass Falun Gong gut ist“. Er versuchte noch einmal, mit Falun Gong anzufangen, schaffte es aber nicht mehr. Er verstarb kurze Zeit später.

Hintergrund

Jiang Zemin begann im Alleingang die Verfolgung von Falun Gong im Jahr 1999. Trotz Widerspruch der übrigen Mitglieder des Ständigen Komitees des Politbüros nutzte er seine damalige Position als Chef der Kommunistischen Partei Chinas und zwang ihnen seinen Willen auf, um die Verfolgung zu beginnen.

Die Verfolgung hat in den vergangenen 17 Jahren zum Tod vieler Falun Gong- Praktizierender geführt. Unzählige wurden gefoltert und sogar wegen ihrer Organe getötet. Jiang Zemin und seine Gefolgschaft sind direkt für den Beginn, die Weiterführung und Aufrechterhaltung der Verfolgung verantwortlich.

Unter Jiangs persönlicher Anleitung gründete die Kommunistische Partei Chinas am 10. Juni 1999 ein illegales Sicherheitsorgan auf Parteibasis, das Büro 610 genannt wird. Es agiert außerhalb des chinesischen Gesetzes und führt die Verfolgungspolitik direkt durch. Mit dem Aufruf: „Zerstört ihren Ruf, ruiniert sie finanziell und vernichtet sie physisch!“ wies der damalige Präsident Chinas, Jiang Zemin, die Handlanger der Verfolgung an, vor keiner Grausamkeit zurückzuschrecken.

Das chinesische Gesetz erlaubt seinen Bürgern, Strafanzeigen zu erstatten. Viele Falun Gong-Praktizierende üben nun dieses ihnen zustehende Recht aus und zeigen das frühere Staatsoberhaupt an.


Anmerkung: [1] Das durchschnittliche Einkommen eines Arbeiters beträgt in den Städten Chinas monatlich umgerechnet etwa 300,- €