Was würde eine Gottheit tun?

Vorgetragen auf der deutschen Fa-Konferenz 2017 in Kassel

(Minghui.org)
Ich grüße unseren verehrten Meister,ich grüße meine Mitpraktizierenden.

Seit nunmehr vier Jahren kultiviere ich mich im Falun Dafa. Ich habe mir oft die Frage gestellt, ob ich mich wirklich kultiviere oder nicht. Immer, wenn ich im Zhuan Falun lese, vergleiche ich die Worte mit meinem Verhalten und muss oft feststellen, dass ich mich in einigen Punkten nicht streng genug fordere. Im Zuge meiner Bemühungen, es „das nächste Mal“ besser zu machen, tauchte eines Tages folgender Gedanke auf: „Was würde eine Gottheit tun?“ Diese Frage begleitet mich seither nahezu täglich.

In den letzten Monaten habe ich ernsthaft begonnen, mich zu kultivieren. Heute möchte ich euch erzählen, was ich damit eigentlich meine und worauf sich diese Aussage bezieht.

Kultivierung ist genau jetzt – nicht später

Wenn ich früher Verhaltens- oder Denkweisen von mir erkannte, die dem Fa nicht entsprachen, nahm ich mir vor, es das „nächste Mal“ nicht wieder so zu machen. Anstatt mich sofort zu korrigieren, ließ ich diesen Zustand unberührt und wartete unbewusst auf die nächste Situation. Bei Problemen schaute ich nicht wirklich nach innen. Oberflächlich suchte ich nach Unstimmigkeiten in meinem Tun, fand aber oftmals keine grundlegenden Dinge. Wenn zum Beispiel ein Streit entstand, in dem ich verwickelt war, schaute ich darauf, ob ich andere Worte hätte wählen sollen oder eine Sache zu einem späteren Zeitpunkt hätte tun sollen. Ich verpasste die Chance, wirklich im Inneren zu suchen, welche Eigensinne ich zu behüten versuchte. Stattdessen verschob ich die wahre Kultivierung der Xinxing nach hinten hinaus. Meine Eigensinne brodelten weiterhin tief in meinem Körper und wurden oftmals noch verstärkt. Dieser Zustand führte dazu, dass ich mich nicht erhöhen konnte. Die Zeit wurde knapper, die Umgebung unruhig und die Probleme spitzten sich zu.

Selbstlosigkeit ist der Schlüssel zur Erhöhung

Vor ein paar Monaten änderte sich die Situation schlagartig. Ich habe zwei kleine Kinder und begann, regelmäßig das Fa mit ihnen zu lernen. Auch rezitierte ich mit meiner Tochter Gedichte aus dem Hong Yin (Li Hongzhi). Nun kann sie schon die Gedichte auswendig aufsagen, wenn doch ihre Aussprache noch nicht ganz korrekt ist; sie ist noch nicht ganz drei Jahre alt. Abends lernte ich dann noch selbst das Fa. Durch das viele Fa-Lernen konnte sich mein Horizont erweitern und ich verstand die Wichtigkeit, den Egoismus zu beseitigen, da er ein grundlegender Faktor ist, die menschlichen Eigensinne anzutreiben und zu nähren. 

Nach und nach erkannte ich, dass es eine äußerst wichtige Angelegenheit ist, meinen Mitpraktizierenden zu helfen, wenn sie in Not sind. Nur wenn wir als ein Körper agieren können, ist es möglich, die Lebewesen umfassend zu erretten und unsere Mission, dem Meister bei der Fa-Berichtigung zu helfen, zu vollbringen.

Es dauerte nicht lang und ich wurde auf Mitpraktizierende aufmerksam, die sich in Schwierigkeiten befanden. Zusammen lernten wir das Fa und/oder tauschten unsere Verständnisse aus. Ich tauchte völlig in einen Zustand ein, in dem sich meine Gedanken um die anderen drehten. 

Meine Schwester praktiziert ebenfalls Falun Dafa. Weil sie in das Randgebiet unserer Stadt gezogen ist, schafft sie es nur sehr selten, am gemeinsamen Fa-Lernen teilzunehmen und zum Übungsplatz zu kommen. Im Gespräch mit ihr merkte ich, dass sie in der Kultivierung Rückschritte gemacht hatte und starke menschliche Gedanken hatte. Ich bot ihr an, mit ihr zusammen das Fa zu lernen. Da sie im Schichtsystem arbeitet, legten wir die Zeiten zum Lesen so, dass es ihr passte. Oft brachte das Schwierigkeiten in meinem Tagesablauf mit meinen zwei kleinen Kindern, dem Haushalt und der Arbeit an den Projekten für Dafa. Aber ich dachte überhaupt nicht daran, wie ich das schaffen konnte. Mein einziger Gedanke war, dass ich dieser Mitpraktizierenden helfen musste, auf den Weg der Kultivierung zurückzufinden. Wir tauschten uns öfter aus und es dauerte nicht lange, bis sie wieder aufrichtige Gedanken bekam. Sie nahm ab und zu auch wieder am gemeinsamen Fa-Lernen in der Gruppe teil. Auch als ich ihr ans Herz legte, zu der europäischen Fa-Konferenz zu fahren, stimmte sie sofort zu und buchte sich ein Ticket. Ich war dem Meister sehr dankbar, dass er mich diese wichtige Sache erkennen ließ. 

Auch mein Mann ist ein Praktizierender. Über eine längere Zeit waren seine aufrichtigen Gedanken nicht stark. Er betrachtete vieles mit menschlichen Gesinnungen und ärgerte sich über manche Dinge in der Gesellschaft. Weil er ein Praktizierender ist, begann ich deswegen schlecht über ihn zu denken. Allmählich begann ich zu denken, ich hätte mich besser kultiviert als er und schaute auf ihn herab. Mein Ton war überheblich und ich hatte keine Achtung ihm gegenüber. Beim Austausch sprach nur ich mit ihm und redete dabei herablassend auf ihn ein. Dies führte dazu, dass er immer weniger das Fa lernte und immer weniger aufrichtige Gedanken hatte. Als ich dann wirklich begann, die Ursache bei mir und meinen Eigensinnen zu suchen, veränderte sich auch seine Haltung. Wenn ich heute mit ihm rede, denke ich zuerst an ihn. Aber ich denke nicht als Ehefrau  an ihn, sondern als eine Kultivierende vom Standpunkt des Fa aus. Ich habe den Wunsch, dass mein Mann sich kultivieren kann. Dieser sehr starke und aufrichtige Wunsch entfaltet eine sehr tiefe Barmherzigkeit in mir, die mich dem Fa und dem Meister sehr nah sein lässt. Meine Worte sind dann frei von Eigensinnen und können gut verstanden und angenommen werden. Nur wenn sich meine Buddha-Natur zeigt, kann die Buddha-Natur der anderen zum Vorschein kommen. 

Es ist, wie der Meister sagt:

„Ich habe oft gesagt, dass deine Worte andere zu Tränen rühren können, wenn du es wirklich gut mit den anderen meinst und keinerlei egoistische Gedanken hast.” (Li Hongzhi, Fa-Erklärung am Welt Falun Dafa Tag, 13.05.2014)

Wir lernen jetzt auch häufiger zusammen das Fa und er schaut vermehrt nach innen und versucht bei Problemen, sie vom Standpunkt des Fa zu erkennen.

Es gibt keine Kleinigkeiten

Mein Zustand ist immer aufrichtiger und stabiler geworden. Durch das viele Fa-Lernen, allein oder in Gesellschaft, konnte ich weitere Ebenen durchdringen und tiefere Grundsätze erkennen. Ich bemerkte, dass wirklich jeder Gedanke und jede Handlung eine unmittelbare Wirkung auf uns, unser Umfeld und alle anderen Lebewesen hat. Die Auswirkungen auf der Oberfläche sind noch nicht einmal ein Bruchteil von dem, was in den anderen Räumen geschieht. Und obwohl ich dies nicht sehen, sondern nur spüren kann, so weiß ich, dass es unfassbar und schrecklich ist.

Ich verstehe nun die Worte des Meisters in der Fa-Erklärung 2016 nun besser.
Dort sagte der Meister:

„Alle starren auf alles bei den Menschen. Jede Handlung und jeder Gedanke von dir steht unter ihrer Beobachtung, denn du wirst die Zukunft ihres Lebens bestimmen! Wie kann es sein, dass sie nicht besorgt sind? Du findest, dass es dir egal ist, ob du es gut machst oder nicht. Es ist nicht egal. Weißt du, wie groß deine Verantwortung ist? Was heißt Dafa-Jünger? Wird irgendjemand beliebig dazu ernannt? Das ist der großartigste und heiligste Titel!“ (Li Hongzhi, Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in New York 2016, 15.05.2016)

So begann ich, meine Gedanken und Handlungen wirklich zu kontrollieren. Wenn ich etwas dachte, was nicht dem Maßstab des Fa entsprach, korrigierte ich diesen Gedanken sofort. Wenn ich nicht korrekt handelte, korrigierte ich es unmittelbar. Täglich tat ich dies viele Male. Es war sehr mühselig und erschöpfend, doch wurde es mir nach und nach zu einer Gewohnheit. Wenn etwas geschieht, geht der erste Gedanke zu mir, wo ich falsch gehandelt oder gedacht habe. Schlechte Gedanken haben kaum mehr einen Raum bei mir, da sie sofort erkannt und beseitigt werden.

Eines Tages geschah Folgendes. Ich saß im Lotussitz und wollte aufrichtige Gedanken aussenden. Anstatt meine Gedanken zu reinigen, dachte ich an schlechte Dinge und beschwerte mich innerlich: „Wenn unser Vermieter die Elektronik in unserer Wohnung nicht anständig verlegen lässt, gehen noch alle unsere Geräte kaputt. Ich werde ihn anrufen und mich beschweren …“ Noch nicht einmal eine Sekunde später stolperte mein kleiner Sohn und fiel mit seinem Kopf direkt auf meine Nase. „Knack“ machte es laut und ein stechender Schmerz strömte von meiner Nasenwurzel bis in den Oberkiefer. 

Nach dem Aussenden der aufrichtigen Gedanken schaute ich nach innen. Weil ich schlechte Gedanken ausgesendet hatte, hatte der Meister mir einen Stockschrei zukommen lassen. Über eine lange Zeit hatte ich es geschafft, keine schlechten Gedanken entstehen zu lassen. Doch in diesem einen Moment war ich nachlässig gewesen. Ich erkannte zudem, dass die Anforderungen immer höher werden, je höher man sich kultiviert hat. Jede Ebene hat ihre Maßstäbe, die bewahrt werden müssen. Wenn ich jetzt nachlässig bin, fällt meine Ebene.

Was würde eine Gottheit tun?

Um mich im Alltag den hohen Maßstäben entsprechend zu fordern und nicht in menschliche Denkweisen zu verfallen, stelle ich mir oft die Frage: „Was würde eine Gottheit tun?“ Die Antwort darauf kann niemals einer menschlichen Denkweise gleichen. Auf diese Weise schaffe ich es, viele Prüfungen zu bestehen. Immer wenn ich mir diese Frage stelle, tauchen sofort die Lehren des Meisters in meinem Kopf auf. 

Wenn wir den aufrichtigen Wunsch haben, unsere schlechten Gesinnungen aufzuspüren und unsere Eigensinne zu entlarven, dann werden wir mit dem Fa verschmelzen und in der Lage sein, diese zu erkennen und zu beseitigen. 

Es ist nicht schlimm, wenn bei einem Kultivierenden schlechte Gedanken auftauchen. Das Entscheidende ist, dass wir diese augenblicklich erkennen und beseitigen. Auf diese Weise werden die schlechten Gedanken immer weniger. Das aufrichtige Feld des Fa wird diesen keinen Raum mehr zum Bestehen geben.

Heute ist es bei mir so: Wenn ich schlechte Gedanken über jemanden oder etwas habe, dann weiß ich, dass dies eine weitere Schicht von Eigensinnen, Gesinnungen und Anschauungen ist, die gerade an die Oberfläche kommt. Es ist eine gute Gelegenheit, diese sofort zu packen und zu beseitigen. Es ist äußerst wichtig, diesen Gedanken nicht zu folgen oder im schlimmsten Falle danach zu handeln. Die Gottheiten schauen auf unser Herz und darauf, ob wir uns von allem Schlechten trennen wollen und es auch tun.

Diese Worte stammen aus dem Verständnis meiner derzeitigen Ebene und sollen meinen Mitpraktizierenden sowie mir selbst der Erhöhung dienen.

Ich danke euch vielmals.

Rubrik: Fa-Konferenzen