Geschäftsfrau zum dritten Mal im Gefängnis – obwohl sie von früherer Folter gezeichnet ist

(Minghui.org) Ihr Kopf war leer, als ein Wärter sie fragte: „Erinnerst du dich noch an mich?“ Der Wärter hatte sie beobachtet, seit sie drei Monate zuvor verhaftet worden war. Als der Aufseher ihren stumpfen Blick sah, schrie er: „Du hältst dich wohl für klug? Wir werden dich einer Gehirnwäsche unterziehen, bis dein ganzes Gedächtnis ausgelöscht ist!“

Im April 2000 war Guo Chengru zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden, weil sie sich geweigert hatte, auf Falun Dafa [1] zu verzichten. Später erfuhr sie, dass ihr während der Zwangsernährung unbekannte Medikamente verabreicht worden waren, die das zentrale Nervensystem schädigten und zu ihrem vorübergehenden Gedächtnisverlust geführt hatten.

Guo Chengru

Mehr als 18 Jahre sind seitdem vergangen. Die mittlerweile 54-jährige Guo mit Wohnsitz in Tianjin hält jedoch standhaft an ihrem Glauben fest, auch im Gefängnis.

Zuletzt wurde Guo am 25. August 2017 verhaftet und im Juli 2018 zu fünf Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 5.000 Yuan [2] verurteilt. Sie hatte sich immer noch nicht völlig erholt von den Schädigungen, die durch die Zwangsernährung mit unbekannten Drogen während ihrer früheren Inhaftierungen entstanden waren. Deshalb macht sich ihre Familie große Sorgen, was mit der jüngsten Inhaftierung noch auf sie zukommen wird.

Rückblick: Zerrüttete Familie wieder vereint

Guo hatte Anfang 1998 begonnen, Falun Dafa zu praktizieren. Zu dieser Zeit hatte sie ein erfolgreiches Geschäft als Hochzeitsfotografin in einem der belebtesten Einkaufszentren in Tianjin. Sie hatte zwar viel Geld, aber trotzdem war ihr Leben nicht leicht. Ihre Ehe stand damals kurz vor der Scheidung. Ihr Mann beschwerte sich, dass er ihr egal sei, und ging schließlich eine außereheliche Affäre ein.

Als Guo das Zhuan Falun, das Hauptwerk im Falun Dafa, las, war das ein Wendepunkt für sie und ihre Familie. Guo fand die Prinzipien Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht gut und erkannte die Bedeutung von Rücksichtnahme gegenüber anderen. Als sich ihr Charakter verbesserte, ließ sie den Groll auf ihren Mann wegen seines Seitensprungs los. Sie begann, sich um ihn zu kümmern und das Haus zu organisieren.

Als ihr Mann diese Veränderungen bemerkte, fragte er, was passiert sei. Guo erklärte ihm alles über Falun Dafa. Er war beeindruckt. „Diese Meditation kann dich so verändern – sie muss sehr gut sein. Bitte mache weiter damit!“ Die Familie war wieder beisammen, alle freuten sich über den Neuanfang.

Während der ersten Arbeitslager-Haft unter Drogen gesetzt

Ende Januar 2000 wurde Guo in Shanghai festgenommen. Nach fast drei Monaten in einem Untersuchungsgefängnis verurteilte man sie zu zwei Jahren Zwangsarbeit im Arbeitslager Qingpu. Im Mai 2000 hängten die Wärter sie dort täglich von 05:00 Uhr bis Mitternacht im Flur auf, um sie zu foltern. In weniger als einem Monat waren ihre Füße so geschwollen, dass sie nicht mehr in die Schuhe passten. Und ihre Hände waren zur Größe von zwei Laib Brot angeschwollen.

Später führten die Wärter eine Zwangsernährung durch die Nase durch. Zuerst wusste sie nicht, dass sie der Milch nervenschädigende Medikamente zugesetzt hatten. Aber während jeder Zwangsernährung stellten die Wärter ihr Fragen. Sie fragten zum Beispiel nach dem Namen ihres Sohnes oder nach ihrer Wohnadresse und beobachteten ihre Reaktion aufmerksam. Jemand war beauftragt worden, eine Akte über sie zu führen, alles wurde protokolliert, sogar wann sie die Toilette benutzte und zu welcher Zeit sie etwas sagte.

Die Zwangsernährung dauerte einen Monat. Als die Medikamentenmenge in ihrem Körper zunahm, verlangsamte sich ihre Reaktion und sie sah teilnahmslos aus. Am Ende konnte sie nicht sprechen und weinte jeden Tag unter der Benommenheit. Sie tat alles, was andere von ihr verlangten. Als die Wärter sie fragten, was sie essen wolle, war ihr Kopf leer und sie konnte nur murmeln, dass sie es nicht wisse.

Damals konnte Guo weder denken, noch schreiben, noch sich äußern. Sie wusste nicht einmal, wie man lächelt. Eines Tages gab ihr ein Häftling ein Buch zum Lesen. Sie öffnete ihren Mund für eine lange Zeit, ohne dass sie ein Wort herausbrachte. Als die Häftlinge und andere Falun-Dafa-Praktizierende in derselben Zelle sahen, wie es um sie stand, weinten sie aus Mitgefühl mit ihr. Guo sah sie an und wusste nicht, warum sie weinten.

In jenem Jahr war Guo 36 Jahre alt. Vor der Verfolgung war sie jung, schön und gesund. Aber die nervenschädigenden Drogen machten aus einer klugen Geschäftsfrau eine stumpfsinnige Person, die keine geistigen Fähigkeiten und kein Gedächtnis mehr hatte.

Als ihre Arbeitslagerzeit am 31. März 2002 ablief, holte die Polizei Hexi sie von Shanghai ab und hielt sie auf einer Polizeistation in Tianjin fest. Bei einem Verhör, das den ganzen Vormittag dauerte, fragten die Beamten sie abwechselnd nach verschiedenen Dingen aus, von Falun Dafa bis zu ihrem täglichen Leben. Sie konnte nur drei Worte murmeln: „Ich weiß nicht.“ Trotz ihres schlechten Zustands schickten die Beamten sie in eine Gehirnwäsche-Einrichtung im Arbeitslager Banqiao, wo sie wieder 50 Tage lang festgehalten wurde. Zur Deckung der Kosten der Gehirnwäsche erpressten sie außerdem 12.000 Yuan (etwa 1.440 Euro) von ihrem früheren Arbeitsplatz, wo sie gearbeitet hatte, bevor sie ihr eigenes Unternehmen gründete.

Als ihre Schwester sie am 29. April abholte, konnte sie nicht sprechen und war desorientiert. Sie konnte essen, wusste aber nicht, wie es schmeckt. Wenn sie aus dem Haus ging, musste jemand sie begleiten. Sonst konnte sie den Weg nach Hause nicht finden.

Während der zweiten Arbeitslagerhaft zur Scheidung gezwungen

Im Sommer 2002 wurde Guo zur örtlichen Polizeiwache gebracht, wo mehr als zehn Beamte versuchten, sie zur Scheidung zu zwingen. Sie weigerte sich.

Beamte der Polizeiwache Youyi verhafteten sie am 6. November 2002 und brachten sie in eine Gehirnwäsche-Einrichtung. Nach neun Tagen wurde sie ins Untersuchungsgefängnis Hexi gebracht, von wo aus sie für 18 Monate in ein Arbeitslager überführt wurde.

Im August 2003 kam ihr Mann in Begleitung eines Richters und eines Sachbearbeiters zu ihr ins Arbeitslager, um sich scheiden zu lassen. Er erhielt das alleinige Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn. Das Haus, das sie sich von den Einnahmen ihres Geschäftserfolgs gekauft hatte, ging auch an ihren Mann.

Im Gefängnis wieder unter Drogen gesetzt

Kurz nachdem sie ihre zweite Zwangsarbeitszeit beendet hatte, wurde Guo erneut verhaftet. Im September 2004 wurde sie zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Im Dezember 2009 folgte eine zweite vierjährige Haftstrafe. Beide Male wurde sie zur Haft im Frauengefängnis von Tianjin verurteilt.

Als Guo in einen Hungerstreik trat, um gegen ihre Inhaftierung zu protestieren, befahlen die Wärter den Häftlingen, bei ihr eine Zwangsernährung durchzuführen. Da sie nach ihrer ersten Verhaftung im Jahr 2000 über einen Monat lang zwangsernährt worden war, war ihre Nasenhöhle noch geschwollen. Aber die Gefängniswärter und Häftlinge versuchten trotzdem, ein dickes und hartes Plastikrohr in ihre Nase zu stecken, was zu unerträglichen Schmerzen führte. Als sie sahen, dass der Schlauch nach vielen Versuchen nicht hineinging, hielten sie ihr die Nase zu, um sie zu zwingen, den Mund zu öffnen. Sie ernährten sie dann mit Gewalt durch den Mund. Manchmal zerrten sie sie zu einem kleinen Balkon ohne Überwachungskamera und führten dort die Zwangsernährung durch.

Zu der Zeit wog Guo nur noch 30 Kilo. Die langanhaltenden Folterungen, die extremen körperlichen Schmerzen, der übermäßige psychische Druck, zusammen mit den nervenschädigenden Medikamenten, führten zu ihrem Nervenzusammenbruch. Gelegentlich schrie sie wütend und hysterisch, zog manchmal ihre gesamte Oberbekleidung aus und schrie laut.

Weil sich Guo weigerte, eine monatliche Zusammenfassung ihrer Gedanken zu schreiben, brachten die Wärter sie im März 2011 in einen Lagerraum, wo sie von fünf Beamten verhört wurde. Die Bereichsleiterin schrie sie an. Zu der Zeit hatte Guo ihre Regelblutung und sie bat darum, die Toilette benutzen zu dürfen. Die Leiterin erlaubte es nicht.

Guo fragte: „Die Toilette zu benutzen ist ein Grundbedürfnis und Sie sind auch eine Frau. Warum darf ich sie nicht benutzen?“ Die Bereichsleiterin sprühte dann Pfefferspray auf ihre Augen und blendete sie über 30 Minuten lang, – Tränen strömten über Guos Gesicht.

Jüngste Verhaftung und dritte Gefängnisstrafe

Trotz ihres Martyriums schwankte Guo nie in ihrem Glauben. Ihr Einsatz für die Ausübung des verfassungsmäßigen Rechts auf Glaubensfreiheit führte dazu, dass sie am 25. August 2017 wieder in Polizeigewahrsam kam.

Zwei Wochen später, am 7. September, wurde sie in Strafhaft genommen. Das Gericht Hexi hatte eine Verhandlung für den 1. Dezember 2017 angesetzt, die es jedoch in letzter Minute absagen musste. Ihr Anwalt erfuhr bald, dass die Wärter des Untersuchungsgefängnisses Schwierigkeiten gehabt hatten, Guo in ein Auto zu bekommen, da sie sich entschieden weigerte, in den Gerichtssaal gebracht zu werden.

Am 29. März 2018 wurde Guo schließlich im Untersuchungsgefängnis Hexi vor Gericht gestellt. Nur ihr Anwalt durfte an der Verhandlung teilnehmen. Sie sagte dem Richter, dass es nicht falsch sei, den Prinzipien Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht zu folgen, um ein besserer Mensch zu werden. Ihr Anwalt plädierte auf nicht schuldig für sie und erklärte, dass die Glaubensfreiheit durch die chinesische Verfassung geschützt ist.

Eine Familie im Elend

Guo ist immer noch von den Schädigungen gezeichnet, die sie bei ihren früheren Verhaftungen erlitten hat. Wenn sie weit weg von zu Hause ist, findet sie manchmal nicht den Weg zurück. Sie kann sich auch nicht mehr an ihre Telefonnummer erinnern. Nach Angaben ihrer Eltern verliert sie aufgrund der Misshandlungen während der Haft gelegentlich noch die Kontrolle über sich selbst.

Guos Eltern, beide Falun-Dafa-Praktizierende, beide fast 80 Jahre alt, mussten selbst auch größere Qualen erleiden. Ihr Vater, Guo Deyou, war seit 1999 dreimal inhaftiert worden, seine Wohnung wurde sechsmal durchsucht. Insgesamt war er fünf Jahre im Gefängnis und drei Jahre im Arbeitslager inhaftiert gewesen. Seine Frau, Han Yuxia, wurde fünfmal inhaftiert, darunter dreieinhalb Jahre Gefängnishaft und drei Jahre Arbeitslagerhaft.

Früherer Bericht:Sentenced and Imprisoned Twice, Ms. Guo Chengru from Tianjin City Is Still Being Persecuted

Verantwortliche Personen und Institutionen:
Wang Jian, Richter am Bezirksgericht Hexi, +86-22-58313588Wang, Beamter in der Staatsanwaltschaft Hexi, +86-22-23132386Polizeistation Taoyuan der Polizeidirektion Hexi, +86-22-2325388585.


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist ein traditioneller Doppelkultivierungsweg für Körper und Geist, der auf den Prinzipien Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht basiert. Seit 1999 werden Falun-Dafa-Praktizierende durch die Kommunistische Partei in China grausam verfolgt.

[2] Das sind umgerechnet ca. 600 Euro. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Einkommen eines Arbeiters beträgt in den Städten Chinas monatlich umgerechnet etwa 300,- Euro.