Innere Mongolei: Jahrelange Haft, Folter, Zwangsarbeit – und Obdachlosigkeit

(Minghui.org) Zhao Guichun, 52, kommt aus der Stadt Chifeng in der Inneren Mongolei. Seit 19 Jahren leiden sie und ihre Familie unter der Verfolgung durch die Polizei, weil Zhao Falun Gong praktiziert.

Zweimal war Zhao bereits im Arbeitslager und zweimal im Untersuchungsgefängnis Harqin. Deshalb sah sie sich gezwungen, fünf Jahre lang obdachlos zu sein, um einer weiteren Verfolgung zu entgehen.

Am 15. Mai 2018 hat die Polizei sie erneut verhaftet; derzeit befindet sich Zhao im Frauengefängnis der Inneren Mongolei.

Gewaltsame Festnahme

Zeugen waren schockiert, als die Polizei Zhao gewaltsam an den Haaren aus dem kleinen Hotel zerrte und sie in einen Polizeiwagen zwang.

Zhao erlitt einen Schock und musste zur Wiederbelebung in ein örtliches Krankenhaus gebracht werden. Ihre Familie eilte dorthin und schaffte es, sie morgens zu sehen, aber am Nachmittag durften sie nicht mehr in ihre Nähe kommen.

Zwei Polizisten und ein Beamter vom Gericht in Harqin kamen am späten Nachmittag an und nahmen Zhao mit nach Jinshan, von wo sie direkt in das Frauengefängnis gebracht wurde.

Zu Unrecht auf die Fahndungsliste gesetzt

Im September 2010, als Zhao auf dem Weg nach Jinshan war, sprach sie mit einem örtlichen Beamten im Bus und erzählte ihm von Falun Gong und der Verfolgung. Der Beamte meldete sie sofort der Polizei. Sie wurde verhaftet und ins Untersuchungsgefängnis Jinshan gebracht. Dort trat sie in einen Hungerstreik. Sieben Tage später konnte sie nach Hause zurückkehren.

Um eine weitere Verfolgung zu vermeiden, sah sich Zhao gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und wurde mittel- und obdachlos.

Am 7. Dezember 2011 wurde sie in der Provinz Liaoning erneut verhaftet und in ihre Heimatstadt zurückgebracht, wo sie im Untersuchungsgefängnis Jinshan festgehalten wurde. Nach einem monatelangen Hungerstreik war ihr Leben in Gefahr. Um eine Haftung zu vermeiden, wurde sie auf Bewährung freigelassen.

Nachdem sich Zhao von den Qualen erholt hatte, verließ sie ihr Zuhause erneut, um eine weitere Verfolgung zu vermeiden.

Die örtliche Polizeiwache in Harqin erließ einen landesweiten Haftbefehl gegen sie, der später zu ihrer derzeitigen Inhaftierung führte. Ihre Familie durfte sie weder besuchen noch erhielten sie Informationen über ihr Befinden.

Zhao Guichun

Rückblick: Zhaos erste Begegnung mit Falun Gong

Zhao wurde Anfang 1998 um Hunderte von Yuan betrogen. Die kleine Fabrik, die sie betrieb, konnte sich nicht mehr halten, und Zhao erlitt dadurch einen Nervenzusammenbruch.

Sie war völlig verzweifelt und schwor Rache um jeden Preis für die Person, die sie betrogen hatte. Als sie immer  unvernünftiger wurde und geistig verwirrt, saß ihre Mutter an ihrer Seite und bat sie sanft, sich die Vorträge von Meister Li Hongzhi, dem Gründer von Falun Gong, anzuhören.

Zhao war berührt vom Prinzip „Verlust und Gewinn“ und wollte Antworten auf ihren „Verlust“ finden. So begann sie, die Dafa-Bücher zu lese. Danach verstand sie karmische Schicksalsverbindungen und den wahren Sinn des Lebens.

Zhao wurde eine unerschütterliche Praktizierende. Sie organisierte eine Übungsgruppe bei sich zu Hause, wo immer mehr Menschen Falun Gong lernten und von der Praktik profitierten.

Leiden während der Verfolgung

Ihr neu gefundenes Glück dauerte jedoch nicht lange, denn im Juli 1999 setzte die Verfolgung von Falun Gong durch das chinesische kommunistische Regime ein.

Zhao beschloss im Oktober 2000, nach Peking zu gehen, um Gerechtigkeit für Falun Gong zu fordern. „Ohne Falun Gong wäre ich verrückt geworden. Dafa hat mir ein neues Leben gegeben. Ich werde nach Peking gehen, um Dafa zu beschützen“, sagte sie zu ihrer Familie, bevor sie nach Peking ging.

Untersuchungsgefängnis Tumuji

Zhao wurde verhaftet und ins Untersuchungsgefängnis Tumuji gebracht. Tumuji ist bekannt für seine raue Umgebung und extremen Wetterbedingungen. Dort waren Zhao und andere Falun-Gong-Praktizierende gezwungen, den ganzen Tag unter der sengenden Sommersonne Gräben auszuheben. Weil die Praktizierenden sich weigerten, Slogans zu schreien, wie von der Polizei gefordert, wurden sie einmal auf den Sportplatz geschleppt und brutal geschlagen.

Später rief man Zhao ins Büro, wo der Wärter Wu Hongxia sie mit einer nassen Peitsche schlug, um ihr größtmögliche Schmerzen zuzufügen. Wu und andere kniffen in ihre Brüste und schlugen auf ihre Brust ein. Die Folter ging bis Mitternacht weiter.

Zur Arbeit an Bauern vermietet

Im Winter wurden Häftlinge und Praktizierende oft an lokale Bauern vermietet, um Mais zu ernten. Dafür mussten diese der Haftanstalt 15 Yuan pro Tag und „Arbeiter“ zahlen. Es war extrem kalt während des Winters, dennoch mussten die Praktizierenden von morgens bis abends auf den Feldern arbeiten.

Eines Tages war ein Traktor mit über 40 Häftlingen überladen, und alle wurden zu Boden geworfen. Dabei wurden Zhao und ein anderer Praktizierender schwer verletzt.

Anstatt sie ins Krankenhaus zu bringen, zwang das Untersuchungsgefängnis sie am nächsten Tag wieder zur Arbeit. Zhao konnte nicht laufen, also legten die Wärter ihr Handschellen an. Sie trat in einen Hungerstreik, um gegen die grausame Behandlung zu protestieren und forderte die sofortige, bedingungslose Freilassung von Praktizierenden.

Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich und sie wurde extrem schwach. Als man sie schließlich ins Krankenhaus brachte, wurde bei ihr eine innere Blutung und eine verminderte Durchblutung des Herzens diagnostiziert.

Sie bekam jedoch keine Behandlung, sondern Wärter schleppten sie auf die Felder und bedeckten sie mit Maishalmen, während die anderen arbeiteten. Nachdem sie sie am Abend zurückgebracht hatten, begann der Arzt der Haftanstalt (mit Namen Li) mit der Zwangsernährung.

Manchmal drückten die Wärter sie auf den Boden und öffneten ihr den Mund mit einem Metalllöffel. Sie legten einen Stahlstab zwischen ihre Zähne, um ihren Mund offen zu halten. Andere Male steckten sie den Ernährungsschlauch durch das Nasenloch und zogen ihn aus dem Mund wieder heraus, was zu extremen Schmerzen und Blutungen der Schleimhäute führte. Der Arzt führte ihr dann Maisbrei durch den Schlauch zu. Der Schmerz war unerträglich. Diese Folter dauerte fast ein Jahr.

Da Zhao sich weigerte, das Praktizieren von Falun Gong aufzugeben, verlängerte das Untersuchungsgefängnis ihre zweijährige Haftzeit um einen Monat. Sie war dem Tode nah, als man sie schließlich freiließ.

Fünf Jahre Obdachlosigkeit

Die örtliche Polizei schikanierte Zhao nach ihrer Rückkehr weiter. Daraufhin verließ sie ihre Heimat und wurde heimatlos. Polizisten spürten sie auf und nahmen sie während der Neujahrsfeiertage 2003 erneut fest.

Auf der Polizeiwache versuchte Zhao, die Beamten von der Teilnahme an der Verfolgung abzubringen und erzählte ihnen, wie sie im Untersuchungsgefängnis gefoltert worden war. Am Ende wurde sie freigelassen.

Doch kurz darauf umstellte die Polizei ihr Haus und versuchte, sie erneut zu verhaften. Mit Hilfe anderer schaffte sie es zu entkommen.

Zhao wanderte die nächsten fünf Jahre in Liaoning, in der Inneren Mongolei und in Hebei umher, ohne dass sie sich an einen Verwandten wenden konnte. Sie hatte nicht viel Geld und lebte hauptsächlich von Instant-Nudeln.

Als sie von einem öffentlichen Telefon aus zu Hause anrief, war ihre Familie erleichtert, dass sie noch am Leben war. Als sie erfuhr, dass ihr Vater schwer krank war, beschloss sie, nach Hause zu gehen, um ihn ein letztes Mal zu sehen.

Aufgrund der strengen Überwachung durch die Polizei konnte sie die Leiche ihres Vaters jedoch nur im Krematorium sehen. Die Polizei kam, um sie zu verhaften, bevor sie sich abends mit ihrer Familie zum Essen setzen konnte. Wieder einmal musste sie das Haus mit tiefer Traurigkeit verlassen.

Weitere unrechtmäßige Verhaftungen

Fünf Jahre später, im Jahr 2009, kehrte Zhao nach Hause zurück, um sich um ihre Mutter zu kümmern, die bettlägerig geworden war. Ihre Gutherzigkeit und Bereitschaft, jeden Tag unangenehme und anstrengende Aufgaben zu erledigen, berührte ihre Familienmitglieder. Ihre Mutter starb ein Jahr später.

Zhao und die ältere Praktizierende Yang Cuiling wurden auf dem Weg nach Jinshan festgenommen. Cuiling wurde während des Verhörs an einen eisernen Stuhl gefesselt.

Die Polizei kontaktierte ihre Kollegen in ihrer Heimatstadt, die ihr Haus durchsuchten, Dinge beschlagnahmten und 30.000 Yuan (ca. 4.000 Euro) [1] in bar mitnahmen. Die Beamten durchsuchten auch unrechtmäßig das Haus ihrer älteren Schwester, hielten sie über Nacht fest und schlugen ihr ins Gesicht.

Zhao und Cuiling traten in einen Hungerstreik, sobald sie ins Untersuchungsgefängnis gebracht wurden. Am sechsten Tag war Zhao schon sehr schwach und hatte Herzrhythmusstörungen und Taubheit im linken Bein. Sie konnte kaum laufen, aber das Verhör ging weiter.

Beamte behaupteten, dass ihre ganze Familie verhaftet worden sei und nicht freigelassen werden würde, bis sie gestanden habe. Zhao erlitt einen Schock und verlor die Fähigkeit zu sprechen. Sie und Yang fielen beide am siebten Tag ihres Hungerstreiks ins Koma.

Um eine gesetzliche Haftung zu vermeiden, brachte das Untersuchungsgefängnis sie zur Notfallbehandlung ins Krankenhaus Jinshan.

In der Zwischenzeit telefonierten Praktizierende aus dem Ausland mit dem Untersuchungsgefängnis, um die bedingungslose Freilassung der beiden zu erwirken. Auch die Praktizierenden vor Ort unternahmen große Anstrengungen, um sie zu retten.

Unter dem Druck ließ das Untersuchungsgefängnis die beiden Praktizierenden frei. Zhao wurde jedoch später in der Provinz Liaoning erneut verhaftet und am 7. Dezember 2011 wieder ins Untersuchungsgefängnis Jinshan gebracht.

Sie trat in einen weiteren Hungerstreik. Einen Monat später wurde sie vom Untersuchungsgefängnis auf Bewährung entlassen, als sie blutigen Stuhl hatte, Blut erbrach und das Bewusstsein verlor.

Später erließ die Polizei einen weiteren landesweiten Haftbefehl, der zu ihrer jüngsten Festnahme und Inhaftierung führte.

Auswirkungen auf Zhaos Familie

Als Zhao im Jahr 2000 zum ersten Mal verhaftet worden war, war ihre Tochter erst neun Jahre alt. Das Mädchen wurde in den kommenden Jahren dadurch terrorisiert, dass sie die gewaltsamen Verhaftungen ihrer Mutter miterlebte. Auch in der Schule bedrohten und schikanierten Polizisten sie.

Als sie sich auf ihr Abitur vorbereitete, schikanierte und bedrohte die Polizei erneut ihre Familie.

Sie konnte den Schmerz nicht mehr ertragen und schrie ihren Kummer laut heraus. Oder sie murmelte vor sich hin: „Wann hat dieses miserable Leben endlich ein Ende? Wann werde ich in der Lage sein, „Mutter“ sagen zu können wie andere? Ich kann nicht mal „Mutter“ am Telefon rufen.“ Inmitten von Schmerz und Trauer fiel sie in Ohnmacht.

Auch Zhaos Ehemann litt in den letzten 19 Jahren unter großer Angst. Er ruft die Öffentlichkeit auf, ihm zu helfen, damit seine Frau bald nach Hause kommen kann.


[1] Zum Vergleich: Das durchschnittliche Einkommen eines Arbeiters beträgt in den Städten Chinas monatlich umgerechnet etwa 300 Euro.