Der Prozess, eigene Interessen loszulassen
Vorgetragen auf der Deutschen Fa-Konferenz 2019 in Bad Kissingen
(Minghui.org)
Sehr verehrter Meister,
sehr geehrte Mitpraktizierende,
ich praktiziere Falun Dafa seit 2011, das heißt, schon sieben Jahre lang. Inzwischen habe ich viel erlebt. Manchmal bin ich fleißig, manchmal nicht. Einige Xinxing-Prüfungen habe ich gut bestanden, bei einigen Prüfungen gab es viele Schwierigkeiten. Auf der heutigen Fa-Konferenz möchte ich über meine Erfahrungen berichten, wie ich eigene Interessen losließ.
In meiner Kindheit war meine Familie arm. Daher hatte ich wenig Geld, um Snacks oder Kleidung zu kaufen. Ich wusste, dass ich Geld sparen musste. Während mein Vater jetzt immer mehr verdient und die finanziellen Bedingungen meiner Familie immer besser werden, spare ich immer noch viel. Manchmal gehe ich sogar ins Extrem und gebe gar nichts aus, auch wenn ich Geld habe. Nachdem ich mit der Kultivierung begonnen hatte, war meine Anhaftung an eigenen Interessen besonders auffällig.
Prüfungen wegen Fahrkarten und Unterkunft
Neulich erlebte ich eine Prüfung, die sich speziell auf meine Anhaftung an eigenen Interessen bezog.
Ich hatte entschieden, an einem Wochenende nach Ludwigsburg zu fahren, um dort Shen Yun dort zu unterstützen. Ich schaute schnell nach möglichen Zug- und Busverbindungen. Die billigste Fahrkarte war teurer als die, die ich sonst immer gekauft hatte.
In dem Moment zögerte ich, ob ich noch hinfahren sollte. Ich merkte aber, dass der Gedanke aus menschlichen Erwägungen entstanden war und mich störte. So begann ich, mich innerlich zu fragen: „Warum möchtest du nicht hinfahren? Weil die Fahrkarte teuer ist? Errettest du keine Lebewesen mehr nur wegen der Fahrkarte? Das bedeutet doch, an eigenen Interessen festzuhalten, auch nach Gemütlichkeit zu streben, denn die Fahrt dauert lange. Kannst du dir die Fahrkarten nicht leisten? Doch. Und nun? Wie willst du dich entscheiden?“
Vor dieser Prüfung hatte ich schon mehrmals Hinweise vom Meister bekommen, dass ich stark an eigenen Interessen festhielt. Mein Mann, der auch Praktizierender ist, hatte mich auch schon mehrmals darauf hingewiesen. Kurz vor dieser Prüfung las ich ein westliches Märchen. In dem Märchen wird die Hauptfigur auf dem Weg nach Hause mehrmals von anderen betrogen, mit ihnen Gegenstände zu tauschen. Was er jedes Mal bekommt, ist weniger wert als das, was er dafür gibt. Am Ende hat er alles verloren. Aber er bleibt immer glücklich und geht frei von aller Last nach Hause.
Nachdem ich die Geschichte gelesen hatte, schämte ich mich, dass ich noch nicht einmal so gut war wie die Hauptfigur, die ja ein gewöhnlicher Mensch ist. Denn obwohl ich mich schon so viele Jahre kultiviere, nehme ich meine eigenen Interessen immer noch sehr ernst und halte immer noch an den Dingen der menschlichen Welt fest.
Weil ich in jenen Tagen mit dem Thema beschäftigt war, erkannte ich, dass die Sache mit der Fahrkarte eine Prüfung dafür war, ob ich eigene Interessen loslassen konnte. Dann beschloss ich, eine Fahrkarte zu kaufen, und so machte ich es. Später fand ich heraus, dass die Prüfung noch nicht zu Ende war.
Änderung der Unterkunft
Vor der Abfahrt nahm ich Kontakt auf zu einem lokalen Praktizierenden und wurde für die Nacht bei einer westlichen Praktizierenden einquartiert. Ich kontaktierte sie und erfuhr, dass es diese Woche bei ihr nicht klappen würde. Dann wurde mir gesagt, ich solle bei der Praktizierenden A übernachten.
Also rief ich A an. Sie sagte, es sei kein Problem, nur wohne sie etwas von Stuttgart entfernt.
Ich rechnete kurz nach, von ihrem Wohnort bis nach Stuttgart würde ich mindestens vier Fahrkarten brauchen, das wären dann mindestens 20 - 30 Euro. Das wäre eine ziemliche finanzielle Belastung. Dann empfahl sie mir einige Praktizierende, die in Stuttgart wohnen. Ich dachte nach und sagte dann: „Ich werde es mal probieren und sie fragen.“
Nach dem Gespräch rief ich nicht sofort irgendeine andere Praktizierende an, sondern dachte ruhig darüber nach, warum es für mich so arrangiert wurde, dass ich bei einer Praktizierenden übernachten sollte, die außerhalb wohnte. Ich wusste, dass ich mich nicht beschweren, sondern kooperieren und anderen keine Umstände machen sollte.
Ich fragte mich wieder: „Möchtest du wirklich diese und jene Praktizierende fragen? Praktizierende sind meistens beschäftigt, ist das kein Umstand für sie? Ich brauche ein Bett nur für zwei Nächte, die Gesamtausgaben werden nicht so hoch sein. Dafa-Jünger sollen kooperieren. Sollte ich nicht auch kooperieren? Einerseits kooperieren und an andere denken, andererseits an eigenen Interessen festhalten und andere fragen, bis sich eine zufriedenstellende, günstige Unterkunft findet. Welche Seite entspricht der Anforderung an Praktizierende? Natürlich die erste.“
Dann beschloss ich, das Arrangement zu akzeptieren und meine eigenen Interessen loszulassen. In diesem Moment kamen mir die Tränen. Ich lächelte und sagte zu mir, Kultivierung bedeute zu leiden.
In diesem Moment bekam ich einen Anruf von dem Praktiziereden, der die Unterkunft organisiert hatte. Er erklärte mir, warum ich besser dort übernachten sollte und es woanders nicht passend sei. Obwohl die Praktizierende A nicht in Stuttgart wohne, würde mein Zug doch durch ihren Ort fahren. Ich war gerührt und wusste, dass ich es ihm unnötig schwer gemacht hatte, und dankte ihm vielmals.
Als ich beschlossen hatte, bei A zu übernachten, wurde mein Herz entspannter und fühlte sich wieder besser an. Zwar musste ich aus anderen Gründen dann doch noch zusätzliche Tickets kaufen, aber diesmal ließ sich mein Herz nicht mehr davon bewegen.
Zug verpasst, erneut ein Ticket kaufen müssen
Unterwegs passierte etwas, das wieder meine Anhaftung an eigenen Interessen prüfte.
Ich vereinbarte mit der Praktizierenden A, dass wir uns zuerst im Stuttgarter Hauptbahnhof treffen und dann weiterfahren würden. Kurz vor der Ankunft telefonierten wir miteinander. Ich wollte Zeit sparen, deswegen bat ich sie, ein Ticket für mich zu kaufen, damit wir den nächsten Zug nehmen könnten.
Ich merkte, dass etwas nicht stimmte, wusste aber nicht genau, was. Vielleicht hätte ich das nicht machen sollen.
Auf dem Gleis angekommen, sah ich sie nicht. Kurz bevor der Zug abfuhr, rief sie mich an und sagte, dass ich schnell in den Zug einsteigen solle. Das tat ich. In diesem Moment sah ich, dass A in Richtung Tür rannte und einsteigen wollte, doch sie konnte die Tür leider nicht mehr öffnen und der Zug fuhr ab.
Ich war sprachlos, fühlte mich machtlos und machte mir Sorgen, weil der Zug abgefahren war und ich kein Ticket hatte. Im Zug konnte ich kein Ticket kaufen. Wenn nun die Kontrolle kam ... was dann? Da fiel mir ein, dass ich schnell aussteigen und den nächsten Zug nehmen sollte, dann würde ich A sicher treffen.
Gleich darauf bekam ich einen Anruf von A. Sie sagte, dass sie den nächsten Zug erst in einer halben Stunde nehmen könne. Ich wollte kein Ticket kaufen, daher fragte ich sie, ob wir uns im nächsten Zug treffen könnten. Sie war einverstanden.
Ich stellte fest, dass ich oft andere um Hilfe bat. Wäre es nicht einfacher gewesen, wenn ich sie nicht gebeten hätte, ein Ticket für mich zu kaufen? Auch wenn wir diesen Zug verpasst hätten, dann hätte es doch noch einen weiteren gegeben. Außerdem hätte sie mich eigentlich auch nicht in Stuttgart abholen müssen. Ich hätte allein zu ihrer Stadt kommen können, denn ich lebe schon so lange in Deutschland und kann gut Deutsch sprechen.
Ich überlegte, ob ich mir selber eine Fahrkarte kaufen sollte. Wenn ich das tat, dann müsste ich sie nicht überall im Zug suchen und hin und her telefonieren. Warum wollte ich nicht erneut ein Ticket kaufen? Lag es nicht wieder an den eigenen Interessen? Gleichzeitig fand ich es wirklich barmherzig von der Praktizierenden, dass sie mit meiner Forderung einverstanden gewesen war.
Als ich mich beruhigt hatte, beschloss ich, mein eigenes Interesse noch einmal loszulassen. Ich schickte ihr eine SMS: „Ich kaufe mir ein Ticket und wir treffen uns am Bahnhof in deiner Stadt.“ Danach fühlte ich mich erleichtert.
Danach lief alles viel reibungsloser. Ich bezahlte auch das Geld für das nun ungültige Ticket, obwohl A das mehrmals ablehnte. Aber ich war ja diejenige, die ein Ticket kaufen musste, so lang die Verantwortung bei mir. Beim Bezahlen war ich auch ganz ruhig.
Am Abend kam die Nachricht von dem Praktizierenden, der die Unterkunft arrangiert hatte. Er sagte, dass ich am zweiten Abend in Stuttgart schlafen könne, weil dort wieder ein Platz frei geworden war. Das sparte viel Zeit und Geld.
Ich erkannte, dass der Meister mir half, die Belastung gering zu halten, weil ich das Herz losgelassen hatte. Vielen Dank, sehr verehrter Meister!
Beim Geschäfte-Machen die eigenen Interessen leichter nehmen
Vor etwa zwei Jahren übernahm mein Mann mit finanzieller Unterstützung seiner Mutter einen Laden, der asiatische Lebensmittel verkauft. Am Anfang war ich nicht oft dort. Später musste ich mich auch um den Laden kümmern, weil wir kein Geld mehr hatten, Arbeiter anzustellen. Jetzt sind wir abwechselnd im Laden.
Davor hatte ich nicht viele Arbeitserfahrungen, hatte nur manchmal Nebenjobs übernommen. Wenn man für andere arbeitet, bleibt der Lohn immer gleich. Aber im eigenen Geschäft ist das anders, man sieht jeden Tag den Umsatz.
Am Anfang kamen viele meiner menschlichen Gesinnungen ans Licht: Wenn der Umsatz hoch war, freute ich mich überschwänglich; fiel der Umsatz gering aus, war ich enttäuscht, unzufrieden und nervös. Wenn das Haltbarkeitsdatum der Waren abgelaufen war, war ich beunruhigt usw. Ich merkte, dass ich starke Anhaftungen an den Laden hatte. Beim Fa-Lernen oder bei den Aufrichtigen Gedanken war mein Herz oft unruhig und ich dachte an den Laden. Manchmal fand ich das zwar nicht in Ordnung, konnte es aber nicht loslassen. Dann sagte ich ärgerlich, dass ich kein Geschäft betreiben sollte, es mache einen zu leicht abhängig, man könne dann auch nicht leicht rausgehen, um die Menschen über Falun Dafa und die Verfolgung aufzuklären.
Dann bekam ich oft durch den Mund meines Mannes Hinweise vom Meister, dass es nicht an dem Beruf liegt, sondern an meinem inneren Zustand.
Der Meister sagt im „Zhuan Falun“:
„Bei unserer Kultivierung unter den gewöhnlichen Menschen ist es folgendermaßen: Ganz gleich wie viel Geld du auch haben magst, wie hoch dein Amt auch sein mag, ob du selbständig bist, eine Firma hast oder was für Geschäfte du auch immer machst – all das spielt keine Rolle. Hauptsache man betreibt faire Geschäfte und hat ein aufrichtiges Herz. Alle Berufe in der menschlichen Gesellschaft sollen existieren. Das Problem liegt daran, dass das Herz nicht aufrichtig ist, und das hat nichts mit dem Beruf zu tun. Früher hat es einen Spruch gegeben: „Zehn Händler, neun tückisch.“ Das sagen die gewöhnlichen Menschen. Ich sage, das ist eine Frage des menschlichen Herzens. Wenn du ein aufrichtiges Herz hast, fair handelst und dir viel Mühe gegeben hast, sollst du auch mehr Geld verdienen. Du hast das bekommen, weil du dir unter den gewöhnlichen Menschen Mühe gegeben hast. Ohne Verlust, kein Gewinn; Gewinn durch Arbeit. In jeder Gesellschaftsschicht kann man ein guter Mensch sein. In unterschiedlichen Schichten gibt es unterschiedliche Konflikte. Hohe Schichten haben Konfliktformen der hohen Schichten. Überall hat man die Möglichkeit, mit Konflikten richtig umzugehen. Ganz gleich in welcher Schicht, man kann ein guter Mensch sein und alle Begierden und Anhaftungen leichtnehmen. Man kann in allen unterschiedlichen Schichten ein guter Mensch sein und jeder kann sich in seiner Schicht kultivieren.“ (Li Hongzhi, 2012, S. 232)
Eben, ich sollte nicht so denken, das bedeutete, im Außen zu schauen. Das Problem lag nicht an dem Beruf, sondern an meinem inneren Zustand, ob ich diese Sachen leicht nehmen konnte.
Außerdem ist der Laden auch eine Plattform zur Aufklärung der Menschen, weil wir dort Flyer und Zeitungen mit Informationen über Falun Dafa auslegen. Wir erklären den Kunden die wahren Umstände. Wir lernen im Laden gemeinsam das Fa. Mein Mann und ich sind abwechselnd im Laden. Derjenige, der nicht im Laden sein muss, kann die Zeit nutzen für andere Projekte oder Aktivitäten.
Mein Mann erinnerte mich mehrmals daran, dass unser Einkommen von unserer Tugend abhänge. Ich sollte nicht zu viel daran denken.
Jetzt verdienen wir genug für unseren Lebensunterhalt und haben noch Zeit für die Errettung der Lebewesen, ist das nicht gut? Interessant ist, dass das Geschäft oft besser läuft, wenn wir zur Aufklärung der Menschen rausgehen. Wenn wir uns zu viel um den Haushalt oder ums Geschäft kümmern, uns keine Zeit für die drei Dinge nehmen oder es nicht gut machen, läuft das Geschäft schlechter.
An den Tagen, in denen ich diesen Erfahrungsbericht schrieb, lernte ich gerade einen Absatz aus dem Jingwen „Fa-Erklärung auf der ersten Fa-Konferenz in Nordamerika“.
Der Meister sagt darin:
„In dieser Hinsicht finde ich, dass die Weißen in Europa beim Geschäfte machen eine sehr gute Einstellung haben. Sie halten es für eine Beschäftigung, eine Arbeit, sie tun es mit ganzem Herzen und tun ihr Bestes. Auch wenn es den ganzen Tag nur einen Kunden gibt, finden sie es nicht zu wenig, sie meinen, das sei ihre Arbeit und ein Teil ihres menschlichen Lebens, sie machen eine Sache und es genügt schon, wenn sie sich dadurch einen Lebensunterhalt verdienen und ein wenig Ersparnisse haben können. Das ist der menschliche Zustand. Die Gedanken der heutigen Menschen, über Nacht steinreich zu werden, sind einfach zu stark, sie werden als Richtlinien genommen. Die Menschen verletzen sich sogar gegenseitig, es scheint so, dass sie alles Geld aus den Taschen anderer herausziehen und in ihre eigenen Taschen hineinstecken wollen. Was ist dann mit den anderen? Denken sie nicht daran, dass andere auch leiden? Sie denken überhaupt nicht an die anderen, wenn sie etwas tun. Das sind die Gedanken der entfremdeten Menschheit in der heutigen menschlichen Gesellschaft. Wenn man etwas tut, soll man daran denken, ob es die anderen ertragen können, so erst ist man Mensch.“ (29. - 30. März 1998)
Vielleicht ist die Antwort des Meisters auf mich gerichtet.
Damit der Bericht nicht zu lang wird, höre ich hier auf zu schreiben.
Das sind die Erfahrungen auf meiner persönlichen Ebene. Wenn etwas nicht im Fa ist, bitte ich euch um barmherzige Hinweise.
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Rubrik: Fa-Konferenzen