Nach elf Jahren Haft: 64-Jährigem droht erneut der Prozess

(Minghui.org) Nach wiederholten Festnahmen, Schikanen und elf Jahren Haft wegen seines Glaubens an Falun Dafa [1] war ein Praktizierender erneut verhaftet worden. Nun droht dem Mann aus der Provinz Shandong der Prozess.

Chu Liwen

Am 22. September 2019 wurde der 64-jährige Chu Liwen gemeinsam mit seinem Sohn Chu Qinghua festgenommen. Die Polizei durchsuchte sein Haus und beschlagnahmte persönliche Gegenstände im Wert von 20.000 Yuan (rund 2.600 Euro). Seither befindet sich der 64-Jährige in der Haftanstalt Weifang. Sein Sohn kam am 23. September auf Kaution frei. Die Haftanstalt hatte ihn wegen seines Zustands nicht aufgenommen.

Die Bezirksstaatsanwaltschaft Fangzi genehmigte die Verhaftung von Chu Liwen Anfang November und klagte ihn im März 2020 an. Als sein Anwalt die Akten bei Gericht einsah, bemerkte er, dass auch der Fall des Sohnes an das Gericht übergeben worden war.

Das Bezirksgericht Fangzi gab den Fall von Chu Liwen wegen unzureichender Beweise zweimal zurück. Trotzdem weigerte sich die Polizei, den Praktizierenden freizulassen. Die Beamten setzten den Richter weiterhin unter Druck, damit er den Mann verurteilte.

Zum Zeitpunkt der Berichterstellung ist die Aktenlage bezüglich des Sohnes Chu Qinghua unbekannt.

Seit 1999 wegen seines Glaubens geschlagen und gedemütigt

Seit Beginn der Verfolgung von Falun-Dafa-Praktizierenden am 20. Juli 1999 wurde Chu Liwen mehrfach festgenommen und inhaftiert. Er wurde in verschiedenen Arbeitslagern und Gefängnissen festgehalten, wo er menschenunwürdig behandelt und grausam gefoltert wurde.

Bereits am 18. Juli 1999 nahmen Beamte der Polizeiwache Taibazhuang Chu im Rahmen einer landesweiten Kampagne gegen Falun-Dafa-Koordinatoren fest. Gegen Ende des Monats ließ man ihn frei.

Am 14. Oktober 1999 reiste Chu nach Peking und forderte Gerechtigkeit für Falun Dafa. Als er in seine Heimatstadt zurückkehrte, wurde er am 17. Oktober von zuständigen Polizisten verhaftet. Elf Tage lang war er auf der Polizeiwache. Polizisten fesselten ihn mit den Armen hinter dem Rücken an einen Stuhl. Immer wieder ohrfeigten sie Chu.

Folternachstellung: Mit Handschellen am Stuhl gefesselt

Polizisten führten Chu sogar durch die Straßen der Gemeinde, um ihn öffentlich zu demütigen. Danach sperrten sie ihn einen Monat lang in eine Haftanstalt und nahmen ihn im Anschluss für einen weiteren Monat in Polizeigewahrsam.

Gefoltert im Arbeitslager Wangcun

Am 2. Februar 2000 wurde Chu erneut verhaftet und in die örtliche Haftanstalt überführt. Gefesselt an einen Baum, setzte man ihn der Kälte aus. Bei einer anderen Gelegenheit wurden ihm die Arme hinter dem Rücken an einen Stuhl gekettet und Fußfesseln angelegt. Einen Monat später brachte man ihn auf die Polizeiwache, wo er bis zum 14. April festgehalten wurde. Dann brachte man ihn in das Arbeitslager Wangcun, wo er drei Jahre verbringen musste.

Chu trat aus Protest gegen die dortigen Misshandlungen in Hungerstreik. Er wurde zwangsernährt. Man zwang ihn zu schwerer körperlicher Arbeit, darunter Bauarbeiten. Anfangs war er der ersten Einheit von Team drei zugeordnet. Ein Wärter schaute zu, wie ein Gefangener auf Chus Oberkörper herumtrampelte. Aufgrund dieser Misshandlung litt Chu lange Zeit unter Atemnot.

Folternachstellung: Auf dem Oberkörper herumtrampeln

Um das chinesische Neujahrfest 2000 herum zerrte ein Wärter Chu in den dritten Stock. Er zog ihn aus und fesselte ihn mit Handschellen an ein Fenstergitter. Dann öffnete er Fenster und Türen und ließ die eisige Luft herein. Die Folter ging von 22 bis 4 Uhr morgens und wurde auch an den beiden folgenden Tagen fortgesetzt. Am dritten Tag wurde Chu nicht mehr mit Handschellen gefesselt. Bis 3 Uhr morgens musste er in der Kälte ausharren.

Als Chu ins Team neun verlegt wurde, stach ihm ein Häftling mit Stahlnadeln in die Fußsohlen, die zu bluten begannen. Auch die Schuhe waren blutig. Der Häftling stieß Chu zu Boden und trampelte auf seinen Armen herum.

Am 24. August 2001 wurde Chu in das Arbeitslager Zhangqiu in der Provinz Shandong verlegt. Am 6. September leitete man eine Kampagne ein, um Falun-Dafa-Praktizierende zur Aufgabe ihres Glaubens zu zwingen. Rund um die Uhr wurde Chu in eine feuchte, schäbige Zelle gesperrt. Er musste auf einer kleinen Bank mit dem Gesicht zur Wand sitzen – sieben Tage und Nächte durfte er nicht schlafen.

Die Wärter zwangen Chu, mit gekreuzten Beinen in der Lotusposition zu sitzen und fesselten ihm die Beine, während die Arme hinter den Rücken gebunden wurden. Mehrere Tage lang musste er in dieser Position verbringen. Nur vorübergehen – zum Essen und für den Toilettengang – wurde er befreit. Als sich Chu schließlich widersetzte, fesselten die Wärter einen Arm am oberen Teil eines Doppelstockbettes und den anderen Arm am unteren Teil. In dieser Position konnte Chu weder gerade stehen noch sitzen. Acht Tage dauerte die Folter, in denen der Praktizierende die Toilette nicht benutzen durfte.

Eingesperrt in der Isolationszelle, wurde Chu menschenunwürdig behandelt. Die Wärter zwangen ihn, längere Zeit auf einem kleine Hocker zu sitzen. Sie schlugen ihm mit einem Holzstuhl gegen das Schienbein und verprügelten ihn so heftig, dass das Trommelfell im linken Ohr platzte und die Zähne ausbrachen. Durch Schläge mit einer Schuhsohle aus Hartplastik blutete sein Kopf.

Am 3. April 2003 wurde Chu freigelassen.

In der Haftanstalt gefoltert

Am 18. August 2003 wurde Chu erneut festgenommen. Man sperrte ihn auf der Polizeiwache Taibaozhuang in einen Metallkäfig. Während des Verhörs fesselte man ihn mit Handschellen und fixierte diese an einem Metallstuhl. Später wurde Chu in die Haftanstalt überführt.

Während der Inhaftierung schlugen die Wärter den Praktizierenden mit Lederruten, legten ihm dann Handschellen an und schnürten seine Gliedmaßen zusammen. Wieder wurde er brutal verprügelt. Monatelang dauerte die Folter an – bis er am 18. November 2003 zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde.

Menschenunwürdige Behandlung im Städtischen Gefängnis in Nord-Weifang

Am 24. Dezember 2003 wurde Chu in das Städtische Gefängnis Nord-Weifang gebracht. Alle paar Tage schockten ihn die Wärter am ganzen Körper mit Elektroschlagstöcken. Während der Gehirnwäsche-Sitzungen prügelten die Gefangenen auf ihn ein und würgten den Praktizieren, bis er ohnmächtig wurde.

Am 12. März 2004 verlegte man ihn in Abteilung sechs. Zweit Tage später wurde Chu entkleidet und mit den Armen hinter dem Rücken an einen Baum gefesselt. Die Wärter schockten ihn mit fünf Elektroschlagstöcken am ganzen Körper, bis die Schlagstöcke entladen waren. Chus Gesicht war danach entstellt und auf seiner Haut bildeten sich Brandblasen.

Am 18. August 2004 kam Chu in Isolationshaft. Die Wärter befahlen anderen Gefangenen, Chu mit Wasser zu übergießen, sein Essen zu rationieren und ihm den Schlaf zu entziehen. Man zerrte ihn aus dem Bett und nahm ihm die Kleidung weg, damit Moskitos in stachen. Bald war sein Körper mit Moskitostichen übersät.

Häufig kamen mehrere Wärter in die Isolationszelle und schockten Chu mit Elektroschlagstöcken. Einmal wurde er am Hals geschockt, bis die Haut verbrannt war.

Am 20. Oktober 2004 wurde Chu in eine Isolationszelle in Abteilung eins verlegt. Am Morgen wurde er von Wärtern mit vier Schlagstöcken geschockt, während er mit den Armen auf dem Rücken an einen Stuhl gefesselt war. Gefangene zwangen ihn, längere Zeit in Unterwäsche auf dem Bettgestell zu sitzen. Nachts fesselte man ihn an das Metall-Bettgestell und die Gefangenen übergossen ihn abwechselnd mit kaltem und heißen Wasser – bis zum Morgengrauen.

Derartige Folter dauerte tagelang, doch Chu weigerte sich, seinen Glauben an Falun Dafa aufzugeben. Einmal zwang ihn ein Gefangener, sich auf ein Bettgestell mit scharfkantigem Metallrahmen zu setzen und trat dann ihm dann gegen die Schienbeine. Das Metall schnitt ihm in die Waden, die dadurch stark bluteten. Dann nahm der Häftling Injektionsnadeln und stach Chu in den Oberschenkel.

Am 5. Februar 2006 wurde Chu mit einem Bambusstock geschlagen, bis das Trommelfell in seinem linken Ohr zum zweiten Mal platzte. Am 19. Dezember 2006 schockten ihn drei Wärter erneut gleichzeitig mit ihren Schlagstöcken, bis die Akkus leer waren.

Anhaltende Verfolgung

Als Chu am 17. August 2008 freigelassen wurde, brachte man ihn noch am selben Tag in die Gehirnwäsche-Einrichtung Weifang. Er wurde mit Handschellen an einen Heizkörper gefesselt und geschlagen. In der Nacht kam er zurück zur örtlichen Polizeistation, wo er an einen Stuhl gefesselt wurde. Am nächsten Tag fuhr man mit ihm in die örtliche Mittlere Volksschule. Er wurde aufgefordert, seinen Glauben an Falun Dafa aufzugeben. Später brachte man ihn zum Büro des Dorfbeauftragten. Im Anschluss fuhren die Beamten mit ihm wieder zur Polizei, wo er erneut an einen Stuhl gefesselt wurde. Die Seile schnitten ihm in die Haut. Chu bekam eine Kapuze über den Kopf gezogen, woraufhin er von einer Gruppe Leute verprügelt wurde.

Am 5. September 2008 wurde Chu erneut festgenommen und im Arbeitslager Nr. 2 der Provinz Shandong für ein Jahr inhaftiert. Nach 20 Tagen bekam er im Arbeitslager Symptome einer schweren Krankheit. Am 25. September bekam er Haftverschonung zur medizinischen Behandlung.

Weitere Inhaftierungen und ein weiterer Aufenthalt im Zwangsarbeitslager

Am 15. Dezember 2011 wurde Chu erneut verhaftet und fünf Tage lang in der Haftanstalt Weifang festgehalten.

Am 11. Juni 2012 wurde er ein weiteres Mal festgenommen und ein Jahr lang im Arbeitslager Nr. 2 der Provinz Shandong inhaftiert.

Frühere Berichte:

Mein Vater Chu Liwen

Die Verfolgung von Herrn Chu Liwen und seinem Sohn Chu Qinghua (Fotos)

Herr Chu Qinghua wurde verhaftetet und zu Arbeitslager verurteilt, als er seinen inhaftierten Vater besuchte


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.