Mitpraktizierende sind wie ein Spiegel

(Minghui.org) In meiner Kultivierung habe ich früher den Satz „Mitpraktizierende sind wie ein Spiegel“ nicht wirklich verstanden. Ich redete zwar auch davon, aber bei Problemen half ich zuerst dem Mitpraktizierenden, die Ursache zu finden, und sagte ihm dann, wo er dem Fa nicht entsprach. Ich dachte, dass solch ein Verhalten verantwortungsvoll gegenüber den Mitpraktizierenden sei.

Vor einigen Tagen ist etwas passiert, wodurch ich den Satz „Mitpraktizierende sind wie ein Spiegel“ wirklich verstanden habe.

Ich kenne seit vielen Jahren eine Mitpraktizierende, deren Gesundheitszustand nicht sehr gut ist. Sie befindet sich seit langem in den dämonischen Schwierigkeiten des Krankheitskarmas. In all den Jahren habe ich mein Bestes getan, um ihr zu helfen. Normalerweise ist sie mir gegenüber dankbar. Es hat auch mal Konflikte gegeben. Jeder schaute dann bei sich selbst nach und die Konflikte gingen schnell vorbei.

Aber dieses Mal sagte sie etwas, was ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte. Sie sagte, seit dutzenden von Jahren hätte ich sie immer wieder sehr verletzt. Sie könne es nicht mehr aushalten. Sie sei so dumm gewesen, sich von mir durcheinander bringen zu lassen. Ich solle nicht mehr kommen. Dann sagte sie noch, wenn sie sich nicht kultivieren würde, würde sie Auge um Auge und Zahn um Zahn mit mir kämpfen. Sie erzählte noch viele unwahre Dinge und steigerte sich immer mehr in ihren Ärger hinein.

Als ich ihre Worte hörte, blieb ich ganz ruhig und dachte mir: „Es gibt nichts Zufälliges in der Kultivierung. Bestimmt hilft sie mir bei der Erhöhung.“ Ich war nicht bewegt.

Als sie fertig war, legte sie sich vor lauter Ärger aufs Bett. Als sie sah, dass ich lachte, meinte sie vorwurfsvoll: „Was für ein Mensch bist du denn eigentlich? Du ärgerst andere und lachst auch noch dabei!“ Ich erwiderte: „Lass dich nicht ärgern. Wie kannst du dich als Kultivierende ärgern? Geh lieber Fa lernen. Ich gehe jetzt nach Hause.“ Ich dachte: „Der Meister nutzt die noch nicht fertig kultivierte Seite dieser Mitpraktizierenden, um mir eine Gelegenheit zu geben, meine Barmherzigkeit herauszukultivieren.“ Weiter dachte ich nichts dazu.

Zu Hause erzählte ich meinem Mann, der auch praktiziert, davon. Er meinte, dass ich nicht mehr zu ihr gehen solle. Ich erwiderte: „Wenn ich nicht zur ihr gehe, wie kann ich dann wissen, wie ich mich kultiviert habe? Sie hilft mir, mich zu erhöhen. Ich sollte ihr eigentlich danken.“

Obwohl ich es so sagte, dachte ich im Stillen: „Kein Wunder, dass die älteren Menschen früher sagten, man könne alles retten, nur nicht die Menschen.“ In den letzten Jahren hatte ich ihr so viel gegeben! Aber daran schien sie sich gar nicht mehr zu erinnern, sondern umgekehrt nur an das Schlechte. Zusätzlich dachte sie sich noch unwahre Geschichten aus und sagte, dass sie Auge um Auge und Zahn um Zahn mit mir kämpfen wolle. Ich dachte: „Wäre ich keine Kultivierende, dann würde ich sie längst links liegenlassen. Die anderen Praktizierenden in der Umgebung besuchen sie nie, nur ich besuche sie noch. Und dann sucht sie auch noch Fehler bei mir! Warum kann sie nicht dankbar sein? Wie hat sie das Fa gelernt?“

Plötzlich bemerkte ich, dass ich im Außen suchte. Kultivieren heißt, sich selbst zu kultivieren. Wenn ich sehe, dass sie keine Dankbarkeit zeigt, soll ich eigentlich bei mir selbst suchen. So beruhigte ich mich und fing an, bei mir selbst zu suchen. Dann entdeckte ich, dass ich wirklich auch ein ähnliches Problem hatte. Wenn andere mir etwas schenken, was mir nicht gefällt, denke ich innerlich: „Wenn du mir etwas schenkst, sollte es etwas Besseres sein. Ansonsten wäre es besser, wenn du mir nichts schenkst!“ Auf solch einen Gedanken hatte ich früher nicht geachtet. Wenn jemand mir etwas schenkt, soll ich eigentlich nur dankbar sein. Wie konnte ich dann beim anderen noch nach Fehlern suchen? Das war doch undankbar von mir!

Reflektiert mein Gedanke „Wie hat sie das Fa gelernt?“ nicht gerade die Gesinnung, dass ich sie nicht respektiere? Die Wurzel liegt im Neid. Hier nutzt der Meister diese Mitpraktizierende, um mir meine unbemerkte menschliche Gesinnung aufzuzeigen. So kann ich sie erkennen und beseitigen.

Die Mitpraktizierende hat es nicht leicht. Seit dutzenden Jahren befindet sie sich in den dämonischen Schwierigkeiten des Krankheitskarmas. Dennoch hat sie die Kultivierung nicht aufgegeben. Der Meister erlöst uns deshalb, weil wir den starken Willen zur Kultivierung haben. Wer möchte nicht ein wahrer Kultivierender sein? Ich sollte Mitgefühl und Verständnis für sie haben.

Zwei Tage später besuchte ich sie. Sie sagte, dass das Fa vom Meister ihr einen „Stockschlag zum Aufrütteln“ gegeben habe. Es sei ihr Fehler. Sie wolle sich von Herzen bei mir entschuldigen und mich um Verzeihung bitten. Ich sagte zur ihr, dass ich mich ihretwegen nicht geärgert hätte. Ich wolle ihr auch danken. Wenn sie nicht so zu mir gewesen wäre, hätte ich meine Undankbarkeit und meinen Neid nicht bemerkt.

Ich danke dem Meister. Ich danke meinen Mitpraktizierenden, die mir bei der Erhöhung helfen. Wir sollen die heilige Schicksalsverbindung zwischen uns Praktizierenden schätzen, auf jeden unserer Gedanken achten, wirklich aus der menschlichen Ebene herausspringen, uns vollenden und mit dem Meister nach Hause gehen.

Das ist meine derzeitige Erkenntnis. Falls etwas nicht dem Fa entsprechen sollte, bitte ich um Korrektur.