Als Kultivierender über rationales Denken hinausgehen

Vorgetragen auf der Fa-Konferenz in Österreich 2007

(Minghui.de)

Sehr geehrter Meister,
liebe Mitpraktizierende!

Ich möchte heute mit euch einige Erkenntnisse teilen, die mir, obwohl eigentlich schon lange bekannt, nur sehr langsam bewusst wurden. In der menschlichen Gesellschaft wird heutzutage erwartet, dass wir rational denken, das heißt, dass wir unser Denken auf logische Regeln aufbauen. Eigentlich würde man meinen, dass dies doch etwas sehr Gutes sei, denn um beispielsweise ein größeres Projekt abwickeln zu können, scheint es sehr sinnvoll zu sein, dass wir die Situation sehr gut kennen, die Möglichkeiten gut analysieren und dann entsprechend die beste Strategie zur Umsetzung auswählen. Mir war jedoch selber lange nicht so klar, dass wenn man zu sehr auf dem rationellen Denken aufbaut, man immer mehr die Fähigkeit verliert, auf sein Herz und seine instinktiven Fähigkeiten zu hören. Wie aber kann man sich kultivieren, wenn man gegenüber seinen eigenen Instinkten verschlossen ist?

Bevor ich mit dem Kultivieren begann, war ich gerade dabei, mein Studium abzuschließen. Da ich eine technische Ausbildung in der menschlichen Gesellschaft absolviert hatte, hatte ich die ganze Zeit nur gelernt, Anerkennung zu finden, indem ich zu Problemstellungen eine möglichst gute Lösung mittels technischem Wissen und logischem Denkens fand. Logisches Denken heißt dabei, mit einer gewissen Zahl von Grundannahmen, sogenannten Axiomen, und einer Menge an Regeln neues Wissen unter wiederholter Anwendung dieser Regeln auf die Grundannahmen abzuleiten. Das ist eigentlich auch der Zugang, mit dem man in der Wissenschaft versucht, aufbauend auf Theorien eine Erklärung der Vorgänge in der Natur zu finden. Nun, als Kultivierende wissen wir eigentlich schon, dass diese Wissenschaft selbst ein eigenes System ist, das einer Religion gleicht.

Seit ich mich kultiviere, habe ich auch immer noch viel Kontakt zu Wissenschaftlern, das gehört zu meinem Arbeitsumfeld. Dabei habe ich oft wehmütig gedacht, dass es doch leider ziemlich schwer ist, Menschen, die rationelle Gedankengänge als sehr bedeutsam ansehen, die Idee von persönlicher Kultivierung zu erklären. Bei einigen Wissenschaftlern hatte ich mit meinem strebenden Herz versucht, sie auf Phänomene aufmerksam zu machen, welche sich nicht so einfach rationell erklären ließen. Meine Idee dabei war, dass diese Menschen dadurch dazu bewegt werden könnten, etwas Abstand von dem anerkannten rationellen Weltbild zu gewinnen. Letztlich erntete ich jedoch von den Kollegen oft nur Widerstand und Ablehnung.

Wie gesagt, ich war dann oft traurig, wenn ich sah, wie schwer ich mit meinen Argumenten Zugang zu anderen Menschen fand. Mir war dabei aber nicht wirklich bewusst, dass ich selber eigentlich auch noch immer ein sehr starkes Herz der rationalen Denkweise hatte. So war es zum Beispiel meine fixe Idee, nach Möglichkeiten zu suchen, um Menschen mittels des rationellen Denkens, also mit Hilfe der Logik, von der Wissenschaftlichkeit des Falun Dafa zu überzeugen. Ich hatte immer wieder Material über grenzwissenschaftliche Forschungsergebnisse gesammelt und auch eine Ausstellung über solch grenzwissenschaftliche Forschungsergebnisse besucht. Dazu fand ich übrigens auch viele Materialen, die auf jene mit heutiger Wissenschaft nicht erklärbare Entdeckungen verweisen, die auch der Meister im Zhuan Falun angeführt hat. Ich hatte damals noch ein sehr menschliches Herz gegenüber diesen Entdeckungen, wenn nicht sogar etwas Begeisterung. So stellte ich beispielsweise zu dem riesigen Reaktor von Gabun Recherchen im Internet an. Dabei musste ich aber wieder schnell erkennen, dass auch diese Entdeckung nicht so einfach das Denken der menschlichen Gesellschaft umzuwerfen vermochte. Denn im Internet fand ich schließlich nur Erklärungsversuche, welche die Größe und die lange Aktivitätsperiode des Reaktors einfach mit den Worten abtaten, dies sei aufgrund der geologischen Anordnungen der Gesteinsschichten per Zufall ganz automatisch passiert. Ich war nach all diesen Rückschlägen schon etwas verunsichert in meinem Plan, den Menschen die Rationalität von Falun Dafa nahe zu legen, dachte allerdings immer noch, dass ich dafür meine eigene Fähigkeit, Dinge logisch darzustellen, einsetzen könne.

Jedoch, als ich wieder einmal die betreffende Stelle zum Erleuchtungsvermögen im „Zhuan Falun” las, änderte sich meine Meinung. So schreibt der Meister:

„Kann das sein, dass alle in die Luft fliegen? Ist das dann noch die Gesellschaft der gewöhnlichen Menschen? Das ist der Hauptaspekt; der andere Aspekt ist: Unter den gewöhnlichen Menschen sind die Menschen nicht dazu da, um Mensch zu sein, sondern um zum Ursprung und zum Wahren zurückzukehren, deshalb gibt es noch die Frage des Erleuchtungsvermögens. Wenn einer sieht, dass viele Menschen tatsächlich fliegen können, wird er sich auch kultivieren, dann gibt es nicht mehr die Frage des Erleuchtungs¬vermögens. Deshalb, wenn du das durch Kultivierung erlangt hast, darfst du es andere auch nicht sehen lassen, du darfst es anderen nicht beliebig zeigen, denn andere müssen sich auch noch kultivieren.” (Zhuan Falun, 2. Übersetzung, Lektion 8, „Der Himmelskreis”)

Dadurch habe ich verstanden, dass es eben gar nicht sein darf, dass Menschen einen logisch zwingenden Beweis für die Wirkung von Falun Dafa bekommen. Denn damit wäre dann die Frage nach dem Erleuchtungsvermögen nicht mehr gegeben. Somit hörte ich auf, aktiv nach wissenschaftlichen Belegen für die Existenz von grenzwissen¬schaftlichen Erkenntnissen zu suchen. Vielmehr erkannte ich, dass meine Suche nach solch rationellen Erklärungen zum Teil wohl auch eine Widerspiegelung meines eigenen Eigensinns nach Wissenschaft darstellte. Hierzu möchte ich die Worte des Meisters zu Wissenschaft auf der Fa-Erklärung in Sydney 1996 anführen:

„Die Art und Weise, wie sich die heutige experimentelle Wissenschaft entwickelt, ist sehr ungeschickt und sehr langsam. Es ist wirklich, wie wenn ein Blinder einen Elefanten ertastet. Sie kann die Existenzform der Materie vom ganzen Kosmos und die Existenz der kosmischen Eigenschaften nicht erkennen. Wenn sie also ein bisschen ertastet hat, glaubt sie schon, das wäre das Ganze. Sie hat nur ein Bein des Elefanten ertastet, dann sagt sie: Oh, die Wissenschaft ist so, das ist die Wissenschaft, die das Leben und die Materie wirklich erkennt. Sie kann nicht sehen, wie der ganze Elefant aussieht. Deshalb kann sie nicht erkennen, dass der Kosmos aus unzähligen unterschiedlichen Zeit-Räumen zusammengesetzt ist, sie kann die Existenz anderer Räume, anderer Formen des Lebens und der Substanzen nicht erkennen, und so wird all dies von den Menschen mit einem einfachen und starrsinnigen Kopf als Aberglaube bezeichnet. Das ist eine der entscheidendsten Ursachen, die dazu führt, dass die Moral der Menschheit abrutscht. Viele Menschen heben den Stock der Wissenschaft und prügeln damit die älteste und wesentlichste moralische Natur des Menschen. Gefährlich! Wenn die Menschen kein De mehr haben, werden die Gottheiten sie nicht mehr als Menschen betrachten, werden die Menschen aussortiert und sich erneut entwickeln.” (April 1996)


Diese Erkenntnis trug ich eine Weile mit mir herum. Als ich nach Berlin fuhr, um bei der Bewerbung der Gala zu helfen, durfte ich einige Erfahrungen machen, die mir obige Gedanken wieder ins Bewusstsein riefen. Eigentlich war ich nur sehr kurz in Berlin und konnte daher nur einen Tag mithelfen. Ich ging am Vormittag vor der letzten Aufführung mit anderen Praktizierenden los. Unter uns war eine Praktizierende, welche ein traditionelles chinesisches Kleid trug.

Nach einigem längeren Suchen nach einem gut gelegenen Platz wurden wir direkt vor einer Brücke fündig. Wir waren zu dritt. Anfangs teilten wir alle Flyer an die Passanten aus mit Hinweisen auf die an diesem Tag zum letzten Mal in diesem Jahr in Berlin stattfindende Gala. Ich selber war zu Beginn nicht ganz klar bei der Sache und konnte auch nur wenige Menschen direkt informieren. So schaute ich, wie es den anderen ging, und war ganz betroffen, als ich sah, wie die Praktizierende in dem historischen Kostüm die Flyer verteilte. Diese Praktizierende, die noch nicht einmal Deutsch sprechen konnte, hatte wesentlich mehr Erfolg als ich beim Verteilen der Flyer. Und mir war auch sofort klar, dass dies nicht alleine an ihrem historischen Kostüm liegen konnte. Sie hatte für jeden Passanten ein fröhliches Lächeln übrig und bewarb die Gala mit wenigen Worten, die mangels ihrer Deutschkenntnisse sogar nur auf Englisch gesprochen wurden. Ich war wirklich betroffen, wie aufrichtig und klar diese Praktizierende bei ihrem Tun wirkte.

Ich selbst war oft von vielen Gedanken verwirrt, machte mir oft anhand des äußeren Eindruckes eines Passanten Gedanken, ob dieser denn auch den Flyer annehmen würde. Die Praktizierende nahm wohl ein bisschen von meinen Gedanken wahr, denn sie sagte einige sehr berührende Worte zu mir darüber, für wie ehrenhaft sie diese Tätigkeit des Verteilens betrachtete. Wir beschlossen daraufhin, dass der dritte Praktizierende aufrichtige Gedanken aussenden sollte, während wir beide weiterhin Flyer verteilten. Ich fühlte mich nun plötzlich ganz anders, so als ob ich ganz selbstverständlich hier stehen würde und zu den Passanten eine Beziehung hätte. Das Verteilen der Flyer ging nun auch bei mir wesentlich besser als vorher und ich schaffte es auch zusehends besser, den Menschen mit einer aufrichtigen Freude die Gala anzukündigen.

Wir hielten uns bis einige Stunden vor der Aufführung an diesem Platz auf. Mir kam dabei nochmals diese Unbekümmertheit und Aufrichtigkeit dieser Praktizierenden in den Sinn. Sie hatte mit ihrem Beispiel gezeigt, wie viel wichtiger als ein rationales Denken doch ein aufrichtiges Denken mit dem Herzen ist, wenn man andere Lebewesen erretten möchte. Dabei wurde mir auch klar, dass ich selber aufgrund meiner relativ guten Fähigkeit im logischen Denken anderen Praktizierenden oft nicht wirklich zuhören wollte, da ich die Anschauung hatte, die Sachen selber besser tun zu können. Zum Glück durfte ich durch viele Lektionen lernen, wie einseitig mein Denken oft ist und wie wichtig es für einen Praktizierenden ist, vor allem im Herzen klar zu sein. Denn erst so kann man seine Verantwortung bei Projekten für die Bestätigung von Dafa wahrnehmen. Denn gerade was die Stabilität bei der Durchführung von Projekten entgegen alten Anschauungen und Eigensinnen betrifft, hat mir die Erfahrung gezeigt, dass die Arbeit sehr schnell auf Schwierigkeiten stößt, wenn man nicht klar im Herzen ist. Ohne Klarheit im Herzen hilft auch die ganze Logik und Planung nicht weiter.

Ich danke dem Meister, dass er mich diesen Eigensinn hat erkennen lassen.

Rubrik: Fa-Konferenzen