Epoch Times Deutschland: Medienbericht: Gewissen Chinas schwer misshandelt (Fotos)
Erstes Lebenszeichen des bekannten chinesischen Rechtsanwalts Gao Zhisheng seit fast einem Jahr. Einem Informanten zufolge soll Gao schwer gefoltert worden sein.
(Minghui.de)
Der wohl prominenteste chinesische Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng, von seinen Sympathisanten auch „Chinas Gewissen” genannt, ist seit dem 22. September letzten Jahres verschwunden. In einem offenen Brief an den Senat und das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten hatte er wenige Tage zuvor geschrieben: „Unter dem Motto, den Erfolg der Olympischen Spiele zu sichern, sind alle Arten von Übeln aufgetreten, einschließlich Zwangsräumungen, illegaler Festnahmen, Verfolgung von Petitionssuchenden und Unterdrückung religiöser Menschen.” Diese klare und kritische Haltung zu den Olympischen Spielen führte zehn Tage nach der Veröffentlichung dieses Briefes zu seiner Verhaftung in seiner Pekinger Wohnung. Er wurde an einen unbekannten Ort gebracht und ist seitdem verschwunden. Ein letztes Lebenszeichen erhielt der inzwischen selbst inhaftierte Aids-Aktivist Hu Jia im Oktober 2007, als Gao ihn aus der Provinz Shaanxi anrief. Hu interpretierte diesen Anruf gegenüber der Epoch Times damals so: „Dass die Behörden es Gao erlaubten mich anzurufen, hatte vor allem einen Grund: Sie wollen die Anstrengungen verringern, die von außen unternommen werden, ihn zu retten.”
Nun hat der in den USA ansässige chinesische Radiosender Sound of Hope ein erstes Lebenssignal von Gao und seiner Familie seit seiner Inhaftierung erhalten. „Gao und seine Familie wurden vor kurzem aus Peking weggebracht, weil das Regime in Hinblick auf die Olympischen Spiele Angst vor 'Zufällen' habe”, sagte ein Informant, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben muss, dem Radiosender in einem teilweise ausgestrahlten Telefongespräch.
Dem Informanten zufolge wolle man Gao zwingen, Verleumdungsartikel gegen Falun Gong und dessen Gründer zu schreiben. Anwalt Gao hatte im November 2005 in einem offenen Brief an die Parteiführung der KP appelliert, die Folterungen an Falun Gong Anhängern einzustellen. Außerdem verlange man von ihm Artikel zu schreiben, die die Kommunistische Partei Chinas lobten.
„Jedoch hat Gao bisher keinen Kompromiss mit seinen Peinigern gemacht”, sagte der Informant weiter. „Die Folterungen unter denen er zu leiden hatte, ließen auch bei denen, die dabei nur zusahen, das Herz bluten. Aber seine Standhaftigkeit weckt bei vielen der beteiligten Polizisten Hochachtung."
„Niemand kann sich derartige Folterungen vorstellen”, wiederholte der Informant mehrmals. „Die Methoden, mit denen Gao behandelt wurde, ähneln denen, die an den Falun Gong-Leuten angewandt werden”, ergänzte der Informant. Unter den Demütigungen fühle sich ein Mensch nicht mehr als Mensch, sondern wie ein Tier. Daher habe Gao mehrmals versucht, sich selbst etwas anzutun und Selbstmord zu begehen.
Sound of Hope ist schon früher mit Anwalt Gao in Kontakt gewesen. Im Mai 2004 führte SOH in seinem Programm „Liang Cai Yi Tang” das erste Exklusivinterview mit Rechtsanwalt Gao. Seitdem brachte der Sender über zehn Interviews zu unterschiedlichen Themen mit Gao in seinem Programm. Während dieser schwierigen Zeit des Hausarrests und der Belagerung seiner Familie durch Agenten hatte der Moderator des Programms fast täglich Kontakt mit Gao und hat regelmäßig die Aufzeichnungen aus Gaos Tagebuch ausgestrahlt, um ihm und seiner Familie durch die mediale Aufmerksamkeit einen gewissen Schutz zu gewähren.
Auszüge aus Gaos Tagebuch sind auch in seiner auf Deutsch neu erschienenen Autobiographie „Chinas Hoffnung” zu lesen.
Das Interview von SOH mit dem Informanten (chinesisch):
www.youmaker.com/video/sa?id=d7af2ef0bef9426088f8fee38e057ae6001
Auszüge aus Gaos Autobiografie: www.Gao-Zhisheng.de
Eine spezielle Gruppe von Frühaufstehern
23. November 2005
... Um sechs Uhr heute Morgen ging ich nach draußen, um meine Tochter zur Schule zu bringen. Bei meinem Erscheinen traten Agenten der Regierung, die draußen eine kalte Nacht verbracht hatten, in Aktion. In weniger als dreißig Sekunden stürzten sechs oder sieben Agenten von allen Seiten auf mich zu. Sie sahen, dass ich mein Fahrrad herausholte und bemerkten, was ich tun wollte. Dann rannten sie zu ihren Autos und Motorrädern und warteten. Nachdem meine Tochter und ich das Tor des Wohnviertels passiert hatten, holte uns die Mannschaft schnell ein. Die Motorräder hielten sich in einem beständigen Abstand von vier Metern zu uns.
Meine Tochter sagte: „Papa, irgendetwas muss mit ihrem Hirn nicht stimmen! Warum folgen sie uns, wenn du mich zur Schule bringst?"
Ich antwortete: „Es ist nichts mit ihrem Hirn. Sie haben keins."
„Aber wie könnte jemand ohne Hirn leben?"
„Ohne Hirn zu leben erspart in China den Leuten viel Leid."
Meine Tochter sagte, sie sei verwirrt.
„Mein Vater ist ein guter Mensch. Die Leute da, die dir folgen, sind wie schamlose Huren, gab meine Tochter zurück.
Wir lachten beide. Meine Tochter erzählte mir weiter, dass es an ihrer Schule ein lustiges Lied für solche Frauen gäbe und dass sie es jetzt lernen wolle, um es den Agenten morgen vorzusingen.
Ich sagte ihr: „Ich bin eifersüchtig auf diese Agenten. Du hast für mich noch nie gesungen."
Sie antwortete in ernstem Ton: „Es ist ein Schimpflied."
Bald kamen wir am Schultor an und hatten den ganzen Weg geplaudert. Ich musste ihr helfen, zu ihrem Klassenzimmer zu gehen; denn sie hatte sich kürzlich den Knöchel verstaucht. Einer der Agenten folgte uns hinein.
Auf meinem Weg nach Hause kam ich am Yuandadu-Park vorbei und beschloss, in den Park zu gehen, um dort zu joggen, wie ich es morgens immer machte. Die Agenten dachten, ich wolle fortlaufen und gerieten in Panik. Sie warfen ihre Motorräder fort und liefen zu Fuß hinter mir her. An irgendeinem Punkt muss es ihnen gedämmert sein, dass ich nicht die Absicht hatte, fortzulaufen, denn sie setzten sich nieder. Sie folgten mir aber weiter und blieben immer ein paar Meter hinter mir. Was mich wirklich amüsierte, war etwas, das sich am Vortage ereignet hatte. Ein Agent war bei ihnen, der die ganze Zeit meine Bewegungen an seine Vorgesetzten meldete: „Ah, ja! Jetzt ist er an der und der Kreuzung.” „Ah, er dreht sich nach Osten.” „Er dreht sich nach Süden.” „Ja, er steckt die linke Hand in die Hosentasche.” „Okay, er hat seine Hand aus der Hosentasche genommen.” „Jetzt ist er an der Ampel.”
Das erinnert mich auch an etwas Absurdes, das sich gestern Nachmittag ereignete. (...)
Quelle: http://www.epochtimes.de/articles/2008/08/05/321872.html
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