Aufrichtig bleiben (Teil II)

zum 10. Jahrestag des 25. April

(Minghui.de)

Teil 1: http://www.minghui.de/data/article/522/a52258.html


Das Blatt wendete sich, der Sturm kam

Im Jahre 1996 rief der stellvertretende Leiter der Propagandaabteilung des Zentralkomitees, Xu Guangchun, die Chefredakteure, von zehn großen Zeitungen der Zentralregierung, zu einem Treffen zusammen und befahl der Guangming Tageszeitung Falun Gong verleumdende Artikel zu veröffentlichen. Andere große Zeitungen sollten diese weiter veröffentlichen. Danach erteilte die höchste Behörde für Presse und Publikationen, die von der Propagandaabteilung kontrolliert wird, allen unterstehenden örtlichen Büros eine interne Mitteilung, die Veröffentlichung von „Zhuan Falun”, das als eines der zehn meistgekauften Büchern in Peking bezeichnet wurde, sowie „Der Chinesische Falun Gong” und andere Falun Gong-Bücher zu verbieten, mit der Behauptung, dass sie „Aberglauben förderten”. Was Xu Guangchun tat, verstieß eigentlich gegen die eigene Politik der „Drei Nein” der KPCh, das heißt, zu Qigong und besonderen Kultivierungsfähigkeiten keine Förderung, keine Argumentation, keine Angriffe vorzunehmen. Um durch die Unterdrückung von Falun Gong politische Vorteile zu erzielen, wollte Xu Guangchun damals Falun Gong sofort als einen „primitiven Kult” denunzieren.

Jedoch gab es viele Mitarbeiter bei den großen Zeitungen, die Falun Gong praktizierten. Im Ministerium für Öffentliche Sicherheit, einem Staatsapparat, der die Unterdrückung in Wirklichkeit durchführen sollte, praktizierten noch mehr Menschen Falun Gong. In dem vorher erwähnten Dankesschreiben von der „Chinesischen Stiftung für ehrenvolle Taten”, wurde explizit davon berichtet, dass der damalige Minister für Öffentliche Sicherheit, Wang Fang, durch Falun Gong wieder gesund geworden wäre und dass die Wirkung von Falun Gong sehr gut sei. Deshalb kannten viele Menschen beim Ministerium für Öffentliche Sicherheit Falun Gong. Viele hatten vorher schon Qigong gemocht. Manche hochrangigen Beamte beim Ministerium sowie viele Abteilungsleiter oder Direktoren des Amtes für Öffentliche Sicherheit an anderen Orten waren Falun Gong-Praktizierende. So zum Beispiel die Ex-Mitglieder des Falun Dafa-Forschungsvereins Ye Hao, der stellvertretender Direktor beim Ministerium für Öffentliche Sicherheit war, und der Abteilungsleiter Li Chang.

Im Jahr 1996, noch bevor die Unterdrückung begann, erhielt die Regierung einige hunderttausend Briefe von Praktizierenden, die die wahre Situation von Falun Gong erklärten. Später verlief die Unterdrückung im Sand.

Anfang 1997 befahl Luo Gan dem Ministerium für Öffentliche Sicherheit, eine landesweite Untersuchung durchzuführen und Beweise zu sammeln, um Falun Gong als einen „bösartigen Kult” betiteln zu können. Nach gründlichen Ermittlungen berichteten alle örtlichen Polizeiabteilungen aus dem ganzen Land: „Es wurde kein Problem mit Falun Gong festgestellt.” Die Untersuchung wurde daher beendet. Im Juli 1998 veröffentlichte das 1. Büro des chinesischen Ministerium für Öffentliche Sicherheit das Dokument [1998] Nummer 555: „Mitteilung zur Untersuchung von Falun Gong”, welches Falun Gong zuerst als einen „bösartigen Kult” bezichtigte und dann forderte, die Aktivitäten von Falun Gong-Praktizierenden zu verfolgen und Beweise gegen sie zu sammeln. Alle örtlichen Polizeiabteilungen und politischen Apparate sollten gründliche Untersuchungen durchführen.

Dieses Dokument war eindeutig eine gestellte Falle: Zuerst wurde Falun Gong als ein ”bösartiger Kult” bezichtigt und dann sollten die örtlichen Polizeiabteilungen Beweise sammeln. Das bedeutet „zuerst schuldig sprechen, hinterher belastende Beweise suchen. So gingen manche Polizisten und Agenten zum Übungsplatz von Falun Gong und praktizierten die Übungen. Sie lernten auch mit Falun Gong-Praktizierenden gemeinsam das „Zhuan Falun”(das Hauptwerk mit der Kultivierungsanleitung; der Herausgeber war Li Hongzhi, der Begründer des Falun Gong.). In Wirklichkeit trieben sie alle Spionage. Aber Falun Gong-Praktizierende hatten nichts zu verbergen, da alle Aktivitäten öffentlich waren. Jeder kam und ging freiwillig. Es gab keine Namenslisten und es wurde auch keine Gebühr verlangt. Viele Spione lernten durch diese Gelegenheit Falun Gong besser kennen und wurden standhafte Praktizierende. Im ganzen Land wurde kein einziger belastender Beweis gegen Falun Gong gefunden, was Luo Gan sehr überraschte.

Aber trotzdem zogen die beiden Recherchen ernsthafte Konsequenzen in manchen Gegenden nach sich.

Zum Beispiel gab im Jahre 1998 die Polizeibehörde der Stadt Chaoyang in der Provinz Liaoning das Dokument Nr. 37 mit dem Titel: „Meldung des Verbotes illegaler Falun Gong-Aktivitäten” an alle örtlichen Polizeistationen heraus. Die Folge war, dass über einige Helfer von Falun Gong-Übungsgruppen mehrmals Geldstrafen von insgesamt mehr als 4.000 Yuan verhängt wurden. Einige Praktizierende erhielten keine Empfangsbestätigung, nur einen leeren Zettel für die Bezahlung der Geldstrafe. Mehr als 40 Praktizierende gingen zum Ministerium für Öffentliche Sicherheit nach Peking, um gegen die Vorgehensweise der lokalen Polizei zu appellieren. Mehr als 1.000 Praktizierende verfassten und unterschrieben gemeinsam einen Appell gegen die Verletzung der bürgerlichen Rechte durch die Chaoyang Polizeibehörde.

Am 21. Juli 1998 erteilte das 1. Büro des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit eine Meldung an alle Polizeiabteilungen des Landes, die bei den örtlichen Polizeibeamten in der autonomen Region Xinjiang, in den Provinzen Heilongjiang, Hebei und Fujian sowie an anderen Orten wiederum feindliche Handlungen gegenüber Falun Gong-Praktizierenden auslösten. So wurden Praktizierende, wenn sie an Gruppenübungen teilnahmen, gewaltsam auseinander getrieben, ihre Häuser durchsucht und ihr persönliches Eigentum beschlagnahmt.

Luo Gan wollte im Jahr 1997 und 1998 zweimal Falun Gong als einen „bösartigen Kult” verleumden und unterdrücken. Der Grund dafür lag nicht darin, dass Falun Gong etwas Falsches getan hatte, sondern dass Luo Gan etwas Großes unternehmen wollte, um seine politische Karriere voran treiben zu können. Er war damals bereits Parteisekretär des Komitees für Politik und Gesetz und schien seine höchste Position erreicht zu haben. Es ist vergleichbar mit dem Militär: Es ist sehr schwer, sich große Verdienste außerhalb der Kriegszeit zu erwerben, um ein großer General werden zu können. Luo Gan sah hier eine Gelegenheit, sich in den politischen Fokus zu stellen.

Doch Luo Gan fehlten Beweise. Er fand heraus, dass viele Menschen beim Ministerium für Öffentliche Sicherheit, die zuständig für Qigong waren, Qigong sehr gut kannten und viele von ihnen selbst auch Qigong praktizierten. Aus diesem Grund veranlasste er im Jahre 1998 eine Umstrukturierung des Ministeriums. Die Zuständigen für Qigong und diejenigen mit hoher Fachkenntnis wurden alle versetzt. Dies diente als Vorbereitung zur Unterdrückung von Falun Gong.

Aufgrund der zahlreichen Briefe von Praktizierenden, die berichteten, dass die Polizei die Falun Gong-Praktizierenden gesetzwidrig behandelte, führten manche pensionierten Funktionäre des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses unter der Leitung von Qiao Shi in der zweiten Hälfte des Jahres 1998 eine Zeit lang ausführliche Untersuchungen durch und kamen zu dem Ergebnis, dass Falun Gong dem Land und der Bevölkerung dienlich sei und es keinen Schaden verursachen würde. Diesen Untersuchungsbericht legten sie am Jahresende dem Politbüro vor.

Pseudowissenschaftler stellte die Tatsachen auf den Kopf

Weil Luo Gan durch die Unterdrückung von Falun Gong das Wasser trübe machen wollte, wurde die Angelegenheit von Falun Gong immer sensibler.

Währenddessen gab es sowohl Medienreporter und Regierungsbeamte, die wagten, die Wahrheit zu sagen und Falun Gong zu unterstützen als auch diejenigen, die mit dem Wind segelten, anhand dieser Gelegenheit politische Vorteile daraus zogen, indem sie Falun Gong bei jeder Gelegenheit verleumdeten und Unruhe für die spätere vollständige Unterdrückung stifteten.

Im Mai 1998 inszenierte He Zuoxiu, ein Schwager von Luo Gan, den "Peking-Fernsehstations-Vorfall". Die Ursache war: He Zuoxiu verleumdete in einem Programm einer Fernsehstation in Peking, dass ein Aspirant namens Sun in der Chinesischen Akademie der Wissenschaften durch das Praktizieren von Falun Gong geisteskrank geworden sei. In Wirklichkeit hatte der anormale Zustand von Sun überhaupt nichts mit Falun Gong zu tun. Seine Zimmergenossen und Kommilitonen hatten Sus wirklichen Zustand He Zuoxiu mehrmals ausführlich erklärt. Trotzdem verleumdete He Zuoxiu Falun Gong absichtlich bei der Fernsehstation mit diesem falschen Beweis. Viele Praktizierende, die durch Falun Gong Nutzen gezogen hatten, gingen freiwillig zu dieser Fernsehstation in Peking, um dort über die Tatsache aufzuklären. Ein stellvertretender Direktor der Fernsehstation erkannte die Friedlichkeit der Falun Gong-Praktizierenden und die wahre Situation, deshalb beschloss er, über die Gruppenübung der Praktizierenden im Freien zu berichten, um die falsche Propaganda zu korrigieren. Es gab jedoch keine öffentliche Entschuldigung.

He Zuoxiu besitzt zwar den Titel „amphibischer Akademiker”, ist in Wirklichkeit aber ein politischer Opportunist. Er versteht sich gut darauf, vor Wissenschaftlern als Philosoph und vor Politikern als Wissenschaftler aufzutreten und vor allem im ideologischen Bereich die wirkliche Wissenschaft zu kritisieren.

Im November 1950 kam Yu Guangyuan, stellvertretender Abteilungsleiter der Abteilung für Theorie der Propagandaabteilung des Zentralkomitees, zur Qinghua Universität und rief die jungen Studenten zu einer Besprechung über "Lernen der Theorie" zusammen. Bei der Besprechung stellte He Zuoxiu eine außergewöhnliche Frage: „Hat die Naturwissenschaft Klassencharakter oder nicht?” So warf Yu Guangyuan ein Auge auf ihn. Nach dem Abschluss seines Studiums im Jahr 1950 begann er bei der Propagandaabteilung des Zentralkomitees unter der Leitung von Yu Guangyuan zu arbeiten. Von da an wirbelte er im Wissenschafts- und Technikkreis viel Staub auf.

Zum Beispiel: Am 21. Mai 1952 veröffentlichte He Zuoxiu in der „Volkstageszeitung” einen Artikel „Der russische Wissenschafts- und Technikkreis kritisiert die idealistische Auffassung bei der Quantenphysik ”, in dem er forderte, die Kritik an dem so genannten Idealismus während der damaligen politischen Kämpfe auch in der Physik einzusetzen.

Im Jahr 1955, bezüglich der Frage, ob die alten Bauwerke in Peking stehen bleiben sollten oder nicht, diskutierten die Befürworter mit Mao Zedong als Führung und die Gegner mit Liang Sicheng als Führung, fortwährend mit dem berühmten Architekten und Professor der Qinghau Universität. He Zuoxiu packte diese Gelegenheit beim Schopfe und veröffentlichte im Magazin „Lernen” einen kritisierenden Artikel „Über einige falsche Erkenntnisse von Liang Sicheng bezüglich der Architektur”. Er attackierte den architektonischen Stil von Liang Sicheng: „Kopf von Chinesen und Körper von Ausländern”, „Entartung der Klassenmischung”, „Die architektonische Theorie von Liang Sicheng ist eine falsche Theorie, die gegen die Generallinie direkt verstößt”. So wurde Liang Sicheng gezwungen, Selbstkritik zu üben. Das löste gleichzeitig auch eine Welle aus, die alten Bauwerke in Peking zu zerstören, wodurch das Erscheinungsbild von Peking gründlich verändert wurde. He Zuoxius politischer Lebenslauf bekam dadurch auch eine Wende. Laut eines Berichtes mit dem Titel „Amphibischer Gelehrter - He Zuoxiu”, der im Jahr 1998 in der „Volkstageszeitung” veröffentlicht wurde, redete He immer noch sehr gern über dieses Erlebnis. Er meinte: „Dadurch verstehe ich allmählich, was die kreativen marxistischen Standpunkte, Auffassungen und Methoden sind.”

Außerdem kritisierte er im ideologischen Bereich die Lehre der Genetik von Morgan und das „Quark Modell” von Gelman mit Marxismus, für das Gelman einen Nobelpreis erhielt. In seinen späteren Jahren kritisierte er weiterhin Qigong und verurteilte Qigong als eine „Pseudo-Wissenschaft”.

Weil He Zuoxiu die Wissenschaft attackierte und damit die Ideologie der KPCh verteidigte, half ihm das Magazin „Rote Fahne”, Mitglied der Chinesischen Akademie der Wissenschaften zu werden Mit dem Titel „Akademiker” schmierte er weiterhin der KPCh, vor allem den hochrangigen KPCh-Führern Honig um den Bart. Im Jahr 2001 lief die Propaganda von Jiang Zemins Theorie, der „Drei Vertretungen”, gerade auf Hochtouren. Bei einer Forschungsbesprechung über die Quantenphysik in der Chinesischen Akademie der Wissenschaften äußerte He Zuoxiu: „Die Entwicklungsgesetzmäßigkeit der Quantenphysik entspricht der „Drei Vertretungen-Theorie” von Jiang Zemin. Einige vernünftige Gelehrte verließen den Besprechungsraum sofort, als sie das hörten. He Zuoxiu fasste noch unverschämter diese Theorie zu einem wissenschaftlichen Aufsatz zusammen und veröffentlichte ihn. („Die Gründung der Quantenphysik und das Beurteilungssystem der wissenschaftlichen Revolution” bei der Universitätszeitung der Kunming, Universität für Naturwissenschaft und Technik, Nummer 1, 2001)

Weil Luo Gan durch die Unterdrückung von Falun Gong Jiang Zemin seine Leistung zeigen wollte, verleumdete sein Schwager, He Zuoxiu, immer wieder Falun Gong im Namen der Wissenschaft. Aber sein Ruf war wirklich zu schlecht, so dass ein vertretender Bürgermeister von Peking persönlich einen Befehl erließ, dass die Medien in Peking die Lügen von He Zuoxiu nicht mehr veröffentlichen dürften. Was Qigong angeht, werde die Politik der „Drei Nein” weiterhin umgesetzt.

Mit dem Tianjin-Vorfall begann die Verfolgung

Weil He Zuoxiu seine Falun Gong verleumdenden Artikel in Peking nicht mehr weiter veröffentlichen konnte, veröffentlichte er am 11. April 1999 einen Artikel in dem Jugend-Erziehungsmagazin der Tianjin Hochschule mit dem Titel „Ich bin nicht damit einverstanden, dass die Jugend Qigong praktiziert”. Er gab Falun Gong die Schuld an einigen Vorfällen, die deutlich gegen die Disziplinen von Falun Gong verstoßen, und deutete an, dass das Praktizieren von Falun Gong große Probleme verursachen und sogar dem Land schaden würde.

Viele Falun Gong-Praktizierende meinten, wenn sie die Wahrheit nicht erklären würden, dann würde nicht nur ihr Recht des Praktizierens bedroht werden, sondern die Praktizierenden könnten auch von den hinterlistigen Politikern in einen schmutzigen politischen Kampf hineingezogen werden.

So gingen einige Tausende Falun Gong-Praktizierende freiwillig zur Redaktion, um dort die Wahrheit zu erklären. Nach einer friedlichen und vernünftigen Besprechung wollte die Redaktion den Fehler korrigieren. Später änderten sie jedoch ihre Meinung und die Korrektur wurde verweigert. Am 23. April setzte die Behörde für Öffentliche Sicherheit in Tianjin mehr als 300 Bereitschaftspolizisten ein, um die Falun Gong-Praktizierenden, die zum Büro der Zeitschrift gekommen waren, um dort die Hintergründe zu erklären, zu vertreiben. Sie schlugen die Praktizierenden und nahmen 45 von ihnen fest. Die Regierung von Tianjin teilte den appellierenden Praktizierenden mit, dass es sich um einen Befehl aus Peking handele, und ermutigte sie, nach Peking zu gehen, um dort eine Petition einzureichen.

Allen Fakten zufolge war dieser Vorfall keine einfache Angelegenheit zwischen einer Zeitschrift und den Lesern. Offensichtlich stand Tianjin unter dem Druck aus Peking. Die ausländischen Medien deuteten direkt an, dass diese Gewaltaktion von Luo Gan gesteuert wurde.

Zhongnanhai-Appell von über 10.000 Falun Gong-Praktizierenden

Die Nachricht verbreitete sich bis nach Peking. Viele Falun Gong-Praktizierende in Peking, einschließlich des Zuständigen des ehemaligen Falun Gong-Forschungsvereins, beschlossen, am 25. April zum Petitionsausschuss zu gehen. Die Praktizierenden an anderen Orten, die diese Nachricht erhielten, verbreiteten sie weiter, so dass über 10.000 Praktizierende an jenem Tag zum Petitionsausschuss kamen, der sich in der Nähe vom Zhongnanhai-Gelände befindet. Dies war das sensationelle „25. April- Ereignis”.

Nach der Kulturrevolution wurde aufgrund des großen Volkszorns, der durch die vielen politischen Bewegungen der KPCh verursacht wurde, das Appellsystem in China gegründet. Individueller Appell oder kollektiver Appell wurde von der chinesischen Verfassung und vom Gesetz unterstützt. Der Bürger benötigt für den Appell weder eine Genehmigung noch muss er einen Antrag bei der Behörde für Öffentliche Sicherheit stellen.

Der Gedanke von den appellierenden Falun Gong-Praktizierenden war ganz einfach: Die wahren Umstände bei den zuständigen Behörden zu erklären. Ein Beispiel von Shi Caidong, einem ehemaligen Dr.-Studenten vom Institut für Geologie und Geophysik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften:

„Am Abend des 24. April kam ich wegen Überstunden für meine Experimente sehr spät zum gewöhnlichen Erfahrungsaustausch und Fa-Lernen. Die Betreuerin Li erzählte mir kurz zusammengefasst von dem Vorfall in Tianjin und sagte, dass manche Praktizierende am nächsten Tag appellieren gehen würden. Frau Li sagte, dass jeder selbst entscheiden sollte, ob er hingehen wollte oder nicht. Ich sagte: `ir haben letztes Mal Briefe geschickt, um zu berichten, dass die Behörde für Presse und Publikationen die Veröffentlichung von „Zhuan Falun” verbiete. In dieser Sache gab es bis jetzt noch keine Fortschritte. Wir können diesmal bei dem Appell auch zugleich über diese Angelegenheit sprechen. Ich werde selbstverständlich hingehen.´ Die Behörde für Presse und Publikationen verbot bereits im Jahr 1996 die Veröffentlichung von Falun Gong-Büchern mit der Behauptung, sie würden „Aberglauben fördern”. Viele Praktizierende schrieben deswegen Briefe an die Behörde für Presse und Publikationen und an die Leiter der Zentralregierung, erhielten jedoch keine Rückmeldung. Die Situation hatte sich auch nicht verbessert. Deshalb gab es für die Praktizierenden nur die Möglichkeit, direkt bei der Leitung der Zentralregierung die wahre Situation zu erklären.”

Wenn wir jetzt, zehn Jahre später, dieses Ereignis als Außenstehender betrachten, denken viele Menschen vielleicht, dass die Gedanken solcher Menschen vielleicht naiv waren. Oder kennen solche Menschen die Komplexität der Politik nicht. Ist das wirklich so?

Das Leben und den Tod loslassen, aufrichtige Menschen bleiben offenherzig

In Wirklichkeit waren unter den appellierenden Falun Gong-Praktizierenden viele ältere Menschen, die die zahlreichen politischen Bewegungen der KPCh erlebt hatten, und jüngere Praktizierende, die die Stundentenbewegung im Jahr 1989 erlebt hatten. Manche hatten sogar Beziehung zu hoher Ebene und erhielten interne Information von der hohen Ebene der KPCh. Es ist nicht so, dass sie nicht wussten, was für ein mächtiger Mensch vor ihnen stand.

Auszug eines Erfahrungsberichts einer Praktizierenden vom 4. April 2005 auf der Minghui-Webseite:

„Am Abend des 24. April bekam ich um 23:30 Uhr fortlaufend Anrufe, und mir wurde klar, dass die Sache sehr kompliziert geworden war. Ein Anruf war von meinem Schwager. Er sagte mir mit einer sehr ernster Stimme: „Morgen geht ihr drei (meine zwei Schwestern sind auch Praktizierende) auf keinen Fall nach Peking. Ich habe einen guten Freund bei der Polizei. Der sagte mir extra, dass die Behörde alles schon arrangiert hätte. Morgen wird die Sache sehr ernst genommen!” Nach einer Weile rief er mich noch einmal an und warnte mich: „In der Nähe von Zhongnanhai taucht schon das Militär auf.” Mein Freund sagte mir: „Ich weiß, dass deine Frau ein guter Mensch ist. Du darfst keinesfalls zulassen, dass sie nach Zhongnanhai geht. Du sollst sie zu Hause einsperren. Unser Vorgesetzter befahl uns, alle festzunehmen, egal, um wen es geht.” Ich möchte euch das erzählen, auch wenn ihr unbedingt hingehen wollt.” Eine meiner Schwestern rief mich auch an: „Jemand rief meinen Sohn an und sagte ihm, dass er es unbedingt schaffen müsste, dass ich nicht nach Zhongnanhai gehe, weil alles draußen schon fertig organisiert war.” Ich fragte dann meine Schwestern, ob sie ihre Meinungen geändert hätten. Sie lachten nur anhaltend. So machten wir uns aufrichtig auf den Weg, wo dann das „25. April-Ereignis” stattfand.

Was für eine Antriebskraft hatten sie, so dass sie ohne Hintergedanken aufrichtig zum Appell gingen? Wussten sie nicht, dass sie gegen eine vielfache Übermacht ankämpften? Bis jetzt können viele Menschen sie immer noch nicht verstehen: Ist das nicht so, dass sie nicht nachsichtig handelten, als sie auf dem Appell bestanden? Hätten sie nicht für die Stabilität der Gesellschaft auf das kleine „Ich” verzichten und nicht zum Appell gehen können?

Lasst uns die wirklichen Gedanken der Falun Gong-Praktizierenden hören. Ein Praktizierender schrieb Folgendes zu dieser Frage:

Gutherzigkeit bedeutet nicht Feigheit. Nachsicht bedeutet nicht einfache Duldung, nicht die Duldung bei bösartigen Taten. Wir verstehen die Politik nicht und wollen auch nicht daran teilnehmen, aber wir kennen das Gute und das Böse, das Richtige und das Falsche.

Vom Verbot der Veröffentlichung von „Zhuan Falun”, dem Pekinger Fernsehstations-Vorfall, dem Guangming Tageszeitungs-Vorfall, den Untersuchungen von Luo Gan bis zum Tianjin-Vorfall wurde die Umgebung immer ernsthafter Als ein Mitglied der chinesischen Gesellschaft haben viele von uns eine solche Erkenntnis: Sobald es bei einer Angelegenheit in China um Politik oder wenn es um „die Entscheidung von oben” geht, dann ist keine Rede davon, ob es richtig oder falsch ist. Aber auf der anderen Seite haben wir als Praktizierende nur eine Disziplin, dass wir unsere Herzen nach den Grundsätzen von ,Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht”' kultivieren. Wir verstehen die Politik nicht und wollen auch nicht daran teilnehmen. Aber wir kennen das Gute und das Böse, das Richtige und das Falsche.

,Nachsicht' bedeutet nicht einfache Duldung, Nachsicht beinhaltet auch Wahrhaftigkeit und Barmherzigkeit. Wenn jeder meint, dass eine Ameise einen Elefanten nicht erschüttern könne, dann wird diese Gesellschaft den grundlegenden Maßstab zur Beurteilung vom Guten und Bösen, vom Richtigen und Falschen verlieren. Wenn es keine grundlegende Gerechtigkeit und kein gutes Gewissen in der Gesellschaft gibt, wird am Ende jeder dadurch geschädigt.

Ein Praktizierender soll in jeder Situation an der Disziplin festhalten, vernünftig handeln und sich als ein guter Mensch benehmen. Wenn jeder sich so verhält, dann hat die Gesellschaft noch Hoffnung für die Gesellschaft.

Ganz gleich, wo sich ein Praktizierender befindet, er soll sich als ein guter Mensch verhalten. Die einfache Duldung gegenüber den Falschen bringt vielleicht die vorläufige Sicherheit, aber das ist doch Feigheit und ist absolut keine Nachsicht. Der moralische Zusammenbruch der Gesellschaft beginnt gerade an dem Punkt, wo jedes Mitglied der Gesellschaft auf den Maßstab, was ist gut und was ist schlecht, vom Guten her aufs Böse verzichtet.Wenn jeder Mensch bedingungslos jedes Wort und jede Tat der Machthabenden im Lande als Wahrheit betrachtet oder die wirklichen eigenen Interessen als Maßstab seine Handlungen nimmt, dann wird diese Gesellschaft hoffnungslos sein, denn die Menschen werden nicht mehr glauben, dass es auf dieser Welt noch Gerechtigkeit gibt. Es gibt dann nur die eigenen persönlichen Interessen. In dem heutigen China sehen wir, dass die Menschen das Vertrauen verlieren und immer gleichgültiger werden. Ist das nicht etwa aus diesem Grund!?

Nur wenn jeder die grundlegenden bürgerlichen Rechte bewahrt, kann die Stabilität der Gesellschaft wirklich erhalten werden.

Als ein Bürger der Gesellschaft hat jeder die Pflicht, die grundlegenden bürgerlichen Rechte zu bewahren, vor allem die eigenen Rechte. Das bedeutet auch, die Rechte aller Bürger zu bewahren. Wenn jeder wegen so genannter „Stabilität” oder Interessen oder Druck auf die Disziplin auf die bürgerlichen Rechte verzichtet, bedeutet das, das Gesetz mit Füßen zu treten. Kann damit eine stabile Gesellschaft garantiert werden und wirklich stabil bleiben?

In Wirklichkeit gab es in den vergangenen 60 Jahren einfach zu viele solcher Lektionen. Wenn es in den jeweiligen politischen Bewegungen der KPCh mehr solche Menschen gegeben hätte, die auf Disziplin bestanden und sich vor den Mächtigen nicht gefürchtet hätten, wären weniger Tragödien passiert. Diese Gruppe Menschen scheint einfach zu sein, aber sie besteht auf außergewöhnliche Disziplinen.