Provinz Liaoning: Frau zeigt Ex-Staatschef wegen 13 Jahre unrechtmäßiger Haft an

(Minghui.org) „Wegen meines Glaubens war ich 13 Jahre lang ungerechtfertigt inhaftiert. 13 Jahre sind eine lange Zeit, – zu Beginn der Haft war ich 29. Nun bin ich eine grauhaarige Frau mittleren Alters. Meine Tochter, die damals drei Jahre alt war, verbrachte 13 von ihren 16 Jahren ohne ihre Mutter.

Ich habe den Großteil meiner Familie verloren. Ein Elternteil starb 2008 und der andere 2011. Mein Mann ließ sich scheiden und heiratete wieder. Ich verlor meine Wohnung und meine Arbeit. Alles, was mir geblieben ist, ist meine Tochter.“

Fu Yan hatte Tränen in den Augen, als sie sich daran erinnerte, wie sie ihre Freiheit nach über zehn Jahren als Gefangene aus Gewissensgründen wiedererlangte.

Frau Fu wurde 1972 in der Stadt Dashiqiao in der Provinz Liaoning geboren. Als sie sah, wie ihre Mutter durch das Praktizieren von Falun Gong auf wundersame Weise ihre Gesundheit wiedererlangte, fing auch sie 1998 an zu praktizieren.

Als Jiang Zemin, der damalige Vorsitzende der Kommunistischen Partei Chinas, die Verfolgung von Falun Gong in Gang setzte, wurde Frau Fu zur Zielscheibe der örtlichen Behörden. Dies führte im August 2001 zu ihrer Verhaftung und schließlich zu 13 Jahren Haft.

„Ich habe im Dezember 1998 begonnen, Falun Dafa zu praktizieren. Die Verfolgung begann nur ein Jahr später. Ich hatte noch nicht erkannt, wie grundlegend Falun Dafa wirklich ist, doch während meiner 13-jährigen Haft erkannte ich, wie korrupt das kommunistische Regime ist und wurde immer überzeugter, dass Falun Dafa gut ist.“

Frau Fu übermittelte ihre Strafanzeige gegen Jiang Zemin im Juni 2015. Die Anzeige macht ihn für die Verfolgung verantwortlich und für all das, was sie und ihre Familie erleiden mussten.

August 2001: Festnahme in Peking

Im August 2001 waren mein Mann und ich in Peking, um unsere Firma zu gründen. Am 21. August wurde ich von Polizisten der Polizeiwache Gangdu aus unserer Stadt gemeinsam mit Beamten des Ministeriums für Staatssicherheit auf der Straße angehalten.

Über zehn Polizisten verprügelten mich am helllichten Tag. Man verband mir die Augen und brachte mich in ein Untersuchungsgefängnis in Peking. Wieder wurde ich von acht Beamten geschlagen und man verabreichte mir unbekannte Substanzen.

Im Untersuchungsgefängnis hielt jeweils ein Beamter einen meiner Arme, während mich ein weiterer an den Haaren packte, so machten sie ein Foto von mir. Ein Beamter stülpte mir eine schwarze Tasche über den Kopf und schlug mich so heftig, dass mein Mund mit Blut gefüllt war. Für die eine Nacht, die ich dort verbrachte, musste ich 250 Yuan (ca. 35€) [1] bezahlen, das ist mehr als man für ein Hotelzimmer bezahlen muss.

Am folgenden Tag brachten sie mich nach Dashiqiao zurück. Damit ich kooperierte, nahm die Polizei meine Mutter Tong Shuping, ebenfalls eine Praktizierende, und meinen nicht-praktizierenden Mann Zhang Chonghua fest. Sie blieben monatelang im Untersuchungsgefängnis Dashiqiao. Da beide Elternteile in Haft waren, blieb meine dreijährige Tochter bei meiner Schwiegermutter.

Auch meine Schwestern Fu Ying und Fu Qiang wurden damals rechtswidrig verhaftet, weil sie Falun Gong praktizierten. Es war ein Alptraum für meinen Vater.

Zwangsernährung im Zwangsarbeitslager Masanjia

Als im Oktober 2001 die Nachricht über den Tod der Falun Gong-Praktizierenden Li Yanhua auf der Minghui-Website veröffentlicht wurde, beschuldigte man mich, die Details rund um ihren Tod ins Internet gestellt zu haben. Aufgrund dieser Anschuldigungen wurde ich in das berüchtigte Zwangsarbeitslager Masanjia gebracht.

Gemälde aus der Internationalen Kunstausstellung „Die Kunst von Zhen Shan Ren: Zwangsernährung (2004)

Aus Protest gegen die rechtswidrige Inhaftierung in einem Zwangsarbeitslager trat ich in einen Hungerstreik. Ich wurde zwangsernährt und bekam zwei Wochen lang jeden Tag eine Flüssigkeit gespritzt. An meiner Zwangsernährung waren über zehn Leute beteiligt. Sie drückten mich nach unten, führten eine Ernährungssonde in meinen Mund und durch die Speiseröhre und flößten mir Essen und Wasser ein.

Es war extrem schmerzhaft und die Sonde war jedes Mal voll Blut, wenn sie herausgezogen wurde. Unverschämterweise verlangte das Arbeitslager 700 Yuan (ca. 95 €) von mir für etwas, das sie „medizinische Behandlung“ nannten.

Im Lager musste ich am Tag harte Arbeit leisten. In der Nacht durfte ich nicht schlafen, sondern musste mir Propagandavideos anschauen, die Falun Dafa verleumdeten.

Eines Nachts im März 2002 kam der Abteilungsleiter Qiu in die Werkstatt. Er drehte den Fernseher auf und wechselte zu einem Sender, der Interviews zeigte. Es ging um den Tod von Li Yanhua. Ich war überrascht mein Foto in der Aufnahme zu entdecken, weil ich nie befragt worden war. Dann erkannte ich, was passiert war – sie hatten einfach einige Bilder von den Aufnahmen der Sicherheitskamera im Arbeitslager genommen. Das gesamte Interview war zusammengestellt worden.

Rechtswidrig verurteilt

Im August 2002 brachte man mich zurück in das Untersuchungsgefängnis Dashiqiao. Am 17. Februar 2003 wurde ich für schuldig befunden und zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Der Grund: Weitergabe von Fakten bezüglich Li Yanhuas Tod. Vor Gericht wurde kein Beweis vorgelegt und kein Zeuge geladen, der belegte, dass ich in den Fall verwickelt gewesen war. Ich war niedergeschmettert.

Am 21. März erlitt ich einen Herzanfall und befand mich in einem kritischen Zustand. Man brachte mich in das Zentralkrankenhaus Dashiqiao, aus dem ich sechs Tage später entkam.

Erneut verhaftet und ins Gefängnis gesperrt

Nach meiner Flucht blieb ich im Haus einer Praktizierenden in der Stadt Anshan, wurde jedoch am 24. Mai 2003 gemeinsam mit zehn örtlichen Praktizierenden erneut verhaftet. Die beteiligten Beamten kamen von der Polizeiwache Jianyi, von der Polizeibehörde der Stadt Dashiqiao und von der Staatssicherheitsabteilung Anshan.

Während der Festnahme wurde ich von zwei Beamten geschlagen. Sie traten mit ihren Füßen gegen meinen Kopf. Mit Wunden und Blutergüssen übersät, kam ich in dieser Nacht in das Untersuchungsgefängnis Dashiqiao.

Meine Hände wurden so fest gefesselt, dass sie für fast ein Jahr taub blieben. Den Ringfinger meiner rechten Hand kann ich auch heute noch nicht strecken.

Als ich gegen die Misshandlung protestierte und in einen Hungerstreik trat, wurde ich von zwei Insassen niedergehalten und durch die Nase gewaltsam ernährt. Ein Arzt führte eine Sonde ein und zog sie vor und zurück, was extrem schmerzhaft war.

Am nächsten Tag begleiteten mich vier Personen ins Frauengefängnis Liaoning in Shenyang. Es war die Zeit, in der gerade die Krankheit SARS ausgebrochen war, weshalb sie mir eine Spritze gaben, bevor wir ankamen, um mein Fieber zu senken.

Bei meiner Ankunft wurde ich genau untersucht. Zwei Insassen hielten mich nieder, während mein Intimbereich untersucht wurde. Die Untersuchungsergebnisse wurden so abgeändert, dass sie mich im Gefängnis aufnehmen konnten.

Zwangsernährung im Frauengefängnis Liaoning

Aus Angst vor SARS akzeptierte das Gefängnis keine neuen Insassen. Ich war die einzige Ausnahme, die vom Komitee für Politik und Recht der Provinz Liaoning genehmigt wurde.

Man sperrte mich in eine kleine Zelle, dort wurde ich von vier Teamleitern und vier Insassen überwacht. Eine Insassin schlug mich.

Ich blieb weiterhin im Hungerstreik und unterlag der unmenschlichsten Methode der Zwangsernährung.

Man brachte mich in einen Raum mit vielen Betten. Meine Hände und Füße wurden für die gesamten zwei Wochen, die ich dort war, an den vier Ecken des Bettes festgebunden. Die Ernährungssonde blieb die ganze Zeit in meinem Körper. Alle paar Stunden flößte man mir eine Getreidemischung ein.

Es gab noch andere Praktizierende, die sich seit über drei Monaten im Hungerstreik befanden. Sie bestanden nur noch aus Haut und Knochen. Ich befürchtete, dass sie sich niemals mehr erholen würden, nachdem sie in dieser Position so lange gefesselt waren.

Folternachstellung: Zwangsernährung

Am 4. August 2003 verlängerten sie meine Haftzeit auf 13 Jahre und sechs Monate. Nach zwei Jahren, die ich bereits im Gefängnis und im Zwangsarbeitslager verbracht hatte, hatte ich weitere elf Jahre Gefängnis vor mir.

Harte Arbeit und lange Arbeitszeiten

Im Gefängnis musste ich jeden Tag über zehn Stunden und manchmal sogar 20 Stunden lang arbeiten. Ich musste zwischen 4:00 und 5:00 Uhr aufstehen und arbeitete 12 Stunden. Manchmal durfte ich in der Werkstatt nur ein kurzes Nickerchen machen und machte mich dann am nächsten Tag gleich wieder an die Arbeit.

Als andere Praktizierende und ich Ende 2003 in eine neue Einrichtung kamen, arbeiteten wir 20 bis 40 Tage am Stück. Drei Mal am Tag durften wir das Badezimmer benutzen.

In den Jahren 2004 und 2005 arbeiteten wir ein Jahr lang ohne einen einzigen freien Tag. Nach 15 bis 16 Stunden in der Werkstatt mussten wir manchmal Arbeit mit in unsere Zellen nehmen. Diese Situation änderte sich erst 2009, als wir am Sonntag frei bekamen. Als ich im November 2014 freigelassen wurde, arbeiteten wir 12 Stunden am Tag und hatten nur den Sonntag frei.

Schlechte Lebens- und Arbeitsbedingungen

Wir arbeiteten viele Stunden und bekamen nur wenig zu essen. Von 2004 bis 2006 hatten wir drei Mal pro Woche Reis und zu den restlichen Mahlzeiten gaben sie uns Brötchen, die größtenteils aus Getreidespelzen und Kleie bestanden. Wir hatten das ganze Jahr über die gleichen paar einfachen Gemüsesorten.

Wir duschten uns sogar im Winter mit kaltem Wasser, wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fielen. Vor 2008 gab es in der Werkstatt kein heißes Wasser zum Trinken. Mindestens sechs Insassen teilten sich eine Thermoskanne mit heißem Wasser pro Tag.

Als ich 2014 entlassen wurde, teilten sich vier Insassen eine Flasche heißes Wasser in jeder Zelle und über zehn Leute eine Flasche am Arbeitsplatz. Der Wasserkocher funktionierte oft nicht. Wenn das passierte, hatten wir kein heißes Wasser.

Die Plumpsklos waren oft verstopft und es dauerte immer sehr lange, bis sie wieder in Ordnung waren. Einmal waren sieben von 16 Toiletten verstopft und 150 Insassen in einem Stock mussten sich neun Toiletten teilen. Das Badezimmer war bis zu einer bestimmten Zeit am Morgen verschlossen und jeder musste vor den funktionierenden Toiletten Schlange stehen.

Kriminelle Insassen, die für die Arbeitsplätze verantwortlich waren, schlugen auf langsame Arbeiterinnen ein und beschimpften sie. Sie brachten Leute oft zum Büro und schlugen sie mit Elektrostäben. Wir alle konnten ihre Schreie hören. Die körperlichen Misshandlungen und die Beleidigungen nahmen nach 2008 ab, doch die Insassen wurden weiterhin schlecht behandelt.

Trotz der Menge an Arbeit, die wir machten, und des Gewinns, den wir erwirtschafteten, versorgte man uns nicht mit den grundlegenden Dingen. Unsere Familien brachten uns Klebepinseln oder Handschuhe für die Arbeit.

In den über zehn Jahren, die ich dort eingesperrt war, bekam ich sieben Yuan (ca. 95 Cent) pro Monat. Für Toilettenpapier mussten wir selbst aufkommen, das pro Rolle dreieinhalb Yuan (ca. 48 Cent) kostete. Manchmal bekam ich noch nicht einmal diese sieben Yuan im Monat.

Arbeitsverweigerung und Einzelhaft

Ende 2009 weigerte ich mich zu arbeiten, deshalb sperrten mich die Wärter für zwei Monate in Einzelhaft. Man zog mich nackt aus und durchsuchte mich. Ich bekam keine warme Kleidung. Es war so kalt, dass ich nicht schlafen konnte, sondern herumwanderte, damit mir warm blieb.

Die Zelle war nur zwei Quadratmeter groß und hatte zwei Türen. Kalte Luft drang durch eine Tür, die vereist war. Neben der dünnen Kleidung, die ich trug, gab es nur eine Rolle Toilettenpapier in der Zelle. Ich stopfte dieses in meine Hose, um warm zu bleiben und benutzte klebriges Brot, damit das Papier an seiner Stelle blieb. In einer Zellenecke baute ich eine „Höhle“ und rollte mich darin in kalten Winternächten zusammen.

Zu jeder Mahlzeit bekam ich Maisbrot, zum Frühstück mit Essiggurken und mit Brühe zu den anderen beiden Mahlzeiten. Ich trank Leitungswasser. Zähneputzen war verboten.

Zwei Monate später kam ich aus der Einzelhaft in eine spezielle Einheit, die für die „Umerziehung“ von Falun Gong-Praktizierenden eingerichtet worden war. Dort blieb ich ein Jahr lang. Im Dezember 2010 sperrte man mich wieder in Einzelhaft. Im März 2011 schickte man mich für weitere vier Monate zurück in die Spezialeinheit.

Während meiner Zeit im Frauengefängnis Liaoning bekam ich oft Besuchsverbot. Die längste Zeit betrug anderthalb Jahre. Meine Schwester Fu Ying war neun Jahre lang im selben Gefängnis, doch getroffen haben wir uns nie.

Hintergrund

Jiang Zemin begann im Alleingang die Verfolgung von Falun Gong im Jahr 1999. Trotz Widerspruch der übrigen Mitglieder des Ständigen Komitees des Politbüros nutzte er seine damalige Position als Chef der Kommunistischen Partei Chinas und zwang ihnen seinen Willen auf, um die Verfolgung zu beginnen.

Die Verfolgung hat in den vergangenen 16 Jahren zum Tod vieler Falun Gong- Praktizierender geführt. Unzählige wurden gefoltert und sogar wegen ihrer Organe getötet. Jiang Zemin und seine Gefolgschaft sind direkt für den Beginn, die Weiterführung und Aufrechterhaltung der Verfolgung verantwortlich.

Unter Jiangs persönlicher Anleitung gründete die Kommunistische Partei Chinas am 10. Juni 1999 ein illegales Sicherheitsorgan auf Parteibasis, das Büro 610 genannt wird. Es agiert außerhalb des chinesischen Gesetzes und führt die Verfolgungspolitik direkt durch. Mit dem Aufruf: „Zerstört ihren Ruf, ruiniert sie finanziell und vernichtet sie physisch!“ wies der damalige Präsident Chinas, Jiang Zemin, die Handlanger der Verfolgung an, vor keiner Grausamkeit zurückzuschrecken.

Das chinesische Gesetz erlaubt seinen Bürgern, Strafanzeigen zu erstatten. Viele Falun Gong-Praktizierende üben nun dieses ihnen zustehende Recht aus und zeigen das frühere Staatsoberhaupt an.


Frühere Berichte:Talentierte Dichterin nach neun Jahren Gefängnis erneut eingesperrt (Fotos)http://de.minghui.org/html/articles/2013/9/25/75541.htmlFamily Devastated by Years of Persecutionhttp://www.clearwisdom.net/html/articles/2011/4/25/124624.htmlNach neunjährigem Gefängnisaufenthalt ist Frau Fu Yan erneut in einer kleinen Zelle eingesperrt (Foto)http://de.minghui.org/html/articles/2011/1/15/63049.htmlZu Unrecht zu 13 Jahren Haft verurteilt, Frau Fu Yan im Liaoning Frauengefängnis gefolterthttp://de.minghui.org/html/articles/2010/2/16/57485.html



[1] Das durchschnittliche Einkommen eines Arbeiters beträgt in den Städten Chinas monatlich umgerechnet etwa 300,- €