Nur nach innen schauen, wenn Konflikte entstehen - mich wirklich selbst kultivieren

(Minghui.org) Als ich 12 Jahre alt war, begann ich Falun Dafa (auch bekannt als Falun Gong) zu praktizieren. Die letzten zwanzig Jahre habe ich mich hauptsächlich alleine kultiviert. Erst kürzlich habe ich verstanden, warum und wie wir uns selbst kultivieren sollten.

Mich wirklich selbst kultivieren

Sich zu kultivieren, ist wirklich wundervoll! Egal, was du erlebst oder welchen Konflikten du begegnest – wenn du nach innen schaust, wirst du die Schönheit der Kultivierung finden. Wenn du eine menschliche Anschauung identifizierst und entschlossen bist, sie loszuwerden, wirst du Leichtigkeit oder Freude fühlen, nachdem du dich selbst erhöht hast.

In diesem Jahr half ich bei der Rettung von mehreren ortsansässigen Praktizierenden, die wegen ihres Glaubens widerrechtlich inhaftiert waren [1]. Während dieses Prozesses entdeckte ich viele Mängel und menschliche Anschauungen, die ich beseitigen musste. Das schmerzte mein menschliches Herz sehr. Es ist jedoch genau dieses Herz, das aufgegeben werden muss, um die Vollendung zu erreichen.

Ich fühle, dass der Meister immer bei uns ist. Solange wir nach innen schauen, gibt es nichts, was nicht gelöst werden kann. Dazu möchte ich die folgende Erfahrung mit euch teilen, die ich mit drei Praktizierenden gemacht habe.

Tina und Mary hatten Kathy kürzlich von einem Softwarepaket über Falun Dafa erzählt, an dem sie seit Jahren im Geheimen gearbeitet hatten. Sie fragten Kathy, ob sie Information über das Projekt auf der Webseite Minghui.org und im Magazin Minghui Weekly veröffentlichen würde.

Ungefähr eine Woche später bat mich Kathy um meine Meinung über das Projekt. Ich sagte: „Das Design ist sehr einfach, es bietet viel Raum für Verbesserungen.“ Dann beschrieb ich ihr meine Vorstellung, wie die Details verbessert werden könnten. Ich bat sie, meine Vorschläge an Tina und Mary weiterzuleiten.

Kathy stimmte zu: „Ja, es gibt einige Dinge, die definitiv verbessert werden können. Ich werde beide gleich sehen und es ihnen sagen.“ Ich sagte ihr, dass ich ebenfalls in zehn Minuten bei Tina eintreffen würde.

Als ich dann etwa einen halben Häuserblock von Tinas Wohnung entfernt war, hörte ich in ihrer Wohnung lauten Streit. Ich klopfte lange an die Tür, bis mich jemand bemerkte. Ich wusste, dass die alten Mächte gerade dabei waren, die Eigensinne aller Beteiligten zu ergreifen und zu verstärken.

Wie ein Gedanke eine aufbrausende Situation auflösen kann

Als ich das Wohnzimmer betrat, konnte ich sehen, dass Tina wütend auf Kathy war. Ich sagte zu Tina: „Bitte beruhige dich. Das ist nicht Kathys Schuld. Alle Vorschläge, die sie an dich weitergegeben hat, waren meine, nicht ihre.“

Als ich sah, dass Tina mich völlig ignorierte, bat ich den Meister im Stillen: „Bitte helfen Sie uns, miteinander freundlicher zu sein. Egal, ob ich richtig oder falsch liege, ich glaube, das ist alles meine Schuld. Ich muss etwas falsch gemacht haben!“

Obwohl ich beim Nach-innen-Schauen nicht genau wusste, was ich falsch gemacht hatte, bemerkte ich, dass Tina sich sofort beruhigte und sich die Atmosphäre im Raum komplett veränderte.

Später fragte Kathy mich: „Was meinst du, warum hat sich Tinas Stimmung plötzlich geändert?“

Ich antwortete: „Nach Tinas Erklärung verstand ich, dass sie und Mary mehrere Jahre an diesem Projekt gearbeitet hatten. Sie haben wirklich ihr Bestes gegeben und ihr Herz und ihre Seele in die Herstellung dieser Software gesteckt. Da fiel mir ein, dass ich die Situation so betrachten sollte, wie es die Gottheiten tun würden. Gottheiten streiten nicht darüber, wessen Idee besser ist. Vielmehr ist für sie der Prozess wichtig oder wie man mit anderen zusammenarbeitet. Als du mich gebeten hast, die Software zu überprüfen, habe ich meine Meinung geäußert. Ich glaube, dass ich mich eher selbst bestätigt habe und nicht das Fa.“

Später am Abend sprach Kathy das Thema noch einmal an und meinte: „Ich kann nicht erkennen, dass ich hier schuld bin. Ich habe nur deine Vorschläge weitergegeben, wie die Software verbessert werden könnte.“

Ich antwortete: „Egal, was du gesehen oder gehört hast, es ist auch etwas für dich dabei, was du zu kultivieren hast, sonst hättest du es nicht gesehen. Zum einen solltest du nicht ärgerlich auf Tina sein, egal wie sie sich benommen hat. Du kannst ihr die Dinge freundlich erklären, aber du solltest nicht zu sehr daran hängen. Ob dies mit dir zusammenhängt oder nicht, es ist uns beiden begegnet, also lass uns diese Chance nicht verpassen, die der Meister uns gegeben hat.“

„Eigentlich hatten sie mich vor fast einer Woche schon gebeten, die Neuigkeiten von ihrem Projekt bei Minghui einzureichen, aber ich habe es nicht getan“, antwortete Kathy. „Obwohl es Gründe gibt, warum ich es nicht getan habe, sind es im Grunde genommen nur fadenscheinige Ausreden.“

In diesem Moment wurde mir klar, dass der Meister mir andeutete, dass es mir auch schwerfiel, pünktlich zu sein – zum Beispiel beim rechtzeitigen Aussenden der aufrichtigen Gedanken oder beim täglichen Praktizieren der Übungen.

Als ich erkannte, dass andere Praktizierende ein Spiegel für uns selbst sind, fühlte ich die Notwendigkeit, noch tiefer in mich hineinzuschauen, um zu sehen, ob es weitere menschliche Anschauungen gab, die ich loswerden sollte.

Die vier hauptsächlichen Anhaftungen erkennen 

Ich schaute bis spät in die Nacht nach innen und war wirklich erstaunt über das, was ich gefunden hatte. Ich sah, dass Tina sich weigerte, die Vorschläge anderer zu akzeptieren. Sie erlaubte anderen nicht, sie auf ihre Mängel hinzuweisen. Ich fragte mich: „Habe ich das gleiche Problem?“

Zum Beispiel, als ein Mitpraktizierender mir vorschlug, dass ich meinem Kind das Fa vor dem Schlafengehen vorlesen sollte. Obwohl ich dabei nicht nach außen schaute, verteidigte ich mich, als ich sagte: „Ihr wisst, die Lebenssituation ist bei jedem anders.“ Jetzt erkenne ich, dass auch ich nicht auf meine Mängel hingewiesen werden will.

Als ich Tina erzählen hörte, wie hart sie und Mary an dem Projekt gearbeitet hatten, dachte ich, dass sie sich selbst bestätigte. Jetzt erkenne ich, dass auch ich den Eigensinn habe, mich selbst zu bestätigen. Zum Beispiel erwähnte ich, dass es mich über 1.000 Yuan (ca. 126 Euro) [1] gekostet habe, die notwendigen Dokumente zu verschicken, um die inhaftierten Praktizierenden zu retten.

Als die Dinge reibungslos liefen, dachte ich, der Grund sei, weil ich ausreichend aufrichtige Gedanken hätte. Die Wahrheit ist, dass diese Dinge so sein sollten. Wenn die Dinge nicht reibungslos abliefen, beschwerte ich mich: „Ich habe so hart gearbeitet, dass ich nicht einmal Zeit hatte, etwas zu essen oder zu trinken!“ 

In Wirklichkeit wollte ich mit diesen Worten erreichen, dass jeder wusste, wie engagiert ich mich für Falun Dafa einsetzte. Bestätigte ich mich dabei nicht selbst?

Was auch immer wir tun, ist es das, was wir als ein Teilchen von Falun Dafa tun sollen. Es gibt keine Notwendigkeit, sich zu rühmen oder darüber zu reden. Der Meister weiß alles.

Als ich Tina sagen hörte, sie wolle nicht, dass andere von ihrem Projekt erfahren, dachte ich: „Es ist nur ein Projekt! Wovor hat sie Angst?“ Als ich nach innen schaute, erkannte ich, dass auch ich diese Anhaftung hatte.

Da keiner der Polizisten und nur wenige Praktizierende in meiner Gegend wissen, dass ich Falun Dafa praktiziere, sagte ich oft zu diesen Praktizierenden: „Bitte erwähnt meinen Namen nicht in Gegenwart anderer Praktizierenden.“ War das nicht deshalb, weil ich Angst hatte?

Ich bin dafür geeignet, die Freilassung der inhaftierten Praktizierenden zu fordern. Jedoch zögerte ich, weil ich mich um mein kleines Kind kümmern musste.

Erst vor kurzem entschied ich mich, mit der Familie eines Praktizierenden zur lokalen Polizeistation zu gehen. Als ich das Festhalten an Leben und Tod losließ, verschwand meine Angst vollständig.

Ich sage mir jetzt: „Egal, in welcher Meinungsverschiedenheit oder in welchem Konflikt ich mich befinde, wenn ich das Problem einer anderen Person sehe, sollte ich daran denken, mich selbst zu kultivieren. Vielleicht haben andere diese  oder jene Mängel nicht wirklich, vielleicht ist alles nur entstanden, weil ich diejenige bin, die eine Anhaftung hat, die beseitigt werden muss!“ 

Der Meister sagt:

„Lass mich dir eine Wahrheit sagen: Der gesamte Kultivierungsvorgang eines Menschen ist ein Vorgang, bei dem die Eigensinne des Menschen ständig beseitigt werden.“ (Li Hongzhi, Zhuan Falun 2012, S. 3)


[1] Falun Dafa ist ein spiritueller Kultivierungsweg, der vom kommunistischen Regime in China seit 1999 verfolgt wird.

[2] Das durchschnittliche Einkommen eines Arbeiters beträgt in den Städten Chinas monatlich umgerechnet etwa 300,- EUR kosten.